Grippeimpfung Wer vom Grippe­schutz profitiert

Grippeimpfung - Wer vom Grippe­schutz profitiert

Impfung gegen Grippe. Sie kann vor einem schweren Verlauf schützen. © picture alliance / dpa

Vor allem Risik­opersonen wird geraten, sich ab Oktober gegen Influenza impfen zu lassen – ältere Menschen möglichst mit hoch dosierten oder verstärkten Impf­stoffen.

Wem die Grippe-Impfung empfohlen wird

Jähr­lich im Herbst wird in Deutsch­land zur Grippeimpfung aufgerufen. Denn im Winter­halb­jahr haben Influenza-Viren Hoch­saison. Sie können schwere Atemwegs­erkrankungen verursachen, besonders bei Risiko­gruppen. Laut Angaben des deutschen Robert-Koch-Instituts verlief die letzte Grippewelle im vergangenen Winter vergleichs­weise schwer – mit vielen betroffenen Schul­kindern sowie einer hohen Zahl an Erkrankten, die in Kliniken behandelt werden mussten.

Um vorzubeugen, empfiehlt die Ständige Impf­kommis­sion (Stiko) am Robert-Koch-Institut gefähr­deten Menschen die Grippe­schutz­impfung, darunter:

  • Menschen ab einem Alter von 60 Jahren,
  • Werdenden Müttern – in der Regel ab dem zweiten Schwanger­schafts­drittel,
  • Erwachsenen, Jugend­lichen und Kindern ab sechs Monaten mit bestimmten chro­nischen Erkrankungen (wie Asthma, Diabetes, Immun­schwäche, Herz-Kreis­lauf-, Leber- oder Nieren­erkrankungen) oder einem sehr hohen Körpergewicht,
  • Bewohnenden und Mitarbeitenden von Alters- oder Pfle­geheimen,
  • Menschen mit hohem Risiko, sich selber oder andere anzu­stecken, etwa medizi­nischem Personal oder Personen in Einrichtungen mit umfang­reichem Publikums­verkehr,
  • Personen, die privat oder beruflich einen häufigen, regel­mäßigen und direkten Kontakt zu Tieren haben, die Vogelgrippe über­tragen könnten – namentlich etwa Geflügel, Wildvögel, Robben oder Schweine.

Krankenkassen erstatten die Kosten der Impfung

Wer zu den Risiko­gruppen zählt, kann sich üblicher­weise zulasten der Krankenkasse gegen Grippe impfen lassen. Viele Krankenkassen bieten ihren Versicherten die Grippeimpfung als Extra­leistung an. Details dazu finden Sie im großen Krankenkassenvergleich der Stiftung Warentest.

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Neue Empfehlung für Menschen mit Tier­kontakten

Neu ist Impf­empfehlung für Personen mit regel­mäßigem Kontakt zu Tieren wie Wildvögeln, Geflügel oder Schweinen. Das hängt mit der seit einigen Jahren grassierenden Vogelgrippe-Welle zusammen. Die Grippeimpfung schützt zwar laut Stiko nicht direkt vor der Vogelgrippe, soll aber Doppel­infektionen mit menschlichen und tierischen Viren und damit der Entstehung neuartiger gefähr­licher Erreger vorbeugen.

Möglich ist sie etwa über betriebliche Impf­programme in Nutztier­betrieben, Zoos oder Tier­heimen – oder auf anderen üblichen Wegen wie bei Haus­ärzten oder -ärztinnen. Eine Grippeimpfung für Menschen mit Kontakt zu Kühen empfiehlt die Stiko derzeit nicht. Zwar sei es in den USA zu Infektionen unter Kühen gekommen, doch in Deutsch­land gebe es trotz intensiver Testung keine entsprechenden Nach­weise.

Ab Herbst an den Piks denken

Die beste Zeit für die Impfung ist der Zeitraum Oktober bis Mitte Dezember, schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinen Fragen und Antworten zum Thema. Nach dem Piks dauert es demnach noch etwa 10 bis 14 Tage, bis der Impf­schutz voll­ständig aufgebaut ist. Üblicher­weise rollt die Grippewelle ab Januar richtig an.

Doch wer den optimalen Zeit­punkt verpasst, kann auch noch von einer Impfung später im Winter profitieren. Es sei nie genau vorherzusagen, wie lange eine Influenzawelle andauern wird, schreibt das RKI.

Tipp: Neben Ärztinnen und Ärzten können auch Apotheken die Grippe­schutz­impfung und die Impfung gegen Covid-19 als Regel­leistung durch­führen.

Gleich­zeitig Impfung gegen Covid-19 möglich

Ähnlichen Risiko­gruppen, die sich gegen Grippe impfen lassen sollten, empfiehlt die Stiko jähr­lich im Herbst auch eine Auffrischungsimpfung gegen Covid-19, darunter:

  • Personen ab einem Alter von 60 Jahren,
  • Bewohnenden von Pfle­geeinrichtungen,
  • Personal von medizi­nischen und Pfle­geeinrichtungen,
  • Erwachsenen, Jugend­lichen und Kindern ab sechs Monaten mit Risiko­faktoren für schwere Infektions­verläufe wie Diabetes, Immun­schwäche, Atemwegs-, Herz-Kreis­lauf-, Leber-, Nieren- oder Krebs­erkrankungen, Erkrankungen des zentralen Nerven­systems, Trisomie 21 oder Adipositas (sehr hohes Körpergewicht).

Wer von diesen Personen im laufenden Jahr eine Corona-Infektion hatte, braucht laut Stiko vermutlich diesen Herbst keine Auffrischungs­impfung – am besten individuell etwa mit der Haus­ärztin besprechen. Prinzipiell ist die Impfung gegen Covid-19 und Grippe beim selben Termin möglich.

Infos für Kinder und zu Impf­stoffen

Die Stiko empfiehlt die Grippe-Impfung lediglich Kindern ab einem Alter von sechs Monaten, die infolge einer Grund­erkrankung besonders gefährdet sind – gesunden Kindern und Jugend­lichen hingegen nicht. Begründung: Bei ihnen verläuft eine Influenza-Erkrankung in der Regel ohne schwerwiegende Komplikationen.

Kinder­ärzte wünschen Impf­empfehlung für alle Kinder

Der Berufs­verband der Kinder- und Jugend­ärzt*innen (BVKJ) argumentiert dagegen, dass Kinder eine Schlüssel­rolle bei der Verbreitung der Influenza haben, insbesondere in den Kinder­tages­stätten und Schulen. Während der Corona-Pandemie konnten Kinder und Jugend­liche geimpft werden, wenn Familien dies wollten. Die gesetzlichen Kranken­versicherungen über­nahmen die Kosten, auch wenn keine chro­nische Grund­erkrankung vorlag. „Mindestens eine Rück­kehr zu dieser Empfehlung würden wir uns wünschen“, sagt Dr. Tanja Brunnert, Bundes­presse­sprecherin des BVKJ, gegen­über Stiftung Warentest.

Die Impfung der Kinder würde laut BVKJ auch Säuglinge unter sechs Monaten schützen, die noch nicht selbst geimpft werden können und besonders gefährdet seien. Außerdem ließen sich die Fall­zahlen in der Allgemeinbevölkerung durch Unter­brechung der Infektions­ketten verringern. Insgesamt sei die Impf­quote für die Influenza-Impfung deutsch­land­weit zu nied­rig.

Nasen­spray-Impfung für Kinder ab zwei Jahren möglich

Speziell für Kinder ab zwei Jahre und Jugend­liche bis einschließ­lich 17 Jahre ist die Grippeimpfung mit einem Nasen­spray zugelassen. Es enthält abge­schwächte, lebende Viren­stämme, die ähnlich wie bei den Spritz­impf­stoffen auf die aktuelle Saison angepasst sind.

Das Spray soll laut Stiko vorrangig verwendet werden, wenn Gründe gegen die Impfung per Piks sprechen – etwa wenn Kinder eine Gerinnungs­störung oder Angst vor Spritzen haben. Für Erwachsene ist das Nasen­spray in Deutsch­land nicht zugelassen.

Impf­stoff-Zusammenset­zung jähr­lich neu fest­gelegt

Grippeviren sind enorm wandlungs­fähig. Daher prüft die Welt­gesund­heits­organisation WHO jedes Jahr, welche Stämme vermutlich in der nächsten Saison zirkulieren, und gibt entsprechende Empfehlungen für die Herstellung der Impf­stoffe, die dann in verschiedenen Varianten zur Verfügung stehen. Bei den meisten handelt es sich um sogenannte Tot- oder Spalt­impf­stoffe mit Bestand­teilen von Influenza-Viren, die gespritzt werden.

Spezielle Impf­stoffe für Menschen ab 60 Jahre

Menschen ab 60 Jahre sollen laut Stiko-Empfehlung möglichst einen hoch­dosierten oder verstärkten Grippeimpf­stoff wie das Präparat Efluelda oder Fluad bekommen. Sie enthalten dieselben Viren-Bestand­teile wie andere Grippe-Impf­stoffe zum Spritzen – aber deutlich höher dosiert oder durch einen Hilfs­stoff, ein sogenanntes Adjuvans, verstärkt. Beides soll das Immun­system, das üblicher­weise mit zunehmendem Lebens­alter nach­lässt, besser anregen.

Studien bescheinigen beiden Varianten eine gering­fügig bessere Schutz­wirkung. Sind sie nicht anwend­bar oder verfügbar, ist auch eine Impfung mit einem anderen Grippeimpf­stoff für Erwachsene sinn­voll.

Leichte Neben­wirkungen möglich

In der Regel sind Grippeimpf­stoffe gut verträglich. Gelegentlich treten Allgemeinsymptome wie bei einer Erkältung auf, etwa Fieber, Müdig­keit oder Glieder­schmerzen, die meist inner­halb von ein bis zwei Tagen abklingen. Bei Grippe-Impf­stoffen zum Spritzen kann es zudem vorüber­gehend zu leichten Schmerzen, Rötungen und Schwel­lungen an der Injektions­stelle kommen – eine typische Reaktion bei Impfungen.

Behand­lung der Grippe

Bei Verdacht auf Grippe sollten Betroffene unbe­dingt zu ihrem Arzt oder ihrer Ärztin gehen, um Komplikationen auszuschließen und eine Krank­schreibung zu bekommen. Das schützt andere vor Anste­ckung und hilft den Betroffenen, sich zu schonen und zu erholen.

Bei einer Grippe treten Krank­heits­symptome wie Schnupfen, Halsweh, Fieber und Husten auf, die auch für Erkältungen typisch sind. Dagegen helfen die gleichen Tipps und Medikamente (mehr dazu im Special Helfer gegen Husten, Schnupfen, Fieber). Teils werden auch rezept­pflichtige Mittel gegen Grippeviren verordnet.

Antibiotika helfen nicht gegen Grippeviren

Einige Menschen glauben, dass Antibiotika gegen Grippe helfen könnten. Aber das stimmt so nicht. Antibiotika wirken gegen Bakterien und nicht gegen Viren, die eine Grippe auslösen. Die Mittel nützen höchs­tens, wenn sich zusätzlich zur Virus­infektion noch Bakterien in den Atemwegen ausgebreitet haben.

Tipp: Lesen Sie mehr dazu in unserem Special 7 Mythen über Antibiotika.

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Kommentarliste

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  • Thorsten.Maverick am 28.02.2025 um 15:20 Uhr
    Studien?

    Es gibt schlicht keine doppelblinden, randomisierten Studien gegen Placebo, die eine Reduktion der Sterblichkeit zeigen. Man wird durch wiederholte Impfung lediglich toleranter gegenüber dem Virus. So funktioniert die Desensibilisierung bei Allergien auch. Ein hoher Vitamin D-Spiegel bringt sehr viel mehr.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 07.10.2020 um 10:47 Uhr
    Impfung mit Nasenspray

    @JFL: Die Aussage Ihres Kinderarztes deckt sich nicht mit den Aussagen der Ständigen Impf-Kommission des RKI: Sie hält sowohl die Spritze als auch das Nasenspray gegen Grippe für gleichwertig und gibt keiner Variante den Vorzug (siehe hier, Frage "Was ist bei dem Influenza-Lebendimpfstoff (LAIV, Nasenspray) zu beachten?" https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/faq_ges.html
    In den vergangenen Wochen haben sich mehrere Vertreter der Kinder- und Jugendarzt-Verbände FÜR die diesjährige Grippeimpfung bei Kindern ausgesprochen, weil diese zu den Hauptüberträgern des Virus zählen, ihn in Gemeinschaftseinrichtungen schnell weitergeben und lange ansteckend sein können. Für die Verordnung des Nasensprays muss der Arzt allerdings Gründe sehen wie etwa eine Spritzenphobie, Gerinnungsstörungen oder dass das Kind gesundheitlich stärker gefährdet ist. Auch ein Anruf bei der Krankenkasse zwecks Kostenübernahme kann Klärung bringen, da das Nasenspray teurer ist als die klassische Spritze. Kurzum: Es bedarf diese Saison besonders engagierter Eltern, um gute individuelle Lösungen zu finden. (nm/cr)

  • JFL am 05.10.2020 um 18:29 Uhr
    Impfung mit Nasenspray

    Hallo,
    ich wollte die Impfung mit Nasenspray nutzen, aber der Kinderarzt sagt, diese wirke nicht. Nach seiner Aussage habe sich sogar der Fachverband der Kinder- und Jugendärzte dagegen ausgesprochen. Nach Auskunft der Apotheke darf die Impfung mit Nasenspray nur "unter besonderen Bedingungen" verordnet werden.
    Daher wundere ich mich, wie Stiftung Warentest zu der Empfehlung kommt, auch die Impfung mit Nasenspray zu empfehlen.
    Viele Grüße

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 05.10.2020 um 10:52 Uhr
    Impfung über 60, Experten, Methodik

    @surfcut:Bereits seit 2012 veröffentlicht die Stiftung Warentest regelmäßig Einschätzungen zu Impfungen, die durch einen Expertenkreis entwickelt werden. Nähere Informationen zu den Experten und der genutzten Methodik finden Sie unter dem Link "so sind wir vorgegangen". Dort können Sie auch ein kostenfreies PDF mit einer ausführlichen Methodenbeschreibung herunterladen.
    Mit dem Start unserer Impfveröffentlichungen haben wir von Anbeginn eine andere Impfstrategie bezüglich der Grippeimpfung vorgeschlagen – nämlich alle Kinder und Jugendlichen statt der gesunden über 60-Jährigen standardmäßig zu impfen, die aufgrund ihrer guten Immunantwort nicht nur selbst geschützt würden, sondern wesentlich zum Schutz von Ungeimpften und Risikogruppen beitragen könnten. Solange jedoch diese vorgeschlagene Impfstrategie nicht ihren Niederschlag in der Realität findet, raten wir natürlich nicht grundsätzlich von der Impfung ab – sondern empfehlen auch den über 60-Jährigen, für die die Ständige Impfkommission generell eine Standardimpfung empfiehlt, die Inanspruchnahme einer Grippeimpfung mit ihrem Arzt zu besprechen und individuell abzuwägen (siehe unsere Tabelle oben). Darüber hinaus befürworten wir grundsätzlich auch innerbetriebliche Impfprogramme, wenn eine hohe Durchimpfung erreicht werden kann (siehe ebenso Tabelle). Wo viele Menschen zusammenkommen, verbreiten sich Viren leicht.
    Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und angesichts der Tatsache, dass nicht für alle Menschen in Deutschland eine Grippeimpfung zur Verfügung stehen wird, rät unser Expertenkreis aktuell insbesondere gefährdeten Personengruppen zu einer Impfung. (ka/bp)

  • surfcut am 04.10.2020 um 18:25 Uhr
    Schleierhaft

    ...ist mir, warum die Stiftung Warentest hier generell von einer Impfung älterer gesunder zugunsten der Impfung von Kindern abrät entgegen der Impfempfehlung der STIKO und des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn, der kürzlich noch dazu aufrief, möglichst viele sollten sich impfen lassen, am besten alle. Wer hat denn nun Experten? Die Stiftung Warentest etwa? Und wer sind diese Experten? Ärzte oder Journalisten? Alles SEHR schleierhaft und der Verbraucher bleibt ratlos zurück!