Lauf­zeit-ETF Taugen iBonds und Co als Alternative zu Fest­geld?

Datum:
  • Text: Karin Baur
  • Testleitung: Yann Stoffel
Lauf­zeit-ETF - Taugen iBonds und Co als Alternative zu Fest­geld?

Kalkulier­bare Erträge. Anders als bei normalen Rentenfonds stehen die Renditen von Lauf­zeit-ETF bei Kauf schon ungefähr fest. © Getty Images / Kevin Smart

Amundi, BNP Paribas, Invesco, iShares und Xtra­ckers sind mit Anleihen-ETF am Start, die nach Ablauf der Lauf­zeit liquidiert werden. Für wen sich die Lauf­zeit-ETF eignen.

Lauf­zeit-ETF werden von vorn­herein für eine bestimmte Lauf­zeit aufgelegt. Sie ähneln damit Fest­zins­produkten von Banken, die auch für eine ganz bestimmte Zeit abge­schlossen werden, etwa für ein Jahr, drei oder fünf Jahre. Lauf­zeit-ETF investieren wie Rentenfonds in verzins­liche Anleihen, meist Unter­nehmens­anleihen, manchmal auch Staats­anleihen. Anders als bei normalen Rentenfonds stehen die Renditen von Lauf­zeit-ETF bei Kauf schon ungefähr fest. Wer den ETF bis zum Ende der Lauf­zeit hält, weiß damit schon heute, welche Rück­zahlung ihn erwartet und wie die Verzinsung ungefähr aussieht. Zwischen­zeitliche Kurs­schwankungen kann es mit den neuen Fonds zwar geben, doch wenn Anlegende ihre Anteile nicht zwischen­zeitlich, sondern erst bei Fälligkeit verkaufen, dann muss sie das nicht interes­sieren. Für den Anleihen-ETF von iShares mit dreieinhalb Jahren Laufzeit (Fälligkeit im Dezember 2028) liegt die Rendite aktuell bei 2,9 Prozent pro Jahr (Stand 15. April 2025).

Wichtig für Anle­gerinnen und Anleger, die Lauf­zeit-ETF als sichere Zins­anlage wählen: Die Fonds sollten nur in Euro-Papiere investieren. Ansonsten besteht ein Währungs­risiko.

Über­blick über die Angebote

Amundi, BNP Paribas, Invesco, iShares und Xtra­ckers bieten diese ETF mit festen Fälligkeiten an. Die Idee ist nicht neu, doch in den Null­zins­jahren hat sich dieses Anlagemodell einfach nicht gelohnt. Es gibt auch einige aktiv gemanagte Lauf­zeitfonds.

iShares und Xtra­ckers haben Lauf­zeit-ETF mit Unter­nehmens­anleihen aufgelegt. Bei iShares heißen die Fonds iBonds, es gibt sie mit jähr­lichen Fälligkeiten von 2025 bis 2034. Die Xtra­ckers Target Maturity ETF weisen ebenfalls jähr­liche Fälligkeiten auf, von 2027 bis 2034. Die ETF von BNP Paribas und Invesco beziehen sich ebenfalls auf Unter­nehmens­anleihen. BNP bietet Lauf­zeiten bis 2027, 2029 und 2032 an. Die Invesco-BulletS­hares-ETF gibt es mit fünf verschiedenen Fälligkeiten.

Amundi bietet unter dem ­Namen Amundi Fixed Maturity Lauf­zeitfonds auf deutsche und europäische Staats­anleihen mit Lauf­zeiten bis 2027 und 2028 an. Auch von Xtra­ckers gibt es Staats­anleihen-Lauf­zeit-ETF.

Tipp: Sie finden die Lauf­zeit-ETF im Fondsfinder. Wählen Sie auf der Start­seite „Alle Fonds anzeigen“, filtern Sie dann in „Fonds­gruppen“ auf „Anleihen Lauf­zeitfonds“. Nun können Sie noch bei „Fonds­art“ auf ETF klicken.

Schwankungen nehmen ab

Wie die Grafik zeigt, nehmen die Schwankungen der Lauf­zeit-ETF ab, je näher das Laufzeit­ende rückt. Das liegt daran, dass sich die Rest­lauf­zeiten der Anleihen im Fond­sport­folio fort­laufend verkürzen. Bei den normalen Anleihen-ETF ist das anders. Da ihre Portfolios immer aus dem gleichen Mix an Anleihen verschiedener Rest­lauf­zeiten bestehen, bleiben die Schwankungen theoretisch dieselben. In der Praxis können sich natürlich ruhigere und turbulentere Zeiten abwechseln.

Lauf­zeit-ETF - Taugen iBonds und Co als Alternative zu Fest­geld?

© Stiftung Warentest

Vorteil: Kein Kurs­risiko zum Ende

Der Vorteil der Lauf­zeit-ETF im Vergleich zu normalen Anleihen-ETF ist, dass es so gut wie keine Kurs­risiken gibt – sofern die Anleger den ETF wirk­lich bis Fälligkeit halten. Anders als zum Beispiel bei Festgeld kommen sie aber während der Lauf­zeit an ihr Geld ran. Die Fonds können jeder­zeit zum jeweils aktuellen Kurs verkauft werden. Dann kann es allerdings passieren, dass weniger als die ursprüng­lich erwartete Rendite heraus­kommt.

Wichtig zu wissen: Garan­tiert ist der Rück­zahlungs­betrag nicht. Sollten Anleihen in den Fonds von den Emittenten nicht wie erwartet zurück­gezahlt werden, kann die Rück­zahlung kleiner sein als angenommen. Allerdings ist dieses Risiko nicht hoch, weil die Anbieter für die aktuellen ETF nur Anleihen von ausreichend guter Qualität kaufen.

Nachteil: Man muss sich um die Wieder­anlage kümmern

Der Nachteil der Lauf­zeit-ETF ist, dass das Geld nach Fälligkeit ausgezahlt wird und man sich um eine Wieder­anlage kümmern muss. Wer nicht sicher ist, dass er sein Geld nach der Anlage­zeit von zwei oder vier Jahren wieder benötigt, handelt sich mit den Lauf­zeit-ETF unnötigen Aufwand ein und verzichtet lang­fristig auf Rendite – wie unser Beitrag Geldanlage richtig planen zeigt.

Typischer­weise bieten länger laufende Anleihen auch höhere Renditen. Deshalb ist das Anlegen mit kurzen Lauf­zeiten und weniger Kurs­risiken keine Wund­erlösung – es geht oft auf Kosten der Rendite.

Lauf­zeit-ETF - Taugen iBonds und Co als Alternative zu Fest­geld?

© Stiftung Warentest

Fazit: Alternative für Anleger mit festem Anla­gehorizont

Lauf­zeit-ETF sind eine gute Alternative für alle, die eine mittel­fristige Anlage suchen, aber flexibler bleiben wollen als mit Fest­geld. Wer Geld auf unbe­stimmte Zeit anlegen will, ist mit normalen Rentenfonds besser bedient. Wie unsere Simulationen zeigen, ist das Kurs­risiko in einem Umfeld mit klar positivem Zins­niveau nicht mehr so groß wie in der Null­zins­phase. Nur wenn es nochmals zu einem starken Zins­anstieg kommen sollte, stünde erneut eine Verlust­phase an – auch die wäre aber nach wenigen Jahren beendet.

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Tipps für die Geld­anlage mit Lauf­zeit-ETF

  • Vergleichen Sie die Effektiv­verzinsung der Lauf­zeit-ETF mit dem jeweils besten Festgeld gleicher Lauf­zeit – da kann man oft einen Schnaps mehr heraus­holen. Außerdem unterliegt Fest­geld der Einlagensicherung.
  • Sie können mit den Lauf­zeit-ETF ähnlich wie bei Festgeld eine Leiter­strategie aufbauen, indem sie ETF verschiedener Lauf­zeiten miteinander kombinieren. Legen Sie zum Beispiel je 1000 Euro für ein Jahr, drei Jahre und fünf Jahre an, dann wird alle zwei Jahre ein Betrag fällig – den Sie entweder weiter anlegen oder für andere Zwecke verwenden können. Streng genommen können Sie dann aber auch einen normalen Rentenfonds kaufen.
  • Achten Sie bei der Auswahl darauf, dass es sich um einen Euro-Anleihen-ETF handelt. Es gibt auch Anleihe-ETF auf fremde Währungen. Doch damit handeln sich hiesige Anle­gerinnen und Anleger ein Währungsrisiko ein.

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16 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Mitarbeiter_Stoffel am 24.06.2025 um 22:12 Uhr
    End-Rendite garantiert trotz hoher Zwischengewinn

    @mabies: Die Anbieter zeigen auf ihren Internetseiten die Effektivverzinsung bzw. Endfälligkeitsrendite p.a. (vom Vortag), die man (abzüglich der ETF-Kosten) bis Laufzeitende erzielen kann. Die vergangene Rendite ist hierbei irrelevant. Den Spread von 0,6% haben Sie wahrscheinlich außerhalb der Xetra-Börsenhandelszeiten (9 bis 17:30) gesehen? Denn die von uns stichpunktartig notierten Spreads waren viel kleiner. Deshalb an dieser Stelle noch mal: Zwischen "handeln können" und "zu vernünftigen Geld-Brief-Spannen handeln können" besteht ein großer Unterschied. Letzteres geht oft nur zwischen 9 und 17:30.

  • mabies am 24.06.2025 um 20:39 Uhr
    End-Rendite garantiert trotz hoher Zwischengewinn

    Hallo,
    ich finde diese Anlageform durchaus interessant.
    Sehe ich mir nun aber zB Invesco oder IShares Thesaurierend an, so haben die seit Auflegung mehr als 6%p.a. gemacht. Kaufe ich die nun, bekomme ich dann trotzdem ab Kaufdatum min. 2,66% p.a. oder wird der bisherige Gewinn mit der End-Rendite verrechnet -und ich gehe leer aus?
    Noch was: sehe ich mir den Spread An-/Verkauf bei den Neobrokern an, so liegt dieser bei ~0,6%. Das ist durchaus zu beachten, stellt das immerhin rund 3 Monate Ertrag dar.....
    Danke!

  • mabies am 24.06.2025 um 20:30 Uhr

    Kommentar vom Autor gelöscht.

  • Profilbild Mitarbeiter_Stoffel am 13.06.2025 um 13:29 Uhr
    Re: Laufzeit ETF vs. Rentenfonds

    @MichaOrange: Typischerweise steigen die Anleihenrenditen mit längerer Laufzeit. Wer sich auf kürzere Laufzeiten beschränkt (wie bei den meisten Laufzeit-ETF), lässt also tendenziell ein bisschen Rendite liegen. Das Kursrisiko ist dafür bei den Laufzeit-ETF kleiner und nimmt mit der verstrichenen Zeit immer mehr ab. Was besser ist, wird man wie so oft erst im Nachhinein sagen können. In der Nullzinsphase waren Ertragschancen und Risiken allerdings derart ungleich verteilt, dass wir empfohlen hatten, kurzlaufende Anleihen zu wählen (es gibt auch ETF, die in kurz laufende Anleihen anlegen, und im Laufe der Zeit in neue kurz laufende Anleihen umschichten, also keine begrenzte Laufzeit haben). In der Nullzinsphase gab es die Laufzeit-ETF aber nicht. Kurz: Gleiche Rendite bei weniger Risiko sollte man auch hier nicht erwarten.

  • MichaOrange am 13.06.2025 um 10:29 Uhr
    Laufzeit ETF vs. Rentenfonds

    In den Jahren 2021/2022 sind meine Rentenfonds durch den Zinsanstieg alle stark im Kurs gefallen und haben sich auch seitdem nicht wirklich wieder erholt. Ich denke, dass mir das mit Laufzeit ETFs nicht passiert wäre, da ich zum Ende der Laufzeit das Kapital plus Zinsen aller Wahrscheinlichkeit nach zurückerhalten hätte. Durch geschickte Aufteilung des Kapitals in Laufzeit ETFs mit unterschiedlichen Laufzeiten erwarte ich ähnliche Renditen wie bei den Rentenfonds, aber eine Reduzierung des Verlustrisikos.
    Oder übersehe ich da etwas?