Cars­haring im Test So kommen Sie günstig ans Ziel

Cars­haring im Test - So kommen Sie günstig ans Ziel

Flinkster, Cambio, Miles & Co: Wer hat die Nase vorn beim Car­sharing-Test der Stiftung Warentest? © Adobe Stock

Ob für wenige Kilo­meter oder den Wochen­endtrip – Cars­haring ist praktisch, kann aber teuer werden. Unser Vergleich hilft, günstig ans Ziel zu kommen.

Cars­haring im Test Alle Testergebnisse für Cars­haring 05/2020 freischalten

Hallo Flens­burg, Herford, Bamberg. Nach den Groß­städten entdecken immer mehr Car­sharing-Anbieter kleine und mitt­lere Städte für sich. Laut dem Bundes­verband Cars­haring stehen in 840 Orten Autos für die Kurz­zeitmiete zur Verfügung. Allein 2019 sind 100 Städte dazugekommen, alles keine Metro­polen. Hier dominiert die klassische Car­sharing-Variante: Nutzer holen das Fahr­zeug an einer Station oder in einer Park­zone ab und bringen es dorthin zurück.

Auf Groß­städte konzentriert sich dagegen die neuere Form des Auto­teilens: Beim sogenannten Free-Floating – eng­lisch für ungebunden – orten und öffnen Kunden das Auto per Smartphone. Am Ende der Fahrt stellen sie es irgendwo im Geschäfts­gebiet ab, meist im Innen­stadt­bereich.

Unser Rat

Fünf von sechs Cars­haring-Anbietern mit eigener Flotte schneiden gut ab. Wer ein Auto spontan und ohne feste Station mieten möchte, fährt mit Sixt Share gut und recht günstig. Weniger flexibel, aber oft preis­wert sind die stations­gebundenen Anbieter. Im Test über­zeugen alle drei: Flinkster vor Stadt­mobil und Cambio Cars­haring. Schnäpp­chen von Privatbesitzern lassen sich bei Getaround finden.

Beide Varianten klappen gut

Seit das Coronavirus Deutsch­land erreicht hat, ist die Nach­frage nach Cars­haring deutlich gesunken. Einige Anbieter schließen nicht aus, ihre Fahr­zeugflotten vorüber­gehend zu verkleinern. Unsere Tester mieteten im Winter 2019/20, also vor der Krise, Fahr­zeuge bei sechs weit­verbreiteten Anbietern: den stations­basierten Flinkster, Stadt­mobil und Cambio, den Free-Floatern Miles, Share Now und bei Sixt Share, das auf beide Varianten setzt. Zusätzlich prüften wir mit Getaround und Snapp­car zwei Portale, die Autos von Privatpersonen vermitteln.

Wir buchten in drei Städten pro Anbieter Fahr­zeuge und unter­nahmen möglichst zehn Fahrten mit unterschiedlich langer Mietdauer. Zusätzlich prüften wir je 30 Mal, ob für die Kunden tatsäch­lich Autos zur Verfügung standen.

Beide Cars­haring-Varianten funk­tionieren über­wiegend problemlos. Fünf Anbieter schneiden gut ab, zwei befriedigend. Snapp­car bewerteten wir mit Mangelhaft. Über das Portal war es kaum möglich, ein Auto zu mieten. Zweite Erkennt­nis: Cars­haring kann ins Geld gehen. Um zu sparen, empfehlen wir, sich bei mehreren Anbietern anzu­melden und je nach Strecke den passenden zu wählen.

4,80 bis 15,60 Euro für eine Stunde

Vermieter mit Abhol­stationen bieten vor allem für längere Fahrten gute Konditionen. Bei Flinkster, Cambio und Stadt­mobil können Kunden Fahr­zeuge Wochen im Voraus buchen. Ein Kleinwagen kostet für eine Stunde zwischen 4,80 und 7,50 Euro. Free-Floating-Angebote sind oft teurer, aber flexibel. Sixt Share, Share Now und Miles sind praktisch für spontane Fahrten von A nach B. Nutzer können die Fahr­zeuge 15 Minuten gratis reser­vieren. Für eine Stunde zahlen sie etwa 5,40 bis 15,60 Euro.

Abseits der Groß­städte besteht meist wenig Auswahl. Oft bietet nur ein stations­basierter Vermieter Autos an. In den Ballungs­zentren sind die Firmen unterschiedlich stark vertreten. Miles-Fahr­zeuge standen im Test­zeitraum vor allem in Berlin, in Köln kaum. Dort sind Cambio-Stationen sehr präsent. Share Now ist mit vielen Fahr­zeugen in den untersuchten Städten Berlin, Hamburg und Köln am Start.

Snapp­car ist mangelhaft

Cars­haring im Test - So kommen Sie günstig ans Ziel

Fahr­spaß statt Verzicht. Bei Cars­haring-Anbietern wie Stadt­mobil gibts für jede Gelegenheit das passende Fahr­zeug. © Stadtmobil

Snapp­car und Getaround haben keine eigene Fahr­zeugflotte. Über die Portale fragen Nutzer das Auto eines Privatvermieters an, das in der Regel am Wohn­ort des Besitzers steht. Bei Snapp­car gelang es den Testern jedoch kaum, ein Fahr­zeug zu mieten. Die meisten lehnten den Buchungs­wunsch ab oder reagierten nicht. Trotz etlicher Versuche konnten die Tester nur vier Fahrten durch­führen. Der Dienst war so unzu­verlässig, dass wir ein Mangelhaft vergaben.

Bei Getaround klappte es besser. Neben Privatfahr­zeugen vermittelt die Platt­form Autos kommerzieller Anbieter. In größeren Städten sind viele Fahr­zeuge mit einer Telematik-Box nachgerüstet. So können Mieter das Auto per Smartphone-App öffnen.

Die Preise bestimmen die Vermieter, dafür kassiert das Portal von ihnen eine Gebühr. Mit Getaround kostet ein Wochen­endtrip von Hamburg an die Ostsee um die 60 Euro – ein Schnäpp­chen. Auf beiden Portalen lassen sich fast alle Fahr­zeugklassen und -typen finden, vom Oldtimer bis zum Campingbus. Versicherungs­schutz erhalten Mieter über die Platt­form.

Cars­haring nur teil­weise öko

Finanziell lohnt sich der Umstieg vom eigenen Pkw auf Cars­haring für Menschen, die nicht mehr als etwa 10 000 Kilo­meter im Jahr mit dem Wagen zurück­legen – je weniger, desto sinn­voller ist das Auto­teilen.

Entlastet Cars­haring die über­füllten Innen­städte? Unter­suchungen kommen zu verschiedenen Ergeb­nissen. Eine 2017 durch­geführte Studie der Freien Hanse­stadt Bremen zu stations­basierten Angeboten legt dar, dass ein Cars­haring-Auto 16 Privat-Pkw ersetzt. Die Zahl gibt an, wie viele Autos die befragten Kunden abge­schafft oder gar nicht erst ange­schafft haben.

Weniger positiv scheint dagegen die Umwelt­bilanz der Free-Floating-Variante auszufallen. Das haben das Öko-Institut und das Institut für sozial-ökologische Forschung 2018 untersucht: So wie die Angebote derzeit genutzt werden, verringern sie die CO2-Emissionen in Groß­städten nicht. Zwar besaßen Nutzer und Nutze­rinnen im Vergleich zur Gesamt­bevölkerung seltener ein eigenes Auto. Allerdings wurden mehr Cars­haring-Fahr­zeuge in den Verkehr gebracht als privat einge­spart wurden.

Um die verkehrs­bedingte CO2-Bilanz von Cars­haring zu verbessern, seien mehr E-Autos nötig, so das Öko-Institut. Zu nach­haltiger Mobilität gehört auch, Radfahren und öffent­lichen Nahverkehr attraktiver zu machen, etwa durch eine gemein­same App für alle Angebote – von Bike- und Cars­haring bis hin zu Taxi, Bus und Bahn.

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31 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • TriathlonX am 10.08.2022 um 11:47 Uhr
    Da fehlt noch so manches

    Leider zeigt die Entwicklung, dass die Nutzer:innen von Car- und Scootersharing sich gern und gefühlt sogar überwiegend über die StVO hinwegsetzen. Leidtragende sind alle anderen Verkehrsteilnehmer:innen.
    So hatte ich bereits zweimal die Erfahrung mit Fahrerflucht. Einmal konnte es aufgeklärt werden, die Fahrerin war allerdings nicht in Deutschland gemeldet und somit zog sich das Verfahren über mehr als 5 Monate hin. Das andere Mal wurde zwar der Unfall von Nachbarn beobachtet, aber das Fahrzeug genauso schnell verschwunden, wie der Unfall passierte und das Kennzeichen dadurch nicht notiert werden konnte. Beide Male übrigens an meinem korrekt (!) geparkten Pkw.

  • danielhabig am 08.02.2021 um 06:21 Uhr

    Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Schleichwerbung

  • Drofi am 01.11.2020 um 12:53 Uhr
    Stadtmobil

    Guten Tag,
    vielen Dank für Ihren Vergleich.
    Zu ergänzen wäre vielleicht noch, dass Stadtmobil (als *einziger* der
    getesteten Anbieter - jedenfalls in Südbaden) bei der Anmeldung eine
    SCHUFA-Auskunft(!) einholt.
    Das erscheint angesichts eher geringer Kosten sehr überzogen. Ist
    Ihnen bekannt, weswegen das bei Stadtmobil Südbaden der Fall sein
    könnte?
    Danke und freundliche Grüße
    B.

  • FahrAn am 27.10.2020 um 11:19 Uhr
    miles: nicht kulant, unseriös und kostenträchtig

    Hallo, meine Erfahrung mit dem freefloating-Anbieter "miles-mobility" möchte ich hier gern einmal kurz schildern:
    1. Für ein Telefonat mit der Service-Hotline, in dem ich über Wartungsbedarf des Kfz informierte, wurden mir knapp € 4,- Gebühren berechnet.
    2. Es wurden DOPPELT so viele Kilometer angesetzt, als ich real, auch nach Tacho, gefahren war.
    3. Auch sonstige Rückfragen bei der Hotline schlagen durch Parkgebühren sehr teuer zu Buche.
    4. Das Werbeversprechen, nur für gefahrene Kilometer Gebühren zu erheben, wird damit unterlaufen und ist damit irreführend (wenn nicht betrügerisch).

  • thoco am 18.08.2020 um 19:27 Uhr
    Versicherung für Carsharing

    Als Vielnutzer kann ich Fabony nur zustimmen. Besser eine zusätzliche Versicherung gegen Selbstbeteiligung abschließen. Dann interessieren auch nicht die unterschiedlichen Regelungen zur Selbstbeteiligung. Schrieb ja auch schon Stiftung Warentest im Artkel https://www.test.de/Carsharing-So-gut-klappt-es-in-der-Praxis-5444917-0/