Im Durchschnitt „schlafen“ Fernseher 20 Stunden täglich im stromsparenden Standby. Ob sie in dieser Zeit vom Nutzer unerkannt Strom ziehen, haben wir exemplarisch geprüft – und beobachteten Wachphasen mit bis zu 50 Watt Leistungsaufnahme.
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Testergebnisse für 468 FernseherSchlappe 0,5 Watt, Strom für rund 1,70 Euro jährlich, erlauben die Anforderungen der EU an die umweltgerechte Gestaltung von Fernsehern im Standby. Dafür muss aber nicht einmal ein Empfänger installiert sein. Wir dagegen maßen exemplarisch bei fünf Topmodellen aus dem Jahr 2017 die Leistungsaufnahme im Standby, jede Sekunde einmal, über 24 Stunden und vor allem praxisnah nach einer „vollständigen Installation“. Dafür richteten wir Kabeltuner und WLan ein, schlossen einen Blu-ray-Spieler an und aktivierten oder installierten Apps für YouTube und Netflix. Das erhöhte den Standbyverbrauch des Philips gar nicht – er war mit 0,72 Watt aber höher als beispielsweise der des LG (0,3 Watt). Der „REM-Schlaf“ des Sony dagegen – Gehirn wach, aber nichts rührt sich – erhöht den Standbyverbrauch auf 2,4 Watt. Dem Geldbeutel schaden die höheren Stromkosten von rund 3 Euro jährlich wahrscheinlich weniger als der um etwa 10 Kilowattstunden höhere Jahresstromverbrauch der Umwelt.
Von wegen Ruhezustand: TV lauert auf Einschaltsignale
Von Anbietern hörten wir, dass Fernsehgeräte in Ruhephasen nach Updates suchen oder Einbrenneffekte etwa von immer an der gleichen Stelle eingeblendeten Senderlogos ausmerzen könnten. Deshalb erscheint das Trennen der Fernseher vom Stromnetz allenfalls während längerer Abwesenheit sinnvoll, etwa im Jahresurlaub. Eine für den erhöhten Stromverbrauch verantwortliche Funktion ist meist „Wake on Lan“ (WoL, zu deutsch etwa: aufwecken übers Netz): Nach einer vollständigen Installation horchen Fernseher permanent auf Einschaltsignale. Diese kommen vom Smartphone oder aus dem Heimnetzwerk – etwa vom Computer, der ein Streaming-Video über den Fernseher wiedergeben soll. Die Komfortfunktion WoL können Nutzer meist abschalten. Das spart je nach Marke unterschiedlich viel. Wir haben es geprüft.
LG OLED55C7V: Moderater Mehrverbrauch nach vollständiger Installation
Der LG-Fernseher aktivierte „Wake on Lan“, WoL, bei Installation der YouTube-App automatisch, wies allgemein darauf hin, dass sich dies womöglich auf den Stromverbrauch auswirke und die Nutzer diese Funktion deaktivieren könnten. Damit würden sie unserer Messung nach rund 25 Cent pro Jahr sparen: Bei vollständiger Installation ermittelten wir knapp 0,9 Kilowattstunden* Mehrverbrauch pro Jahr im Vergleich zur minimalen Installation (Werkszustand ohne Internet, aber Kabeltuner aktiviert und Fernsehkabel angeschlossen). Der Anstieg des Standby-Verbrauchs resultiert aus den Lastspitzen bis zu 1,22 Watt vor allem in einem Zeitslot etwa acht Stunden nach Umschalten in Standby (durchschnittlicher Standby-Verbrauch: 0,3 Watt). Bei minimaler Installation überstiegen die kurzen Lastspitzen kaum die 0,5-Watt-Marke. Im Durchschnitt kam der LG dann auf 0,18 Watt im Standby.
* Korrigiert am 1.11.2024
Panasonic TX-55EZW954: Verbrauch nur unwesentlich höher
Dieser Panasonic aktivierte WoL bei der ersten Nutzung der YouTube-App automatisch, informierte vage über den dadurch möglicherweise erhöhten Stromverbrauch und präzise darüber, wie Nutzer diese Komfortfunktion abschalten können. Bei vollständiger Installation stieg der Standby-Verbrauch um etwas mehr als eine Kilowattstunde* pro Jahr (etwa 29 Cent). Neben dem über die gesamte Zeit leicht erhöhten Standbyverbrauch traten etwa 15 beziehungsweise 20 Stunden nach Umschalten in den Standby-Modus zwei kurze Lastspitzen bis zu 2,1 Watt auf. Bei minimaler Installation ging keine Lastspitze über 1,5 Watt. Insgesamt stieg der durchschnittlichen Standby-Verbrauch von 0,36 auf 0,5 Watt.
* Korrigiert am 1.11.2024
Philips 55PUS6482: Wird morgens ziemlich wach
Dieser Philips-Fernseher bietet keinen „Schalter“ für WoL und änderte nicht den Verbrauch nach Aktivierung des WLan (Netzwerkinstallation). Unabhängig von der Installationsart stieg der Stromverbrauch zweimal auf 10 bis 12 Watt: um 5 Uhr für rund 40 Minuten und um 7 Uhr für 20 Minuten. Unsere Prüfer vermuten, dass der Fernseher sich hierbei einschaltet und dunklem Bild nach Updates sucht. In beiden Szenarien ermittelten wir einen durchschnittlichen Standbyverbrauch von 0,72 Watt. In beiden Szenarien ermittelten wir einen durchschnittlichen Standbyverbrauch von 0,72 Watt.
Samsung QE55Q8CAMT: Standby-Verbrauch mehr als verdreifacht
Der Samsung während der Netzwerkinstallation nicht WoL. Einen Hinweis auf dadurch erhöhten Stromverbrauch und dagegen wirkende Abschaltmöglichkeiten gab er nicht, obwohl das hilfreich wäre: Die Anzahl der schon bei minimaler Installation für den Samsung charakteristischen Leistungsspitzen von rund vier Watt stieg bei vollständiger Installation deutlich und trieb den Standby-Verbrauch auf 0,94 Watt statt 0,27 Watt bei minimaler Installation. Der Mehrverbrauch beläuft sich auf fast 5 Kilowattstunden jährlich (knapp 1,40 Euro). Eine Erklärung für die vermehrten Aktivitäten nach einer Netzwerkinstallation fanden wir nicht.
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Testergebnisse für 468 FernseherSony KD-55A1: Schläft schlecht ein, wacht öfter auf
Dieser Sony überraschte uns. Bei minimaler Installation zog er nach dem Abschalten (Standby) für eine geschlagene Stunde mehr als 20 Watt. Nur drei Stunden später schnellte die Leistungsaufnahme 5 Minuten lang sogar auf fast 50 Watt. Positiv: Bei vollständiger Installation aktivierte dieser Sony nicht die Funktion WoL. Er wies die Nutzer auf diese Option hin, allerdings ohne Hinweis auf den dann höheren Standbyverbrauch. Der stieg von 1,05 auf 2,4 Watt, weil die für dieses Gerät üblichen 20-Watt-Leistungsspitzen nun nicht mehr etwa halbstündlich, sondern alle 5 Minuten auftraten. Zwar entfiel infolge der vollständigen Installation der hohe Verbrauch in der ersten Stunde nach dem Abschalten, doch insgesamt ermittelten wir einen Mehrverbrauch von fast zehn Kilowattstunden pro Jahr (knapp 2,80 Euro).
Standardtest für die Datenbank vs. Langzeitbeobachtung
Damit die jährlich mehr als 100 Fernsehgerätetests bezahlbar und das Ergebnis vergleichbar bleibt, prüfen wir den Standby-Verbrauch prinzipiell nach den Anforderungen der EU. Die Leistungsaufnahme in Betrieb dagegen ermitteln wir mit praxisnahen Bildeinstellungen. Unser Kalkül: Der hohe Verbrauch beim Fernsehgucken wirkt sich stärker auf den Jahresstromverbrauch aus und sollte genauer ermittelt werden als der per se niedrige Standby-Verbrauch. Unterm Strich glichen sich die realitätsferne Vorgabe zum Ermitteln des Standbyverbrauchs und die praxisnahe Ermittlung der Leistungsaufnahme beim Panasonic ganz und bei LG, Philips und Samsung zumindest beinahe aus. Sony zog im realitätsnah ermittelten Standbyverbrauch deutlich mehr Strom, was den Jahresstromverbrauch um knapp 10 Prozent erhöht.
Fazit
Wer auf den Komfort des automatischen Anschalten des Fernsehers beim Start einer Smartphone-App verzichten kann, sollte die Funktion WoL deaktivieren – falls der Fernseher diesen „Schalter“ bietet – und beim Sony gar nicht erst aktivieren. Ein Fingertipp auf die Starttaste der TV-Fernbedienung bewirkt das Gleiche und schont die Umwelt. Ein Blick auf die absoluten Verbrauchswerte und Kosten relativiert aber das Ergebnis: Sony stieg nach vollständiger Installation zwar kräftig um fast 14 kWh auf 156 kWh Jahresstromverbrauch, doch so viel brauchte der Panasonic schon bei minimaler Installation. Samsung steuerte das insgesamt verbrauchsgünstigste Modell bei: Bei 20 Stunden Standby und 4 Stunden Fernsehen täglich kam er trotz der rund 5 kWh im Standby auf insgesamt nur 109 kWh im Jahr.
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Die ohne Extrakosten sehr guten öffentlich rechtlichen Sender gibt es in Full-HD (1920x1080) nur über DVB-T2 Antenne. Oft reicht eine kleine Zimmer Stabantenne. Über ASTRA kommt nur Mini-HD in 1280x720 (HD-Ready). Ab 43" sieht man den Unterschied deutlich. Einige wenige ausgewählte Dokus sind übers Internet in UHD verfühbar.
@monogram: Das Gerät mit dieser Bezeichnung kam im Frühjar 2024 auf den Markt und wir haben die Testergebnisse im Oktober gebracht. Aktuell geben wir einen mittleren Preis von € 849 an, aber es gibt auch günstigere Angebote. Bei den Testergebnissen dieses Gerät in der Einzelansicht finden Sie ganz unten auch die Preishistorie.
Ich denke, das Modelljahr bezieht sich auf das Betriebssystem. Lohnen sich mehr als 400 € Aufpreis, wenn man 25er statt 23er nimmt. Letzteres war ja schließlich die von test beurteilte Version.
@Stiftung_Warentest,
schade, dass es nicht reinpasst, ich denke in der heutigen Zeit, wo viele Anbieter ein HDR System / 3D Sound anbieten, wäre es trotzdem gut zu wissen.
Vielleicht wird es in einem der nächsten Tests möglich sein.
Moin,
im aktuellen Heft04 wird auf Seite 31 u.a. ausgeführt, das bei AmazonFire und Samsung Tizen ein Kontozwang besteht.
Was jedoch nicht erwähnt wird ist, dass das auch für alle LG TV gilt.
Das steht ausführlich im folgenden Link unter FAQ 151:
https://de.lgappstv.com/main/integrated/search
Zitat: "Bei WebOS-Modellen mit dem Baujahr 2020 und früher war die App-Installation ohne Einloggen möglich, aber bei Modellen mit Baujahr 2021-2024 (webOS6.0 - webOS24) ist sie gemäß den geänderten Mitgliedschaftsregeln nach dem Einloggen möglich."
Ohne Konto lassen sich nichtmal die vorhandenen Apps verschieben, geschweige denn neue installieren. Das ist gelinde gesagt einfach nur ätzend, dass so die Sehgewohnheiten abgegriffen werden. Auch wenn sich einige "Phone Home" Funktionen abschalten lassen.
Leider kann man sich heute fast nirgendwo mehr gegen sowas wehren.
Die Redaktion von Stiftung Warentest möchte doch diesen Sachverhalt in ihrem nächsten Heft thematisieren. Danke!
Ein treuer Leser