
Rechtsfragen von Mietern. Im Internet bietet das Portal Conny Hilfe für die Mietpreisbremse und einige andere Themen an. © Getty Images / Gorodenkoff Productions OU
Das Internetportal Conny.de bietet außer Rechtsdurchsetzung auch Mieterschutz mit Beratung und Prozesskostenschutz. test.de hat das Angebot unter die Lupe genommen.
Mieterschutz von Conny – Konkurrenz für Mieterverein

Conny.de startete bereits Ende 2016 als wenigermiete.de. Das Unternehmen bietet vor allem die Durchsetzung der Mietpreisbremse per Verbraucherinkasso an. Es fordert dafür eine Provision in Höhe der Mieterersparnis für fünf Monate. Inzwischen hat Conny auch einen Mieterschutz im Angebot. Eigens dafür gründete das Unternehmen den Conny Verein für Verbraucherrechte. Wie der Verein und die Conny GmbH genau zusammenarbeiten und welche Bedeutung die Mitgliedschaft im Verein genau hat, bleibt aber unklar. Kunden können zwischen drei verschiedenen Mitgliedschaftsmodellen wählen. Sie kosten 4, 8 und 10 Euro im Monat.
Basis-Mitgliedschaft – Beratung beim Rechtsexperten
Die Conny-Mitgliedschaft Basis für 4 Euro im Monat bringt das Recht auf telefonische Beratung von Rechtsexperten. Wie genau die qualifiziert sind, sagt Conny nicht. test.de hat eine Testerin mit einer fehlerhaften Mietnebenkostenabrechnung zu Conny geschickt, um die Basis-Mitgliedschaft auszuprobieren. Es zeigte sich: Es handelt sich um eine reine Telefonberatung. Sie kommt von der Arag-Rechtsschutzversicherung. Es war nicht möglich, unsere Test-Nebenkostenabrechnung, den Mietvertrag oder andere Unterlagen hochzuladen. Dementsprechend brachte die Beratung einige allgemeine Hinweise, blieb aber oberflächlich. Unsere Testerin erfuhr nichts Genaues zu den Fehlern in ihrer Nebenkostenabrechnung. Zu allem Überfluss wusste der Berater mit unserer Testerin und ihrer Conny-Basismitgliedschaft zunächst nichts anzufangen. Die Testerin brauchte mehrere Anläufe, bis die Beratung überhaupt starten konnte.
Komfort-Mitgliedschaft – Anwaltsberatung und Prozess-Rechtsschutz
Mit der Conny-Mitgliedschaft Komfort für 8 Euro je Monat gibt es zusätzlich das Recht auf Anwaltsberatung und Mietrechtsschutz, wenn es vor Gericht geht (Versicherungsbedingungen). Pro Fall trägt der Kunde einen Selbstbehalt in Höhe von 150 Euro. Das ist üblich. Ungewöhnlich allerdings: Conny-Komfort-Mitglieder müssen je Rechtsschutzfall eine Gebühr in Höhe von 50 Euro zahlen. Für Rechtsstreitigkeiten, die sich in den ersten drei Monaten nach Abschluss der Mitgliedschaft ergeben, haben Conny-Mitglieder keinen Prozesskostenschutz. Auch diese sogenannte Wartezeit ist bei Rechtsschutzversicherungen und Mietervereinen üblich.
Premium-Mitgliedschaft – Anwaltsberatung und gebührenfreier Prozess-Rechtsschutz
Conny Premium-Mitglieder bekommen für 10 Euro je Monat wie Komfort-Mitglieder auch Beratung vom Anwalt und Schutz gegen Prozesskosten von Mietrechtsstreitigkeiten bei 150 Euro Selbstbehalt. Anders als im Conny-Mieterschutz Komfort ist bei Rechtsschutzfällen hier keine Gebühr zu zahlen. Komfort- und Premium-Mitglieder bekommen zwar Beratung, aber keine außergerichtliche Unterstützung vom Anwalt. Nur für die Tätigkeit von Anwälten vor Gericht zahlt die mit Komfort- und Premium-Mitgliedschaft verbundene Rechtsschutzversicherung.
Conny.de und Mietervereine im Vergleich
Conny.de will Rechtsberatung und -durchsetzung übers Internet leicht und bequem zugänglich machen. Die Webseite macht einen guten und leicht bedienbaren Eindruck. Viele klassische Mietervereine sind im Netz noch nicht so weit. Allerdings bieten die Mieterver auch eine persönliche Beratung. Die hat Conny.de nicht im Angebot. Bei schwierigen Fällen oder solchen mit langer Vorgeschichte und zahlreichen Unterlagen reicht eine Telefon- oder Onlinerechtsberatung oft nicht aus, damit der Anwalt den Fall vollständig und sachgerecht erfassen kann. Da ist eine persönliche Beratung beim Mieterverein oder in der Kanzlei eines Fachanwalts für Mietrecht besser.
Conny-Mieterschutz-Preise im Vergleich
Der Conny-Mieterschutz ist billiger als die jeweils dem Namen nach entsprechenden Angebote von Mieterengel. Allerdings ist vor allem das Basis-Paket von Mieterengel auch leistungsstärker. Das Recht auf Telefonberatung kostet bei Conny 48 Euro im Jahr. Bereits für 47 Euro bietet beispielsweise die VGH ihre Mietrechtsschutz-Einzelpolice mit Recht auf Anwaltsberatung sowie der Übernahme der Kosten für außergerichtliche und gerichtliche Vertretung an. (Stand: 15. Februar 2022, weitere Daten zu diesem und anderen Angeboten im Vergleich Rechtsschutzversicherungen). Die Conny-Mitgliedschaften Komfort und Premium bieten Anwaltsberatung und Prozesskostenschutz bei Mietrechtsstreitigkeiten für 96 Euro zuzüglich 50 Euro Gebühr je Rechtsschutzfall oder 120 Euro pro Jahr. Mietervereine mit dem Recht auf persönliche Beratung und Prozesskostenschutz für Mietrechtsstreitigkeiten kosten meist zwischen 80 und 120 Euro Beitrag pro Jahr. Klar: Wer eine Rechtsschutzversicherung inklusive Mietrechtsschutz abgeschlossen hat, braucht weder Mieterverein noch Mieterengel. Er kann sowohl bei gerichtlichen wie bei außergerichtlichen Auseinandersetzungen einen Anwalt zu Rate ziehen, der dann notfalls auch Schreiben an den Streitgegner verfasst. Jede Rechtsschutzversicherung hat auch eine Hotline zur schnellen Beantwortung von Rechtsfragen.
Recht auf Rabatt bei Conny-Rechtsdurchsetzung
Conny-Mitglieder bekommen auf alle einzelnen Conny-Dienstleistungen wie die Durchsetzung der Mietpreisbremse, Mieterhöhungsabwehr, Mietminderung, Abgasskandal-Schadenersatz und Kontogebührenerstattung 5 (Basis), 10 (Komfort) oder 15 Prozent Rabatt (Premium). Wer solche Conny-Dienste in Anspruch nehmen will, sollte nachrechnen. Beispiel: Wenn Conny die Miete per Mietpreisbremse um 200 Euro je Monat senkt, sind 1 000 Euro Provision fällig. Der mit dem Mieterschutz-Premium verbundene Rabatt bringt dann 150 Euro und damit 30 Euro mehr, als pro Jahr zu zahlen sind. Beachten Sie allerdings: Die Durchsetzung der Mietpreisbremse kann länger als ein Jahr dauern.
Ordentlicher Datenschutz, Mängel in Datenschutzerklärung
Beim Datenschutz haben wir bei Conny.de Stand Februar 2022 keine Mängel gefunden. Die Daten verschlüsselt der Legaltech-Anbieter mit dem TLS 1.3-Verfahren wünschenswert gut. Mit einem eigenen Cookie sowie 13 Trackern/Advertisern sammelt das Unternehmen Daten von Conny.de-Besuchern ein. Das ist im Vergleich zu anderen Webseiten recht wenig. Die Conny-Datenschutzerklärung hat allerdings gravierende Mängel. Es fehlen Angaben zur Rechtsgrundlage und Rechtfertigung der Datenverarbeitung. Conny verweist auf von Gerichten längst kassierte Regeln für die Datenübertragung in die USA und informiert nicht korrekt über die Dauer der Speicherung personenbezogener Daten und die Rechte Betroffener.
Tipp: Die Stiftung Warentest testet auch Rechtsschutzversicherungen (Vergleich Rechtsschutzversicherungen) und ordnet zahlreiche Rechtsangebote („Legal Techs“) für Sie ein (Günstig streiten mit Legal Techs) weitere Internetangebote gibt es von Mieterengel und Mineko.
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- Das Internetportal Mieterengel.de vermittelt Anwälte zur Rechtsberatung und bietet Rechtsschutz. Die Stiftung Warentest hat das Angebot unter die Lupe genommen.
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- Das Internetportal Mineko.de bietet die Prüfung von Nebenkostenabrechnungen, Mustertexte und Tipps für den Streit mit dem Vermieter an.
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- Das Online-Portal Conny bietet seinen Kunden an, für sie auf die Mietpreisbremse zu treten – ohne Kostenrisiko. test.de hat das Angebot unter die Lupe genommen.
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