
Elektrisch statt mit Lappen. Holger Brackemann, Chef-Tester der Stiftung Warentest, testet einen Fenstersauger – mit sichtlichem Vergnügen. © Benjamin Pritzkuleit
Endlich zieht etwas Freude ein: Viele dieser Geräte erleichtern das Fensterputzen und hinterlassen Glas streifenfrei sauber. Drei sind jedoch undicht.
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Testergebnisse für 11 Fensterreinigungsgeräte 04/2019Sprühen, wischen, saugen. Fertig. Elektrische Fensterreiniger ermöglichen Scheiben ohne Schlieren fast mühelos. Während mit einem herkömmlichen Abzieher das Schmutzwasser am Glas herunterläuft und weggewischt werden muss, saugen diese Geräte es einfach auf – praktisch nicht nur für Fenster, sondern auch für andere glatte Oberflächen wie Spiegel oder gekachelte Wände.
Die Anbieter der rund 30 bis 80 Euro teuren Fensterreiniger im Test verkaufen sie meist im Set. Zum Sauger gehört noch eine Sprühflasche mit Wischaufsatz, Einwascher genannt. Geputzt wird in drei Schritten: die Scheibe gleichmäßig mit einer Reinigungsflüssigkeit besprühen, mit dem Aufsatz wischen und mit dem Sauger trocknen. Nur Vorwerks Kobold benetzt, wischt und saugt gleichzeitig – für schlappe 250 Euro. Er putzt zwar besonders schnell, im Test reinigen günstigere Konkurrenten dennoch besser.
Unser Rat
Der beste Fensterreiniger im Test ist Kärcher WV 5 Premium. Er reinigt Scheiben gut und schnell. Das 65 Euro teure Gerät lässt sich besonders leicht handhaben. Kaum schlechter ist sein Schwestermodell Kärcher WV 2 für 60 Euro sowie der Bosch GlassVac für 70 Euro. Das teuerste Gerät im Test, Vorwerk Kobold VG100 für 249 Euro, wischt und saugt überzeugend in einem Arbeitsschritt.
Saubere Fenster, nasse Böden
Für das Herzstück der Untersuchung, die Reinigungsprüfungen, putzten die Tester wochenlang Glasscheiben und Fliesen. Sie wollten wissen, ob die Sauger streifenfrei reinigen, wie gut die Wischtücher Schmutz entfernen und ob die Arbeit mit den Elektrogeräten so schnell vonstatten geht wie mit einem manuellen Abzieher. Sie bewerteten zudem die Handhabung und ermittelten, wie viel Fläche sich mit einer Akkuladung reinigen lässt.
Das Urteil der Prüfer fällt überwiegend positiv aus. Acht der elf Modelle schneiden gut ab. Doch mit drei Geräten nervte das Fensterputzen: Beim Leifheit Dry&Clean sowie den Modellen von Sichler und Vileda sickerte abgesaugtes Schmutzwasser aus den Lüftungsschlitzen heraus, tropfte auf den Boden und bekleckerte die Prüfer. Vor allem mit dem Vileda-Sauger wurden sie nass. Im Prüfpunkt Arbeiten mit dem Gerät kassierte er daher die Note mangelhaft.
Besonders beliebt war bei allen Nutzern Kärchers WV 5 Premium. Er glänzte nicht nur mit seiner Reinigungsleistung, sondern schaffte es auch dank seiner leichten Bedienbarkeit auf Platz eins im Test.
Wischaufsatz gegen Schmutz
Beim Putzschritt Nummer eins, dem Schmutzentfernen, prüften wir, wie gut das Wischtuch staubig-fettige Fenster säubert. Als Reinigungsmittel verwendeten wir für alle einheitlich eine Lösung aus Wasser und Allzweckreiniger. Besonders gründlich befreien die Wischtücher von Bosch, Leifheit Classic und Severin die Oberfläche von Schmutz. Am wenigsten Dreck entfernt Viledas Wischtuch, es schneidet in puncto Schmutzentfernung nur ausreichend ab.
Tipp: Verwenden Sie zum Putzen mit Fenstersaugern keinen Spiritus oder stark schäumende Reiniger. Die meisten Anbieter empfehlen ein herkömmliches Fensterreinigungsmittel.
Vier reinigen Glas gut
Nach dem Wischen folgt als zweiter Schritt das Absaugen. Das Schmutzwasser wird von der Gummilippe des Geräts abgezogen und gleichzeitig durch Luftunterdruck ins Innere gesogen. Wie gut das den Modellen gelingt, prüfen wir mit einem Gemisch aus fettigem Staub und Reiniger. Diese Brühe trugen die Prüfer auf Glas und Fliesen auf, saugten sie ab und beurteilten das Ergebnis. Die vier besten Modelle, Bosch Glass Vac, Kärcher WV 5 Premium und WV Classic sowie der Kobold von Vorwerk, hinterließen deutlich weniger Tropfen und Streifen als die restlichen sieben.
Bei einem zweiten Durchgang arbeiteten die Prüfer mit fast vollem Schmutzwassertank und niedrigem Akkustand. Auch unter diesen erschwerten Bedingungen blieb das Reinigungsergebnis recht konstant.
Auf Fliesen saugen die Geräte jedoch weniger effektiv als auf Glas, vor allem an den Fugen. Sie hinterlassen oft Tropfnasen – AEG, Severin, Sichler und Vileda am meisten. Da die wichtigste Funktion jedoch das Fensterputzen ist, vergaben wir für blitzblanke Glasscheiben mehr Wertungspunkte als für trockene Fliesen.
Rekordverdächtiges Tempo
Nur 9,14 Sekunden benötigte der Brite Terry Burrows, um drei Bürofenster streifenfrei zu säubern, und schaffte es damit 2009 ins Guinness-Buch der Rekorde. Auch unser erfahrener Prüfer arbeitete flott. Mit einem manuellen Abzieher befreite er Glasscheiben in Sekundenschnelle von Schmutzwasser. Können die elektrischen Fenstersauger da mithalten?
Um die Frage zu beantworten, ermittelte der Prüfer für jedes Modell die optimale Arbeitsgeschwindigkeit. Und tatsächlich säubern etliche Geräte die Scheibe ähnlich schnell wie ein normaler, manueller Wischer. Allerdings entfällt mit ihnen der Aufwand, Schmutzwasserreste ständig vom Abzieher und dem Rand der Fensterscheibe zu wischen. Mit den Elektrosaugern könnte man den Fensterputz-Weltrekord also eventuell knacken.
Besonders fix gelang unserem Experten die Arbeit mit den beiden Kärcher-Premium-Modellen sowie dem Vorwerk-Gerät. Sie trockneten dieselbe Scheibe etwa doppelt so geschwind wie Leifheit Dry & Clean, Severin, Vileda und Kärcher WV Classic.
Mehr als 300 Quadratmeter
Bei der Reichweite der akkubetriebenen Sauger spielen Fitness und Übung des Putzenden ebenfalls eine Rolle. Unser Rekord-Fensterputzer bearbeitete mit jedem der elf Geräte so lange Scheiben, leerte Wassertanks und füllte Reinigungsflüssigkeit nach, bis der Akku jeweils leer war.
Dabei übertraf er teilweise sogar die vom Anbieter genannte Reichweite: Kärcher gibt beispielsweise an, sein Premium-WV-5-Modell sauge mit einer Akkuladung zirka 105 Quadratmeter beziehungsweise 35 Fenster. Unser Prüfer schaffte mehr als 300 Quadratmeter. Mit Abstand die größte Fläche putzte das AEG-Modell: Über 600 Quadratmeter – allerdings reinigte es nicht so gut wie die starken Konkurrenten.
Am schnellsten schlapp machten Kärcher Classic, Leifheit Dry & Clean und Vileda. Aber auch diese drei Geräte putzen mit einer Ladung und etwas Übung locker die etwa 25 bis 30 Quadratmeter Fensterfläche eines durchschnittlichen Einfamilienhauses – von innen und außen.
Fensterputzen wird beliebter
Für die Handhabungsprüfung verließen die Fensterreiniger das Labor. Nutzer und Nutzerinnen arbeiteten mit den Geräten bei sich zu Hause. Bis auf die drei Modelle, die durch auslaufendes Schmutzwasser auffielen, überzeugten alle die Probanden, allen voran Kärchers Geräte.
Lohnt es sich also, einen Fenstersauger zu kaufen? Wir können dazu folgendes sagen: Viele funktionieren gut. Und obwohl Fensterputzen sonst zu den unbeliebtesten Tätigkeiten im Haushalt zählt, machte den meisten Testern die Arbeit mit den Elektrogeräten Spaß.
Tipp: Mehr zum Thema Fensterputzen finden Sie in unserem Glasreiniger Test.
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Kommentarliste
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Das Gerät aus Juli 2019 war im April/Mai 2021 undicht, der Schmutzwassertank lief beim Putzen aus.
Das Austauschgerät war im März 2023 defekt, das Gerät gab keinen Mucks von sich.
Dem Kundenservice von Amazon schien das Problem bekannt zu sein und verwies mich beim zweiten Gerät an Kärcher.
Kärcher teilte mit, dass "Wenn der Akku längere Zeit nicht geladen wird, kann es sein, dass sich der Akku tiefenentlädt und beschädigt wird. Bitte lassen Sie den Fenstersauger einmal für 48h am Stromnetz laden. Oftmals erholt sich der Akku dann wieder."
Das lange Laden brachte leider nichts. Da ich lieber Dinge repariere als wegzuwerfen, habe ich den Akku gegen einen neuen getauscht, aber das half nicht.
Zum regelmäßigen Benutzen: ich putze die Fenster alle 6-8 Wochen. Daran sollte es nicht gelegen haben.
Eine Möglichkeit zur Reparatur bot Kärcher nicht an.
Leider wanderten zwei Geräte nach etwa 20 Monaten und jeweils 10-15 Putzvorgängen (11 Fenster) in den Müll. Nicht sehr nachhaltig.
Ich vermisse eigentlich einen Kommentar zu dem Reinigungsmittel-Sprühnebel.
Es ist unvermeidbar, dass man davon mehr oder weniger einatmet. Eben erlebt beim Putzen von 5 Fenstern mit dem Kärcher-System. Gesund ist das bestimmt nicht, besonders Asthmatiker sollten da aufpassen.
Von daher ist es vielleicht besser, die Sprühflasche nicht zu verwenden sondern sich etwas Reinigungslösung anzusetzen, die man dann mit Gummihandschuh und Microfaserlappen aufträgt. So kommt von der Chemie nichts in die Lunge.
@klettermaxxe: Wir haben die Haltbarkeit der Wischlippen nicht explizit untersucht. In unserem Praxistest allerdings haben alle Lippen ohne Probleme funktioniert. In der Regel sind die Abziehlippen austauschbar, beispielweise laut Information von Kärcher kostet eine Ersatz-Abziehlippe für den WV5 und WV2 9,99 Euro. Informationen zur Verfügbarkeit der Gummilippen für andere Geräte können direkt bei den Anbietern erfragt werden. (YS, spl)
Wie lange hält die Gummilippe, kann sie getauscht werden, wieviel kostet sie?
Benutze den Fenstersauger schon seit einiger Zeit - damals auch im Set erworben mit dem Einwischer. Den Einwischer befülle ich mit dem Glasreiniger-Konzentrat RM 500 von Kärcher und mische dann im entsprechenden Verhältnis. Schritt 1: Rahmen und Fenster mit Schwamm/Fensterleder vorreinigen - hier benutze ich Wasser/Eimer mit etwas AJAX "tip top" (mit Spiritus) - dann manuell mit Abzieher/trocknen mit sauberem Küchentuch. Schritt 2: Einsprühen mit Einwischer - gut verteilen. Dann kommt der Fenstersauger zum Einsatz - Fensterleder/Küchentuch dann nehmen um verbliebene Feuchtigkeit (insbesondere in Ecken/am Rahmen) sofort zu beseitigen. Erziele hiermit sehr gute Ergebnisse - klar am Besten nicht bei Sonne. Glasreiniger-Konzentrat kann auch gut zur manuellen Verwendung benutzt werden. Empfehle hier Gummihandschuhe anzuziehen - ich mache das. Glasreiniger RM 500 (Warnhinweise beachten) und auch AJAX nicht unbedingt hautfreundlich - ausserdem hat man Hände nicht in schmutzigem Wasser.