
Leckere Kräuterbrötchen. Wer Backpapier verwendet, hat es meist auch mit schwer abbaubaren Stoffen zu tun – besser ist es daher, das Blech einzufetten. © Getty Images
Damit auf dem Blech nichts anklebt, sind Backpapier und -matten beliebt. Sie können aber der Umwelt schaden. Wir hakten beim BUND nach: Wie lässt sich nachhaltig backen?
Backpapier mit Antihaft-Beschichtung ist praktisch: Plätzchen, Pizza, Pommes und andere im Backofen zubereitete Lebensmittel bleiben nicht am Backblech kleben und das Blech ist mit frischem Papier schnell wieder einsatzbereit. Wiederverwendbare Backmatten und -folien erfüllen den gleichen Zweck.
Doch umweltfreundlich sind all diese Backutensilien nicht. Darauf weist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) hin. Im Interview mit test.de erläutert BUND-Experte Manuel Fernández, welche Probleme von Backblech-Unterlagen ausgehen und wie sich nachhaltig backen lässt.
Beschichtungen mit Silikon und PFAS sind das Problem

Manuel Fernández. Referent für Stoffpolitik beim BUND. © Simone M.Neumann - www.simone-m-neumann.de
Warum ist die Beschichtung von Backpapier ein Problem für die Umwelt?
Die meisten bei uns angebotenen Backpapiere sind meines Wissens nach mit Silikon beschichtet. Silikon-Verbindungen sind biologisch schwer abbaubar. Solche langlebigen Substanzen können problematisch sein, da sie sich nach der Entsorgung in der Umwelt anreichern, etwa im Sediment. Auch über Klärschlamm, der teilweise in der Landwirtschaft als Dünger eingesetzt wird, landen Silikonverbindungen in der Umwelt. Außerdem erfordert die Herstellung von Silikon einen hohen Energie- und Ressourceneinsatz.
Sind wiederverwendbare Backmatten eine umweltfreundlichere Alternative?
Nein. Backmatten und -folien bestehen ebenfalls aus Silikon oder oft aus dem Fluorpolymer PTFE – auch als Teflon bekannt. Das ist eine kunststoffartige PFAS-Verbindung, die zu den kaum abbaubaren Ewigkeits-Chemikalien gehört. Schädliche PFAS können als Rückstände in den Backfolien vorhanden sein und bei zu hohen Temperaturen ausgasen. Bei üblichen Backtemperaturen in der Küche besteht keine Gefahr. Aber bei der Produktion von PTFE sowie bei der Entsorgung beziehungsweise beim Recycling beschichteter Produkte gelangen gesundheits- und umweltgefährdende PFAS in die Umwelt und über den Nahrungskreislauf wieder zu uns.
Was empfehlen Sie?
Man braucht keine Unterlagen für das Backblech. Am besten fettet man das Backblech mit Butter oder Pflanzenöl ein. Wer Gebäck mit Oblaten wie Lebkuchen und Makronen bäckt, braucht das Blech nicht vorzubereiten – die Oblaten verhindern das Ankleben auch ohne Backpapier. Wer nicht auf Backpapier verzichten kann, sollte es nach der Benutzung abwischen und mehrfach verwenden.
Weit verbreitet: Umweltschädliche Stoffe sind vielerorts ein Thema
Auch Einweggeschirr, Zahnseide, Imprägniermittel oder Fahrradanhänger können mit PFAS belastet sein. Nicht oder nur schwer abbaubare Silikonverbindungen kommen unter anderen in Shampoo und Haarpflegeprodukten vor: In unseren Tests von Leave-in-Conditionern und Repair-Shampoos fanden wir aber auch Produkte ohne umweltkritische Stoffe.
Backpapier nicht in der Papiertonne entsorgen
Wie entsorgen Verbraucherinnen und Verbraucher benutztes Backpapier richtig?
Nicht mehr verwendbares Backpapier gehört in den Restmüll, nicht in die Altpapiertonne. Wegen seiner Beschichtung ist es kaum zu recyceln. Außerdem würden die schwer abbaubaren Silikone in den Recyclingkreislauf gelangen.
Manche Backpapiere sind als „kompostierbar“ gekennzeichnet. Dürfen diese in die Biotonne oder auf den Kompost?
Hier ist generell Vorsicht geboten. Die Hersteller sind nicht verpflichtet anzugeben, woraus ihr Backpapier besteht. Backpapier kann trotz dieser Angabe Stoffe wie Silikone und unter Umständen auch PFAS enthalten. Diese verbleiben bei der Entsorgung in der Biotonne oder im Kompost in der Komposterde und gelangen darüber in die Naturkreisläufe. Deshalb sollte jedes Backpapier vorsorglich im Restmüll entsorgt werden.
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- Dieses Rezept erfand Hildegard von Bingen. Die für ihre Heilkunst berühmte Äbtissin wusste schon im 11. Jahrhundert, dass Muskat und Zimt die Stimmung aufhellen.
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- Werden stärkehaltige Lebensmittel hoch erhitzt und bräunen, bildet sich der Schadstoff Acrylamid. Wir beantworten Fragen zu ihm und sagen, in welchen Tests er auffiel.
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- Ein gutes Stück Butter – so können sich viele Produkte im Test nennen. Verlierer ist eine irische Butter. Sie schmeckt ranzig und ist mit Mineralölbestandteilen belastet.
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@WittyPitty:
Sie schreiben u. a. „Dies ist in der Herstellung in keiner Weise umweltschädlich.“
Auf welche halbwegs seriösen Quellen stützen Sie diese Aussage? Denn sie steht in direktem Widerspruch zu der von Herrn Fernandez?
Des Weiteren sagen Sie, dass alles Ressourcen verbraucht. Das stimmt zwar, aber es geht hierbei ja darum, welche Produkte relativ mehr oder weniger verbrauchen. Und Silikone oder gar Teflon womöglich relativ viel, so ist die Aussage von Hr. Fernandez zu verstehen, denke ich
Ich selber halte internationale Richtlinien für einen weiteren Teil einer Strategie zur Reduktion von bestimmten Chemikalien. Und für eine Sensibilisierung von Verbraucher*innen und Firmen, von sich aus zu agieren.
Darauf zu warten und hoffen, dass „von oben“ alles besser wird, ist nicht mein Verständnis davon, persönlich besser zu werden und vorbildlicher zu handeln.
Der BUND ist ein riesiger Lobbyverband. Das ist keine Meinung, das ist ein simpler Fakt. Der BUND ist ein Interessensverband. Ob sie nun der Meinung sind, dass dies die Interessen einer größeren oder einer kleineren Gruppe sind, ist vollkommen egal. Es ist ein Interessenverband und damit ein Lobbyverband. Wie gesagt, ich finde daran nichts schlimm. Nur muss man dann auch Aussagen von sogenannten Experten solche Verbände natürlich richtig einordnen können. In Deutschland ist Backpapier normalerweise mit einem Silikon beschichtet. Dies ist in der Herstellung in keiner Weise umweltschädlich. Natürlich braucht es Ressourcen. Wie alles. Aus Umweltgesichtsgründen macht der Verzicht von Backpapier in Deutschland absolut keinerlei Sinn, da dies keinerlei auch nur entfernt messbare Auswirkungen auf irgendetwas hätte. Wer auf reine Symbolpolitik steht, steht der Verzicht natürlich frei. Die große Mehrheit der Menschen denkt zum Glück nicht so.
Mit dem Verbrennen haben Sie zwar Recht, aber das Problem des Ressourcenverbrauchs und der möglichen Freisetzung von PFAS u.ä. kritischen Stoffen während der Produktion bleibt weiterhin. Ein Verzicht solcher Produkte reduziert die Nachfrage nach PFAS.
Als Lobbyist würde ich den Herrn nicht bezeichnen, denn er vertritt nicht "seine Sache", sondern die aller Menschen, auch wenn Ökosysteme und folgende Generationen manchen egal sind. Natürlich wird über die Gefährlichkeit von Chemikalien diskutiert, doch der BUND saugt sich die Grundlagen für seine Ansichten nicht aus den Fingern, sondern bezieht sich auf Erkenntnisse der Wissenschaft.
Also als Experten würde ich den Gesprächspartner vom BUND nun nicht bezeichnet wollen. Er ist ein Lobbyist für seine Sache. Daran ist ja nichts auszusetzen. Er ist aber eben kein neutraler Experte. Und wenn Backpapier im Restmüll entsorgt wird, was ja auch der Gesprächspartner ausdrücklich empfiehlt, wird es in Deutschland verbrannt. Die Silikone in der Beschichtung des Backpapiers gelangen also eben nicht in die Umwelt, da sie bei den hohen Temperaturen in der Müllverbrennung komplett zersetzt werden.