
Jona Schulze ist Ökotoxikologe. Er arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Umweltbundesamt in Dessau, das im Bildhintergrund zu sehen ist. © Umweltbundesamt
Viele Alltagsprodukte enthalten Fluorcarbone (PFAS). Warum sie dort nicht hingehören, sagt Ökotoxikologe Jona Schulze.
freischalten
Testergebnisse für 14 ImprägniermittelWarum sind per- und polyfluorierte Stoffe (PFAS) so verbreitet?
Die Stoffe sind sehr hitze- und druckbeständig, wasser- und fettabweisend und halten aggressiven Chemikalien stand. Das ist praktisch etwa in der Autoindustrie, für Löschschäume der Feuerwehr und für viele Konsumartikel wie Bratpfannen, Pappbecher, Funktionskleidung, Kosmetika, Imprägnier- und Reinigungsmittel.
Was ist das Problem an PFAS?
Weil die Stoffe so stabil sind, bleiben sie sehr lange in der Umwelt und reichern sich an. Die Belastung lässt sich kaum rückgängig machen. Bestimmte Flourcarbone gelangen über das Trinkwasser und die Nahrungskette in Organismen. Die meisten von uns haben sie bereits im Blut.
freischalten
Testergebnisse für 14 ImprägniermittelGeht von den Stoffen eine Gesundheitsgefahr aus?
Das ist vielfach nicht erforscht. Die Gruppe umfasst mehrere Tausend Einzelstoffe. Manche PFAS stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Andere greifen in den Hormonhaushalt, Stoffwechsel, die Fortpflanzung oder das Immunsystem ein.
Kann man erkennen, ob ein Produkt PFAS enthält?
Das ist oft schwer möglich. Nur bei Kosmetika müssen die Inhaltsstoffe angegeben sein. Wörter wie Fluor oder Fluorcarbon weisen auf PFAS hin. Oder wenn ein Produkt als besonders stabil oder hitzebeständig beworben wird.
Verbraucher können die Substanzen also kaum umgehen. Sollte die EU die Stoffgruppe verbieten?
Langfristig ja. Für viele Produkte gibt es auch vernünftige Alternativen. Bisher ist es mit PFAS wie ein Katz-und-Maus-Spiel: Die Europäische Chemikalienagentur beschränkt einen Stoff, die Hersteller ersetzen ihn durch einen ähnlich schädlichen, bis auch dieser reguliert wird. Das Umweltbundesamt hat deshalb zusammen mit anderen EU-Behörden einen Vorschlag zur Beschränkung der gesamten Stoffgruppe eingereicht.
Wie stehen die Chancen für ein PFAS-Verbot?
Wenn es gut läuft, treten die Beschränkungen für Konsumgüter wie Imprägniermittel 2025 in Kraft.
freischalten
Testergebnisse für 14 Imprägniermittel-
- Viele reden derzeit von PFAS. Was sind das für Chemikalien? Wie riskant sind sie? Lassen sie sich meiden? Und wie bewerten wir sie in unseren Tests? Unser Überblick.
-
- In wetterfester Kleidung steckt oft „Ewigkeitschemie“. Ein aktueller Test aus Tschechien zeigt: Zwei von drei Jacken sind PFAS-belastet. Aber es geht auch sauber.
-
- Berge und Wälder unter Schnee oder Raureif sind ein betörender Anblick. Doch das Wandern im Winter birgt einige Risiken. Mit diesen Tipps des Deutschen Alpenvereins...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@otm: Wir haben uns die Marktanteile der in diesem Segment stärksten Marken sowohl nach der Verkaufsmenge als auch nach realisierten Verkaufswerten angesehen und danach eine Auswahl getroffen. Damit möchten wir eine möglichst breite Verbraucherschicht ansprechen. Mit den uns zur Verfügung stehenden Kapazitäten war es leider nicht möglich, mehr Produkte im Test zu berücksichtigen.
In einer Antwort auf einen Nutzerkommentar schreiben Sie „marktrelevante Produkte“. Was bedeutet das, nach welchen Kriterien wurden die Produkte konkret ausgewählt? Wurden dabei auch für Imprägniermittel relevante Verkaufsstellen wie Outdoor-Shops oder Drogerien berücksichtigt?
@danielpandora: Unser Testurteil setzt sich aus mehreren Noten für verschiedene Prüfungen zusammen. Bei den Imprägniermitteln ist die Funktion - also der Schutz vor Wasser - das wichtigste Kriterium und geht mit 60 % ins Qualitätsurteil ein. Das Spray Imprägnol Universal 100 % PFC-frei hat die Note "gut" bei der Schmutzentfernbarkeit, ein "Befriedigend" bei der wasserabweisenden Wirkung und kommt bei der Funktion insgesamt auf die Note "Befriedigend (3,0)". Aufgrund guter Ergebnisse bei der Handhabung sowie bei Umwelt und Gesundheit ergibt sich rechnerisch die Gesamtnote "Gut 2,4". Ein "Befriedigend" bei der wasserabweisenden Wirkung bedeutet, dass der Nässeschutz gegeben ist - auch wenn andere Produkte hier noch besser abschnitten. Bei einer schlechten Note bei der Hauptfunktion wäre auch das Qualitätsurteil schlechter ausgefallen und wir hätten eventuell eine Abwertung eingesetzt.
@fresszettel: Bei der Auswahl der Testprodukte haben wir uns an den Angaben der Hersteller orientiert. Laut Toco-Anbieter-Webseite eignet sich das Produkt "für atmungsaktive und andere textile Gewebe". Im Test haben wir die wasserabweisende Wirkung auf verschiedenen Stoffen (aus Polyamid, Polyester und Lederfaserstoff) geprüft. Aus den genannten Stoffen können zum Beispiel Textilien, Zelte oder Taschen bestehen.
Informationen zu unserem Vorgehen bei der Prüfung und Bewertung finden Sie unter "So haben wir getestet".
Guten Tag,
Im Test erwähnen Sie: "Die Aerosol- und Pumpsprays im Test sind Universalmittel. Sie eignen sich für Kleidung und Schuhe, oft auch für Rucksäcke, Taschen und Zelte."
Das "Toko Eco Proof Textile" scheint nach Angaben des Herstellers nun wirklich für Kleidung spezialisiert zu sein. Für Schuhe und sogar Zelte scheint es separate Produkte on Toko zu geben.
Schätzen Sie "Toko Eco Proof Textile" dennoch gleichermaßen für Schuhe und Zelte als gleichermaßen geeignet ein?
Vielen Dank...