
Pro Person fällt in deutschen Haushalten jährlich rund 60 Kilogramm Biomüll an. © Stiftung Warentest
Verschimmeltes Brot, Kochabfälle oder die Reste vom Mittagessen: Wir produzieren andauernd Müll. Oft ist das auch schwer zu vermeiden. Aber der organische Abfall ist nicht wertlos, zumindest, wenn wir den Bioabfall ordentlich trennen. Hier beantworten die Experten der Stiftung Warentest die wichtigsten Fragen rund ums Thema Biomüll.
Alle Fragen im Überblick
- Sind Biotonnen für Haushalte in Deutschland Pflicht?
- Was darf alles in die Biotonne?
- Wie viel Biomüll fällt in Deutschland an?
- Sind abbaubare Plastiktüten eine umweltfreundliche Alternative?
- Was passiert mit dem Bioabfall aus dem Haushalt?
- Warum ist es wichtig, Bioabfälle sauber zu trennen?
- Gibt es in Deutschland eine Müllpolizei?
Antworten auf die wichtigsten Fragen
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Sind Biotonnen für Haushalte in Deutschland Pflicht?
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Haushalte müssen Küchen- und Grünabfälle seit 2015 vom Restmüll trennen. Ob diese Bioabfälle dann in einer Tonne landen oder zu einer Sammelstelle gebracht werden müssen, entscheiden die Kommunen. Aber: In etwa 72 von 402 Landkreisen oder Kreisstädten ist es laut Angaben des Naturschutzbund Deutschland (Nabu) nicht möglich, den Biomüll flächendeckend getrennt zu sammeln. Einige Landkreise und Kommunen stellen aufgrund hoher Kosten oder aber einer dünnen Besiedlung keine Biotonnen bereit. So ergeben sich deutliche regionale Unterschiede: In Brandenburg, Sachsen und Teilen des Ruhrgebiets zum Beispiel kamen 2016 aufs Jahr gerechnet nicht einmal 10 Kilo Bioabfall pro Person zusammen, in einigen Landkreisen von Niedersachsen und Hessen teilweise dagegen über 100 Kilogramm.
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Was darf alles in die Biotonne?
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Kaffeefilter, Eierschalen und sogar Haare – viele organische Stoffe, die sich zersetzen, dürfen in die Biotonne. Gekochte Speisereste waren im Bioabfall lange tabu, da es Bedenken wegen der Hygiene und des Salzgehaltes in den Speiseresten gab, die möglicherweise den Kompost belasten könnten. Diese Sorge hat sich inzwischen als unbegründet erwiesen. Dennoch steht diese Regel weiterhin in den Abfallsatzungen einiger Landkreise und Kommunen. Das liegt meist daran, dass die Regeln zur Mülltrennung länger nicht aktualisiert wurden.
Tipp: Findet sich das Speisereste-Verbot noch in der Abfallsatzung, sollten Sie den Grund dafür erfragen. Unter Umständen kommen so einige Kilo kompostierbarer Biomüll im Jahr zusammen.
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Wie viel Biomüll fällt in Deutschland an?
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Etwa 4,45 Millionen Tonnen Biomüll sammelten deutsche Haushalte im Jahr 2017 – pro Person kamen rund 60 Kilogramm zusammen. Immerhin um die 98 Prozent davon werden recycelt, landen also in Kompostier- oder Biogasanlagen. Laut Nabu wäre es aber möglich, mehr als doppelt so viel Biomüll zu sammeln.
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Sind abbaubare Plastiktüten eine umweltfreundliche Alternative?
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Nein. Die Tüten bestehen zum Beispiel aus Mais- oder Kartoffelstärke. Die dafür nötigen Ressourcen stammen teilweise aus Monokulturen. Außerdem brauchen die Tüten etwa zwölf Wochen, um zu verrotten. Die Kompostierung in den Anlagen dauert aber nur rund sechs Wochen. Viele Anlagen-Betreiber sehen die Biomülltüten deswegen skeptisch. Die Stadt Potsdam beispielsweise hat die Biomüllbeutel verbannt. Mögliche Alternativen: Bioabfall in einem Eimer samt Deckel sammeln. Ansonsten bieten sich auch Küchenpapier oder Altpapiertüten an. Auf Zeitungen sollte man wegen der Druckerfarben lieber verzichten.
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Was passiert mit dem Bioabfall aus dem Haushalt?
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Nach dem Abtransport im Müllauto warten auf Bananenschalen, Brotreste und Gemüseabfälle mehrere Wege der Neuverwertung. Fehlwürfe, also Plastik oder andere Restfraktionen, werden aussortiert und kommen in die Müllverbrennung. Aus dem Biomüll lässt sich dann Biogas gewinnen. Oft landen die Abfälle aber auch in Kompostieranlagen. Dort zersetzt sich der Biomüll zu Kompost, der als Naturdünger auf Äckern zum Einsatz kommt oder umweltschädlichen Torf in Blumenerden ersetzt.
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Warum ist es wichtig, Bioabfälle sauber zu trennen?
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Milchdöschen, Plastikverpackungen oder Blumentöpfe – in Biotonnen landen falsche Abfälle. Laut der Bundesgütegemeinschaft Kompost steigt die Zahl an verunreinigten Bioabfällen in Deutschland. Nach Angaben der Gemeinschaft stecken im Schnitt ein bis drei Prozent Fremdstoffe in den Biotonnen. Kompostieranlagen können diese Störenfriede nicht vollständig aussortieren. Im fertigen Kompost versteckte Partikel mit einer Größe von bis zu fünf Millimetern gelangen so etwa auf die Äcker.
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Gibt es in Deutschland eine Müllpolizei?
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Nein, aber in Städten wie München kontrollieren Müllleute zumindest stichprobenartig die Biotonnen. Bei weniger als drei Fremdstoffen in der Tonne gibt es eine Verwarnung in Form eines gelben Aufklebers auf der Tonne. Bei mehr als vier Fehlwürfen zeigen die Müllleute die rote Karte. Für den Aufwand, den verunreinigten Bioabfall in den Restmüll zu überführen, werden dann fünf bis zehn Euro fällig.
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Die Eierschalen sollen im Landkreis München nicht in die Biotonne. Die Gäranlage Kirchstockach wird dadurch gestört.
Nur weil sich abbaubare Plastiktüten erst nach ca. 12 Wochen zersetzen kann mann keine Papiertüten verwenden wie vorgeschlagen. Da mann dann ca. alle 4 Wochen die Kompost-Tonne auswaschen muss, weil die Papiertüten in kurzer Zeit duchgeweicht sind und sich im Sommer Maden ansammeln. Ich bin für die abbaubaren Plastiktüten da mann kein Wasserverschwendet zum reinigen der Bio-Tonne.
Mfg. P.Greitsch
@revoxel:
Wie in der Antwort zur Frage „Was darf alles in die Biotonne?“ steht, unterscheiden sich die Abfallsatzungen von Kommune zu Kommune. Deswegen ist es pauschal nicht möglich, Aussagen darüber zu treffen, warum bestimmte Lebensmittel vielleicht nicht in die Biotonne dürfen. Es kann sein, dass die Stadt Augsburg hygienische Aspekte für das Fleischverbot anführt. Für genauere Auskünfte müssen Sie sich dafür direkt an die Stadt wenden.
Von Zeitungen in der Biotonne wird im FAQ nicht explizit abgeraten. Die Druckerfarben können beim weiteren Recycling-Prozess störend sein. Aber auch hier gilt, dass die Stadt Augsburg entscheiden darf, was in ihre Biotonnen darf und was nicht.
(lte/aci)
@revoxel: Vielen Dank für die Ergänzungen zu unserem FAQ, wir haben Ihren Beitrag als Anregung an die zuständige Redaktion weitergeleitet. (spl)
Pauschal von Zeitungspapier (keine Hochglanz-Werbeprospekte!) abzuraten halte ich ökologisch für nicht sinnvoll. Die Stadt Augsburg z. B. weist explizit auf die Möglichkeit hin, Zeitungspapier zum Auslegen der Biotonne zu verwenden. Das ist im Sinne des Ressourcenverbrauchs auch sicher besser als hierfür extra Tüten zu kaufen, selbst wenn sie aus Altpapier sind. Was mit der Druckerschwärze beim Vergären/Verbrennen passiert weiß ich jedoch nicht. Im Übrigen weist die Stadt auch explizit darauf hin, dass tierische Abfälle (Fleisch, Tierfette etc.) nicht in die Biotonne sollen. Warum wird weder dort noch in dieser FAQ hier erklärt.