
Preisvorteil? Wer beim Einkaufen mit einer Kunden-App sparen will, hinterlässt viele Spuren. © Getty Images / Gorodenkoff Productions OU
Digitale Kundenkarten bringen meist wenig Ersparnis. Dafür sammeln sie Daten ohne Ende. Sind Rabatt-Apps eher Köder als Sparangebot? Wir haben 13 Programme getestet.
freischalten
Testergebnisse für 13 KundenbindungsprogrammeWer früher im Kaufhaus seine Kunden- oder Rabattkarte vorzeigte, zückt heute sein Smartphone mit passender Rabatt-App. So fragte die Drogeriekette dm Anfang des Jahres auf großflächigen Plakaten „Scannst du schon?“ und stellte 10 Prozent Ersparnis für alle Einkäufe in Aussicht. Möglich werde das für Kunden, sobald sie die „Mein dm“-App auf ihrem Handy geladen haben. 10 Prozent Rabatt gab es letztlich aber nur für Einkäufe im Januar 2023. Seit Februar gibt es einen Preisnachlass nur, wenn einzelne Coupons auf bestimmte Produkte oder Produktgruppen freigeschaltet werden.
Sind die digitalen Rabatt-Apps etwa nur ein Köder, um an Kundendaten zu gelangen? Wir haben 13 Kundenbindungsprogramme untersucht: elf Apps von einzelnen Händlern und die beiden händlerübergreifenden Apps Payback und Deutschlandcard, jeweils in der Android- und iOS-Version. Wir wollten wissen, wie hoch die Rabatte sind und wie es mit dem Schutz der persönlichen Daten aussieht.
Unser Rat
Rabatte. Sie wollen beim Einkaufen Geld sparen? Rabatt-Apps helfen nur, wenn Sie Stammkunde bei einem Händler sind und die regelmäßigen Sonderaktionen nutzen. Die üblichen Nachlässe sind mit kaum mehr als 1 Prozent verschwindend gering.
Preisvergleich. Gibt es einen Rabatt, ist der nicht automatisch ein Garant für den niedrigsten Preis. Vergleichen Sie besser vor Ihrem Einkauf die Preise. Es kann sein, dass ein Produkt bei einem anderen Händler günstiger ist – auch ohne Nachlassaktion.
Datenschutz. Sie können Ihren Datenfußabdruck verringern, indem Sie die digitale Verfolgung, das sogenannte Tracking, in den Einstellungen der App deaktivieren.
Datensammler mit wenig Ersparnis
Die schlechte Nachricht zuerst: Keine Rabatt-App im Test bringt bei jedem Einkauf so große Preisvorteile, dass Sparfüchse sie auf ihrem Handy haben sollten. Der Mindestrabatt, der mit dem Sammeln und Einlösen von Punkten und Coupons regelmäßig möglich ist, beträgt oft nur 0,5 bis 1 Prozent. Höhere Rabatte sind durch Sonderaktionen möglich. Außerdem sticht Rossmann mit 10-Prozent-Rabatten auf Einkäufe per Coupons heraus.
Dafür sind die Apps in Bezug auf persönliche Daten und Einkaufsdaten sammelwütig – und zwar mehr, als wir es bisher bei anderen App-Tests erlebt haben. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Wir haben bei keiner der untersuchten Rabatt-Apps gravierende Sicherheitslücken gefunden. In drei Fällen gab es allerdings deutliche Mängel bei der Datenschutzerklärung.
Wer Rabatt-Apps nutzen möchte, muss sie zunächst auf dem Smartphone installieren und sich zumeist mit seinen persönlichen Daten anmelden, etwa Name, Geburtsdatum oder Anschrift. Um die versprochenen Rabatte zu bekommen, sind mehrere Schritte nötig. Meist werden bei einem Einkauf Punkte gutgeschrieben, wenn man die virtuelle Kundenkarte im Smartphone scannen lässt. Ab einer bestimmten Punktzahl besteht ein Anrecht auf den Rabatt, der dann aktiv eingelöst werden muss.
Eine direkte Ersparnis – ohne Vorbedingungen wie das Sammeln von Punkten oder das Erreichen eines bestimmten Umsatzes – gibt es meist nur über einzelne Coupons, die erst freigeschaltet werden müssen. Eine Ausnahme macht die Obi-App. Sie gewährt 1 Prozent Rabatt in allen teilnehmenden Filialen und im Onlineshop.
Neben dem Preisnachlass bieten die Apps noch Zusatzleistungen. Hierzu zählen etwa Coupons, digitale Kassenbons oder Prospekte. Manche Anbieter locken bei ausgewählten Produkten mit frühzeitiger Onlineverfügbarkeit, andere mit Sonderangeboten und Gewinnspielen oder Sonderboni – etwa mehr Punkten beim Einkauf bestimmter Produkte. Manchmal fallen die Versandkosten bei einem Kauf im Onlineshop weg.
Einkaufsverhalten dient gezielter Werbung
Anbieter wollen mit ihren Rabatt-Apps vor allem Kunden an ihr Unternehmen binden. Die gezielte und regelmäßig per App versendete Werbung an Nutzerinnen und Nutzer sorgt dafür, dass diese häufiger bei ihnen einkaufen – so das Kalkül. Die Apps sammeln dafür Daten der Nutzer. Je häufiger diese die App bei ihren Einkäufen nutzen, desto besser können die Unternehmen das Einkaufsverhalten einschätzen.
Dazu lassen sich die Händler meist bereits bei Installation der App mit der Zustimmung zu den Allgemeinen Geschäftsbedingungen weitgehende Rechte einräumen, etwa Standortübermittlung, Verwendung des Mikrofons zur Sprachsteuerung oder Versenden von Werbung. So kann das Nutzungsverhalten erfasst und protokolliert werden.
Je mehr Daten gesammelt werden, desto besser kann das Unternehmen die Nutzerin oder den Nutzer kennenlernen und desto gezielter seine Werbung direkt auf das jeweilige Smartphone ausspielen.
Unklar bleibt, was die Unternehmen durch die Verknüpfung der massenhaft ermittelten Daten über ihre jeweiligen Kunden wissen. Hinzu kommt: Zwar steht in der Datenschutzerklärung, an welche Drittanbieter ebenfalls Daten gesendet werden, jedoch weiß der Kunde nicht, wie diese dort weiter genutzt werden und ob sie mit Daten aus weiteren Quellen ungewollte Informationen über einen selbst liefern.
Datenfußabdruck verkleinern: Das können Sie tun
Alle von uns untersuchten Apps sind gratis. Einzig die Douglas Beauty Card gibt es auch in der Premiumversion für 6 Euro pro Jahr. Daraus lässt sich ableiten: Die Kosten für die Apps holen die Unternehmen wieder rein, indem sie durch die digitale Verfolgung – das Tracking – Werbung gezielter ausspielen können und so zu mehr Käufen anregen. Doch einige Nutzer fühlen sich durch solche Analysen ausspioniert. Wer weniger Datenspuren hinterlassen will, kann Folgendes tun:
- Die zum Kundenbindungsprogramm gehörende Karte statt der App verwenden – sofern das möglich ist. Das bedeutet aber Verzicht auf spezielle Angebote, die nur über die App angeboten werden.
- Ist eine Registrierung optional, kann man die App ohne Registrierung nutzen, verzichtet dafür aber auf einige Angebote.
- Verneinen, wenn bei iOS die Frage auftaucht, ob die App die Aktivitäten über andere Apps hinweg verfolgen darf.
- Deaktivieren des App- und Ad-Trackings in den Einstellungen. So wird Nutzern weniger personenbezogene, dafür allgemeinere Werbung angezeigt.
Mit Rossmann am meisten sparen
Keine der untersuchten Apps bietet einen nennenswerten Rabatt auf das Gros der Produkte. Am besten schnitt noch die App der Drogeriekette Rossmann ab. Alle zwei Monate gibt es vier 10-Prozent-Coupons für den gesamten Einkauf in den Filialen – ausgenommen Produkte mit Preisbindung, etwa Bücher.
Wermutstropfen: Der Rabatt und die Coupons sind nur in der Filiale einlösbar, nicht aber im Onlineshop. Wer sich nicht registriert, kann immerhin alle zwei Monate zwei 10-Prozent-Coupons nutzen. Obwohl das ein kräftiger Rabatt ist, kann es natürlich trotzdem sein, dass die Produkte bei anderen Händlern regulär ähnlich viel kosten.
Die Rossmann-App sammelt nicht mehr und nicht weniger Daten als andere Apps im Test. Die Android-Version ist hierbei minimal besser als die iOS-Version. Kritikwürdig: Beide Versionen verschicken Nutzungsstatistiken und den Netzwerkanbieter, etwa Telekom oder Vodafone, an Dritte.
Tipp: Wie Sie per App etwa Lebensmittel günstig finden, zeigen wir unter in unserem Test von Preisvergleichsapps.
-
- Online-Shopping ist bequem. Hier lesen Sie, wie Sie sicher im Internet einkaufen und wo die Fallen lauern – auf Fakeseiten und im Bezahlprozess.
-
- Bei Onlinekäufen dürfen Händler von den Kunden Gebühren für die Nutzung von Paypal oder Sofortüberweisung erheben. Sie müssen aber ein kostenfreies Zahlungsmittel...
-
- Für Online-Bestellungen außerhalb der EU fallen Steuern und Zoll an. Hinzu kommen Extra-Gebühren durch Zusteller. Unser Zollrechner hilft Kosten im Blick zu behalten.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Coupons kriegt man zum Teil auch ohne Anmeldung zum Teil nur mit, auf bestimmte Produktgruppen gibt es nicht unerheblich Rabatt, auf den Gesamteinkauf natürlich nur wenn man nur diese Produktgruppe kauft. Und die andere woanders. Mich würde interessieren ob es Couponapps gibt, welche mir für alle Ketten Coupons generieren. Das Datensammeln könnte man doch unterbinden in dem man die Werbe-ID des Smartphones löscht, App und Kundenkonto regelmäßig zurück setzt und jedes mal einen anderen email-alias z.B. über Addy.io verwendet. Wenn man das Smartphone offline hat z.B. um Standort-Tracking zu vermeiden hat, oder nur Ruhe zu haben, kann man z.T. auch einfach einen Screenshot der Digitalen-Kundenkarte zeigen. Natürlich kann man so keine Punkte sammeln und nur Coupons nutzen. Nervig ist nur, dass es für jeden Laden ne andere App gibt um die man sich kümmern muss.
Ich kann der Einschätzung "wenig Rabatt" nicht zustimmen. Ich bin Payback-Kundin der ersten Stunde, seit fast 20 Jahren. Mittlerweile gehe ich für meine Familie mit 2 kleinen Kindern in Drogerieläden einkaufen, die an dem Programm teilnehmen. Im Jahr bezahle ich dort Einkäufe im Wert von über 200€ mit diesen Punkten. Die von Ihnen genannten "Sonderaktionen", die mehr Rabatt bieten, werden fast durchgehend angeboten. Mit großen Einkäufen zur Bevorratung warte ich sogar, bis ein neuer Coupon aktiv ist.
Der Datenerhebung dieser Dienste bin ich mir bewusst - das ist deren Geschäftsmodell. Ich habe nichts gegen personalisierte Werbung, im Gegenteil: Mit einem Baby freue ich mich über die Windel-Gutscheine. Ich würde sie so oder so kaufen. Eine Ersparnis von über 200€ im Jahr halte ich nicht für wenig.
Ich habe vor 8 Tagen eine Auszahlung bei dem Anbieter Igraal beantragt. Seither kam nichts. Heute nun stellte ich eine Anfrage, wo die Auszahlung bleibt, die angeblich lt. FAQ max. 7 Tage beträgt. Bislang hatte ich 7 Auszahlungen. Bei keiner gab es Probleme. Jetzt - und erst auf meine Nachfrage mit Fristsetzung !!!- jedoch meint der Anbieter, ich sei mehrfach registriert und solle meinen Ausweis zusenden. Seltsam ist, dass der Anbieter gewechselt hat. Das Impressum gibt folgende nebulöse Information: "Die für die Website www.igraal.com verantwortliche Person ist die IGRAAL, ein französisches Unternehmen « société par actions simplifiée unipersonnelle » mit einem Kapital von 295.100 euros, Handelsregisterde von Nanterre (FRANKREICH) 488 398 579, mit Sitz in 50 rue de la Victoire – 75009 PARIS – FRANKREICH." Vorsicht. Da stimmt offensichtlich etwas nicht.
guter Punkt!
Wie steht ihr zu Cashback-World. Kennt ihr diesen Cashback-Geber und wenn ja wie steht ihr dazu und welche Erfahrungen habt ihr bisher damit gemacht und würdet ihr es weiterempfehlen!?
PS. Ein richtige erholsames und geniales Wochenende wünsche ich euch!
Liebe Grüße
Daniel K.