Fernseher im Test

Standby: Aus ist aus?

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Im Durch­schnitt „schlafen“ Fernseher 20 Stunden täglich im stromsparenden Standby. Ob sie in dieser Zeit vom Nutzer unerkannt Strom ziehen, haben wir mit Spitzenmodellen von LG, Panasonic, Philips, Samsung und Sony geprüft. Im Test beob­achteten wir Wach­phasen mit bis zu 50 Watt Verbrauch. Verhindern können Nutzer das nur bedingt.

Fernseher im Test Testergebnisse für 355 Fernseher

Bald kommt das neue Energielabel

Fernseher im Test - Gutes Bild und guter Ton – geht günstig

© Stiftung Warentest

Aufgepasst beim Fernseherkauf: Die Geräte tragen ab März 2021 ein neues Energielabel. Das Etikett der EU mit den bunten Balken gibt die Energieeffizienz­klasse an. Wer Strom sparen will, achtet darauf.

Das ändert sich. Die Top-Effizienz­klassen mit Pluszeichen wie A+++ fallen weg, die beste Klasse heißt dann A. Damit Spielraum für Inno­vationen bleibt, werden bestehende Geräte ab März herunter­gestuft, etwa von A+++ auf B. Neu ist ein QR-Code auf dem Etikett, über den sich per Handy Zusatz­infos abrufen lassen. Ausgewiesen wird bei Fernsehern auch der höhere Verbrauch im HDR-Modus, in dem Bilder kräftigere Farben und Kontraste haben.Preistreiber auto­matisches Aufwachen

Schlappe 0,5 Watt, Strom für ziemlich genau einen Euro jähr­lich, erlauben die Anforderungen der EU an die umwelt­gerechte Gestaltung von Fernsehern im Standby. Dafür muss aber nicht einmal ein Empfänger installiert sein. Wir dagegen maßen bei fünf Topmodellen aus unserem interna­tionalen Gemein­schafts­test (nicht alle sind in unserer Test-Datenbank Fernseher enthalten) die Leistungs­aufnahme im Standby, jede Sekunde einmal, über 24 Stunden und vor allem praxis­nah nach einer „voll­ständigen Installation“. Dafür richteten wir Kabeltuner und WLan ein, schlossen einen Blu-ray-Spieler an und akti­vierten oder installierten Apps für YouTube und Netflix. Das erhöhte den Standby­verbrauch des Philips gar nicht – er war mit 0,72 Watt aber höher als beispiels­weise der des LG (0,3 Watt). Der „REM-Schlaf“ des Sony dagegen – Gehirn wach, aber nichts rührt sich – erhöht den Standby­verbrauch auf 2,4 Watt. Dem Geldbeutel schaden die höheren Strom­kosten von rund 3 Euro jähr­lich wahr­scheinlich weniger als der um etwa 10 Kilowatt­stunden höhere Jahres­strom­verbrauch der Umwelt.

Von wegen Ruhe­zustand: TV lauert auf Einschalt­signale

Von Anbietern hörten wir, dass Fernsehgeräte in Ruhephasen nach Updates suchen oder Einbrenn­effekte etwa von immer an der gleichen Stelle einge­blendeten Senderlogos ausmerzen könnten. Deshalb erscheint das Trennen der Fernseher vom Stromnetz allenfalls während längerer Abwesenheit sinn­voll, etwa im Jahres­urlaub. Eine für den erhöhten Strom­verbrauch verantwort­liche Funk­tion ist meist „Wake on Lan“ (WoL, zu deutsch etwa: aufwecken übers Netz): Nach einer voll­ständigen Installation horchen Fernseher permanent auf Einschalt­signale. Diese kommen vom Smartphone oder aus dem Heimnetz­werk – etwa vom Computer, der ein Streaming-Video über den Fernseher wiedergeben soll. Die Komfort­funk­tion WoL können Nutzer meist abschalten. Das spart je nach Marke unterschiedlich viel. Wir haben es geprüft.

LG OLED55C7V: Moderater Mehr­verbrauch nach voll­ständiger Installation

Der LG-Fernseher akti­vierte „Wake on Lan“, WoL, bei Installation der YouTube-App auto­matisch, wies allgemein darauf hin, dass sich dies womöglich auf den Strom­verbrauch auswirke und die Nutzer diese Funk­tion deaktivieren könnten. Damit würden sie unserer Messung nach rund 25 Cent pro Jahr sparen: Bei voll­ständiger Installation ermittelten wir knapp 0,9 Kilowatt Mehr­verbrauch pro Jahr im Vergleich zur minimalen Installation (Werk­szustand ohne Internet, aber Kabeltuner akti­viert und Fernseh­kabel ange­schlossen). Der Anstieg des Standby-Verbrauchs resultiert aus den Last­spitzen bis zu 1,22 Watt vor allem in einem Zeit­slot etwa acht Stunden nach Umschalten in Standby (durch­schnitt­licher Standby-Verbrauch: 0,3 Watt). Bei minimaler Installation über­stiegen die kurzen Last­spitzen kaum die 0,5-Watt-Marke. Im Durch­schnitt kam der LG dann auf 0,18 Watt im Standby.

Panasonic TX-55EZW954: Verbrauch nur unwesentlich höher

Dieser Panasonic akti­vierte WoL bei der ersten Nutzung der YouTube-App auto­matisch, informierte vage über den dadurch möglicher­weise erhöhten Strom­verbrauch und präzise darüber, wie Nutzer diese Komfort­funk­tion abschalten können. Bei voll­ständiger Installation stieg der Standby-Verbrauch um etwas mehr als ein Kilowatt pro Jahr (etwa 29 Cent). Neben dem über die gesamte Zeit leicht erhöhten Standby­verbrauch traten etwa 15 beziehungs­weise 20 Stunden nach Umschalten in den Standby-Modus zwei kurze Last­spitzen bis zu 2,1 Watt auf. Bei minimaler Installation ging keine Last­spitze über 1,5 Watt. Insgesamt stieg der durch­schnitt­lichen Standby-Verbrauch von 0,36 auf 0,5 Watt.

Philips 55PUS6482: Wird morgens ziemlich wach

Dieser Philips-Fernseher bietet keinen „Schalter“ für WoL und änderte nicht den Verbrauch nach Akti­vierung des WLan (Netz­werk­installation). Unabhängig von der Installations­art stieg der Strom­verbrauch zweimal auf 10 bis 12 Watt: um 5 Uhr für rund 40 Minuten und um 7 Uhr für 20 Minuten. Unsere Prüfer vermuten, dass der Fernseher sich hierbei einschaltet und dunklem Bild nach Updates sucht. In beiden Szenarien ermittelten wir einen durch­schnitt­lichen Standby­verbrauch von 0,72 Watt. In beiden Szenarien ermittelten wir einen durch­schnitt­lichen Standby­verbrauch von 0,72 Watt.

Samsung QE55Q8CAMT: Standby-Verbrauch mehr als verdreifacht

Der Samsung während der Netz­werk­installation nicht WoL. Einen Hinweis auf dadurch erhöhten Strom­verbrauch und dagegen wirkende Abschalt­möglich­keiten gab er nicht, obwohl das hilf­reich wäre: Die Anzahl der schon bei minimaler Installation für den Samsung charakteristischen Leistungs­spitzen von rund vier Watt stieg bei voll­ständiger Installation deutlich und trieb den Standby-Verbrauch auf 0,94 Watt statt 0,27 Watt bei minimaler Installation. Der Mehr­verbrauch beläuft sich auf fast 5 Kilowatt­stunden jähr­lich (knapp 1,40 Euro). Eine Erklärung für die vermehrten Aktivitäten nach einer Netz­werk­installation fanden wir nicht.

Fernseher im Test Testergebnisse für 355 Fernseher

Sony KD-55A1: Schläft schlecht ein, wacht öfter auf

Dieser Sony über­raschte uns. Bei minimaler Installation zog er nach dem Abschalten (Standby) für eine geschlagene Stunde mehr als 20 Watt. Nur drei Stunden später schnellte die Leistungs­aufnahme 5 Minuten lang sogar auf fast 50 Watt. Positiv: Bei voll­ständiger Installation akti­vierte dieser Sony nicht die Funk­tion WoL. Er wies die Nutzer auf diese Option hin, allerdings ohne Hinweis auf den dann höheren Standby­verbrauch. Der stieg von 1,05 auf 2,4 Watt, weil die für dieses Gerät üblichen 20-Watt-Leistungs­spitzen nun nicht mehr etwa halb­stündlich, sondern alle 5 Minuten auftraten. Zwar entfiel infolge der voll­ständigen Installation der hohe Verbrauch in der ersten Stunde nach dem Abschalten, doch insgesamt ermittelten wir einen Mehr­verbrauch von fast zehn Kilowatt­stunden pro Jahr (knapp 2,80 Euro).

Stan­dard­test für die Daten­bank vs. Lang­zeit­beob­achtung

Damit die jähr­lich mehr als 100 Fernsehgerätetests bezahl­bar und das Ergebnis vergleich­bar bleibt, prüfen wir den Standby-Verbrauch prinzipiell nach den Anforderungen der EU. Die Leistungs­aufnahme in Betrieb dagegen ermitteln wir mit praxis­nahen Bild­einstel­lungen. Unser Kalkül: Der hohe Verbrauch beim Fernsehgu­cken wirkt sich stärker auf den Jahres­strom­verbrauch aus und sollte genauer ermittelt werden als der per se nied­rige Standby-Verbrauch. Unterm Strich glichen sich die realitäts­ferne Vorgabe zum Ermitteln des Standby­verbrauchs und die praxis­nahe Ermitt­lung der Leistungs­aufnahme beim Panasonic ganz und bei LG, Philips und Samsung zumindest beinahe aus. Sony zog im realitäts­nah ermittelten Standby­verbrauch deutlich mehr Strom, was den Jahres­strom­verbrauch um knapp 10 Prozent erhöht.

Fazit

Wer auf den Komfort des auto­matischen Anschalten des Fernsehers beim Start einer Smartphone-App verzichten kann, sollte die Funk­tion WoL deaktivieren – falls der Fernseher diesen „Schalter“ bietet – und beim Sony gar nicht erst akti­vieren. Ein Fingertipp auf die Start­taste der TV-Fernbedienung bewirkt das Gleiche und schont die Umwelt. Ein Blick auf die absoluten Verbrauchs­werte und Kosten relati­viert aber das Ergebnis: Sony stieg nach voll­ständiger Installation zwar kräftig um fast 14 kWh auf 156 kWh Jahres­strom­verbrauch, doch so viel brauchte der Panasonic schon bei minimaler Installation. Samsung steuerte das insgesamt verbrauchs­güns­tigste Modell bei: Bei 20 Stunden Standby und 4 Stunden Fernsehen täglich kam er trotz der rund 5 kWh im Standby auf insgesamt nur 109 kWh im Jahr.

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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

Profilbild Stiftung_Warentest am 14.08.2023 um 14:42 Uhr
ohne Technisat

@napierde: Seit einiger Zeit waren keine Technisat-Geräte im Test. Unsere Testplätze sind begrenzt, wir können nicht alle Modelle untersuchen. Die Verkaufshäufigkeit ist ein wichtiges Auswahlkriterium, und da kann Technisat z.Z. nicht punkten. Wenn ein Angebot nicht im Testfeld berücksichtigt wird, ist dies jedoch nicht mit einer Negativwertung verbunden. Es sind schlicht und einfach Kapazitätsgründe, die dem Umfang unserer Tests Grenzen setzen.

napierde am 13.08.2023 um 00:54 Uhr
Aufnahme: Ausnahmen [..] gibt es nur bei Technisat

Sehr geehrte Damen und Herren,
sie schreiben "Daher eignet sich die Aufnahme­funk­tion der meisten Fernseher nicht dazu, Sendungen zu archi­vieren oder mit Freunden auszutauschen. Ausnahmen von dieser Regel gibt es nur bei Technisat."
Ich kann aber leider kein Gerät von Technisat in der voreingestellten Suche nach Anbieter finden.
Bitte sorgen Sie für Aufklärung!
Mit freundlichen Grüßen
nap

Transmitter am 12.08.2023 um 12:19 Uhr
LG OLed

So gut wie die Oled Fernseher von LG bewertet sind, haben sie auch Nachteile.
Kurz nach Ablauf der Garantie stellten sich Bildbereiche ein, die eingebrannt sind.
Man sieht, dass ich öfters Teletext schaue. Von daher wird mein nächster TV kein Oled.

mikesch_x am 07.08.2023 um 11:21 Uhr
Panasonic TX24 ... Sendersortierung

Beinahe hätte ich mir den Panasonic TX24LSW... gekauft. Zum Glück habe ich mich vorher noch über Kundenrezensionen informiert. Darin konnte ich nachlesen, dass eine Sortierung der Sender kaum möglich ist. Ein absolutes No-Go, da ich alle privaten und sonstigen Schmuddel-Sender in der Fernbedienung erst gar nicht programmiere. Insofern wundert mich, dass das Gerät bei der "Handhabung" noch mit befriedigend bewertet wurde.

Profilbild Stiftung_Warentest am 20.07.2023 um 13:10 Uhr
un-smarte TV-Panele

@wobeco: Da haben wir leider keinen Tipp für Sie.