Pfeifen, Summen, Brummen, Rauschen, Klicken, Klopfen: etwa jeder vierte Mensch kennt Tinnitus aus eigener Erfahrung. Die Ohrgeräusche können in verschiedenen Varianten und beispielsweise infolge eines Hörschadens auftreten. Manchmal verschwinden sie schnell wieder, in anderen Fällen aber bleiben sie chronisch bestehen. Manche Betroffene gewöhnen sich daran. Andere hingegen leiden massiv.
Verschiedene Tinnitus-Apps versprechen Hilfe. Sieben solcher Angebote haben wir getestet. Der Testsieger bekommt das Urteil Gut, eine weitere App folgt dichtauf. Die übrigen können wir nicht empfehlen.
Warum sich der Test von Tinnitus-Apps für Sie lohnt
Testergebnisse
Unsere Tabelle zeigt Qualitätsurteile der Stiftung Warentest für sieben häufig genutzte Tinnitus-Apps. Die Preise für eine zwölfmonatige Nutzung liegen zwischen 0 Euro und 760 Euro – wobei Krankenkassen für manche Angebote die Kosten übernehmen. Die Bewertungen reichen von Gut bis Mangelhaft.
Die beste Tinnitus-App für Sie
Wir sagen, welche Apps empfehlenswert und für gesetzlich Krankenversicherte kostenfrei sind. Zudem informieren wir, welche Methoden die einzelnen Tinnitus-Apps verwenden, wie gut die Angebote gemacht sind und ob Studien ihre Wirksamkeit belegen.
Interview
Eine Tinnitus-Expertin informiert über Behandlungsmöglichkeiten bei quälenden Ohrgeräuschen – und warum eine möglichst frühzeitige ärztliche Abklärung wichtig ist.
Heftartikel als PDF
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Tinnitus-Apps im Test
Testergebnisse für 7 Tinnitus-Apps
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Fünf Tinnitus-Apps im Test der Stiftung Warentest setzen schwerpunktmäßig auf Klangtherapien. Sprich, sie bieten verschiedene Geräusche zum Auswählen und Abspielen. Eine App nutzt vor allem Beratung und Aufklärung, um Tinnitus-Geplagte zu entlasten. Die Siebte bietet eine kognitive Verhaltenstherapie. Bei dieser Form der Psychotherapie geht es darum, bestimmte, Denk- und Handlungsmuster umzulernen – in diesem Fall Strategien zu entwickeln, damit Ohrgeräusche weniger belasten.
Wie hilfreich die verschiedenen Ansätze und konkreten Apps sind, war Kernthema des Tests.
Nicht einbeziehen konnten wir eine App namens Tinnitracks, die für einige Zeit von verschiedenen Krankenkassen wie der TK erstattet wurde. Grund: Laut Anbieter ist die App seit 2024 nicht mehr verfügbar.
Tipp: Schon vor dem Freischalten können Sie alle Tinnitus-Apps aus unserem Test sehen.
Die Auswahl ist ein zufälliger Ausschnitt der Gesamttabelle und nicht sortiert.
Am Anfang steht die medizinische Abklärung
Selbst für die beste Tinnitus-App gilt: Niemand sollte auf eigene Faust damit loslegen. Zuvor zählt eine gründliche Abklärung der Beschwerden, im ersten Schritt üblicherweise in einer HNO-Praxis. Auf diese Weise lassen sich mögliche Ursachen und Begleiterkrankungen abklären und gegebenenfalls passende Therapien einleiten. Kommt eine App zum Einsatz, dann am besten in ärztlicher Absprache. Manche Angebote werden als sogenannte digitale Gesundheitsanwendungen (Diga) von Krankenkassen erstattet, etwa wenn sie eine HNO-Praxis verordnet hat.
Tipp: Die Testergebnisse unseres Krankenkassenvergleichs helfen allgemein bei der Auswahl oder beim Wechsel der Krankenkasse – hinsichtlich Beitragssatz und Zusatzleistungen, die Versicherten Geld sparen können.
Studien und Praxistests
Um zu beurteilen, wie effektiv die Tinnitus-Apps helfen können, nutzten zwei Gutachter die Angebote verdeckt. Auf diese Weise bewerteten sie die Machart der Programme – etwa, welche Methoden darin zum Einsatz kommen, wie übersichtlich und abwechslungsreich die Inhalte gestaltet sind und ob sich die Apps einfach bedienen lassen. Zusätzlich prüften die Fachleute die Wirksamkeit anhand der Studien, die die Anbieter zur Verfügung stellten, sowie anhand eigener Recherchen in medizinischen Datenbanken. Bewertet haben wir auch, ob persönliche Daten der Nutzenden geschützt werden.
Im Test: Sieben häufig im Google Play Store heruntergeladene Android-Apps für Menschen mit Tinnitus. Die Apps beruhen schwerpunktmäßig auf Beratung, kognitiver Verhaltenstherapie oder klangtherapeutischen Ansätzen. Alle Programme stehen in den wesentlichen Funktionsbereichen auf Deutsch zur Verfügung (Stand Januar 2025).
Untersuchungen: Wir prüften die Apps im Zeitraum von Januar bis Mai 2025 verdeckt, also wie gewöhnliche Nutzende. Im März 2025 fragten wir die Anbieter offen nach dem Konzept ihrer Programme sowie nach Studien zur Wirksamkeit. Zudem recherchierten wir selbst nach veröffentlichten Belegen. Eine weitere Befragung der Anbieter – etwa zu Preisen – erfolgte im Juni 2025.
Konzept zur Behandlung des Tinnitus: 70 %
Ein ärztlicher und ein psychologischer Gutachter nutzten die Programme und sichteten die Zusatzinformationen getrennt voneinander, um anschließend einen Konsens zu bilden. Die Prüfung orientierte sich an Qualitätskriterien von Fachgesellschaften wie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, Hinweisen aus Veröffentlichungen zu digitalen Gesundheitsinterventionen und der Leitlinie „Chronischer Tinnitus“ der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Ziele, Methoden und Experten-beteiligung: Wir betrachteten unter anderem zugrunde liegende Therapieansätze, die Qualifikation der Entwickler und ob auch Betroffene mit Tinnitus an der Entwicklung beteiligt waren. Schutzmaßnahmen, etwa bei Krisen: Wir prüften etwa Empfehlungen der Apps für akute Notlagen wie eine starke Verschlechterung des Tinnitus oder schwere psychische Probleme. Motivation und Einsatz von Medien: Wir beurteilten unter anderem die Präsentation der Inhalte sowie Rückmeldungen zu erreichten Zielen. Nutzungsfreundlichkeit: Wir prüften beispielsweise, wie übersichtlich das Programm ist und wie gut die Navigation funktioniert. Transparenz und Finanzierung: Wir suchten unter anderem nach Informationen zur Neutralität des Anbieters und zu etwaigen Kosten.
Studienbelege für die Wirksamkeit: 20 %
Die Gutachter beurteilten die Wirksamkeit der Programme anhand von selbst recherchierten sowie von den Anbietern zur Verfügung gestellten Studien. Bei der Prüfung ging es nicht nur um die jeweiligen Ergebnisse, sondern auch um die methodische Qualität der Untersuchungen.
Basisschutz persönlicher Daten: 10 %
Mängel im Datensendeverhalten: Wir suchten im Datenstrom nach überflüssigerweise gesendeten Daten. Schutz von Nutzungskonto und Datenübertragung: Wir prüften etwa Passwortvorgaben und Transportverschlüsselung. Mängel in der Datenschutzerklärung: Diese prüfte ein Jurist.
Mängel in den AGB: 0 %
Der Jurist prüfte die allgemeinen Geschäftsbedingungen auf unzulässige Klauseln.
Abwertungen
Abwertungen führen dazu, dass sich Produktmängel verstärkt auf übergeordnete Urteile auswirken. Sie sind mit einem Sternchen *) gekennzeichnet.
Folgende Abwertungen setzten wir ein: Waren die Studienbelege für die Wirksamkeit mangelhaft, konnte das Qualitätsurteil nur eine Note besser sein. War der Schutz von Nutzungskonto und Datenübertragung mangelhaft, galt das auch für den Basisschutz persönlicher Daten. Bei sehr deutlichen Mängeln in der Datenschutzerklärung konnte der Basisschutz persönlicher Daten nicht besser sein als Ausreichend (4,0). Bei sehr deutlichen Mängeln in den AGB werteten wir das Qualitätsurteil um maximal eine Note ab.
Tinnitus-Apps im Test
Testergebnisse für 7 Tinnitus-Apps
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- Es klingelt, pfeift, saust: Wer plötzlich auftretende Ohrtöne hat, sollte dem zeitnah nachgehen. Manchmal werden sie chronisch. Wie Tinnitus entsteht und was helfen kann.
- Hearables kombinieren Funktionen von Kopfhörer und Hörgerät. Für wen eignen sie sich? Was bringen sie? Wir haben drei Modelle getestet. Zwei können überzeugen.
- Mitbekommen, was passiert – am Smartphone, aber auch um einen herum: iOS wie Android bieten Bedienhilfen für Hörgeschädigte. Wir zeigen, wie sie funktionieren.
1 Kommentar
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bumsbär am 26.08.2025 um 16:43 Uhr
kiefergelenk und diabetes
wichtig ist immer abklärung cmd / bruxismus (kiefergelenksfehlstellung ) bzw prädiabetes/diabetes bei tinnitus. erschreckend wie oft diese häufigen ursachen für tinnitus übersehen werden.
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wichtig ist immer abklärung cmd / bruxismus (kiefergelenksfehlstellung ) bzw prädiabetes/diabetes bei tinnitus. erschreckend wie oft diese häufigen ursachen für tinnitus übersehen werden.