Neues Post­gesetz Ab 2025 werden Briefe lang­samer und teurer

Neues Post­gesetz - Ab 2025 werden Briefe lang­samer und teurer

Brief­zustellung. Der Post spart die längere Brief­lauf­zeit Kosten. © picture alliance / dpa / Oliver Berg

Ab 2025 dürfen Briefe länger unterwegs sein als bisher. Dann kann aber auch mehr Zeit für einen Einspruch gegen den Steuer­bescheid sein.

Auf Post müssen Verbrauche­rinnen und Verbraucher im Schnitt ab Januar 2025 deutlich länger warten als bisher; allerdings soll die Post zugleich zuver­lässiger werden. Dies steht im neuen Post­gesetz: Stan­dard­briefe müssen künftig zu 95 Prozent am dritten Werk­tag ankommen, zu 99 Prozent am vierten Werk­tag.

Bisher müssen Briefe über das gesamte Jahr betrachtet im Schnitt mit einer Wahr­scheinlich­keit von 80 Prozent am folgenden Werk­tag beim Empfänger ankommen und zu 95 Prozent am zweiten Werk­tag. Doch häufig klappt das nicht, wie wir aus Leserzuschriften wissen.

Die Post hat künftig also mehr Zeit für die Zustellung. Dadurch spart sie Kosten. Sie hat die Inlands­flüge gestrichen, mit denen sie jahr­zehnte­lang Briefe befördert hat.

Erhalten bleibt die Zustellung an sechs Tagen. Der Briefträger muss also weiterhin auch sams­tags und montags Post an die Empfänger ausliefern.

Tipp: Die Reform hat auch Folgen für Steuer­bescheide. Sie gelten – egal, ob per Brief versandt oder elektronisch über­mittelt – ab 2025 erst nach vier und nicht wie bisher nach drei Tagen als bekannt gegeben. Ist der vierte Tag ein Samstag, Sonn­tag oder Feiertag, zählt der nächste Werk­tag. Das kann Steuer­pflichtigen je nach Termin etwas mehr Luft für den Einspruch bringen: Datiert der Bescheid zum Beispiel auf den 8. April 2025, ist der vierte Tag danach der 12. April 2025, ein Samstag. Daher gilt der Bescheid erst am Montag, 14. April 2025, als bekannt gegeben. Ab dann bleibt ein Monat Zeit für den Einspruch – bis 14. Mai 2025.

Beschwerden nahmen stark zu

Für manche Kundinnen und Kunden war es schon bisher unwahr­scheinlich, Briefe am nächsten oder über­nächsten Tag zu erhalten. Die Folge: Viele Kunden­beschwerden bei der Bundes­netz­agentur. 2023 beschwerten sich dort 41 589 Kundinnen und Kunden über Post­dienst­leister insgesamt, 90 Prozent davon über die Deutsche Post. Das Beschwerde-Rekord­jahr war bisher 2022 mit 43 125 Beschwerden.

Auch in unserer Leserschaft regte sich Unmut über die Post. Eine Anfang 2023 veröffent­lichte Finanztest-Umfrage unter Lese­rinnen und Lesern stieß auf große Resonanz. Danach berichteten wir erneut, was aus verschiedenen Fällen geworden ist und wo sich Postgeschädigte beschweren können. In manchen Fällen hatte sich die Zustellung verbessert, in anderen nicht.

Wenden sich genervte Empfängerinnen und Empfänger nicht an die offiziellen Stellen wie die Bundes­netz­agentur, bekommen die Zusteller den Frust ab. Auch ihre Arbeits­bedingungen soll das neue Gesetz verbessern.

Stan­dard­brief kostet künftig 95 Cent

Auch neu mit Jahres­beginn: Zum 1. Januar steigen die Portokosten der Deutschen Post. Allerdings hat dies nichts mit der Post­reform zu tun. Die Porto­erhöhungen werden von der Bundes­netz­agentur reguliert. Noch 2023 hat sie eine vorzeitige Erhöhung der Preise für Briefe und Pakete abge­lehnt. Jetzt gab sie grünes Licht für eine Portoerhöhung.

Der Versand eines Stan­dard­briefs wird statt derzeit 85 Cent künftig 95 Cent kosten. Am größten ist die Preissteigerung bei Post­karten, für deren Versand Kundinnen und Kunden jetzt ebenfalls 95 Cent berappen müssen (vorher 70 Cent). Weitere Erhöhungen: Kompakt­briefe kosten künftig 1,10 Euro, Groß­briefe 1,80 Euro und Maxi­briefe 2,90 Euro. Auch der Paket­versand wird teurer: So kostet das M-Päck­chen statt 4,79 Euro nun 5,19 Euro.

Mehr Auto­maten statt Filialen

Die Post bleibt verpflichtet, ein dichtes Filialnetz aufrecht­zuerhalten. Nicht immer müssen dafür Menschen in einer Filiale sitzen, in manchen Fällen sollen Auto­maten genügen. Die Kommune vor Ort und die Bundes­netz­agentur haben aber ein Wört­chen mitzureden.

Die Pläne der Post­bank werden zum Filial­sterben beitragen: Sie will bis 2026 rund 250 ihrer 550 Filialen schließen. Das bedeutet: Auch alle dort angebotenen umfang­reichen Post­dienst­leistungen fallen weg. Post­kunden müssen dann woandershin. Auf den ersten Blick sehen Post­bank­filialen fast aus wie Post­filialen. Doch das Sagen hat dort die Post­bank. Sie entscheidet, ob eine Filiale geschlossen wird.

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Kommentarliste

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  • Trentino2017 am 08.08.2024 um 12:59 Uhr
    Privatisierung: Preise rauf, Qualität runter

    Die Preise steigen aber die Qualität sinkt. Durch E-Mails und andere digitale Medien sinkt doch die Zahl der Briefe, die in Papierform versendet versendet werden. Diese Briefe müssten dann doch schneller zugestellt werden können. Stattdessen sollen bzw. dürfen diese Briefe jetzt viel länger unterwegs sein. Wie passt das zusammen?
    Das Porto für einen sog. Standard-Brief betrug 2012 noch 0,55 Cent, seit 2022 kostet dieser 0,85 Cent. In dem o. g. Zeitraum hat sich also das Briefporto für einen Standard-Brief um satte 85 Prozent (!) erhöht. Ich habe vor einer Woche einen Brief (DIN A4) mit Rückschein abgeschickt. Das hat keine 0,85 Cent sondern 6,50 Euro gekostet. Für kleine Unternehmen und kleine Selbständige wird die "Portokasse" zu einem Kostenfaktor, der immer größer wird. Wenn es so weitergeht, wird die Versendung von Briefen in Papierform zu einem Luxusgut für Reiche.
    Für die Regierung und die Mehrheit der Bundestagsabgeordneten ist das alles offenkundig aber kein Problem.

  • Gelöschter Nutzer am 11.07.2024 um 12:38 Uhr
    @schopi

    Das ist doch wie bei der Deutschen Bahn. Gerade noch 65 % der Züge fahren pünktlich. Da definiert man dann pünktlich halt mit bis zu +6 min. Warum? Weil es sonst nur noch 10 % der Züge sein dürften, die pünktlich sind. Genauso bei der Post. Wobei ich hier sagen muss, dass die Konkurrenten der Post (regionale Postgesellschaften wie BWPost, BiberPost usw.) um Welten schlimmer sind. Heute erst habe ich einen Brief bekommen (BWPost), der sage und schreibe sieben Tage unterwegs war - innerhalb Deutschlands wohlgemerkt. Und das ist nicht die Ausnahme, das ist bei BWPost und Co. die ständig von mir erfahrende Regel.

  • schopi am 10.07.2024 um 10:42 Uhr
    Zielführend?

    Es ist doch etwas befremdlich zu sehen, wenn das Zustellungsziel nicht mehr erreicht wird, die Beschwerden zunehmen, man halt das Ziel korrigiert.
    Achja, der wichtige Satz dazu ist sicherlich "Durch die längere Lauf­zeit spart die Post Kosten". Das ist der eigentliche Grund - es soll gespart werden. Auch in diesem Fall offenbar zu Lasten der Kunden. Oder hat jemand diese gefragt, ob die Änderung auch in ihrem Sinn ist?