
Unterstützung nach dem Unfall. Verkehrsrechtsschutz hilft Opfern beim Streit mit der gegnerischen Autoversicherung. © picture alliance / dpa / Daniel Reinhardt
Unfallärger oder Montagsauto – Verkehrsrechtsschutz kann in solchen Fällen nützlich sein. Wir haben 15 Policen verglichen. Sie finden Sie im Heft-PDF Finanztest 4/2021.
Alle Testergebnisse für Rechtsschutzversicherung
Verkehrsrechtsschutzversicherung im Vergleich
Wir haben 15 Verkehrsrechtsschutzversicherungen dieser 13 Anbieter unter die Lupe genommen:
- ADAC
- Allianz
- Allrecht
- BGV Badische
- Condor
- Deurag
- Ergo
- Huk24
- Huk-Coburg
- R+V
- VGH
- VRK
- WGV
Für wen lohnt sich eine Verkehrsrechtsschutzversicherung?
Eindrucksvolle Zahlen. Im Jahr 2019 haben Amts- und Landgerichte in rund 160 000 Verkehrsunfallsachen über Haftung und Schadenersatz entschieden. In 170 000 Prozessen befassten sie sich mit Streit zwischen Käufer und Verkäufer, dabei dürfte es oft um Autokäufe gegangen sein. 2019 sprachen die Verwaltungsbehörden 460 000 Fahrverbote aus und ordneten 90 000 Mal den Führerscheinentzug an.
Günstiger Schutz. Wer Ärger dieser Art hat und rechtsschutzversichert ist, muss sich keine Gedanken um Anwalts- und Gerichtskosten machen. Denn Verkehrsunfälle, Ärger nach einem Autokauf und der Einspruch gegen einen Führerscheinentzug sind über eine Verkehrsrechtsschutzversicherung versichert. Unser Test von 15 Angeboten zeigt: Den Schutz gibt es schon für unter 100 Euro pro Jahr.
Hohe Kosten. Ohne den Schutz muss die Klägerin den Anwalt selbst bezahlen. Verliert sie den Prozess, kommen Gerichtskosten dazu, Ausgaben für einen Sachverständigen – etwa beim Streit um einen Mangel am Auto – und Anwaltskosten des Gegners. Das kann teuer werden.
Langwierige Streits. Auch wer bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt wurde, kann Rechtsschutz gut gebrauchen. Selbst wenn die Schuldfrage recht klar ist, müssen Geschädigte mit der Versicherung des Unfallverursachers manchmal lange vor Gericht um die Höhe des Schadenersatzes streiten.
Ist Verkehrsrechtsschutz sinnvoll?
Einzeln oder im Paket. Die Stiftung Warentest hält den Abschluss eines Verkehrsrechtsschutzes für nützlich. Eine Verkehrsrechtsschutzversicherung können Interessierte als einzelne Police abschließen oder als Teil eines großen Rechtsschutzpakets, das etwa zusätzlich die Bereiche Privat, Beruf und Wohnen versichert.
Verkehrsrechtsschutz im Test. Von den Rechtsschutzpaketen für die Lebensbereiche Privat, Beruf und Verkehr (PBV) haben wir diejenigen Angebote ausgewählt, die mindestens das Qualitätsurteil Gut erreicht haben, und untersucht, welchen Schutz sie bieten, wenn man nur den Streit rund um den Straßenverkehr versichern möchte. Den Leistungsvergleich für 15 Einzelpolicen zum Verkehrsrechtsschutz finden Sie im PDF zum Artikel Wenns kracht – Geld für Streit. Dort zeigen wir auch, in welchen typischen Fällen alle Angebote greifen und in welchen Punkten sich die 15 Angebote unterscheiden.
Verkehrsrechtsschutz einzeln oder im Paket?
Wer möglichst umfassend versichert sein will, schließt am besten das große Paket für die Lebensbereiche Privat, Beruf und Verkehr (PBV) ab. Denn Rechtsstreit lauert überall: Der Vermieter zahlt die Mietkaution nicht zurück, die Airline erstattet nach Flugannullierung die Ticketkosten nicht, das neu gekaufte Auto hat einen Mangel, der Arbeitgeber droht mit Kündigung. Mit meist rund 300 Euro Jahresbeitrag bei einem Selbstbehalt von 150 Euro ist ein PBV-Paket aber recht teuer.
Wer nicht so viel Geld für Versicherungsschutz ausgeben will, aber wenigstens rund ums Thema Ärger im Straßenverkehr abgesichert sein will, kann Verkehrsrechtsschutz als Einzelpolice abschließen. Leistungsstarke Angebote gibt es schon für unter 100 Euro pro Jahr. Unser Vergleich zeigt die Preise für Einzelpolicen, die Familien mit mehreren Fahrzeugen Rechtsschutz bietet. Wer als Single oder Familie nur ein Auto versichert, zahlt oft noch weniger.
Verkehrsrechtsschutz – was ist versichert?

Ärger nach dem Autokauf? Gut, wenn die Versicherung die Anwaltskosten zahlt. © Plainpicture / Maskot
Häufig vorkommende Streitereien rund um Führerschein, Autokauf und Höhe des Schadenersatzes nach einem Verkehrsunfall sind bei allen Tarifen versichert. Deshalb kann bei der Auswahl der Preis ausschlaggebend sein. Preisgünstige Angebote haben wir im PDF gelb markiert. Die genannten Versicherungsbeiträge fallen bei jährlicher Zahlweise an. Bei monatlicher Zahlungsweise wird es meist teurer.
Alle Testergebnisse für Rechtsschutzversicherung
Punkte in Flensburg – wann greift die Verkehrsrechtsschutzversicherung?
Grundsätzlich versichert jede Verkehrsrechtsschutzversicherung auch Streitigkeiten rund um Bußgelder für Ordnungswidrigkeiten. Wer etwa einen Bußgeldbescheid erhalten hat, weil er angeblich während der Autofahrt ein Handy in der Hand gehalten hat, das aber bestreitet, kann sich einen Anwalt nehmen und Einspruch einlegen. Auch die Abwehr eines Bußgelds wegen eines mutmaßlichen Tempoverstoßes ist versichert. Bei einigen Anbietern greift dieser Schutz aber erst ab einer bestimmten Bußgeldhöhe, in der Regel 40 bis 60 Euro.
Kleine Unterschiede gibt es auch beim Rechtsschutz fürs Falschparken. Der Einspruch gegen ein Knöllchen ist nur bei zwei Anbietern versichert. Nämlich dann, wenn die Behörde dem Fahrer zum Bußgeld noch einen Punkt in Flensburg aufbrummt.
Beispiel. Ein Autofahrer soll 70 Euro Bußgeld für das Parken auf einem Radweg zahlen. Da er dort länger als 60 Minuten geparkt haben soll, erhält er zudem einen Punkt. Ist sich der Fahrer sicher, dass er nicht so lange dort stand und will er gegen den Bescheid Einspruch einlegen, wäre er bei Allianz und Ergo versichert.
Wichtig: Der Leistungsausschluss vieler Versicherer für Streit um behördliche Parkknöllchen gilt nicht bei „Vertragsstrafen“, die private Parkplatzüberwacher für angeblich rechtswidriges Parken auf Supermarktparkplätzen verteilen. Zoff um diese Privatknöllchen fällt unter den Vertrags-Rechtsschutz, den jeder Verkehrsrechtsschutz bietet.
Wer zahlt bei Streit nach einem Unfall auf dem Weg zur Arbeit?
Wegeunfälle vor Gericht. Wie der Verkehrsrechtsschutz-Vergleich der Stiftung Warentest zeigt, bietet nicht jede Verkehrsrechtsschutzversichreung „Sozialgerichts-Rechtsschutz“. Zunächst mag man denken: Welcher Autofahrer braucht so etwas? Aber diese Leistungsart kann durchaus wichtig sein. Einen Streit um eine Unfallrente etwa wegen eines Autounfalls auf dem Weg zur Arbeit müssen Betroffene mit der gesetzlichen Unfallversicherung vor den Sozialgerichten ausfechten. 2019 gab es rund 190 000 solcher Wegeunfälle.
Dienstlich oder privat? Regelmäßig müssen Sozialgerichte darüber entscheiden, ob ein Unfall auf dem Weg zur Arbeit noch ein versicherter Wegeunfall ist oder nur ein nicht über die gesetzliche Unfallversicherung abgedeckter reiner Privatunfall. So landete im Jahr 2017 zum Beispiel der Streit eines Angestellten vor dem Bundessozialgericht. Der Mann hatte auf dem Weg zur Arbeit einen Abstecher zum Bäcker gemacht und sich dabei verletzt. Das Bayerische Landessozialgericht hatte die Fahrt trotz der Unterbrechung noch als Wegeunfall eingestuft, das Bundessozialgericht entschied schließlich gegen ihn (Az. B 2 U 1/16 R).
Immerhin 10 der 15 untersuchten Verkehrsrechtsschutzversicherungen übernehmen die Kosten für einen solchen Prozess.
Tipp: Weitere Informationen erhalten Sie in unserem Special ArbeitsunfallI: In diesen Fällen zahlt die Berufsgenossenschaft.
Verkehrsrechtsschutzversicherung ohne Wartezeit
Bei vielen Rechtsschutzversicherungen gilt zu Beginn in einigen Rechtsbereichen eine Wartezeit. Steht im Vertrag zum Beispiel eine dreimonatige Wartezeit für Vertragsärger, ist der Versicherungskunde in dieser Zeit hierfür nicht versichert. Das kann sich auswirken, wenn er direkt nach dem Versicherungsabschluss ein Auto kauft, das sich später als mangelhaft herausstellt. Die Stiftung Warentest rät daher, bei einem Verkehrsrechtsschutz-Anbieter abzuschließen, der generell auf Wartezeiten verzichtet.
Versicherung früh abschließen
So oder so müssen Interessierte aufpassen, dass sie ihre Rechtsschutzversicherung nicht zu spät abschließen. Zu spät ist es in der Regel, wenn das Problem schon da ist. Es hat also keinen Sinn, nach einem Wegeunfall für den Streit mit der Unfallversicherung noch eine Police abzuschließen.
Wer für einen möglichen Streit mit seinem Autohändler im Falle eines Mangels am Fahrzeug versichert sein will, muss die Verkehrsrechtsschutzversicherung schon vor dem Autokauf abgeschlossen haben.
Verkehrsrechtsschutz rückwirkend
Rückwärtsversicherung. Eine interessante Verkehrsrechtsschutzversicherung hat der Versicherer Arag vor Jahren auf den Markt gebracht: den Verkehrsrechtsschutz Sofort. Das Besondere an dieser Rechtsschutzversicherung ist, dass Kunden darüber teilweise Rechtsschutz sogar dann bekommen, wenn sie die Versicherung erst nach dem streitursächlichen Ereignis (etwa Bußgeld für einen Rotlichtverstoß) abschließen.
Versicherungsbedingungen. Im Jahr 2018 hatten wir dieses Sonderprodukt näher unter die Lupe genommen: Arag Verkehrsrechtsschutz: Diese Police können Sie nachträglich kaufen. Unser Fazit damals: Ein teures, aber interessantes Produkt, insbesondere für Opfer, die bei einem Autounfall gravierende Körperschäden erlitten haben und zum Zeitpunkt des Unfalls ohne Rechtsschutzversicherung waren. Inzwischen hat die Arag die Versicherungsbedingungen aber leider verschlechtert. Der für Unfallopfer so wichtige Schadenersatz-Rechtsschutz kann nach den aktuellen Versicherungsbedingungen (Stand Oktober 2019) nicht mehr rückwirkend abgeschlossen werden.
Dreijahresvertrag. Die Rückwirkung gilt jetzt nur noch für den Ordnungswidrigkeiten-Rechtsschutz. Das heißt: Wenn Autofahrer einen Bußgeldbescheid etwa für einen Rotlicht- oder Tempoverstoß bekommen haben, können Sie nachträglich noch Rechtsschutz für den Streit mit der Bußgeldbehörde bekommen. Allerdings ist dieser Schutz teuer: 349 Euro (Rechtsschutzschutz für ein Fahrzeug) beziehungsweise 389 Euro (Rechtsschutz für mehrere Fahrzeuge) beträgt der Jahresbeitrag für den Arag Verkehrsrechtsschutz Sofort. Da der Vertrag mindestens drei Jahre lang läuft, zahlt der Kunde für diese Verkehrsrechtsschutzversicherung also insgesamt deutlich über 1 000 Euro.
Alle Testergebnisse für Rechtsschutzversicherung
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- Das Internetportal Mieterengel.de vermittelt Anwälte zur Rechtsberatung und bietet Rechtsschutz. Die Stiftung Warentest hat das Angebot unter die Lupe genommen.
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- Das Internetportal Conny.de bietet außer Rechtsdurchsetzung auch Mieterschutz mit Beratung und Prozesskostenschutz. test.de hat das Angebot unter die Lupe genommen.
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- Das Internetportal Mineko.de bietet die Prüfung von Nebenkostenabrechnungen, Mustertexte und Tipps für den Streit mit dem Vermieter an.
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@Grummelbär: Die Nichtmitgliedschaft bei der Schlichtungsstelle ist in die Gesamtbewertung der ADAC-Angebote eingeflossen. Die Tarifbedingungen der ADAC Versicherung waren aber so vorteilhaft, dass die Gesamtnote so ausgefallen ist. Umfangreiche Leistungsarten (also der Rechtsschutz laut Tarifwerk) ist das A und O einer Rechtsschutz-Police - nur was dort steht, ist verbindlich und lässt sich rechtlich auch einklagen. Die Mitgliedschaft beim Versicherungsombudsmann ist das Tüpfelchen auf dem I. In unseren Tabellen weisen wir auf die Nichtmitgliedschaft hin. Der mündige Verbraucher kann entscheiden, ob er bei einem Nichtmitglied abschließen will oder nicht. Die Anwaltsumfrage ist keine wissenschaftliche Untersuchung. Sie spiegelt "nur" allgemeine Erfahrungswerte der Anwaltschaft bezüglich der Regulierungspraxis einzelner Versicherer wider. Wir bekommen von Verbrauchern durchaus die Rückmeldung, dass diese Erfahrungswerte (sprich: die sich in der Tabelle zeigenden Regulierungs-Tendenzen) in der Praxis zutreffend sind. Da es sich aber um keine repräsentative Umfrage handelt, konnte das Umfrageergebnis nicht in das Qualitätsurteil einfließen.
Ich verstehe nicht, gerade bei ihrer eigenen Einstellung zu der Nichtmitgliedschaft bei der Schlichtungsstelle, wie der ADAC an der Spitze ihrer Bewertung stehen kann.
Was nutzen tolle Vertragsbedingungen, wenn diese im Ernstfall einfach so negiert werden können? Man will doch gerade das Prozesskostenrisiko ausschließen und nicht ein weiteres mit einer Deckungsklage eingehen.
Übrigens ähnlich bei der ARAG, wenn auch aus anderem Grund: die Erfahrung der Anwälte mit den Versicherungen sollte nicht nur in der Tabelle gezeigt werden, sondern sich auch im Ergebnis widerspiegeln.
Nochmal: was nutzen gute Bedingungen auf dem Papier, wenn die Ansprüche daraus einfach von Seiten der Versicherung abgelehnt werden können?
@steve958: Der (verwaltungsrechtliche) Streit um einen Schulplatz ist über den (allgemeinen) Verwaltungs-Rechtsschutz abgedeckt. Die allermeisten Rechtsschutz-Policen beinhalten diesen Rechtsschutz. Wer daran Interesse hat, sollte bei der Auswahl des Angebots auf das schwarze Kästchen beim Prüfkriterium „Verwaltungsrechtschutz“ darauf achten, dass sich in der interaktiven Tabelle zu diesem Punkt ein grünes Häkchen befindet (schwarzes Kästchen in der Zeitschrift).
Hallo,
Sie haben ja Studienplatzklagen mit berücksichtigt. Gilt dies im gleichen Maße auch für eine Klage und/oder Widerspruch um einen Schulplatz?
Was ist ggf. zu beachten?
Danke und Gruß
@Luckylok: Angebote für Mieter- und Vermieterrechtsschutz finden Sie unter Punkt 8.
Wir haben den Baustein Wohnen bzw. die Mietrechtsschutz-Policen für Mieter und Vermieter (Leistungsart Wohnungs- und Grundstücks-Rechtsschutz) nicht qualitativ bewertet. Beim Rechtsschutz für Mieter gibt es zwischen den Anbietern keine relevanten inhaltlichen Unterschiede. Mieter, die allein an diesem Baustein interessiert sind und eine Einzelpolice abschließen wollen, können eigentlich allein nach dem Preis wählen.
Bei den Vermieter-Rechtsschutz-Policen sind die Unterschiede etwas größer, Beispiel:
- es gibt Anbieter, die versichern für den genannten Preis nicht nur eine, sondern mehrere vermietete Wohnungen.
- Manche Police enthält neben dem klassischen Kostenschutz für Rechtstreitigkeiten Unterstützungsleistungen, etwa Hilfe beim Miet-Forderungseinzug gegenüber dem Mieter.
Wer aber nur eine Wohnung vermietet hat und insbesondere Kostenschutz für Rechtsärger mit dem Mieter oder der Eigentümergemeinschaft sucht (Leistungsart Wohnungs- und Grundstücks-Rechtsschutz), kann seine Vermieter-Rechtsschutz-Policen aus den genannten Policen ebenfalls nach dem Preis aussuchen.
Allerdings ist der "Vertrags-Rechtsschutz" (für vertragsrechtliche Streitigkeiten außerhalb des Mietvertrages) für Vermieter ebenfalls interessant (siehe unter "Heftartikel als PDF": Finanztest 11/2021 Rechtsschutz für Mieter und Vermieter: Kostenschutz für Wohnungsärger). Diesen Vertrags-Rechtsschutz können Vermieter (aber auch die Mieter) häufig gegen Aufpreis dazubuchen.