
MSCI World. An den Aktienmärkten geht es nicht immer nur nach oben. Wer in einen MSCI-World-ETF investiert, braucht sich wegen kleiner Auf und Abs keine Sorgen zu machen. © Getty Images / Aitor Diago
Nach seinem Sommerhoch geriet der MSCI World in ein kleines Tief. Vorsicht: Viele betrachten den beliebten Index in Dollar statt Euro, das führt in die Irre. Die Analyse.
Zehn Prozent runter in drei Monaten
Nach seinem Hoch im Juli 2023 ist der MSCI World, gerechnet in US-Dollar, um rund zehn Prozent gefallen. Von seinem Tief Ende Oktober hat er sich allerdings wieder weitgehend erholt. Der kleine Einbruch gab jedoch vielen Anlegenden Anlass zu Sorge und Kritik. Ist der MSCI World vielleicht doch nicht so ein guter Index, wie oft behauptet? Sind der hohe US-Anteil und die vielen IT-Unternehmen am Ende Schuld an der Schwäche? Wir haben das überprüft.
Ein Jahr MSCI World – einmal in Euro, einmal in Dollar
Zunächst wollen wir den MSCI World mit sich selbst vergleichen: einmal in US-Dollar gerechnet, einmal in Euro. Hiesige Anleger müssen auf den Kurs in Euro schauen, wenn sie wissen wollen, wie viel Rendite sie mit ihrem ETF erzielt haben. Der Kurs in US-Dollar ist hierfür irrelevant. Wie die Grafik zeigt, lief der MSCI World in US-Dollar auf Jahressicht besser als sein Pendant in Euro. Seit dem Hoch Ende Juli 2023 ist die Dollar-Variante des Index zwischenzeitlich jedoch stärker gefallen als die Euro-Version. Euro-Anleger profitierten davon, dass der Dollar im selben Zeitraum gestiegen ist. Hiesige Investoren konnten somit die Indexverluste durch die Währungsgewinne teilweise wieder ausgleichen.
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USA besser als Welt
Immer wenn der MSCI World Schwäche zeigt, ruft das die Kritiker auf den Plan – die prinzipiell bemängeln, dass der US-Anteil des Index mit rund 70 Prozent zu hoch sei. Ein Weltinvestment sei das nicht, heißt es. Das stimmt so nicht: Der MSCI World Index spiegelt exakt die Kräfteverhältnisse an den Weltbörsen wider – zumindest die der Industrienationen. Und hier spielen die USA nun einmal die bedeutendste Rolle.
Wie die Grafik zeigt, sind US-Aktien für sich genommen sogar besser gelaufen als der Weltaktienmarkt insgesamt – und zwar sowohl auf Jahres- als auch Halbjahressicht. Größere Aktienmärkte, die schlechter abgeschnitten haben als der Weltindex als Ganzes sind Großbritannien, die Schweiz, Kanada und Hongkong. Unterm Strich profitierten Anlegerinnen und Anleger demnach auch in der jüngsten Schwächephase vom hohen US-Anteil.
Ländervergleich
Der Chart zeigt die Wertentwicklung der 23 im MSCI World Index enthaltenen Länder über sechs Monate und über ein Jahr.
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IT läuft besser als gedacht
Eine andere häufig geäußerte Kritik bezieht sich auf den hohen Anteil der IT-Branche im Index. Tech-Firmen bringen es auf ein Gewicht von gut 20 Prozent, auf Platz zwei liegen Finanztitel mit 15 Prozent, gefolgt von der Gesundheitsbranche mit rund 13 Prozent. Auch hier zeigt der Branchenvergleich: IT ist über alle betrachteten Zeiträume die mit Abstand beste Branche im Index. Ohne sie hätte sich der MSCI World wesentlich schlechter entwickelt.
Branchenvergleich
Die Grafik zeigt die Entwicklung der im MSCI World enthaltenen Sektoren über einen Monat, sechs Monate sowie über ein Jahr.
Tipp: Täglich aktualisierte und auch längerfristige Analysen zu den Entwicklungen der Branchen und Länder finden Sie in unserem Beitrag Das steckt hinter dem Welt-Index für ETF.
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Wachstums- und Qualitätsaktien vorn
Nun schauen wir uns noch an, wie die verschiedenen Aktienstrategien abgeschnitten haben. Über die untersuchten Zeiträume von einem Jahr und sechs Monaten liegen Growth und Quality vorn, die beliebte Dividendenstrategie bleibt hingegen deutlich zurück. Auf einen Monat betrachtet hat die Monumentumstrategie am besten abgeschnitten.
Tipp: Mehr über die verschiedenen Anlagestile erfahren Sie im Beitrag 6 Anlagestrategien, die Sie kennen sollten.
Strategievergleich
Die Grafik zeigt die verschiedenen Anlagestile im Vergleich.
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Fazit für Anlegende
In seiner in Euro berechneten Version notiert der MSCI World zurzeit (Stand 17. November 2023) rund 1,8 Prozent unter seinem Allzeithoch vom 14. September 2023. Ein deutscher Anleger in einem MSCI World ETF spürt also aktuell eine kleine Schwäche, aber nichts Besorgniserregendes. Der höchste zwischenzeitliche Verlust in den vergangenen zwei Jahren betrug knapp 18 Prozent.
In US-Dollar hat der Index sein Allzeithoch bereits am 4. Januar 2022 markiert. Danach hat er zwischenzeitlich fast 26 Prozent verloren. Derzeit liegt er noch rund 4,6 Prozent unter dem Höchstwert. Anlegende in den USA haben also einen größeren zwischenzeitlichen Verlust erlitten als Investoren im Euro-Raum. Inzwischen sehen beide Anlegergruppen ihr MSCI World Investment fast schon wieder auf Allzeithoch.
Seit der kurzen Zeit des letzten Allzeithochs des MSCI World Index in Euro hat keiner der oft genannten Schuldigen USA, Growth oder IT schlechter als der Weltindex abgeschnitten. Sie liefen ähnlich oder besser als der MSCI World. Deutsche Aktien haben etwas mehr verloren als der Index. Schwellenländer liefen ähnlich schlecht wie der MSCI World. Im Index vertreten sind sie nicht, da er per Definition nur Industrieländer umfasst.
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Wie sollen Aktienanleger auf eine Marktschwäche reagieren?
Unsere regelmäßigen Leserinnen und Leser wissen es: Gleich, wie gut oder schlecht die Aktienmärkte gerade laufen, kein Anleger sollte versuchen, Schwächephasen zu vermeiden und vor neuen Kursanstiegen wieder einzusteigen. Das klappt weder bei Profis noch bei Privatanlegern. Auch aktuell hätte es nicht funktioniert: Wer Ende Oktober ausgestiegen wäre, hätte ziemlich sicher die Kurserholung im November verpasst. Ein Portfolio muss zum Risikoprofil und Anlagehorizont eines Anlegers passen und dann sollte man es so lassen – in guten wie in schlechten Zeiten.
Für Sparplansparer sind solche Schwächephasen sogar gut, wenn sie erst kürzlich einen Sparplan angefangen haben und noch lange sparen wollen. Markteinbrüche zu Beginn sorgen für günstige Einstiegspreise und höhere Renditen in den Folgejahren.
Oder doch alles ins Tagesgeld?
Mitunter ist zu hören, dass gerade die jungen Sparerinnen und Sparer ihr Geld aus Aktien abzögen, weil Tages- und Festgeld nun wieder über 4 Prozent Zinsen bieten. Ein Ersatz für Aktien sind Zinsanlagen nicht. Aktienmärkte haben im langfristigen Mittel über 7 Prozent pro Jahr eingefahren. 3 Prozentpunkte Unterschied summieren sich langfristig zu vielen Tausend Euro Mehrrendite, auch wenn man nur durchschnittliche Beträge anlegt.
Tipp: Aus unserer Sicht sollte eine Geldanlage weder nur aus Aktien noch ausschließlich aus Zinsanlagen bestehen. Es gilt nach wie vor die Prämisse, dass der Aktienanteil so hoch wie möglich sein sollte, aber auf jeden Fall nur so hoch, dass er zu Risikoprofil und Anlagehorizont passt – zumindest, wenn Kapitalwachstum das Ziel ist. Eine Strategie dazu bietet unser Pantoffel-Portfolio.
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@marotoma: Keine Sorge, dauernd die Märkte zu beobachten führt nicht zu höheren Renditchancen. Man läuft dadurch den Ereignissen meist nur hinterher und wird zu zu häufigem Handeln verleitet. Siehe auch "ETF – nur was für Einsteiger?"
www.test.de/Welt-Aktien-ETF-MSCI-World-ETF-nur-was-fuer-Einsteiger-6044298-0
Danke für die Erläuterung. In der Nullzinsphase hatte ich fast alle Ersparnisse in ETF, das hat sich gelohnt. Jetzt, wo es wieder halbwegs attraktive Zinsen gibt, sind Tages- und Festgeld dabei. Natürlich haben diejenigen, die dauernd Märkte und Werte beobachten höhere Renditechancen, aber da nutze ich meine Zeit lieber anders. Ich finde die Test-Grundregeln zur Geldanlage "für Faule" nach wie vor sinnvoll.
@dschneibe: Im Wesentlichen haben Sie recht. Sicher ist bei den „sicheren“ Anlageformen vor allem der Verlust.. Deshalb hatte ich die Bezeichnung sicher ja auch mit Anführungszeichen versehen.
Aber: Die Situation ist nunmal dynamisch und verändert sich permanent. Vor Kurzem hatten wir noch 10% Inflation und nahezu 0% Tagesgeldzinsen. Im Oktober lag die Inflation zuletzt bei 3,8% und im Tagesgeld sind 4% möglich. Es fühlt sich also nicht mehr ganz so nach Geld verbrennen an, Summen auf dem Tagesgeld zu parken. Und diese Situation nutze ich gerne, um ein wenig Puffer aufzubauen für den nächsten Rücksetzer beim MSCI.
@Mangelhafd: Die "sicheren" Anlagen, was soll das sein? Wenn die Inflation höher ist als die "sicher" erzielbare Rendite ergibt sich ein Verlust. Derzeit schafft man mit 4% Tagesgeld-Zins nicht mal den Werterhalt (nach Steuern). ETF auf MSCI World sind ein repräsentativer Querschnitt der Märkte, Unternehmen und Länder der ganzen Welt. Man muss nur aufpassen, dass man im inzwischen riesigen Angebot nicht die falschen ETF erwischt, sondern nur die "echten" MSCI World. Dass diese Anlage langfristig an Wert verliert und (langfristig) nicht ihre durchschnittlichen 6-7% Zuwachs pro Jahr holt, ist praktisch unmöglich. Es sei denn, die ganze Welt geht den Bach runter, aber dann helfen die "sicheren" Tagesgeld, Festgeld etc. auch nicht. 4% auf Tagesgeld (bei einer sicheren Bank) sind gut für die individuelle "Reserve", mehr allerdings nicht.
Vielen Dank für die interessante Analyse zu den gängigen Kritikpunkten!
Ich denke aber, dass ein Stück weit des Unbehagens beim MSCI World auch daraus resultiert, dass das Vertrauen in das weltweite Wirtschaftsgefüge gesunken ist. Nachdem wir uns nun (vor allem in Europa) über Jahrzehnte an Frieden und Wohlstand gewöhnen durften, sieht es plötzlich so aus, als wenn die Zeiten langfristig wieder unruhiger und instabiler werden. Es kann weltweit eine Zunahme von kriegerischen Auseinandersetzungen und Rivalitäten beobachtet werden. Hinzu kommt der Klimawandel, der voraussichtlich eine zusätzliche Instabilität verursachen wird. Diese Sorgen kann eine vergangenheitsbasierte Analyse natürlich nicht nehmen.
Für mich persönlich resultiert daraus, dass ich min. 50% in den sog. „sicheren“ Anlagen parke. Obwohl sonst eher offensiv agierend, hat sich dies bei den jüngsten Rücksetzern z.B. in der Corona-Krise ziemlich gut angefühlt. Die Krisen nutze ich dann zum kräftigen Nachkauf.