
Intime Helfer. Apps wie MyNFP bestimmen die fruchtbaren Tage.
Zyklus-Apps sollen für ihre Anwenderinnen bestimmen, wann der nächste Eisprung stattfindet oder die nächste Periode einsetzt. Doch tun sie das auch zuverlässig? Die Stiftung Warentest hat 23 meist kostenlose Zyklus-Apps wie Clue, Flo, Lady Cycle und MyNFP geprüft – 12 für das Betriebssystem Android und 11 für iOS. Das Ergebnis ist ernüchternd: Nur zwei Android-Apps und eine iOS-App sind gut. Das Problem: Die meisten bestimmen die fruchtbaren Tage und die Regelblutung nicht zuverlässig.
Eisprung und Periode bestimmen – wie gut klappt das?
Fünf, sechs Kreuzchen im Kalender – Monat für Monat markieren sich viele Frauen die Tage, an denen sie ihre Regelblutung haben. Statt zu Stift und Papier greifen immer mehr zu Smartphone und App. Sie setzen ihre Häkchen in digitale Zykluskalender und Eisprungrechner. Während Papier geduldig ist, werden die Programme aktiv. Manche Paare nutzen die Zyklus-App zur Verhütung, andere möchten mit ihrer Hilfe ein Kind zeugen. Wir wollten wissen, wie zuverlässig die Apps sind.
Welche Zyklus-App ist gut?
Die Stiftung Warentest hat 23 Zyklus-Apps untersucht – 12 für das Betriebssystem Android und 11 für iOS. In der großen Mehrzahl sind diese Zyklus-Apps kostenlos.
Das bietet der Zyklus-App-Test
Testergebnisse. Unsere Tabelle zeigt Qualitätsurteile für 23 aktuelle Zyklus-Apps, davon 12 für das Betriebssystem Android und 11 für Apple iOS. Bewertet haben wir das Mess- und Prognosekonzept, die Handhabung, sowie Transparenz, Funktionsumfang, Einhalten der Privatsphäre. sowie das Datensendeverhalten der Apps.
Experten-Interview. Kann man mithilfe einer Zyklus-App schwanger werden? Fertilitätsmedizinerin Cordula Schippert erklärt, wie Apps Frauen mit Kinderwunsch helfen können.
Heft-Artikel. Sie erhalten Zugriff auf den Artikel aus test 12/2017, der auch einen Überblick über die wichtigsten Verhütungsmethoden und ihre Zuverlässigkeit gibt.
Viele Apps sind mangelhaft
Nur zwei Android-Apps sowie eine iOS-App erhalten die Gesamtnote gut. Der Großteil schneidet mangelhaft ab. Das Problem: Viele Menstruations-Apps ermitteln den Eisprung und das Einsetzen der Periode rein mathematisch, zum Teil Monate im Voraus. Sie greifen nur auf bereits vorhandene Kalenderdaten aus früheren Zyklen der Frau zurück oder ziehen statistische Daten anderer Anwenderinnen heran.
Die meisten liefern nur Durchschnittswerte
Im Ergebnis liefern sie reine Durchschnittswerte, zeigen fruchtbare Tage und Regelblutung so im Zweifel in einem falschen Zeitraum an. Wer sich darauf verlässt, könnte eine lebensverändernde Überraschung erleben. Denn: Die Zykluslänge kann ohne weiteres zwischen 25 und 35 Tagen schwanken. Auf reine Durchschnittswerte ist demnach keinerlei Verlass.
Basaltemperatur messen, Zervixschleim beobachten
Die drei guten Apps im Test funktionieren anders: Sie nutzen die sympto-thermale Methode der Arbeitsgruppe NFP, kurz für natürliche Familienplanung, die sich wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigt. Die Methode geht so: Die Frau misst morgens ihre Körpertemperatur vor dem Aufstehen, Basaltemperatur genannt. Kurz vor oder nach dem Eisprung steigt die Temperatur leicht an. Zusätzlich beobachtet sie ihren Zervixschleim, der im Gebärmutterhals gebildet wird. Menge und Beschaffenheit des Schleims verändern sich im Zyklusverlauf – um den Eisprung ist er flüssig und klar, nun könnte ein Kind gezeugt werden. Später wird er wieder weniger, zäh und versperrt den Spermien den Zugang zur Gebärmutter.

Unser Screenshot zeigt die App MyNFP.
Gute Apps sind keine Selbstläufer
Temperatur- und Schleimveränderungen zeigen das Ende der fruchtbaren Phase an. Erlernen lässt sich das alles mithilfe von Literatur und NFP-Beratern, die bundesweit Schulungen anbieten. Die Methode der natürlichen Familienplanung, die den Apps zugrunde liegt, ist erprobt. Eine sehr gute Gesamtnote vergeben wir für die Apps dennoch nicht. Der Grund: Aussagekräftige Studien mit App-Nutzerinnen liegen bisher nicht vor.
Special Verhütungsmethoden: So funktionieren sie, so sicher sind sie
test.de gibt in einem Special einen Überblick über die wichtigsten Verhütungsmethoden und sagt, wie sie funktionieren und wie sicher sie sind: Special Verhütungsmethoden.
Intimsphäre nicht gewahrt
Ein weiterer Kritikpunkt: Viele Apps fragen unnötige private Informationen ab – wie den echten Namen der Anwenderin, das Geburtsdatum oder überflüssige Angaben zur Gesundheit. Neun Apps übertragen Daten, mit denen sich die Anwenderin verfolgen lässt, etwa die Smartphone-Geräteidentifikationsnummer. So kann etwa Werbung gezielt geschaltet werden, die bei der Nutzerin fruchten soll.