
Reduziert. Beim Scheinfasten werden einfache Kohlenhydrate vermieden, stattdessen gibt es Obst, Gemüse, Nüsse und Öl – in kleinen Mengen. © Westend61 / Cavan Images
Scheinfasten mit sehr wenigen Kalorien ist offenbar ähnlich wirksam wie Fasten. In Studien verringerten sich mehrere Risikofaktoren für Krankheiten.
Fasten hat viele positive Effekte auf den Körper. Doch viele Menschen schreckt die Vorstellung ab, ganz auf Essen verzichten zu müssen. Eine neue Alternative bietet Scheinfasten. Das ist eine Art „Fasten light“, bei dem noch ein Viertel bis ein Drittel der üblichen Kilokalorien pro Tag gegessen werden.
650 bis 800 Kalorien am Tag
Scheinfasten dauert üblicherweise fünf Tage, mit Übergangstagen vorher und nachher. Drei Mahlzeiten pro Tag sind erlaubt, die ingesamt 650 bis 800 Kilokalorien haben.
Dabei werden vor allem einfache Kohlenhydrate − etwa aus Getreide und Reis − sowie tierisches Protein weggelassen. Stattdessen gibt es Obst, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte und Öl. Ein Mittagessen besteht dann beispielsweise aus zwei Zucchini mit Tomatensauce oder einem Teller Brokkoli mit Apfel und Dressing.
Entwickelt hat die Methode der Altersforscher Valter Longo an der University of Southern California in den USA.
Wohl ähnliche Wirkung wie Fasten
Eine aktuelle Übersichtsarbeit hat alle vorliegenden Studien zum Scheinfasten untersucht und die Ergebnisse zusammengefasst. Darunter waren zwölf Studien mit Menschen, zu unterschiedlichen Fragestellungen. Das reicht jeweils nicht für definitive Antworten, erste Hinweise lassen sich aber ableiten:
Scheinfasten wirkt wohl ähnlich wie Fasten und kann für gesunde Menschen Risikofaktoren für Krankheiten verringern. Inwiefern es auch hilft, wenn Krankheiten bereits eingetreten sind, ist aber noch unklar.
Gesunde verringerten Gewicht und Körperfett
In vier Studien mit gesunden Probanden konnte Scheinfasten mehrere Biomarker verbessern wie Blutdruck, Cholesterin, und Blutzucker. Außerdem reduzierten die Teilnehmer Gewicht und Körperfett. Die Wirkung hielt längerfristig an. Studien an Mäusen zeigten ähnliche Effekte.
Übergewicht und hoher Blutdruck sind unter anderem Risikofaktoren für Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Scheinfasten scheint hier also präventiv zu wirken.
Tipp: Wie Sie Bluthochdruck, Herzinfarkt & Co vorbeugen, erfahren Sie in unserem Ratgeber „Hallo, starkes Herz!“
Diabetes-Patienten senkten ihren Blutzucker
Wirkt Scheinfasten auch therapeutisch bei Krankheiten? Dazu fanden die Forscher insgesamt acht Studien am Menschen. Zwei Studien mit Diabetes Typ 2-Patienten zeigten positive Effekte unter anderem auf den Blutzucker und die Insulinresistenz. Durch regelmäßiges Scheinfasten (fünf Tage pro Monat) konnten Patienten ihre Medikamente reduzieren.
Dünne Studienlage für Multiple Sklerose und Krebs
Studien zu der Methode als Therapie für starkes Übergewicht (Adipositas) lagen nicht vor. Eine Untersuchung mit Mäusen gab Hinweise darauf, dass der Körper durch Scheinfasten möglicherweise auch Muskelmasse abbaut.
Auch die Wirkung bei Multipler Sklerose und Krebs wurde untersucht. Es lagen aber zu jeder Krankheit und Krebsart nur einzelne Studien vor, mit teils wenigen Teilnehmern, so dass keine allgemeinen Aussagen abgeleitet werden können. Zu Scheinfasten bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen fanden die Forscher keine Studien.
Mit Erkrankungen erst den Arzt fragen
Für Gesunde kann Scheinfasten eine Alternative zum Totalfasten sein. Menschen mit Erkrankungen sowie ältere Menschen sollten grundsätzlich nicht auf eigene Faust scheinfasten, sondern dies immer vorher mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen. Im besten Fall ist es ein Anstoß, sich dauerhaft gesünder zu ernähren – auch mit der vollen Kalorienzahl.
Tipp: Eine andere mögliche Fastenform ist das Intervallfasten. Wir sagen, was es bringt und für wen es geeignet ist. Wenn Sie vor allem abnehmen wollen, finden Sie hier Diätkonzepte im Test.
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@Herr_B: Vielen Dank für Ihren Kommentar. Sie beziehen sich vermutlich auf diese Studie: https://doi.org/10.1001/jamainternmed.2020.4153
Diese untersucht allerdings nicht Scheinfasten, sondern Intervallfasten. Dabei handelt es sich um eine (deutlich) andere Fastenform, die unser Artikel nicht behandelt. Daher wurde die von Ihnen angeführte Studie für die Bewertung auch nicht eingeschlossen. Unser Artikel stützt sich auf 12 andere Studien, die Scheinfasten untersucht haben. Die Irritation ist vermutlich entstanden, weil die Übersichtsarbeit, zu der wir im Text verlinken, tatsächlich verschiedene Fastenformen untersucht, darunter Intervallfasten, und auch noch mehr Studien anführt, teils etwas unübersichtlich. Relevant für unseren Text waren aber nur der Abschnitt und die Studien über Scheinfasten.
Wir hoffen, damit zur Klärung des Sachverhaltes beigetragen zu haben.
In der verlinkten Studie werden als Quellen für positive Effekte des periodischen Scheinfastens (PFMD) verschiedene Belege angeführt - darunter ist mit der TREAT-Studie eine randomisiert-kontrollierte Studie (RCT) von 2020, die als Ergebnis festhält: "In this RCT, a prescription of TRE [Time-restricted eating] did not result in weight loss
when compared with a control prescription of 3 meals per day.
Time-restricted eating did not change any relevant metabolic
markers."
Auch wenn die TREAT,-Studie selbst ggf. kritisierbar ist (z.b. wurde nicht auf gleiche Kalorien-Einnahme in der Placebo und Interventionsgruppe geachtet) sollte dies doch Anlass zu Hinterfragung der von Stiftung Warentest im Artikel verlinkten Studie geben, die behauptet:
"Periodic fasting-mimicking diets reduce body weight, fat
content, and prevents obesity in rodents and humans.
Intermittent fasting is effective in reducing body
weight. " (TREAT und weitere - im Widerspruch zur Quelle, s.o.)
@lecutin: Vielen Dank für Ihren Hinweis und Ihre Bitte. Wir haben den Link zur Studie jetzt im Text ergänzt.
Danke für den Artikel. Wären Sie jetzt noch so freundlich, die Studie zu verlinken?