
Nachhaltig? Das ist bei Kleidung oft nicht klar zu erkennen. © Westend61 / Emma Innocenti
Viele Modefirmen, darunter Hunkemöller, werben mit nachhaltiger Kleidung. Umweltfreundlich ist die nicht unbedingt, zeigt die Verbraucherzentrale.
Irreführende Werbung mit Nachhaltigkeit
Kleidung zu produzieren, erfordert meist Unmengen an Wasser, Energie und Chemikalien. Immer mehr Menschen setzen daher auf grüne Mode. Doch die ist oft nicht leicht zu erkennen. Die Verbraucherzentrale (VZ) Rheinland-Pfalz hat nun drei Firmen wegen irreführender Werbung mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“ abgemahnt.
Unklar, was „nachhaltig“ sein soll
Hunkemöller, Peek & Cloppenburg Düsseldorf sowie Ulla Popken hatten in ihren Onlineshops Textilien wie T-Shirts, Pullover, Jogginghosen und Cardigans als nachhaltig beworben – ohne anzugeben, was sie umweltfreundlich macht. Ulla Popken nannte das Oeko-Tex-Standard-100-Siegel. Das zertifiziert schadstofffreie Kleidung, nicht aber, dass sie ressourcenschonend hergestellt wurde. „Das führt Kunden leicht in die Irre und sie kaufen Produkte mit falschen Vorstellungen“, sagt Jennifer Häußer, Rechtsexpertin der VZ Rheinland-Pfalz. „Beim Werben mit dem Begriff ‚Nachhaltigkeit‘ ist mehr Transparenz nötig.“
Keine Einigung mit Hunkemöller
Peek & Cloppenburg Düsseldorf und Ulla Popken haben reagiert und ihre Websites angepasst, Hunkemöller nicht. Die Verbraucherzentrale hat daher Klage eingereicht. Hunkemöller begründet die Werbung mit der Mitgliedschaft bei der Better Cotton Initiative (BCI). Das Sortiment der an ihr teilnehmenden Firmen soll mindestens zehn Prozent einigermaßen umweltfreundliche Baumwolle enthalten – den Bio-Standard erreicht sie nicht.
BCI-Siegel enttäuschte im Test
Im Textilsiegel-Vergleich der Stiftung Warentest lieferte die BCI keine Belege zur Herkunft der geprüften Kleidungsstücke. Das Siegel stellte die im Vergleich am wenigsten strengen Anforderungen. Auch Häußer gibt zu bedenken: „Es ist nicht klar, ob die nachhaltigere Baumwolle überhaupt in den beworbenen Produkten steckt, denn sie wird in der Lieferkette mit konventionell hergestellter Baumwolle gemischt.“
Ein Blick aufs Siegel hilft dennoch
Ein hilfreiches Siegel mit hohen Umweltanforderungen ist Global Organic Textile Standard (Gots). Es schnitt in unserem Textilsiegel-Vergleich am besten ab. Die Herkunft der Kleidungsstücke war gut belegt. Das Siegel umfasst alle Produktionsstufen, und die Kriterien gelten für die Herstellung eines jeden Textils.
Seit Ende 2019 gibt es außerdem den Grünen Knopf, eingeführt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Erfüllt ein Modeanbieter bereits die Kriterien eines Nachhaltigkeitssiegels wie Gots oder Fair Wear Foundation, kann er sich um den Grünen Knopf bewerben. Vergeben wird es an Firmen, die nicht nur ökologische, sondern auch soziale Standards einhalten – wie den Mindestlohn und ausreichenden Gesundheitsschutz für Beschäftigte. Zertifiziert wird dies durch externe Institute.
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