
Standfest. Der Flamingo-Test erfordert Kraft und Koordination. © Westend61 / Joseffson
Wer nur kurz auf einem Bein stehen kann, hat ein erhöhtes Risiko für Alterserscheinungen, die zu Stürzen führen können – wir sagen, wie sich gegengesteuern lässt.
Wie lange jemand auf einem Bein stehen kann, ist ein guter Indikator für die Alterung von Muskeln und Nervenverbindungen. Das haben Forschende der Mayo Klinik in Minnesota herausgefunden. Sie ließen 40 ältere Probanden Kraft-, Balance- und Gangübungen machen.
Am meisten ließ mit höherem Lebensalter die Leistung im „Flamingo-Test“ nach. Dabei sollte die Person auf einem Bein stehen, das andere und die Arme konnte sie beliebig halten. Pro 10 Jahre, die ein Proband älter war, konnte er auf dem nicht-dominanten Bein 2,2 Sekunden kürzer durchhalten. Das galt aber nur im Durchschnitt: Manche 75-Jährige war stabiler als Jüngere.
Mittfünfziger sollten 37 Sekunden stehen können
Wenn Sie den Flamingo-Test selbst ausprobieren möchten: Wichtig sind feste Schuhe und ein Halt, den Sie zur Not ergreifen können. Eine Empfehlung, wie lange Sie es auf einem Bein aushalten sollten, gibt der staatliche britische Gesundheitsdienst NHS:
- 50- bis 59-Jährige sollten mindestens 37 Sekunden schaffen,
- 60- bis 69 Jährige 30 Sekunden.
- Ab 70 Jahren sind es 18 Sekunden,
- ab 80 Jahren 5 Sekunden.
Aus anderen Untersuchungen ist bekannt, dass kurze Standzeiten auf einem Bein mit einem erhöhten Sturzrisiko verbunden sind. Schätzungen zufolge stürzt von den Über-85-Jährigen, die zu Hause leben, jeder Dritte einmal im Jahr. Zwar geht es meist glimpflich aus. Doch bei fünf bis zehn Prozent der Stürze kommt es zu schwereren Verletzungen. Die führen dann oft zur Pflegebedürftigkeit oder gar zum Tod.
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Den Muskelabbau selbst stoppen
Stürze und Pflegebedürftigkeit sind eine Folge des biologisch ablaufenden Muskelabbaus. Der beginnt ab 30 und kann bis zu einem Prozent der Muskelmasse pro Jahr betragen. Wer nicht gegensteuert, hat an seinem 80. Geburtstag bis zur Hälfte seiner Muskelkraft verloren. Und das betrifft auch die Muskeln, die den Körper unbemerkt aufrecht halten.
Wenn Sie die empfohlene Standzeit für Ihre Altersgruppe jetzt nicht schaffen, brauchen Sie nicht zu verzagen. Denn Sie können etwas tun! Kraft, Beweglichkeit und Balance lassen sich trainieren, und so können Sie Ihr eigenes Risiko deutlich verringern.
Was tun bei großer Angst vor Stürzen?
Verhaltenstherapie kann helfen. Das Risiko, zu stürzen und sich zu verletzen, macht vielen älteren Menschen Sorge. Sie sollten das aber nicht zum Anlass nehmen, sich weniger zu bewegen oder weniger zu unternehmen. Dann bauen Körper und Geist erst recht ab. Lassen Sie sich beraten! Eine Verhaltenstherapie erhöht die Chancen, sich wieder mehr zuzutrauen, stellte ein Team des Cochrane Netzwerks 2024 bei einer Analyse der vorliegenden Studien fest. Auch Depressionssymptome ließen dadurch nach. Bei einer diagnostizierten Angststörung übernehmen die Kassen die Kosten für eine Verhaltenstherapie.
Täglich zehn Minuten gezieltes Training
Je älter, desto schneller geht der Abbau, deshalb sollte man ab 50 mit einem gezielten Training anfangen. Übrigens auch dann, wenn Sie die Sekunden im Flamingo-Test schaffen, denn die sind nur die absolute Mindestzeit.
Alltagsaktivitäten wie Radfahren oder Spazierengehen reichen nicht – auch wenn sie für Herz, Kreislauf und Stoffwechsel natürlich sehr wertvoll sind. Es braucht gezielte Übungen, um die Muskeln zu trainieren, die für Körperhaltung, Balance und Kraft sorgen. Schon zehn Minuten pro Tag bringen viel. Bei Vorerkrankungen sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen und sich durchchecken lassen, bevor Sie mit dem Training beginnen.
So geht auch Training zu Hause
Sie können einfach auf dem Teppich in Ihrem Wohnzimmer anfangen. Sinnvoll sind zum Beispiel:
- Kniebeugen
- diagonales Arm- und Beinheben im Vierfüßlerstand oder auf dem Bauch
- leichtes Anheben des Oberkörpers in Rückenlage
- Liegestütze an der Tischkante oder Wand.
Beginnen Sie mit leichter Belastung und steigern sich dann schrittweise.
Tipp: Übungen für Ältere und speziell zur Sturzprävention bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung per Video oder als kostenlose Broschüre. Natürlich können Sie das Ganze auch in Kursen machen – das bringt nebenbei noch Kontakte, die auch gesundheitsfördernd sind. Viele Krankenkassen bieten gratis Kurse an oder beteiligen sich an den Kosten.
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