
Fröhlich angeschmiert. Verwenden Kinder und Jugendlichen zu viele und falsche Pflegeprodukte für ihre Haut, können Pickel und Ausschlag die Folge sein. © Getty Images
Bei dm oder Sephora Kosmetikprodukte shoppen – für viele Grundschulkinder und Teenies ist das Routine. Weshalb es unnötig ins Geld geht und junger Haut eher schadet.
Was zunächst wie ein schnelllebiger Trend klang, ist für viele zur Gewohnheit geworden: Grundschülerinnen und junge Teenager pflegen ihre junge, meist noch makellose Haut mithilfe umfangreicher Schönheitsroutinen. In Drogerien und Parfümerien geben sie zum Teil erhebliche Summen für Kosmetikprodukte aus und ahmen nach, was Erwachsene und Gleichaltrige ihnen in sozialen Medien vorleben. So genannte Skinfluencer (von englisch für „Haut”) sind inzwischen eine eigene Kategorie auf TikTok. Kosmetikfirmen bezahlen dafür, dass sie der jungen Zielgruppe ihre Produkte vorführen. Selbst Rossmann hat Augenpads mit Einhörnern im Programm.
Frühes Streben nach Perfektion
Dabei verwenden die jungen Leute die Produkte oft nicht nur spielerisch, sondern verfolgen klare Ziele: das Erreichen von Perfektion, Kontrolle über das eigene Aussehen, frühes Erwachsenwerden. Das zeigen Umfrageergebnisse von Marktforschungsinstituten und dem Industrieverband Körperpflege und Waschmittel. Feuchtigkeitsspendende Gesichtsmasken, Augenpads und selbst Seren und Cremes mit Anti-Aging-Versprechen landen so auf glatter Kinder- und Teeniehaut. Doch Hautärzte warnen: Ein zu viel an Pflege und falsche Produkte machen der Haut auf die Dauer keinen Spaß.
Inhaltsstoffe für Kinderhaut ungeeignet
Welches Kosmetikprodukt im eigenen Kinder- oder Badezimmer gerade angesagt ist, ändert sich schnell. Was viele der gehypten Mittel eint: Sie sind für Kinderhaut schlicht nicht geeignet. Dazu zählen etwa besonders reichhaltige Antifalten-Cremes. Laut den Anbietern sollen sie die Haut mit Feuchtigkeit versorgen, glatter und praller wirken lassen, vor Faltenbildung schützen.
„Gesunde Kinderhaut braucht das nicht“, sagt Dr. Thomas Koppmann, Kosmetik-Projektleiter der Stiftung Warentest. „Zu intensive und falsche Pflege kann die Haut aus dem Gleichgewicht werfen.“ Mögliche Folgen: Ausschlag, Juckreiz, Pickel und Pusteln, oder sie wird trocken und beginnt zu schuppen. Inhaltsstoffe mit peelender Wirkung – etwa Fruchtsäuren – können die Haut zudem empfindlicher gegen UV-Strahlung machen. Anschließend braucht sie intensiven Schutz vor der Sonne. Bei Kinderhaut, die ohnehin kaum Eigenschutz vor UV-Licht besitzt und schnell verbrennt, ist das besonders problematisch.
Kosmetika für pralle Lippen – was steckt dahinter?
Lip Plumper sollen Lippen prall aussehen lassen, ganz ohne Spritzen. Davon fühlen sich auch junge Mädchen angesprochen, zumal die Plumper normalem Lipgloss sehr ähnlich sehen. Die Stiftung Warentest hat einige jüngst genauer unter die Lupe genommen. Fazit: Viele Lip Plumper enthalten kritische Stoffe, nur zwei sind geeignet. Einige Inhaltsstoffe können brennen und ein unangenehmes Gefühl erzeugen.
Nur wenige Produkte sind für Kinder sinnvoll
Normale Kinderhaut und -haare brauchen in der Regel keine spezielle Pflege und nur wenige Kosmetikprodukte:
- Mild reinigendes Shampoo und Waschlotion gehören dazu,
- bei langem Haar möglicherweise ein Conditioner oder Anti-Ziepspray, um das Kämmen zu erleichtern.
- An sonnigen Tagen ist ein zuverlässiges UV-Schutzmittel für Kinder unverzichtbar.
- Je nach Hauttyp kann vor allem in der kalten Jahreszeit eine Pflegecreme sinnvoll sein – idealerweise ohne Duftstoffe, da die Allergien hervorrufen können.
Mit Mutter oder Vater nach Alternativen suchen
Wenn Kinder Interesse an Kosmetikprodukten zeigen, können Eltern sie bei der Auswahl begleiten. Ein eigenes Shampoo oder Duschgel im Drogeriemarkt auszuwählen, kann Spaß machen. Auch gegen farblose Lippenpflegestifte, die keine kritischen Inhaltsstoffe wie Mineralölbestandteile oder Titandioxid enthalten, ist nichts einzuwenden. Möglicherweise hilft es, wenn Kindern bewusst wird, dass Einmalmasken und -augenpads nicht nur überflüssig sind, sondern zudem viel Abfall verursachen.
Tipp: Ab und zu eine Gesichtsmaske aus frischen Gurkenscheiben, etwas Joghurt oder Quark mit Honig aufzutragen, kann ein Alternativangebot sein.
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"So genannte Skinfluencer (von englisch für „Haut”) sind inzwischen eine eigene Kategorie auf TikTok."
Und jetzt würde mich interessieren, wie die Autorin drauf kommt, dass Eltern Tiktok-geschädigter Kinder die Berichte der Warentester konsumieren und die Warnungen in ihren Erziehungsalltag integrieren. Und wieso es überhaupt noch Verhaltensauffälligkeiten gibt angesichts der Zigtausend Ratgeber zu allen denkbaren Fällen des Lebens.