Fernseher im Test

Standby: Aus ist aus?

Datum:
  • Journalistische Leitung: Georg Dahm
  • Testleitung: Jenny Braune
  • Produkt­auswahl: Philipp Damm­schneider
  • Leitung Faktencheck: Dr. Claudia Behrens

Im Durch­schnitt „schlafen“ Fernseher 20 Stunden täglich im stromsparenden Standby. Ob sie in dieser Zeit vom Nutzer unerkannt Strom ziehen, haben wir exemplarisch geprüft – und beob­achteten Wach­phasen mit bis zu 50 Watt Leistungs­aufnahme.

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Schlappe 0,5 Watt, Strom für rund 1,70 Euro jähr­lich, erlauben die Anforderungen der EU an die umwelt­gerechte Gestaltung von Fernsehern im Standby. Dafür muss aber nicht einmal ein Empfänger installiert sein. Wir dagegen maßen exemplarisch bei fünf Topmodellen aus dem Jahr 2017 die Leistungs­aufnahme im Standby, jede Sekunde einmal, über 24 Stunden und vor allem praxis­nah nach einer „voll­ständigen Installation“. Dafür richteten wir Kabeltuner und WLan ein, schlossen einen Blu-ray-Spieler an und akti­vierten oder installierten Apps für YouTube und Netflix. Das erhöhte den Standby­verbrauch des Philips gar nicht – er war mit 0,72 Watt aber höher als beispiels­weise der des LG (0,3 Watt). Der „REM-Schlaf“ des Sony dagegen – Gehirn wach, aber nichts rührt sich – erhöht den Standby­verbrauch auf 2,4 Watt. Dem Geldbeutel schaden die höheren Strom­kosten von rund 3 Euro jähr­lich wahr­scheinlich weniger als der um etwa 10 Kilowatt­stunden höhere Jahres­strom­verbrauch der Umwelt.

Von wegen Ruhe­zustand: TV lauert auf Einschalt­signale

Von Anbietern hörten wir, dass Fernsehgeräte in Ruhephasen nach Updates suchen oder Einbrenn­effekte etwa von immer an der gleichen Stelle einge­blendeten Senderlogos ausmerzen könnten. Deshalb erscheint das Trennen der Fernseher vom Stromnetz allenfalls während längerer Abwesenheit sinn­voll, etwa im Jahres­urlaub. Eine für den erhöhten Strom­verbrauch verantwort­liche Funk­tion ist meist „Wake on Lan“ (WoL, zu deutsch etwa: aufwecken übers Netz): Nach einer voll­ständigen Installation horchen Fernseher permanent auf Einschalt­signale. Diese kommen vom Smartphone oder aus dem Heimnetz­werk – etwa vom Computer, der ein Streaming-Video über den Fernseher wiedergeben soll. Die Komfort­funk­tion WoL können Nutzer meist abschalten. Das spart je nach Marke unterschiedlich viel. Wir haben es geprüft.

LG OLED55C7V: Moderater Mehr­verbrauch nach voll­ständiger Installation

Der LG-Fernseher akti­vierte „Wake on Lan“, WoL, bei Installation der YouTube-App auto­matisch, wies allgemein darauf hin, dass sich dies womöglich auf den Strom­verbrauch auswirke und die Nutzer diese Funk­tion deaktivieren könnten. Damit würden sie unserer Messung nach rund 25 Cent pro Jahr sparen: Bei voll­ständiger Installation ermittelten wir knapp 0,9 Kilowatt­stunden* Mehr­verbrauch pro Jahr im Vergleich zur minimalen Installation (Werk­szustand ohne Internet, aber Kabeltuner akti­viert und Fernseh­kabel ange­schlossen). Der Anstieg des Standby-Verbrauchs resultiert aus den Last­spitzen bis zu 1,22 Watt vor allem in einem Zeit­slot etwa acht Stunden nach Umschalten in Standby (durch­schnitt­licher Standby-Verbrauch: 0,3 Watt). Bei minimaler Installation über­stiegen die kurzen Last­spitzen kaum die 0,5-Watt-Marke. Im Durch­schnitt kam der LG dann auf 0,18 Watt im Standby.

* Korrigiert am 1.11.2024

Panasonic TX-55EZW954: Verbrauch nur unwesentlich höher

Dieser Panasonic akti­vierte WoL bei der ersten Nutzung der YouTube-App auto­matisch, informierte vage über den dadurch möglicher­weise erhöhten Strom­verbrauch und präzise darüber, wie Nutzer diese Komfort­funk­tion abschalten können. Bei voll­ständiger Installation stieg der Standby-Verbrauch um etwas mehr als eine Kilowatt­stunde* pro Jahr (etwa 29 Cent). Neben dem über die gesamte Zeit leicht erhöhten Standby­verbrauch traten etwa 15 beziehungs­weise 20 Stunden nach Umschalten in den Standby-Modus zwei kurze Last­spitzen bis zu 2,1 Watt auf. Bei minimaler Installation ging keine Last­spitze über 1,5 Watt. Insgesamt stieg der durch­schnitt­lichen Standby-Verbrauch von 0,36 auf 0,5 Watt.

* Korrigiert am 1.11.2024

Philips 55PUS6482: Wird morgens ziemlich wach

Dieser Philips-Fernseher bietet keinen „Schalter“ für WoL und änderte nicht den Verbrauch nach Akti­vierung des WLan (Netz­werk­installation). Unabhängig von der Installations­art stieg der Strom­verbrauch zweimal auf 10 bis 12 Watt: um 5 Uhr für rund 40 Minuten und um 7 Uhr für 20 Minuten. Unsere Prüfer vermuten, dass der Fernseher sich hierbei einschaltet und dunklem Bild nach Updates sucht. In beiden Szenarien ermittelten wir einen durch­schnitt­lichen Standby­verbrauch von 0,72 Watt. In beiden Szenarien ermittelten wir einen durch­schnitt­lichen Standby­verbrauch von 0,72 Watt.

Samsung QE55Q8CAMT: Standby-Verbrauch mehr als verdreifacht

Der Samsung während der Netz­werk­installation nicht WoL. Einen Hinweis auf dadurch erhöhten Strom­verbrauch und dagegen wirkende Abschalt­möglich­keiten gab er nicht, obwohl das hilf­reich wäre: Die Anzahl der schon bei minimaler Installation für den Samsung charakteristischen Leistungs­spitzen von rund vier Watt stieg bei voll­ständiger Installation deutlich und trieb den Standby-Verbrauch auf 0,94 Watt statt 0,27 Watt bei minimaler Installation. Der Mehr­verbrauch beläuft sich auf fast 5 Kilowatt­stunden jähr­lich (knapp 1,40 Euro). Eine Erklärung für die vermehrten Aktivitäten nach einer Netz­werk­installation fanden wir nicht.

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Sony KD-55A1: Schläft schlecht ein, wacht öfter auf

Dieser Sony über­raschte uns. Bei minimaler Installation zog er nach dem Abschalten (Standby) für eine geschlagene Stunde mehr als 20 Watt. Nur drei Stunden später schnellte die Leistungs­aufnahme 5 Minuten lang sogar auf fast 50 Watt. Positiv: Bei voll­ständiger Installation akti­vierte dieser Sony nicht die Funk­tion WoL. Er wies die Nutzer auf diese Option hin, allerdings ohne Hinweis auf den dann höheren Standby­verbrauch. Der stieg von 1,05 auf 2,4 Watt, weil die für dieses Gerät üblichen 20-Watt-Leistungs­spitzen nun nicht mehr etwa halb­stündlich, sondern alle 5 Minuten auftraten. Zwar entfiel infolge der voll­ständigen Installation der hohe Verbrauch in der ersten Stunde nach dem Abschalten, doch insgesamt ermittelten wir einen Mehr­verbrauch von fast zehn Kilowatt­stunden pro Jahr (knapp 2,80 Euro).

Stan­dard­test für die Daten­bank vs. Lang­zeit­beob­achtung

Damit die jähr­lich mehr als 100 Fernsehgerätetests bezahl­bar und das Ergebnis vergleich­bar bleibt, prüfen wir den Standby-Verbrauch prinzipiell nach den Anforderungen der EU. Die Leistungs­aufnahme in Betrieb dagegen ermitteln wir mit praxis­nahen Bild­einstel­lungen. Unser Kalkül: Der hohe Verbrauch beim Fernsehgu­cken wirkt sich stärker auf den Jahres­strom­verbrauch aus und sollte genauer ermittelt werden als der per se nied­rige Standby-Verbrauch. Unterm Strich glichen sich die realitäts­ferne Vorgabe zum Ermitteln des Standby­verbrauchs und die praxis­nahe Ermitt­lung der Leistungs­aufnahme beim Panasonic ganz und bei LG, Philips und Samsung zumindest beinahe aus. Sony zog im realitäts­nah ermittelten Standby­verbrauch deutlich mehr Strom, was den Jahres­strom­verbrauch um knapp 10 Prozent erhöht.

Fazit

Wer auf den Komfort des auto­matischen Anschalten des Fernsehers beim Start einer Smartphone-App verzichten kann, sollte die Funk­tion WoL deaktivieren – falls der Fernseher diesen „Schalter“ bietet – und beim Sony gar nicht erst akti­vieren. Ein Fingertipp auf die Start­taste der TV-Fernbedienung bewirkt das Gleiche und schont die Umwelt. Ein Blick auf die absoluten Verbrauchs­werte und Kosten relati­viert aber das Ergebnis: Sony stieg nach voll­ständiger Installation zwar kräftig um fast 14 kWh auf 156 kWh Jahres­strom­verbrauch, doch so viel brauchte der Panasonic schon bei minimaler Installation. Samsung steuerte das insgesamt verbrauchs­güns­tigste Modell bei: Bei 20 Stunden Standby und 4 Stunden Fernsehen täglich kam er trotz der rund 5 kWh im Standby auf insgesamt nur 109 kWh im Jahr.

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968 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Wolfgang-MK am 06.09.2025 um 08:55 Uhr
    DVB-T2 in Full-HD bei ARD, ZDF & Co.

    Die ohne Extrakosten sehr guten öffentlich rechtlichen Sender gibt es in Full-HD (1920x1080) nur über DVB-T2 Antenne. Oft reicht eine kleine Zimmer Stabantenne. Über ASTRA kommt nur Mini-HD in 1280x720 (HD-Ready). Ab 43" sieht man den Unterschied deutlich. Einige wenige ausgewählte Dokus sind übers Internet in UHD verfühbar.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 24.06.2025 um 12:29 Uhr
    LG: OLED42C47LA

    @monogram: Das Gerät mit dieser Bezeichnung kam im Frühjar 2024 auf den Markt und wir haben die Testergebnisse im Oktober gebracht. Aktuell geben wir einen mittleren Preis von € 849 an, aber es gibt auch günstigere Angebote. Bei den Testergebnissen dieses Gerät in der Einzelansicht finden Sie ganz unten auch die Preishistorie.

  • monogram am 23.06.2025 um 15:26 Uhr
    Modelljahr 23, 24, oder 25 für LG: OLED42C47LA

    Ich denke, das Modelljahr bezieht sich auf das Betriebssystem. Lohnen sich mehr als 400 € Aufpreis, wenn man 25er statt 23er nimmt. Letzteres war ja schließlich die von test beurteilte Version.

  • SoundUndMehr am 27.03.2025 um 14:32 Uhr
    Antwort: Mehr Features in der Überblick Tabelle an

    @Stiftung_Warentest,
    schade, dass es nicht reinpasst, ich denke in der heutigen Zeit, wo viele Anbieter ein HDR System / 3D Sound anbieten, wäre es trotzdem gut zu wissen.
    Vielleicht wird es in einem der nächsten Tests möglich sein.

  • DeichDapper am 27.03.2025 um 10:47 Uhr
    Kontozwang auch für LG TV

    Moin,
    im aktuellen Heft04 wird auf Seite 31 u.a. ausgeführt, das bei AmazonFire und Samsung Tizen ein Kontozwang besteht.
    Was jedoch nicht erwähnt wird ist, dass das auch für alle LG TV gilt.
    Das steht ausführlich im folgenden Link unter FAQ 151:
    https://de.lgappstv.com/main/integrated/search
    Zitat: "Bei WebOS-Modellen mit dem Baujahr 2020 und früher war die App-Installation ohne Einloggen möglich, aber bei Modellen mit Baujahr 2021-2024 (webOS6.0 - webOS24) ist sie gemäß den geänderten Mitgliedschaftsregeln nach dem Einloggen möglich."
    Ohne Konto lassen sich nichtmal die vorhandenen Apps verschieben, geschweige denn neue installieren. Das ist gelinde gesagt einfach nur ätzend, dass so die Sehgewohnheiten abgegriffen werden. Auch wenn sich einige "Phone Home" Funktionen abschalten lassen.
    Leider kann man sich heute fast nirgendwo mehr gegen sowas wehren.
    Die Redaktion von Stiftung Warentest möchte doch diesen Sachverhalt in ihrem nächsten Heft thematisieren. Danke!
    Ein treuer Leser