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Es gibt wenig zu meckern beim Test von 24 Joghurts: Fast alle schneiden gut ab. Allerdings enthält nicht jeder Becher das, was der Hersteller verspricht.
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Testergebnisse für 24 Naturjoghurt 01/2018Alles begann mit einem Trick, um frische Milch haltbar zu machen: Seit Jahrhunderten setzen Griechen, Bulgaren und Türken auf Bakterien, die Milch an der warmen Luft zu Joghurt verwandeln. Dabei entsteht Milchsäure, die Verderbniskeime in Schach hält – ein natürlicher Konservierungsstoff.
Das Verfahren machte Schule. Heute ist Joghurt weltweit beliebt. Auch in Deutschland löffelt man ihn seit gut 50 Jahren in großem Stil. „Natur“ ist vor Erdbeer und Vanille die gefragteste Sorte. Zu Recht. Im Test schneiden 22 von 24 Naturjoghurts gut ab: keine unerwünschten Keime, praktisch keine Rückstände von Desinfektionsmitteln, kein zugesetzter Zucker. Zwei Joghurts sind nur befriedigend. Der eine heißt Mevgal und stammt laut Aufschrift als Einziger aus Griechenland. Er enthielt Hefen, die den Verderb beschleunigen können. Der andere: Ehrmann Frischer Joghurt. Er schmeckt leicht flach. Und seine Packungsangaben wecken falsche Vorstellungen.
Unser Rat
Bei klassischem Joghurt teilen sich Bioprodukte die vorderen Plätze: Andechser Natur Bio-Joghurt (33 Cent pro 100 Gramm), Aldi (Nord) GutBio und Aldi Süd Bio (je 19 Cent). Schwälbchen Echt Bulgara (25 Cent) schmeckt am besten, verspielt den Top-Platz aber durch nicht korrekte Packungsangaben. Bei Joghurt griechischer Art liegen Lidl Milbona (19 Cent) und Aldi (Nord) Sontner (23 Cent) vorn.
Nicht jeder Joghurt ist „mild“
Die Milcherzeugnisverordnung definiert acht Standardsorten für Joghurt. Relevant ist vor allem der Unterschied zwischen „Joghurt mild“ und „Joghurt“. Beide Varianten gibt es in unterschiedlichen Fettstufen. „Joghurt mild muss eine andere Bakterienmischung enthalten als Produkte, die nur ‚Joghurt‘ heißen“, erläutert Testleiterin Julia Bongartz. Dass sowohl Frankenland als auch Ehrmann „frischen Joghurt“ versprechen, rügt die Expertin als verwirrend. „Man könnte denken, ‚frischer Joghurt‘ sei eine eigene Sorte, die gibt es aber nicht.“
Bei Ehrmann stört überdies das Durcheinander auf der Packung: Auf der Frontseite steht groß „mild“. Doch was in der sensorischen Prüfung auf den Löffel kam, war nicht „mild“: Ehrmann roch und schmeckte sauer. Das passt wiederum zur ausgelobten Sorte im Kleingedruckten. Dort steht nicht „Joghurt mild“, sondern „Joghurt“. Das Labor bestätigte Bakterienstämme, die typisch für „Joghurt“ sind: Streptococcus thermophilus und den stärker säuern-den Lactobacillus bulgaricus. Der hat in „Joghurt mild“ nichts zu suchen.
In den 13 Bechern mit der ausgelobten Sorte „Joghurt mild“ wiesen die Tester ihn nicht nach. Statt dessen stießen sie auf milder säuernde Stämme wie Lactobacillus acidophilus und Bifidobakterien – die passenden Kulturen für diese Joghurtsorte.
Bakterien mit Mehrwert
Wer seiner Gesundheit etwas Gutes tun will, muss keinen Joghurt mit bestimmten Bakterien kaufen. Werbung, die anderes suggeriert, ist nicht zulässig. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit Efsa hat „Health Claims“ für fast alle Bakterienkulturen abgelehnt; die vorgelegten Studien überzeugten nicht. Danone zog daraufhin den Health-Claim-Antrag für die Kultur in Activia zurück. Sie sollte nach damaligem Slogan zum Beispiel „einen Blähbauch reduzieren“.
Über positive Effekte auf die Gesundheit entscheidet nicht der Stamm, sondern die Zahl lebender Bakterien. Daher erlaubt die Efsa nur einen allgemeinen Claim: Joghurt mit einer hohen Zahl an lebenden Bakterien hilft, die Laktose besser zu verdauen. Das soll Menschen ansprechen, die Laktose schlecht vertragen. Der Claim steht aber auf keinem geprüften Produkt. Forscher des Max-Rubner-Instituts bescheinigen Joghurt, er könne das Magen-Darm-System „günstig beeinflussen“, etwa Verstopfung und Durchfall reduzieren oder vorbeugen. Welche Rolle die Mikroorganismen dabei spielen, sei aber noch nicht ganz erforscht.
Fest steht: Naturjoghurt punktet, weil er Kalzium, Protein, Vitamin A und D enthält und ohne zugesetzten Zucker auskommt. Kalorienbewusste sollten aber bedenken, dass Joghurt nach griechischer Art oft fast dreimal so viel Fett enthält wie klassischer.
Bio-Joghurts offenbar echt bio
Die einfache Herstellung von Naturjoghurt passt zur Philosophie von Bio-Fans, die möglichst naturbelassene Lebensmittel schätzen. Der Bioanteil liegt mit knapp zehn Prozent fast doppelt so hoch wie im sonstigen Handel. Wurden die Bio-Joghurts im Test wirklich aus Biomilch hergestellt?
Die Analysen legen das nahe. Das Milchfett dieser vier Produkte enthielt im Vergleich zu den konventionellen Joghurts deutlich mehr Phytansäure, konjugierte Linolsäure sowie Omega-3-Fettsäuren. Das ist typisch für Milch von Kühen, die überwiegend Grünfutter fressen, wie es die EU-Bio-Verordnung vorschreibt. Auch die niedrigen Jod-Gehalte in den Proben untermauern diesen Eindruck: Jod kommt vor allem über Kraftfutter in die Milch. Das wird überwiegend in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt. Dass Bio-Joghurt generell gesünder ist als die Standardprodukte, lässt sich aber nicht sagen. Die Unterschiede bei den Inhaltsstoffen sind zu gering.
Mal stichfest, mal cremig

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In Geruch und Geschmack mit sehr gut bewerteten unsere Tester auch Megval und Schwälbchen. Die Marke Schwälbchen gibt es in Hessen, Rheinland-Pfalz, im Norden Baden-Württembergs sowie bei Kaufland teilweise auch in anderen Regionen.
Die Konsistenz der Produkte hängt von den Bedingungen ab, unter denen sie reifen. Ein Joghurt wird stichfest, wenn die Milch direkt nach Zugabe der Bakterienkulturen in den Becher kommt und sich dort in Joghurt verwandelt. Wird der Mix aus Milch und Bakterien hingegen mehrere Stunden in großen Tanks gerührt, bekommt der Joghurt eine cremige Konsistenz. Damit er nicht zu dünnflüssig gerät, setzen die Hersteller oft Magermilchpulver zu oder entziehen ihm Wasser. Das lässt sich bei den 18 cremigen Produkten im Test an leicht erhöhten Eiweiß- und Zuckergehalten ablesen.
Pappmantel ökologisch vorteilhaft
Großer oder kleiner Becher, mit oder ohne Pappbanderole, einzeln oder im Viererpack: Die Joghurts im Test sind unterschiedlich verpackt. Fast alle Behälter bestehen aus Polypropylen oder Polystyrol. Beide Materialen gelten laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als sicher für Lebensmittel. Doch die Verpackungen belasten die Umwelt unterschiedlich stark.
Gut sind Mehrweggläser aus der Region. Sie spielen auf dem Markt aber nur eine kleine Rolle und sind im Test daher nicht vertreten. Bei Plastikbechern empfehlen sich dünne mit abtrennbarem Pappmantel als umweltfreundliche Wahl: wenig Kunststoff, gut recycelbare Pappe. So verpackte Joghurts im Test bekamen Pluspunkte.
Tipp: Ressourcen spart auch, wer keine Lebensmittel verschwendet. Vertrauen Sie Ihren Sinnen: Joghurt, der normal aussieht, riecht und schmeckt, können Sie auch viele Tage nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum noch essen.
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Hallo
Für mich persönlich darf der Joghurt außer den Kulturen keine Zusatzstoffe enthalten! Deswegen machen wir unseren Joghurt selbst und dafür habe ich mir Einweckgläser gekauft und wenn der 24 Stunden fermentiert ist er auch fast Laktosefrei!
Grüße Andrea
Für mich wäre es hilfreich gewesen, wenn Sie laktosefreie Joghurts mit getestet hätten.....
angeboten Joghurt kommt aus Deuschland,das steht auch auf der Verpackung,wer will schon Joghurt 2000 km durch die Landschaft schaukeln ?
In Zeiten von z. Bsp. Zero-Waste, Original-Unverpackt und Einfuhrstopp von unserem Plastikmüll werden nur Produkte in Plastik getestet???
Dabei werden viele Joghurts in Gläser angeboten; sogar in Bio oder auch Demeter-Qualiät!
Das enttäuscht mich doch sehr!
Manche Anbieter schreiben auf die Verpackung ihrer Eigenmarken nicht den tatsächlichen Hersteller. Aber alles, was aus Milch gemacht wird, bekommt ein Molkereikennzeichen (ovales Symbol mit einer Kombination aus Buchstaben und Zahlen). Anhand dieses Kennzeichens können sie sofort feststellen, aus welcher Molkerei das Produkt stammt.