Mitglied im Mieterverein
Wer insbesondere Mieterrechtsschutz sucht, kann auch Mitglied in einem Interessenverband für Mieter werden. In vielen Städten gibt es die Mietervereine des Deutschen Mieterbundes (DMB). Die Mitgliedschaft dort kostet oft um 100 Euro pro Jahr. Im Mitgliedsbeitrag enthalten ist bei vielen Mietervereinen eine Rechtsschutzversicherung. Diese übernimmt die Kosten, sobald der Streit mit einem Mieter vor Gericht geht (Prozesskostenversicherung).
Tipp: Wer Mitglied eines Mietervereins geworden ist, der keine Prozesskostenversicherung anbietet, kann die Prozesskostenversicherung der DMB-Rechtsschutz-Versicherung selbstständig dazu buchen.
Juristen des Vereins beraten Mitglieder
Der Rechtsschutz über einen Mieterverein läuft in der Regel wie folgt ab: Solange sich der Streit mit dem Vermieter im vorgerichtlichen Stadium befindet, können sich alle, die eine Wohnung mieten, von den Vereinsjuristen beraten lassen. Erst wenn der Mietzoff vor Gericht geht, können sich die Vereinsmitglieder selbst einen Anwalt suchen, der sie vertritt. Viele Mietervereine kooperieren mit der DMB-Rechtsschutz-Versicherung aus Köln als „Prozesskostenversicherer“. Das heißt: Dieses Versicherungsunternehmen übernimmt die vor Gericht anfallenden Kosten eines Mietrechtsstreits.
Vor- und Nachteile des Mietervereins
Zwischen dem Rechtsschutz über eine Vereinsmitgliedschaft und einer „normalen“ Rechtsschutzversicherung inklusive Baustein Wohnen gibt es kleine inhaltliche Unterschiede.
Freie Anwaltswahl
Bei einer Rechtsschutzpolice haben Kunden stets – auch im vorgerichtlichen Stadium – das Recht auf freie Anwaltswahl. Mitglieder des Mietervereins haben dieses Recht erst, sobald ihr Fall vor Gericht landet. Die Übernahme der Prozesskosten ist sogar an die Voraussetzung geknüpft, dass das Mitglied zuvor zur Beratung beim Vereinsjuristen war.
Kosten für Schriftverkehr mit Vermieter
Die Rechtsberater des Mietervereins beraten nicht nur, sondern sie übernehmen – falls nötig – häufig den Schriftverkehr mit dem Vermieter. Viele Mietervereine stellen dem Mitglied dafür zusätzliche Kosten in Rechnung, oft allerdings nur einstellige Euro-Beträge. Im Rahmen einer Rechtsschutzversicherung ist der Schriftverkehr des Anwalts mit der Versicherungsprämie abgegolten.
Keine Selbstbeteiligung im Schadensfall
Wer eine Rechtsschutzversicherung abschließt, vereinbart oft eine Selbstbeteiligung (auch Selbstbehalt genannt) in Höhe von 150 Euro. Eine solche Selbstbeteiligung kann im Einzelfall zwar wehtun, etwa wenn insgesamt 1 000 Euro Anwalts- und Gerichtskosten für einen Prozess angefallen sind und der Mieter davon 150 Euro zu tragen hat. Aber die Selbstbeteiligung sorgt dafür, dass der jährliche Versicherungsbeitrag einigermaßen niedrig bleibt. Auch die Stiftung Warentest rät zu einem 150-Euro-Selbstbehalt. Einige Mietervereine, zum Beispiel der Berliner Mieterverein, verzichten auf einen Selbstbehalt.
Mieterverein darf nicht kündigen
Ein Vorteil der Mitgliedschaft im Mieterverein ist, dass der Prozesskostenversicherer dem Vereinsmitglied nicht kündigen kann. Das hängt damit zusammen, dass streng genommen nicht das Mitglied Vertragspartner des Prozesskostenversicherers ist, sondern der Mieterverein (Rechtsschutz über Gruppenversicherung).
Bei einer normalen Rechtsschutzversicherung hingegen kann der Versicherer nach oft zwei Versicherungsfällen in zwölf Monaten außerordentlich kündigen. Außerdem hat er bei den üblichen Einjahresverträgen die Möglichkeit, seinem Kunden ordentlich mit einer Dreimonatsfrist zum Jahresende zu kündigen. Davon machen die Rechtsschutzversicherer regelmäßig Gebrauch. Zwar kann auch der Mieterverein Mitglieder rauswerfen, etwa wenn diese ihren Beitrag nicht zahlen. So etwas kommt aber selten vor.
Kostenschutz für Mitglieder nur bei Vermieterstreit
Mitglieder eines Mietervereins haben Prozesskostenschutz stets nur für gerichtliche Auseinandersetzungen mit ihrem Vermieter. Wer als Mieter ein Zimmer untervermietet und dann mit seinem Untermieter in Streit gerät, ist über den Mieterverein nicht versichert. Über eine normale Rechtsschutzversicherung (egal ob als Einzelpolice oder im Rechtsschutz-Paket) kann Ärger mit dem Untermieter hingegen versichert sein.
Wichtig für Mieter: Police früh abschließen
Mieter, die über eine Rechtsschutzversicherung oder eine Mitgliedschaft im Mieterverein nachdenken, sollten diese frühzeitig abschließen. Denn Rechtsschutz und Prozesskostenschutz gibt es in der Regel nur für künftigen Ärger. Beispiel: Liegt die Kündigung schon vor und die Person schließt dann erst die Versicherung ab, ist der Streit um die Kündigung nicht versichert.
Wartezeit beachten
Bei Rechtsschutzverträgen und Prozesskostenschutz gilt meist eine Wartezeit von drei Monaten. Schließt ein Mieter eine Police ab und kommt die Kündigung innerhalb der ersten drei Monate, ist der Streit nicht versichert. Vorteil einer Mitgliedschaft im Mieterverein: Beratung von den Vereinsjuristen erhalten Mitglieder auch für bestehende Streitigkeiten.
Arag „Mietrechtsschutz Sofort“
Eine Besonderheit stellt die Rechtsschutzversicherung Mietrechtsschutz Sofort des Versicherers Arag dar. Diese Police können Mieter für bereits bestehenden Mietärger – rückwirkend – abschließen. Rückwirkend versichert ist aber maximal ein einziger existierender Streit (etwa um Nebenkosten, Mieterhöhung oder Kaution). Der Beginn dieses Streits darf nicht mehr als zwölf Monate vor Versicherungsabschluss liegen. Der Mietrechtsschutz Sofort kostet jährlich 409 Euro bei einer Warmmiete bis 1 250 Euro monatlich (Stand: Januar 2025). Da der Vertrag mindestens drei Jahre läuft, zahlt der Mieter insgesamt also 1 128 Euro Beitrag. Außerdem fällt ein Selbstbehalt von 150 Euro an, wenn der Mieter seinen Anwalt selbst aussucht.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@alle: Die Klauseln für den Rechtsschutz für Vermieter haben wir nicht getestet, bzw. bewertet. Denn hier bieten eigentlich alle Rechtsschutzversicherer im Baustein Mietrechtsschutz (oder auch Baustein Wohnen genannt) den gleichen Schutz an. Heißt: Mieter oder Vermieter, die nur eine Mietrechtspolice suchen, können diese eigentlich allein nach dem Preis aussuchen. Nicht alle Rechtsschutzversicherer bieten den Mietrechtsschutz als Einzelpolice an. In diesem Artikel befindet sich deswegen eine Liste der Anbieter, die 2021 Mietern und Vermietern den Mieterrechtsschutz als Einzelpolice angeboten hatten.
In unserem Test der Rechtsschutzpakete, die die Lebensbereiche Privat, Beruf und Verkehr nebst Mietrechtsschutz als Baustein vereinen, haben wir die Jahresbeiträge genannt, die Mieter für den Baustein Mietrechtsschutz zusätzlich bezahlen.
Nach einer Recherche aus dem Jahr 2021 (Finanztest, November 2021, Seite 68) zahlen Vermieter zum Teil erheblich mehr Aufpreis für den Baustein als Mieter.
@yatr: Unter Punkt 9 finden Sie den Heftartikel als PDF in einem Dokument.
Hallo, seit wann enthält denn runtergeladene Artikel nicht mehr sämtliche Inhalte der Web-Seiten? Jetzt muss man stattdessen jeden Abschnitt einzeln als PDF drucken? Das finde ich sehr umständlich.
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung.
Wenn ich die Angebote von den Versicherern bekommen werde: Woran erkenne ich, dass eine Einzelpolice für Vermieter gut ist? Kann ich davon ausgehen, dass wenn eine ganze Rechtschutzversicherung von Ihnen als gut/sehr gut bewertet wurde, dann gilt das auch für die Einzelpolice für Vermieter?
Vielen Dank!
@Frnacesca07: Welche Versicherer Einzelpolicen für Vermieter anbieten, haben wir in der Tabelle unter Punkt 4.1 dargestellt. Die aktuellen Preise der Policen haben wir nicht erhoben.