Lebens­mittel-Verpackungen trennen In zehn Minuten zum Müll-Profi

Lebens­mittel-Verpackungen trennen - In zehn Minuten zum Müll-Profi

Richtig entsorgen. Die Mühe lohnt sich, weil viele Packungen und Biomüll wieder verwertet werden können. © Depositphotos / Olga Yastremska

Gehört der Pizza­karton ins Altpapier? Muss ich das leere Marme­laden­glas vor dem Wegwerfen ausspülen? Wir haben bei Experten nachgehakt: Antworten auf häufige Fragen.

Falsch einge­worfen − nicht recycelt

Auch wenn der gute Wille bei vielen Menschen da ist – in Deutsch­land geht beim Müll­trennen viel schief. In den gelben Sammel­systemen landen laut Umwelt­bundes­amt bis zu 40 Prozent Restmüll – fälsch­licher­weise. Das erschwere das Recycling. Auch wandere mehr als ein Drittel der Bioabfälle nicht in Biotonnen; so gehe er für die Energie- und Düngergewinnung verloren.

Der Teufel steckt im Detail, ist teils kommunal verschieden geregelt. Gerade beim Entsorgen von Lebens­mittel­packungen und -abfällen fragen sich viele: Wie denn nun? Wir hakten bei der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungs­register, dem Umwelt­bundes­amt (Uba) und Entsorgern nach.

Wo Lebens­mittel­verpackungen und Essens­reste hingehören

Dürfen herkömm­liche Pizza­kartons ins Altpapier?

Das hängt vom Verschmut­zungs­grad ab. Entsorgungs­betriebe freuen sich über relativ saubere Kartons im Altpapier – wegen der langen, gut wieder­verwert­baren Fasern. Einige Öltropfen schaden nicht. Fast-Food-Kartons mit reichlich Käseresten würden beim Recyceln den Rohstoff für Neupappe verunreinigen. Sie sollen laut Uba in den gelben Sack. Im Test von Tiefkühlpizza Salami haben wir unter anderem auch Entsorgungs­hinweise von Fertigpizza bewertet.

Was tun mit Schoko­laden- und Kaffee­verpackungen?

Ermitteln Sie zuerst die Materialart per Reiß­test: Papier reißt leicht und es treten Fasern hervor. Ab damit ins Altpapier! Teils ist Papier schwer von bedruckten Folien zu unterscheiden. Beim Reißen offen­bart sich dann, dass sie aus Kunststoff bestehen. Sie gehören wie auch Alufolie ins gelbe System – je nach Kommune in die gelbe Tonne, den gelben Sack oder in die Wert­stoff­tonne für Kunststoffe. Lesen Sie auch unsere Tests von Filterkaffee und Espressobohnen.

Wohin mit Pack­falt­schachteln für Tiefkühl­kost?

Diese Packungen können ins Altpapier, wenn es der Anbieter empfiehlt. Sie bestehen dann zu über 95 Prozent aus Frisch­faser, innen sind sie dünn mit Poly­meren beschichtet. Diese sollen sich beim Recycling vom Papier lösen. Entsprechende Verpackungen finden Sie etwa im Test von Fischstäbchen.

Wohin kommen die leeren Eierkartons aus Pappe?

Auch wenn Land­wirte und Eierhänd­lerinnen auf Märkten die Kartons gerne noch einmal nutzen: Sie sollten ins Altpapier, weil Keime anhaften könnten.

Wie sieht es mit der Entsorgung von Kassenbons aus?

Nur blaue Bons sind altpapiertauglich, erklärt das Umwelt­bundes­amt. Sie sind mit einem schwarzen Pigment grundiert und mit blauen Poly­meren beschichtet. Beim Bedrucken platzt die blaue Schicht, das darunter­liegende Schwarz erzeugt die Schrift. Dagegen sollen weiße Bons immer in den Restmüll. Sie enthalten Farbentwickler, die durch chemische Reaktionen die Schrift erscheinen lassen. Farbentwickler können beim Recycling Papier und den Wasser­kreis­lauf belasten.

Wohin kommen die Saug­einlagen von abge­packtem Frisch­fleisch?

Ob aus Papier, Zellulose oder Kunststoff: Voll­gesogene Einlagen sollten aus hygie­nischen Gründen besser in den Restmüll, auch wenn sie als Teil der Packung in den gelben Sack dürfen.

Wohin entsorge ich Coffee-to-go-Becher?

Obwohl sie über­wiegend aus Pappe bestehen, gehören die Take-away-Becher nicht ins Altpapier, sondern in die gelbe Tonne. Grund: Sie sind mit hitze- und flüssig­keits­beständigen Kunststoffen beschichtet. Diese lassen sich ablösen. Danach können einige Unternehmen die Fasern der Pappe noch retten.

Wie entsorge ich Getränkekartons für Milch oder Saft?

Erst falten − das spart Volumen − , dann in die gelbe Tonne werfen, denn die Kartons bestehen aus mehreren Materialien: Pappe, Kunststoffen, teils Alu. Aktuell lässt sich laut Umwelt­bundes­amt nur ein Teil recyceln, die Anlage­kapazitäten seien begrenzt. Weitere Infos zu flüssigen Produkten in Kartons, die land­läufig auch als Tetrapak bezeichnet werden – nach dem in Schweden einge­führten Namen – , finden Sie in den Tests von frischer Vollmilch und Apfelsaft.

Von Schnitt­käse- und Wurst­packungen die Folie abziehen?

Ja. Die Packungen – zum Beispiel von Lyoner, Mortadella und Co. – bestehen nicht selten aus zwei Kunst­stoff­arten: die Trägerschale zum Beispiel aus gut recycel­barem PET (Poly­ethylenter­ephthalat) oder PP (Poly­propylen). Die Oberfolie ist oft aus mehreren Kunststoffen gemacht. Damit die Sortier­anlage die Komponenten zuweisen kann, müssen sie getrennt in die Wert­stoff­tonne wandern.

Leere Joghurt­becher vor dem Wegwerfen stapeln?

Bitte nicht! Sortier­anlagen können Türme von ineinander gestapelten Verpackungen nur schwer trennen und auf den richtigen Recy­lingpfad leiten. Wichtig: Aludeckel von Joghurt­bechern abtrennen, einzeln und am besten gefaltet in der gelben Tonne entsorgen. Mehr dazu in unserem Test von veganen Joghurts.

Soll ich geleerte Gläser für Marmelade ausspülen?

Es reicht, Gläser für Marmelade, Tomatensoße und andere Lebens­mittel löffelrein ins Altglas zu geben. Der Warm­wasser­verbrauch würde die Ökobilanz verschlechtern. Beim Glas-Verwerter wird das Glas später zerkleinert, gereinigt, geschmolzen. Nur Gläser von Honig sollten ausgewaschen werden, da der Rest­honig Sporen der Amerikanischen Faulbrut enthalten könnte. Bienen könnten in seltenen Fällen vom Honiggeruch aus Containern angelockt werden und die Sporen im Stock verbreiten – lebens­bedrohlich für das Volk.

Wie wichtig ist es, Glas nach Farben zu sortieren?

Das ist sehr wichtig. Aus farbrein sortiertem Glas kann fast gänzlich wieder Glas der gleichen Farbe werden. Auch die Entsorgungs­fahr­zeuge haben deswegen für jede Glasfarbe eine Kammer. Übrigens sollten seltene Glas­farben wie Blau oder Rot am besten zum Grünglas gegeben werden − es ist unempfindlich gegen Farbun­reinheiten.

Kann ich Gläser und Flaschen mit Deckeln entsorgen?

Die Deckel können drauf bleiben. Der Glas­verwerter kann anhängende Metall- und Kunst­stoff­teile abtrennen.

Können Knochen und Frisch­fleisch in die Biotonne?

Ja, haus­halts­übliche Mengen von Knochen, frischen Fleisch- und Fisch­resten dürfen in den Biomüll. Sie sollten sicher­heits­halber in etwas Küchenkrepp gewi­ckelt sein. Das stoppt Gerüche und hält Ungeziefer fern.

Dürfen benutzte Teebeutel in die Biotonne?

Klassische Beutel aus Zellulose können in den Biomüll. Sortier­anlagen sieben lose Papier­anhänger und Fäden aus. Teebeutel aus Synthetik hingegen müssen in den Restmüll.

Können biologisch abbaubare Kunststoffe in die Biotonne?

Nein, in vielen Kommunen sind diese Kunststoffe nicht als Bioabfall zugelassen: Sie müssen in den Restmüll. Biokunst­stoffe bestehen zwar über­wiegend aus nach­wachsenden Rohstoffen wie Mais oder Stärke, doch sie zersetzen sich teils nicht zu Humus. Oder sie verrotten in der Kompostier­anlage lang­samer als herkömm­licher Biomüll und würden übrig bleiben. Daher werden sie meist verbrannt – trotz Werbung als „biologisch abbaubar“.

Wohin mit benutzten Kaffee­kapseln?

Das ist unterschiedlich, weil gebrauchte Kapseln mit Kaffee­satz nicht als Verpackungen gelten. Einige Anbieter von Alu- und Kunst­stoff­kapseln haben ihre Kapseln für die gelben Systeme lizenzieren lassen, was sich von Entsorgungs­tipps auf der Packung ableiten lässt. Andere deklarieren nichts; diese Kaffeekapseln können trotzdem in die gelbe Tonne. Kompostier­bare Kapseln gehören in den Restmüll, wenn kein eigener Kompost vorhanden ist.

Was tun mit Käserinde aus Wachs?

Preis­werter Käse am Stück hat oft eine Wachs- oder Kunst­stoff­rinde, erkenn­bar am Hinweis „Nicht zum Verzehr geeignet“. Der Über­zug muss in den Restmüll. Nur Naturrinde, die Käse im Salzbad entwickelt hat, darf zum Biomüll.

Sollten Aufkleber von Obst­schalen abge­knibbelt werden?

Ja. Herkunfts- und Marken­aufkleber auf unver­packtem Obst und Gemüse lassen sich aus Biomüll schlecht entfernen. In den gelben Sack sollten sie auch nicht, da sie zu klein sind. Viele Recycling­anlagen erkennen sie nicht. Also: Ab in den Restmüll.

Was ist mit Fett, das vom Frittieren und Braten übrig bleibt?

Frittier­fett soll in etlichen Kommunen nicht zum Biomüll, denn ein Fett­film könnte die Kompostierung stören. Dann gilt: Öl in ein Schraubglas füllen und dieses verschlossen zum Restmüll geben. Auf keinen Fall sollte das Fett im Ausguss oder in der Toilette landen – Verstopfungs­gefahr!

Sind Entsorgungs­hinweise Pflicht?

Nein. In der EU sind Entsorgungs­hinweise nicht die Regel. In Frank­reich und Italien etwa müssen Lebens­mittel­anbieter auf den Packungen informieren, wie diese zu entsorgen sind. In Deutsch­land geben nur einige Anbieter freiwil­lig Entsorgungs­hinweise.

Was hat es mit den Materialinfos wie PP oder dem Grünen Punkt auf sich?

Wenn auf Packungen Symbole zum Material stehen, ist das besser als nichts – aber nur die wenigsten können daraus ablesen, wie man die Packung korrekt entsorgt. Meist handelt es sich um Drei­ecke mit Kürzeln wie „Pap“ für Papier oder „PP“ für Poly­propylen. Die Botschaften muss dann jeder für sich selbst interpretieren. Auch der Grüne Punkt zeigt nur an, dass ein Anbieter für die Entsorgung und Verwertung der Verpackung im dualen System bezahlt – aber nicht, wie sie richtig entsorgt wird.

Wie bewertet die Stiftung Warentest Entsorgungs­hinweise?

In unseren Lebens­mittel­tests bewerten wir die Entsorgungs­hinweise, was in das Urteil Verpackung einfließt. Auf mindestens jeder zweiten Verpackung von Tiefkühlpizza, Räucherlachs und veganen Joghurt-Alternativen fanden wir in unseren Tests konkrete und gut nach­voll­zieh­bare Entsorgungs­tipps.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • gokl am 17.09.2025 um 20:16 Uhr
    Getränkekartons falten?

    Mir wurde beigebracht Getränkekartons gefaltet in den gelben Sack zu geben, da dies Volumen spart. Das habe ich lange so gemacht.
    Dann habe ich mit meinen Kindern eine Kindersendung zum Thema Recycling im TV gesehen, und dort wurde von einem Arbeiter in der Recyclinganlage erwähnt, dass genau dieses falten zu Problemen beim Trennen des Mülls führt und man die Kartons besser ungefaltet entsorgen sollte, da sie sonst in die Verbrennung kommen und eben nicht recycelt werden.
    Hier lese ich wieder das Gegenteil (falten).
    Ich hätte das gerne geklärt.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 11.09.2025 um 13:56 Uhr
    Entsorgung von Getränkekartons

    @mikesch_x: Der Plastikverschluss muss vor der Entsorgung von Getränkekartons nicht entfernt werden. Allerdings sollte ein Getränkekarton erst gefaltet werden, um Volumen zu sparen, und dann in die gelbe Tonne. Die Kartons bestehen aus mehreren Materialien: Pappe, Kunststoff und teilweise Aluminium.

  • mikesch_x am 11.09.2025 um 11:34 Uhr
    Plastikteile an Getränkekartons

    Bei Getränkekartons sollte man die Plastikteile (Ausguss/Verschluss) entfernen. Ist diese Information richtig?

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 10.09.2025 um 06:29 Uhr
    Aludeckel falten

    @Rudelpeter: Gefaltete Aludeckel kann die Sortieranlage besser erkennen und korrekt zuordnen.

  • Rudelpeter am 09.09.2025 um 17:15 Uhr
    Aludeckel falten?

    "Wichtig: Aludeckel von Joghurt­bechern abtrennen, einzeln und am besten gefaltet in der gelben Tonne entsorgen."
    Welchen Hintergrund hat es die Empfehlung Aludeckel zu falten?