Bisher nutzt nur jeder dritte Kabelhaushalt digitale TV-Signale. Ein Grund: Die erforderlichen digitalen Geräte fehlen. Ein weiterer Grund: Digitales Fernsehen kostet mehr als analoges.
Kabel überträgt weiter analog
Anders als Satelliten übertragen Kabel auch nach dem 30. April 2012 weiterhin analoge Signale. Kabelkunden müssen also nicht auf digitalen Empfang umsteigen. Doch wer einen großen Flachbildfernseher besitzt, sollte ihm digitale Signale spendieren. Sonst ist die Enttäuschung groß. Je größer der Bildschirm, desto deutlicher fallen Bildfehler ins Auge. Analogfernsehen überträgt im 4:3-Format. Auf einem 16:9-Bildschirm zeigt es schwarze Balken. Die verringern die Auflösung. Das Ergebnis: maskenhafte Gesichter, unscharfe Ränder, Schweife bei schnellen Bewegungen sowie Klötzchen.
Umstieg von analog zu digital
Fast alle Kabelhaushalte können bereits heute digitale Fernsehsignale empfangen. Kunden, die nur einen Analoganschluss bezahlen, finden in der gleichen Kabeldose meist auch digitale Signale. Ein Sendersuchlauf findet es heraus. Damit können sie die öffentlich-rechtlichen Programme sehen, sofern sie einen Fernseher mit DVB-C-Empfänger besitzen. Für die Freischaltung der übrigen grundverschlüsselten Programme berechnet Kabel Deutschland jedoch monatlich 2,90 Euro pro Haushalt extra. Unitymedia sogar 3,90 Euro je Empfangsgerät. Zusätzlich schalten die Unternehmen ihre neuen Digitalkunden automatisch für kostenpflichtige Senderpakete frei. Sie enthalten Sender wie SciFi, gute Laune TV und Sat.1 Comedy. Das kostet weitere 7 bis 10 Euro im Monat. Wer die Zusatzprogramme nicht will, muss schriftlich kündigen. Besser wäre, wenn Zuschauer die Zusatzprogramme schon bei Vertragsschluss abwählen könnten. Die Tabelle zeigt die Konditionen der verschiedenen Anbieter.
Neue Geschäftsmodelle
Im Zuge der Digitalisierung entwickeln Sender und Netzbetreiber auch neue Geschäftsmodelle.
- Grundverschlüsselung. Sie verschlüsseln die digitalen Signale werbefinanzierter Sender. So verkaufen die Kabelanbieter den digitalen Empfang als separate Dienstleistung. Damit können die Sender Mitschnitte, zeitversetztes Fernsehen und Überspringen der Werbung verhindern. Das schränkt das Fernsehvergnügen spürbar ein. Das Bundeskartellamt ermittelt derzeit gegen die Fernsehkonzerne RTL und ProSiebenSat.1 wegen des Verdachts verbotener Absprachen. Die Sender sollen vereinbart haben, digitale Free-TV-Programme nur noch gemeinsam verschlüsselt auszustrahlen und gegen Geld zugänglich zu machen. Außerdem sollen sie sich geeinigt haben, durch technische Maßnahmen wie Anti-Werbeblocker und Kopierschutzfunktionen die Nutzungsmöglichkeiten der Programmsignale zu beschränken.
- Adressierbarkeit. Zuschauer, die ihre Kabelgebühr über die Miete bezahlen, sind der Kabelgesellschaft namentlich unbekannt. Um die grundverschlüsselten Sender zu empfangen, müssen Fernsehhaushalte individuelle Verträge mit ihrem Netzbetreiber abschließen. So gelangen die Anbieter an die Adressen der Zuschauer, die sie für zielgerichtete Werbung benutzen können.
- Bezahlfernsehen. Ist der Zuschauer erst einmal an das Bezahlen grundverschlüsselter Inhalte gewöhnt, ist es nur noch ein kleiner Schritt zum echten Bezahlfernsehen, bei dem einzelne Sender oder sogar einzelne Filme verkauft werden. Geräte, Verträge und Kontoverbindung sind jetzt keine Hemmschwelle mehr.
Tipps für Kabelnutzer
- Empfänger. Wenn Sie einen neuen Fernseher kaufen möchten, sollte das Gerät einen DVB-C-Empfänger enthalten. Der Produktfinder Fernseher zeigt bereits Modelle mit HD-fähigen Kabelempfängern.
- CI+. Kunden von Kabel Deutschland sollten außerdem auf eine CI+-Schnittstelle achten. Für diese Schnittstelle verkauft Kabel-Deutschand CI+-CAM.Module, in die wiederum eine sogenannte Smartkarte eingeschoben wird. Diese Smartkarte brauchen Zuschauer, um die Programme privater Fernsehsender zu entschlüsseln. Mit dem CI+-Modul können Aufnahmen verhindert werden. Weiterer Nachteil: Fernseher mit CI+-Schacht gibt es erst seit 2009. Die bereits seit vielen Jahren eingeführte CI-Schnittstelle ist im Kabel-Deutschland-Gebiet nur eingeschränkt nutzbar: Das CI+-Modul passt zwar in CI-Schächte. Doch Sender und Netzbetreiber können den Empfang über die CI-Schnittstelle sperren. Möglicherweise bleibt dann beim Kinohit eines Privatsenders der Bildschirm schwarz.
- HDMI. Der neue Fernseher sollte mehrere HDMI-Eingänge besitzen. Hintergrund: Moderne Digitalempfänger, DVD- und Bluray-Spieler liefern ihre Signale per HDMI-Kabel an die HDMI-Schnittstelle.
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Wünschenswert wäre die Darstellung und Aktualisierung all Ihrer Informationsabschnitte in einer gemeinsamen pdf-Datei, die auch sogar die Tabellen seitengerecht darstellen würde.
M.E. wäre das ein Werk, welches ARD & ZDF sponsern sollten.
Nach langem Suchen und vielen falschen Auskünften in Fachmärkten habe ich nun doch einen guten Tip von einem Fachhändler bekommen. Es gibt einen Digitalreceiver mit eingebautem UHF-Modulator, bei dem man das alte Fernsehgerät ohne Scartanschluss per Koaxialkabel verbinden kann: Strong SRT 6205.
Und es funktioniert auch. Das alte Gerät kann weiterhin seinen Dienst als Zweitfernsehgerät tun.
Kommentar vom Autor gelöscht.
Technisat Digitenne TT1 (mit Verstärker) war Testsieger und bietet auch unter schwierigsten Bedingungen guten Empfang. Das schwarze Drahtgeflecht sieht zwar nicht toll aus, aber es hilft enorm. (Ich habe viele Antennen selbst getestet und kenne die einschlägigen Tests)
Die TechniSat Super DigiTenne ist optisch als Flachantenne schöner und fast gleichwertig. Ich benutze sie in Köln für unseren 2. FS . Bildlich kaum ein Unterschied zu digital über Kabel bei 32 Zoll FS-Geräten.
Beide Antennnen kosten je rd. 25 Euro.
Digital ungleich gutes Bild - Beweis: DVB-T.
Man sieht ständig Klötzchen und das sogenannte Moskitorauschen, sobald die Bildabfolge komplexer wird. Und das auch bei perfekter Empfangsqualität.
Die Werbung und auch dieser Artikel suggerieren immer wieder, auch DVB-T hätte eine "digitale" Bildqualität zu bieten.
Spätestens im Vergleich zur DVD wird klar: Auf einem aktuellem Flachfernseher oder gar auf einem Beamer ist so ein Bild inakzeptabel.
Das ganze sieht so aus, als hätte ein professioneller Fotograf mit einem Handy seine Bilder schießen müssen.
Im Garten auf einem alten 50cm Bildschirm - o.k.. Ansonsten: Nicht mehr als eine Notlösung für's schnelle Fernsehen zwischendurch.
Das liegt daran, dass man um der Sendervielfalt Willen weniger (=zu wenig) Datenbandbreite als bei DVB-S zur Verfügung hat.