
Richtig entsorgen. Die Mühe lohnt sich, weil viele Packungen und Biomüll wieder verwertet werden können. © Depositphotos / Olga Yastremska
Gehört der Pizzakarton ins Altpapier? Muss ich das leere Marmeladenglas vor dem Wegwerfen ausspülen? Wir haben bei Experten nachgehakt: Antworten auf häufige Fragen.
Falsch eingeworfen − nicht recycelt
Auch wenn der gute Wille bei vielen Menschen da ist – in Deutschland geht beim Mülltrennen viel schief. In den gelben Sammelsystemen landen laut Umweltbundesamt bis zu 40 Prozent Restmüll – fälschlicherweise. Das erschwere das Recycling. Auch wandere mehr als ein Drittel der Bioabfälle nicht in Biotonnen; so gehe er für die Energie- und Düngergewinnung verloren.
Der Teufel steckt im Detail, ist teils kommunal verschieden geregelt. Gerade beim Entsorgen von Lebensmittelpackungen und -abfällen fragen sich viele: Wie denn nun? Wir hakten bei der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister, dem Umweltbundesamt (Uba) und Entsorgern nach.
Alle Fragen im Überblick
- Dürfen herkömmliche Pizzakartons ins Altpapier?
- Was tun mit Schokoladen- und Kaffeeverpackungen?
- Wohin mit Packfaltschachteln für Tiefkühlkost?
- Wohin kommen die leeren Eierkartons aus Pappe?
- Wie sieht es mit der Entsorgung von Kassenbons aus?
- Wohin kommen die Saugeinlagen von abgepacktem Frischfleisch?
- Wohin entsorge ich Coffee-to-go-Becher?
- Wie entsorge ich Getränkekartons für Milch oder Saft?
- Von Schnittkäse- und Wurstpackungen die Folie abziehen?
- Leere Joghurtbecher vor dem Wegwerfen stapeln?
- Soll ich geleerte Gläser für Marmelade ausspülen?
- Wie wichtig ist es, Glas nach Farben zu sortieren?
- Kann ich Gläser und Flaschen mit Deckeln entsorgen?
- Können Knochen und Frischfleisch in die Biotonne?
- Dürfen benutzte Teebeutel in die Biotonne?
- Können biologisch abbaubare Kunststoffe in die Biotonne?
- Wohin mit benutzten Kaffeekapseln?
- Was tun mit Käserinde aus Wachs?
- Sollten Aufkleber von Obstschalen abgeknibbelt werden?
- Was ist mit Fett, das vom Frittieren und Braten übrig bleibt?
- Sind Entsorgungshinweise Pflicht?
- Was hat es mit den Materialinfos wie PP oder dem Grünen Punkt auf sich?
- Wie bewertet die Stiftung Warentest Entsorgungshinweise?
Wo Lebensmittelverpackungen und Essensreste hingehören
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Dürfen herkömmliche Pizzakartons ins Altpapier?
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Das hängt vom Verschmutzungsgrad ab. Entsorgungsbetriebe freuen sich über relativ saubere Kartons im Altpapier – wegen der langen, gut wiederverwertbaren Fasern. Einige Öltropfen schaden nicht. Fast-Food-Kartons mit reichlich Käseresten würden beim Recyceln den Rohstoff für Neupappe verunreinigen. Sie sollen laut Uba in den gelben Sack. Im Test von Tiefkühlpizza Salami haben wir unter anderem auch Entsorgungshinweise von Fertigpizza bewertet.
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Was tun mit Schokoladen- und Kaffeeverpackungen?
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Ermitteln Sie zuerst die Materialart per Reißtest: Papier reißt leicht und es treten Fasern hervor. Ab damit ins Altpapier! Teils ist Papier schwer von bedruckten Folien zu unterscheiden. Beim Reißen offenbart sich dann, dass sie aus Kunststoff bestehen. Sie gehören wie auch Alufolie ins gelbe System – je nach Kommune in die gelbe Tonne, den gelben Sack oder in die Wertstofftonne für Kunststoffe. Lesen Sie auch unsere Tests von Filterkaffee und Espressobohnen.
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Wohin mit Packfaltschachteln für Tiefkühlkost?
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Diese Packungen können ins Altpapier, wenn es der Anbieter empfiehlt. Sie bestehen dann zu über 95 Prozent aus Frischfaser, innen sind sie dünn mit Polymeren beschichtet. Diese sollen sich beim Recycling vom Papier lösen. Entsprechende Verpackungen finden Sie etwa im Test von Fischstäbchen.
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Wohin kommen die leeren Eierkartons aus Pappe?
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Auch wenn Landwirte und Eierhändlerinnen auf Märkten die Kartons gerne noch einmal nutzen: Sie sollten ins Altpapier, weil Keime anhaften könnten.
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Wie sieht es mit der Entsorgung von Kassenbons aus?
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Nur blaue Bons sind altpapiertauglich, erklärt das Umweltbundesamt. Sie sind mit einem schwarzen Pigment grundiert und mit blauen Polymeren beschichtet. Beim Bedrucken platzt die blaue Schicht, das darunterliegende Schwarz erzeugt die Schrift. Dagegen sollen weiße Bons immer in den Restmüll. Sie enthalten Farbentwickler, die durch chemische Reaktionen die Schrift erscheinen lassen. Farbentwickler können beim Recycling Papier und den Wasserkreislauf belasten.
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Wohin kommen die Saugeinlagen von abgepacktem Frischfleisch?
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Ob aus Papier, Zellulose oder Kunststoff: Vollgesogene Einlagen sollten aus hygienischen Gründen besser in den Restmüll, auch wenn sie als Teil der Packung in den gelben Sack dürfen.
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Wohin entsorge ich Coffee-to-go-Becher?
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Obwohl sie überwiegend aus Pappe bestehen, gehören die Take-away-Becher nicht ins Altpapier, sondern in die gelbe Tonne. Grund: Sie sind mit hitze- und flüssigkeitsbeständigen Kunststoffen beschichtet. Diese lassen sich ablösen. Danach können einige Unternehmen die Fasern der Pappe noch retten.
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Wie entsorge ich Getränkekartons für Milch oder Saft?
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Erst falten − das spart Volumen − , dann in die gelbe Tonne werfen, denn die Kartons bestehen aus mehreren Materialien: Pappe, Kunststoffen, teils Alu. Aktuell lässt sich laut Umweltbundesamt nur ein Teil recyceln, die Anlagekapazitäten seien begrenzt. Weitere Infos zu flüssigen Produkten in Kartons, die landläufig auch als Tetrapak bezeichnet werden – nach dem in Schweden eingeführten Namen – , finden Sie in den Tests von frischer Vollmilch und Apfelsaft.
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Von Schnittkäse- und Wurstpackungen die Folie abziehen?
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Ja. Die Packungen – zum Beispiel von Lyoner, Mortadella und Co. – bestehen nicht selten aus zwei Kunststoffarten: die Trägerschale zum Beispiel aus gut recycelbarem PET (Polyethylenterephthalat) oder PP (Polypropylen). Die Oberfolie ist oft aus mehreren Kunststoffen gemacht. Damit die Sortieranlage die Komponenten zuweisen kann, müssen sie getrennt in die Wertstofftonne wandern.
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Leere Joghurtbecher vor dem Wegwerfen stapeln?
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Bitte nicht! Sortieranlagen können Türme von ineinander gestapelten Verpackungen nur schwer trennen und auf den richtigen Recylingpfad leiten. Wichtig: Aludeckel von Joghurtbechern abtrennen, einzeln und am besten gefaltet in der gelben Tonne entsorgen. Mehr dazu in unserem Test von veganen Joghurts.
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Soll ich geleerte Gläser für Marmelade ausspülen?
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Es reicht, Gläser für Marmelade, Tomatensoße und andere Lebensmittel löffelrein ins Altglas zu geben. Der Warmwasserverbrauch würde die Ökobilanz verschlechtern. Beim Glas-Verwerter wird das Glas später zerkleinert, gereinigt, geschmolzen. Nur Gläser von Honig sollten ausgewaschen werden, da der Resthonig Sporen der Amerikanischen Faulbrut enthalten könnte. Bienen könnten in seltenen Fällen vom Honiggeruch aus Containern angelockt werden und die Sporen im Stock verbreiten – lebensbedrohlich für das Volk.
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Wie wichtig ist es, Glas nach Farben zu sortieren?
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Das ist sehr wichtig. Aus farbrein sortiertem Glas kann fast gänzlich wieder Glas der gleichen Farbe werden. Auch die Entsorgungsfahrzeuge haben deswegen für jede Glasfarbe eine Kammer. Übrigens sollten seltene Glasfarben wie Blau oder Rot am besten zum Grünglas gegeben werden − es ist unempfindlich gegen Farbunreinheiten.
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Kann ich Gläser und Flaschen mit Deckeln entsorgen?
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Die Deckel können drauf bleiben. Der Glasverwerter kann anhängende Metall- und Kunststoffteile abtrennen.
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Können Knochen und Frischfleisch in die Biotonne?
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Ja, haushaltsübliche Mengen von Knochen, frischen Fleisch- und Fischresten dürfen in den Biomüll. Sie sollten sicherheitshalber in etwas Küchenkrepp gewickelt sein. Das stoppt Gerüche und hält Ungeziefer fern.
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Dürfen benutzte Teebeutel in die Biotonne?
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Klassische Beutel aus Zellulose können in den Biomüll. Sortieranlagen sieben lose Papieranhänger und Fäden aus. Teebeutel aus Synthetik hingegen müssen in den Restmüll.
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Können biologisch abbaubare Kunststoffe in die Biotonne?
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Nein, in vielen Kommunen sind diese Kunststoffe nicht als Bioabfall zugelassen: Sie müssen in den Restmüll. Biokunststoffe bestehen zwar überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais oder Stärke, doch sie zersetzen sich teils nicht zu Humus. Oder sie verrotten in der Kompostieranlage langsamer als herkömmlicher Biomüll und würden übrig bleiben. Daher werden sie meist verbrannt – trotz Werbung als „biologisch abbaubar“.
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Wohin mit benutzten Kaffeekapseln?
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Das ist unterschiedlich, weil gebrauchte Kapseln mit Kaffeesatz nicht als Verpackungen gelten. Einige Anbieter von Alu- und Kunststoffkapseln haben ihre Kapseln für die gelben Systeme lizenzieren lassen, was sich von Entsorgungstipps auf der Packung ableiten lässt. Andere deklarieren nichts; diese Kaffeekapseln können trotzdem in die gelbe Tonne. Kompostierbare Kapseln gehören in den Restmüll, wenn kein eigener Kompost vorhanden ist.
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Was tun mit Käserinde aus Wachs?
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Preiswerter Käse am Stück hat oft eine Wachs- oder Kunststoffrinde, erkennbar am Hinweis „Nicht zum Verzehr geeignet“. Der Überzug muss in den Restmüll. Nur Naturrinde, die Käse im Salzbad entwickelt hat, darf zum Biomüll.
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Sollten Aufkleber von Obstschalen abgeknibbelt werden?
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Ja. Herkunfts- und Markenaufkleber auf unverpacktem Obst und Gemüse lassen sich aus Biomüll schlecht entfernen. In den gelben Sack sollten sie auch nicht, da sie zu klein sind. Viele Recyclinganlagen erkennen sie nicht. Also: Ab in den Restmüll.
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Was ist mit Fett, das vom Frittieren und Braten übrig bleibt?
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Frittierfett soll in etlichen Kommunen nicht zum Biomüll, denn ein Fettfilm könnte die Kompostierung stören. Dann gilt: Öl in ein Schraubglas füllen und dieses verschlossen zum Restmüll geben. Auf keinen Fall sollte das Fett im Ausguss oder in der Toilette landen – Verstopfungsgefahr!
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Sind Entsorgungshinweise Pflicht?
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Nein. In der EU sind Entsorgungshinweise nicht die Regel. In Frankreich und Italien etwa müssen Lebensmittelanbieter auf den Packungen informieren, wie diese zu entsorgen sind. In Deutschland geben nur einige Anbieter freiwillig Entsorgungshinweise.
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Was hat es mit den Materialinfos wie PP oder dem Grünen Punkt auf sich?
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Wenn auf Packungen Symbole zum Material stehen, ist das besser als nichts – aber nur die wenigsten können daraus ablesen, wie man die Packung korrekt entsorgt. Meist handelt es sich um Dreiecke mit Kürzeln wie „Pap“ für Papier oder „PP“ für Polypropylen. Die Botschaften muss dann jeder für sich selbst interpretieren. Auch der Grüne Punkt zeigt nur an, dass ein Anbieter für die Entsorgung und Verwertung der Verpackung im dualen System bezahlt – aber nicht, wie sie richtig entsorgt wird.
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Wie bewertet die Stiftung Warentest Entsorgungshinweise?
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In unseren Lebensmitteltests bewerten wir die Entsorgungshinweise, was in das Urteil Verpackung einfließt. Auf mindestens jeder zweiten Verpackung von Tiefkühlpizza, Räucherlachs und veganen Joghurt-Alternativen fanden wir in unseren Tests konkrete und gut nachvollziehbare Entsorgungstipps.
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- 72 Prozent der Menschen in Deutschland achten auch im Badezimmer darauf, Abfälle richtig zu entsorgen und nach Rohstoffen zu trennen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage.
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- Obst- und Gemüsenetze sind nicht per se umweltfreundlicher als Plastiktüten. Und sie können Extrakosten verursachen. Wir sagen, was beim Einkauf wichtig ist.
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- Leserinnen und Leser berichten uns laufend von Verpackungsärger und Mogelpackungen. Hier gehen wir den Hinweisen nach. Zuletzt aufgefallen: Schokoladen-Riegel.
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Mir wurde beigebracht Getränkekartons gefaltet in den gelben Sack zu geben, da dies Volumen spart. Das habe ich lange so gemacht.
Dann habe ich mit meinen Kindern eine Kindersendung zum Thema Recycling im TV gesehen, und dort wurde von einem Arbeiter in der Recyclinganlage erwähnt, dass genau dieses falten zu Problemen beim Trennen des Mülls führt und man die Kartons besser ungefaltet entsorgen sollte, da sie sonst in die Verbrennung kommen und eben nicht recycelt werden.
Hier lese ich wieder das Gegenteil (falten).
Ich hätte das gerne geklärt.
@mikesch_x: Der Plastikverschluss muss vor der Entsorgung von Getränkekartons nicht entfernt werden. Allerdings sollte ein Getränkekarton erst gefaltet werden, um Volumen zu sparen, und dann in die gelbe Tonne. Die Kartons bestehen aus mehreren Materialien: Pappe, Kunststoff und teilweise Aluminium.
Bei Getränkekartons sollte man die Plastikteile (Ausguss/Verschluss) entfernen. Ist diese Information richtig?
@Rudelpeter: Gefaltete Aludeckel kann die Sortieranlage besser erkennen und korrekt zuordnen.
"Wichtig: Aludeckel von Joghurtbechern abtrennen, einzeln und am besten gefaltet in der gelben Tonne entsorgen."
Welchen Hintergrund hat es die Empfehlung Aludeckel zu falten?