
Ungewohnte Kombination. Die Vantikcard will Shoppen und Sparen verbinden. © Vantik
Die Vantikcard versprach, bei jedem Einkauf 1 Prozent der Summe für die Altersvorsorge anzulegen. Nun ist Vantik insolvent, aber die Kundengelder sind gesichert.
[Aktuelles 3.6.2022] Vantik meldet Insolvenz an
Das Fintech-Unternehmen Vantik hat Insolvenz angemeldet. Nachdem laut Unternehmensangaben eine Finanzierungsrunde geplatzt ist, musste ein vorläufiger Insolvenzantrag gestellt werden. Der Geschäftsbetrieb wird zunächst fortgesetzt, Kundinnen und Kunden können mit der kostenlosen Vantikcard weiterhin bezahlen. Allerdings erhalten sie ab sofort nicht mehr 1 Prozent der Summe als Cashback für die Altersvorsorge.
Die bislang im Namen der Kunden als Altersvorsorge erworbenen Fondsanteile sind laut Unternehmensangaben geschützt und liegen bei der Partnerbank DAB BNP Paribas. Sollte Vantik abgewickelt werden, erhalten Kunden laut Unternehmen direkt Zugriff auf ihr Depot über das Online Banking Portal der DAB BNP Paribas.
- Tipp:
- Kunden sollten keinesfalls voreilig von sich aus den Vertrag kündigen. Bislang greift die Regelung, dass eine Kündigung seitens des Kunden vor Rentenbeginn zum Verlust des bislang angesammelten Cashbacks führt. Es ist unklar, ob dies auch mit Insolvenzbeginn weiter gilt.
Kostenlose Debit-Karte ohne Bargeldabhebung
Die Vantikcard ist eine Mastercard-Debitcard ohne Jahresgebühren. Anders als bei Kreditkarten wird das Geld bei Debit-Karten nach dem Einkauf mit der Karte ein bis zwei Tage später vom Konto eingezogen. Die Karte lässt sich mit einem beliebigen bestehenden Girokonto verknüpfen, Vantik selbst bietet keine Konten an. Das Tageslimit liegt zwischen 400 Euro und 1 250 Euro. Die Zahlung ist überall dort möglich, wo das Logo von Mastercard erscheint. Auch zum Online-Shopping kann die Karte eingesetzt werden. Apple Pay und Google Pay sind mit der Karte nutzbar. Bargeldabhebungen sind mit der Karte nicht möglich. Für den Einsatz in Fremdwährung werden Kosten von 0,75 Prozent berechnet. Das ist im Marktvergleich relativ günstig. Ein Ersatz der Karte bei Verlust kostet 10 Euro.
Tipp: In unserem Kreditkarten-Vergleich finden Sie auch Kreditkarten ohne Gebühren für den Auslandseinsatz oder Fremdwährungsgebühren.
Das Konzept: Cashback für die Altersvorsorge
Das Besondere bei der Vantikcard: Es gibt bei jedem Einkauf 1 Prozent Cashback. Das bedeutet, dass 1 Prozent der Einkaufssumme dem Käufer wieder gutgeschrieben wird. Das ist relativ viel: Bei der Konkurrenz mit kostenlosen Karten gibt es maximal 0,25 bis 0,5 Prozent Cashback. Bei der Vantikcard ist das Cashback jedoch nicht frei verfügbar: Das Cashback-Geld wird automatisch in einen eigenen Vantik-Fonds investiert. Das Geld soll dabei für die Altersvorsorge des Kunden gespart werden. Das angesparte Geld bekommt der Kunde dann frühstens zum Renteneintritt.
Wichtige Funktionen fehlen in der App

© Stiftung Warentest
Die Übersicht über alle Transaktionen, das erhaltene Cashback und das verbleibende Tageslimit gibt es bei der Vantikcard nur über eine App auf dem Smartphone. Auch die Anmeldung für die Karte erfolgt über die App. Eine Web-Variante für den Browser gibt es nicht. Die App ist übersichtlich gestaltet und ermöglicht auch schriftlichen Kontakt zum Support, der in unserem Schnelltest auf Fragen schnell antwortete. Allerdings kann die App bisher nur den Betrag anzeigen, der als Cashback zurückgeflossen ist. Wie sich das Vermögen des Kunden durch den Vantikfonds entwickelt, zeigt die App bisher nicht an. Das soll laut Anbieter „zukünftig“ möglich sein.
Altersvorsorge mit ETF-Dachfonds
Das Cashback-Geld des Kunden fließt in einen eigenen Mischfonds, den Vantik-Fonds. Der Fonds teilt das Geld auf verschiedene ETF auf. Die Mischung besteht aus 60 Prozent Aktien, 25 Prozent Anleihen, 10 Prozent Immobilien und 5 Prozent Rohstoffe. Bei Abweichungen von dieser Gewichtung wird die Aufteilung regelmäßig wiederhergestellt. Der Fonds investiert laut eigenen Angaben nicht in Unternehmen der Tabak-, Waffen- und Nuklearindustrie. Außerdem ist der Fonds laut eigenen Angaben „bestrebt, Investments in Unternehmen mit besonders hohen CO2-Emissionen auszuschließen“. Vantik berechnet als Kosten pro Jahr 1,2 Prozent des angesparten Vermögens. Das ist relativ viel im Vergleich zur direkten Investition in ETF, die häufig nur 0,3 Prozent oder weniger im Jahr kosten. Das gesparte Vermögen liegt in einem Depot des Kunden bei der Bank DAB BNP Paribas und ist als Sondervermögen vor der Insolvenz geschützt. Damit ist das Geld auch geschützt, sollte es das Unternehmen Vantik irgendwann nicht mehr geben.
Sicherheitspuffer soll Geld sichern
Für den Erhalt der Anlegergelder hat Vantik einen weiteren Baustein eingebaut: 1 Prozent der eingesammelten Gelder der Anleger fließt in einen Vantik Sicherheitspuffer. Die Zielsetzung des Puffers sei, dass zu Rentenbeginn für den Anleger mindestens der Betrag vorhanden ist, den er auch eingezahlt hat. Das soll vor eventuellen Börsencrashs schützen. Der Sicherheitspuffer werde laut Anbieter von einer unabhängigen Stiftung verwaltet und gleiche einen möglichen Kapitalverlust zu Rentenbeginn aus. Das ist ein unübliches Konzept, für das es keine Vergleichsmaßstäbe bei Mitbewerbern gibt. Für diesen Schnelltest haben wir die Funktionsweise des Sicherheitspuffers nicht überprüft. Das Unternehmen teilt mit, dass man den Sicherheitspuffer zukünftig auch abwählen könne. Bei sehr langen Laufzeiten ist es in der Vergangenheit nie dazu gekommen, dass man mit einem weltweiten Aktieninvestment Verluste gemacht hätte. Für junge Sparer spricht somit viel dafür, auf die zusätzlichen Kosten für den Sicherheitspuffer zu verzichten.
Zukünftig weitere Optionen
In Zukunft will der Anbieter Vantik nicht nur Cashback mit der Vantikcard anbieten, sondern es auch ermöglichen, per Sparplan oder Einmalbetrag zusätzlich in den Vantikfonds zu investieren. Aufgrund der recht hohen Kosten des Vantik-Fonds ist das aber im Vergleich zu einem ETF-Sparplan nicht attraktiv. Außerdem sollen Kunden beim Bezahlen Beträge aufrunden können, um die Differenz dann in die Altersvorsorge fließen zu lassen. Diese Möglichkeiten sollen im ersten Quartal 2022 umgesetzt werden.
Fazit: Karte funktioniert, aber reicht nicht für Altersvorsorge
Die Vantikcard funktioniert, auch wenn in der App noch einige Funktionen fehlen. Sie bietet ein im Vergleich großzügiges Cashback-Angebot, über das der Kunde jedoch nicht frei verfügen kann. Auf die Vantikcard sollten sich Kunden nicht mit ihrer Altersvorsorge verlassen: Für sinnvolle Beträge für die Altersvorsorge müssten sehr große Summen mit der Debitkarte zusammenkommen. Selbst wer 500 Euro im Monat mit der Karte zahlt, spart so nur 5 Euro monatlich (60 Euro im Jahr) für die Altersvorsorge – viel zu wenig. Die Alternative, nach Möglichkeit 50 Euro weniger auszugeben und diese (zusätzlich) in einen günstigen ETF-Sparplan zu stecken, liegt nahe. Wenn die Kundinnen und Kunden ihre Altersvorsorge aber realistisch einschätzen, kann die Vantikcard gut als Shopping-Karte mit kleinem Bonus genutzt werden.
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- Reisen oder Online-Einkauf: Kreditkarten machen Bezahlen einfach. Im Test von 37 Angeboten überzeugten sechs Karten. Mit der günstigsten sparen Sie bis 136 Euro pro Jahr.
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- Kontaktlos zahlen in Sekunden – das geht mit der NFC-Technik. Die Zahlungen sind mit vielen Girocards oder Kreditkarten möglich, aber auch mit Smartphone oder Smartwatch.
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- Der Kinderkonten-Vergleich der Stiftung Warentest informiert, ob und zu welchen Bedingungen Kinder, Schüler, Auszubildende und Studenten ein Konto eröffnen können.
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Vantik hat heute mitgeteilt, dass es insolvent ist. Zahlungen sollen weiter möglich sein.
Kommentar vom Autor gelöscht.
@s-kip: Das Geschäftsmodell basiert laut Angaben des Anbieters auf den Gebühren von 1,2 Prozent pro Jahr, die Vantik auf das angesparte Vermögen nimmt. Zusätzlich zu den Cashback-Einzahlungen sollen ja demnächst auch zusätzliche Einzahlungen möglich sein. Das Cashback für die Kreditkarte kann man so wohl auch als Werbung für den Altersvorsorgefonds verstehen.
Reguliert ist nur das Interbankenentegelt für Mastercard- und Visa- Transaktionen und auch nur für Privatkunden- Karten. Es beträgt 0,3% bei Kreditkarten und 0,2% bei Debitkarten. DasI nterbankenentgelt ist der Teil des Umsatzes, den die kartenausgebende Bank erhält. Es handelt sich NICHT um die Kosten des Händlers für Kartenzahlungen. Diese sind teilweise erheblich höher.
Unabhängig von alledem interessieren mich die Hintergründe dieses Geschäftsmodells. Schade, dass dazu im Artikel nichts steht.
Laut einiger Websites 0,2 % bei EC und 0,3 % bei Visa und Mastercard, die über Bank laufen. Nur reine Kreditkarten ohne Bankpartnerschaft noch mehr? Stimmt das so?