Imprägnier­mittel im Test

„Die meisten haben Fluorcarbone im Blut“

Imprägnier­mittel im Test - Regen – na und?

Jona Schulze ist Ökotoxikologe. Er arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Umwelt­bundes­amt in Dessau, das im Bild­hintergrund zu sehen ist. © Umweltbundesamt

Viele Alltags­produkte enthalten Fluorcarbone (PFAS). Warum sie dort nicht hingehören, sagt Ökotoxikologe Jona Schulze.

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Warum sind per- und poly­fluorierte Stoffe (PFAS) so verbreitet?

Die Stoffe sind sehr hitze- und druck­beständig, wasser- und fett­abweisend und halten aggressiven Chemikalien stand. Das ist praktisch etwa in der Auto­industrie, für Lösch­schäume der Feuerwehr und für viele Konsum­artikel wie Bratpfannen, Papp­becher, Funk­tions­kleidung, Kosmetika, Imprägnier- und Reinigungs­mittel.

Was ist das Problem an PFAS?

Weil die Stoffe so stabil sind, bleiben sie sehr lange in der Umwelt und reichern sich an. Die Belastung lässt sich kaum rück­gängig machen. Bestimmte Flourcarbone gelangen über das Trink­wasser und die Nahrungs­kette in Organismen. Die meisten von uns haben sie bereits im Blut.

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Geht von den Stoffen eine Gesund­heits­gefahr aus?

Das ist vielfach nicht erforscht. Die Gruppe umfasst mehrere Tausend Einzel­stoffe. Manche PFAS stehen im Verdacht, krebs­er­regend zu sein. Andere greifen in den Hormon­haushalt, Stoff­wechsel, die Fort­pflan­zung oder das Immun­system ein.

Kann man erkennen, ob ein Produkt PFAS enthält?

Das ist oft schwer möglich. Nur bei Kosmetika müssen die Inhalts­stoffe angegeben sein. Wörter wie Fluor oder Fluorcarbon weisen auf PFAS hin. Oder wenn ein Produkt als besonders stabil oder hitze­beständig beworben wird.

Verbraucher können die Substanzen also kaum umgehen. Sollte die EU die Stoff­gruppe verbieten?

Lang­fristig ja. Für viele Produkte gibt es auch vernünftige Alternativen. Bisher ist es mit PFAS wie ein Katz-und-Maus-Spiel: Die Europäische Chemikalien­agentur beschränkt einen Stoff, die Hersteller ersetzen ihn durch einen ähnlich schädlichen, bis auch dieser reguliert wird. Das Umwelt­bundes­amt hat deshalb zusammen mit anderen EU-Behörden einen Vorschlag zur Beschränkung der gesamten Stoff­gruppe einge­reicht.

Wie stehen die Chancen für ein PFAS-Verbot?

Wenn es gut läuft, treten die Beschränkungen für Konsumgüter wie Imprägnier­mittel 2025 in Kraft.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 18.12.2023 um 12:19 Uhr
    Produktauswahl

    @otm: Wir haben uns die Marktanteile der in diesem Segment stärksten Marken sowohl nach der Verkaufsmenge als auch nach realisierten Verkaufswerten angesehen und danach eine Auswahl getroffen. Damit möchten wir eine möglichst breite Verbraucherschicht ansprechen. Mit den uns zur Verfügung stehenden Kapazitäten war es leider nicht möglich, mehr Produkte im Test zu berücksichtigen.

  • otm am 16.12.2023 um 16:52 Uhr
    Produktauswahl

    In einer Antwort auf einen Nutzerkommentar schreiben Sie „marktrelevante Produkte“. Was bedeutet das, nach welchen Kriterien wurden die Produkte konkret ausgewählt? Wurden dabei auch für Imprägnier­mittel relevante Verkaufsstellen wie Outdoor-Shops oder Drogerien berücksichtigt?

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 20.09.2023 um 14:30 Uhr
    Das Qualitätsurteil

    @danielpandora: Unser Testurteil setzt sich aus mehreren Noten für verschiedene Prüfungen zusammen. Bei den Imprägniermitteln ist die Funktion - also der Schutz vor Wasser - das wichtigste Kriterium und geht mit 60 % ins Qualitätsurteil ein. Das Spray Imprägnol Universal 100 % PFC-frei hat die Note "gut" bei der Schmutzentfernbarkeit, ein "Befriedigend" bei der wasserabweisenden Wirkung und kommt bei der Funktion insgesamt auf die Note "Befriedigend (3,0)". Aufgrund guter Ergebnisse bei der Handhabung sowie bei Umwelt und Gesundheit ergibt sich rechnerisch die Gesamtnote "Gut 2,4". Ein "Befriedigend" bei der wasserabweisenden Wirkung bedeutet, dass der Nässeschutz gegeben ist - auch wenn andere Produkte hier noch besser abschnitten. Bei einer schlechten Note bei der Hauptfunktion wäre auch das Qualitätsurteil schlechter ausgefallen und wir hätten eventuell eine Abwertung eingesetzt.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 11.09.2023 um 13:37 Uhr
    Informationen zu Toco Eco Proof Textile

    @fresszettel: Bei der Auswahl der Testprodukte haben wir uns an den Angaben der Hersteller orientiert. Laut Toco-Anbieter-Webseite eignet sich das Produkt "für atmungsaktive und andere textile Gewebe". Im Test haben wir die wasserabweisende Wirkung auf verschiedenen Stoffen (aus Polyamid, Polyester und Lederfaserstoff) geprüft. Aus den genannten Stoffen können zum Beispiel Textilien, Zelte oder Taschen bestehen.
    Informationen zu unserem Vorgehen bei der Prüfung und Bewertung finden Sie unter "So haben wir getestet".

  • fresszettel am 07.09.2023 um 08:21 Uhr
    Ist "Toko Eco Proof Textile" wirklich universell?

    Guten Tag,
    Im Test erwähnen Sie: "Die Aerosol- und Pump­sprays im Test sind Universalmittel. Sie eignen sich für Kleidung und Schuhe, oft auch für Ruck­säcke, Taschen und Zelte."
    Das "Toko Eco Proof Textile" scheint nach Angaben des Herstellers nun wirklich für Kleidung spezialisiert zu sein. Für Schuhe und sogar Zelte scheint es separate Produkte on Toko zu geben.
    Schätzen Sie "Toko Eco Proof Textile" dennoch gleichermaßen für Schuhe und Zelte als gleichermaßen geeignet ein?
    Vielen Dank...