
Babboe. Die Firma könnte bald eine Entschädigung für die zurückgerufenen Lastenräder zahlen. © imago images / Wolfgang Maria Weber
Wer vom Babboe-Verkaufsstopp und -Rückruf betroffen ist, konnte bislang nur ein Ersatz-Lastenrad erhalten, bekam aber kein Geld zurück. Das könnte sich demnächst ändern.
Fünf Modelle zurückgerufen
Bei mehreren Modellen können die Rahmen brechen − der Lastenrad-Anbieter Babboe ruft seit 2024 folgende Modelle zurück:
- City/City E,
- Mini/Mini E,
- City Mountain (Produktion vor 2020),
- Pro Trike/Transporter (die verschiedenen Versionen),
- Slim Mountain
Laut Babboe hat eine Untersuchung ergeben, dass alle anderen Modelle weiter gefahren werden können. Das Unternehmen empfiehlt Kundinnen und Kunden jedoch dringend, einen Termin für eine kostenlose Inspektion bei einem qualifizierten Fahrradhändler zu vereinbaren.
Zurückgerufene Lastenräder, die jünger als fünf Jahre sind, tauschte Babboe bislang gegen neue, höherwertige Lastenräder aus. Auf Wunsch bietet das Unternehmen auch E-Bikes an. Für ältere Räder, die unter den Rückruf fallen, rechnet Babboe den Tageswert für den Kauf eines neuen Rades an.
Update: Bald finanzielle Entschädigung möglich
Im Dezember 2024 einigte sich die Babboe-Konzernmutter Accell mit der niederländischen Behörder für Verbraucher und Märkte (ACM) darauf, dass Kundinnen und Kunden auch finanziell entschädigt werden können − sofern sie bislang kein Ersatzrad erhalten haben. In den Niederlanden sollen sich Betroffene ab Ende Januar 2025 bei Babboe registrieren können. Ob und wann es in Deutschland losgeht, steht noch nicht fest, ebenso wie die Höhe der Entschädigung.
Rahmennummer eingeben, Anspruch prüfen
Für die Abwicklung des Fahrrad-Austauschs hatte das Unternehmen die Seite kontrollieredeinlastenrad.de eingerichtet, die weiterhin aktiv ist. Besitzerinnen und Besitzer eines Babboe-Lastenrades können dort die Rahmennummer eingeben und sehen das Sortiment der verfügbaren Lastenfahrräder beziehungsweise die angebotene Entschädigung.
Niederländische Behörden ermittelten
Die niederländische Behörde für Lebensmittel- und Verbrauchsgütersicherheit (NVWA) hatte nach eigenen Angaben Ende 2023 Ermittlungen gegen Babboe aufgenommen. Zuvor hatte sie mehrfach Hinweise über gebrochene Rahmen von Lastenrädern dieses Anbieters erhalten. Nach Analyse der Daten wies die NVWA das Unternehmen an, den Handel mit allen Lastenrädern unverzüglich auszusetzen.
Risiko: Sehr schwere Verletzungen
Laut NVWA besteht das Risiko, dass bei einigen Babboe-Modellen während der Fahrt der Rahmen bricht. Würden Kinder transportiert, könnten diese aus dem Ladekasten fallen und ernste Verletzungen erleiden − vor allem im starken Verkehr sei diese Gefahr groß. Die Behörde ordnete Mitte Februar 2024 in den Niederlanden zunächst einen Rückruf mehrerer Modelle an.
Verkaufsstopp auch in Deutschland
Mitte Februar 2024 informierte Babboe auf seiner Webseite darüber, dass die Firma bis auf Weiteres auch in Deutschland keine Lastenräder mehr verkauft. Später hinzugekommen war ein Web-Video, in dem Babboe über den Rückruf der Lastenräder und weitere Maßnahmen informiert.
Strafrechtliche Ermittlungen eingestellt
Der Fahrradanbieter soll laut NVWA schon länger von den Sicherheitsmängeln gewusst haben. Anders als gesetzlich vorgeschrieben, sei er den Hinweisen aber nicht nachgegangen. Zudem habe Babboe weder die Ursachen untersucht noch die Behörde über die möglichen Sicherheitsmängel informiert. Die Staatsanwaltschaft stellte strafrechtliche Ermittlungen im Herbst 2024 allerdings ein.
So sichern Sie sich Ihre Rechte
- Rückruf. Sie haben eins der zurückgerufene Räder? Dann nehmen Sie am Rückruf teil. Wenn Sie nicht schnell genug Ersatz für Ihr zurückgerufenes Rad bekommen, können Sie sich innerhalb der ersten zwei Jahre ab der Lieferung an den Verkäufer halten. Fordern Sie dort Ersatz für Ihr Rad mit Bruchrisiko. Geben Sie dem Händler drei bis vier Wochen Zeit. Danach können Sie rechtliche Schritte einleiten, um Ihr Recht durchzusetzen.
- Kein Rückruf. Sie haben ein Babboe-Lastenrad, das nicht zurückgerufen ist? Dann bleibt Ihnen einstweilen nur, darauf zu vertrauen, dass das Rad tatsächlich sicher ist. Geschieht doch ein Unfall wegen eines Qualitätsmangels, dann haftet der Hersteller zehn Jahre lang auf Schadenersatz und Schmerzensgeld. Bei Sachschäden gilt ein Selbstbehalt von 500 Euro. Ein Verschulden müssen Lastenrad-Unfallopfer dem Hersteller Babboe nicht nachweisen. Feststehen muss nur, dass der Unfall auf einem Produktfehler beruhte. Weitere Einzelheiten: test.de/produkthaftung.
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Nun steht das Fahrrad seit 1 Woche rum. Ich bin gespannt, wann der Rückruf beginnt und wie man das Problem dann beheben wird. Bitte halten Sie uns auf dem Laufenden.
Rahmenbrüche bei Fahrrädern. Das ist wohl das Dauerthema schlechthin beim Thema Fahrrad. Es ist für mich absolut unverständlich, wie es Jahr um Jahr um Jahr um Jahr und immer und immer und immer wieder eine Vielzahl von Herstellern geben kann, bei denen die Rahmen der Räder brechen. Die Problematik ist seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten bekannt und ein absolut drängendes Sicherheitsproblem, da potentiell tödlich. Dennoch fallen bei Tests der Stiftung Warentest selbst die teuersten Räder im Test nicht selten mit genau dieser Problematik auf. Der Preis ist also absolut kein Kriterium. Und für mich als in diesem Falle recht wütenden Verbraucher stellt sich die Frage: Wie inkompetent müssen selbst namhafte Hersteller sein, um immer wieder einen solchen Schrott zu produzieren? Ich begrüße die strafrechtlichen Ermittlungen!