Hier erklären wir, wie die Stiftung Warentest generell Medikamente testet – und wie wir im Falle der Prostatamittel vorgegangen sind.
freischalten
Testergebnisse für 83 Medikamente bei ProstatavergrößerungIm Test: 83 Arzneimittel, die für die Behandlung von Prostatabeschwerden zugelassen sind. Alle Medikamente werden nur in Apotheken angeboten, elf davon ohne Rezept. Wir haben nur Medikamente ausgewählt, die häufig zum Einsatz kommen. Bei den rezeptpflichtigen Medikamente war die Basis hierfür der Arzneiverordnungsreport von 2021. Bei den rezeptfreien Mitteln hat ein von uns beauftragtes Marktforschungsunternehmen den Umsatz der verkauften Packungen ermittelt.
Die Preise – relevant insbesondere bei den rezeptfreien Mitteln – ermittelten wir auf Basis der Lauer-Taxe, einer Zusammenstellung von Daten zu Fertigarzneimitteln und andere apothekenüblichen Waren. Wir geben sie jeweils für die kleinste im Handel befindliche Packung an, sofern diese mindestens der Packungsgröße N1 (ausreichend für einen Behandlungszeitraum von etwa zehn Tagen) entspricht.
Wie kommen wir zu unseren Bewertungen?
Wissenschaftliche Fachliteratur. Die Stiftung Warentest beurteilt Medikamente stets auf der Basis von veröffentlichter wissenschaftlicher Fachliteratur. Dazu gehören allgemein anerkannte und aktuelle klinisch-pharmakologische und medizinisch-therapeutische Standardwerke, die Auskunft geben über Anwendungsbereiche, Dosierungsempfehlungen und Hinweise, die zur Bewertung der jeweiligen Wirkstoffe und einzelner Arzneimittel notwendig sind.
Klinische Studien. Gleichrangig zur Standardliteratur haben wir veröffentlichte und geeignete klinische Studien sowie deren systematische Zusammenführungen ausgewertet, um die Aktualität der Bewertung sicherzustellen. Wir ziehen diese aber nur dann heran, wenn die Studien in anerkannten medizinischen Zeitschriften veröffentlicht wurden und vor der Veröffentlichung ein Expertengremium (Review Board) ihre Qualität geprüft hat.
Evidenzbasierte Nutzenbewertungen. Außerdem berücksichtigen wir Veröffentlichungen von Institutionen, die im Auftrag des Gesetzgebers nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin den Nutzen therapeutischer Maßnahmen bewerten. Dazu gehören beispielsweise Dossiers und Health-Technology-Assessment-Berichte des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Köln und des National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) in London, Großbritannien.
Keine eigenen Untersuchungen. Aufgrund der besonderen Situation bei Medikamenten verzichten wir im Allgemeinen auf analytische Prüfungen und führen keinerlei eigene Arzneimittelstudien durch.
Was haben wir bewertet?
Unsere Bewertungen der jeweiligen Arzneimittel und Medizinprodukte gelten für die Anwendungsbereiche, die der Hersteller für sein Produkt beansprucht. Welche das sind, lässt sich beispielsweise im Beipackzettel nachlesen. Nicht immer sind die Anwendungsbereiche eines Wirkstoffs bei jedem Hersteller und bei jeder Dosierung identisch. Bei der Einschätzung eines Arzneimittels haben wir auch die übrigen in dem jeweiligen Anwendungsbereich angebotenen Arzneimittel berücksichtigt – und die Frage, ob in dem Anwendungsbereich die Therapie mit einem Arzneimittel oder Medizinprodukt überhaupt sinnvoll und notwendig ist.
Wer bewertet die Medikamente?
Eine Gruppe von wissenschaftlichen Gutachterinnen und Gutachtern sowie ein Fachinstitut haben die wissenschaftliche Literatur ausgewertet und beurteilt. Eine Expertin beziehungsweise ein Experte haben die Studienlage aktuell noch einmal kontrolliert.
Das sind unsere vier Bewertungsstufen
Anders als bei vergleichenden Warentests, wo wir Noten von Sehr gut bis Mangelhaft vergeben, umfasst unsere Bewertungsskala bei Arzneimitteltests nur vier Stufen: geeignet, auch geeignet, mit Einschränkung geeignet und wenig geeignet. Gibt es für ein Medikament mehrere Anwendungsgebiete, kann es sein, dass wir je nach Indikation zu unterschiedlichen Bewertungen kommen. Teilweise versehen wir die jeweilige Bewertung noch mit einschränkenden Erläuterungen.
- Geeignet für die Behandlung des jeweiligen Krankheitsbildes sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit in dem betreffenden Anwendungsgebiet ausreichend nachgewiesen ist, die ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis und einen hohen Erprobungsgrad aufweisen. Den therapeutischen Nutzen dieser Mittel sehen wir als hoch an. Sie gehören bei diesem Anwendungsgebiet zu den Standardtherapeutika, soweit solche definiert werden können.
Mittel mit mehr als einem Wirkstoff sind dann geeignet, wenn sich die Wirkstoffe sinnvoll ergänzen. Medizinprodukte, die auf Verpackung oder Beipackzettel keinen Wirkstoff ausweisen, sehen wir als Kombination an. Sie sind geeignet, wenn für die Verträglichkeit der Einzelbestandteile und die therapeutische Wirksamkeit der Kombination ausreichende Belege vorliegen. - Auch geeignet sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ebenfalls nachgewiesen ist, die aber noch nicht so lange erprobt sind wie die als „geeignet“ bewerteten. Dazu zählen auch Vertreter einer bereits therapeutisch anerkannten Wirkstoffgruppe, die noch neu und daher weniger gut untersucht sind als andere Substanzen dieser Gruppe – oder die nur wenige eigene Studiendaten aufweisen, obwohl sie schon lange auf dem Markt sind.
Diese Bewertung erhalten auch Mittel, die zwar noch immer Standardtherapeutika sind, aber nicht mehr als Mittel der ersten Wahl gelten, weil es mittlerweile neue, besser verträgliche Präparate gibt. Gleiches gilt für Mittel, die zu den Standardpräparaten zählen, für die aber einfacher anzuwendende Alternativen aus derselben Wirkstoffgruppe zur Verfügung stehen.
freischalten
Testergebnisse für 83 Medikamente bei ProstatavergrößerungEinschränkungen durch Hilfsstoffe
Die Bewertung auch geeignet erhalten zum Beispiel auch Arzneimittel mit Konservierungsstoffen, wenn allgemein die Überzeugung vorherrscht, dass Mittel ohne Konservierungsstoffe eine geeignete Alternative darstellen. Dies kann in ähnlicher Weise für andere Zusatzstoffe gelten, beispielsweise für Zucker als Hilfsstoff in Lutschtabletten zur Behandlung von Halsschmerzen.
- Mit Einschränkung geeignet sind Mittel, die zwar therapeutisch wirksam sind, aber im Vergleich zu Standardtherapeutika ein höheres oder nicht gut einschätzbares Risiko bergen. Sie zählen daher bei den besprochenen Krankheitsbildern nicht zu den Standardmitteln und werden nur unter bestimmten Bedingungen verwendet (etwa bei ausgewählten oder besonders schwerwiegenden Krankheitskonstellationen). Als mit Einschränkung geeignet gelten auch Medikamente, für die zwar einige wenige Studien positive Ergebnisse zeigen, deren therapeutische Wirksamkeit aber noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen ist. Das gilt auch speziell für neuartige Wirkstoffgruppen, die bislang weniger gut untersucht sind. Insgesamt sind weitere Studien zur Wirksamkeit dieser Mittel erforderlich, wenn sie besser bewertet werden sollen.
Außerdem gilt diese Bewertung für Medikamente, deren therapeutische Wirksamkeit geringer ist als die der besser bewerteten Mittel. Mit Einschränkung geeignet sind auch solche Präparate, die für ein breites Anwendungsgebiet ausgelobt sind, deren therapeutische Wirksamkeit aber nur für ein Teilgebiet oder eine bestimmte Gruppe von Patienten belegt ist. - Wenig geeignet sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist, die nicht ausreichend hoch dosiert sind und/oder deren therapeutische Wirksamkeit im Verhältnis zu den Risiken so gering ist, sodass die wahrscheinlichen Risiken mehr Gewicht haben als der mögliche Nutzen. Wenig geeignet sind darüber hinaus Mittel mit mehr als einem Wirkstoff, wenn sich die Wirkstoffe nicht sinnvoll ergänzen oder keinen – beziehungsweise keinen zusätzlichen – therapeutischen Nutzen aufweisen.
freischalten
Testergebnisse für 83 Medikamente bei Prostatavergrößerung-
- Medikamente, ein hohes Alter, Krankheiten: Erektionsstörungen können viele Gründe haben. Wir haben 100 Potenzmittel geprüft und sagen, ob und wie sie wirken.
-
- Helfen pflanzlichen Beruhigungsmittel bei Stress und Unruhe? Wir haben 25 rezeptfreie Präparate geprüft – viele können nicht überzeugen.
-
- Die Hautkrankheit Rosazea verursacht Rötungen im Gesicht − und in der Folge oft auch psychisches Leid. Wir sagen, welche Medikamente die Symptome lindern können.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@Michael-432: Vielen Dank für Ihren Beitrag und die Verweise. Unsere Experten haben die zu dem Zeitpunkt in wissenschaftlichen Datenbanken vorliegenden Studien gesichtet und bewertet. Die Ihnen angeführten Studien waren damals bereits publiziert. Daher stellen sie die Bewertung nicht in Frage. Dies wäre nur der Fall, wenn neuere Studien zu anderen Ergebnissen kommen würden.
Für die Frage, ob ein Mittel wirksam ist, sind einzelne Studien nicht ausreichend. Es muss immer die insgesamt vorliegende Studienlage berücksichtigt werden. Dabei kommt es u.a. auf die Qualität der Studien und die Zahl der Probanden an.
Für Brennnesselwurzelextrakt konnten die Studien nur eine geringfügige Verbesserung der Beschwerden feststellen. Zudem haben diese Studien Mängel, da sie an nur kleinen Patientengruppen oder nur über eine kurze Behandlungszeit durchgeführt wurden. Die wenigen Untersuchungen, die über sechs bis zwölf Monate durchgeführt wurden, liefern keine glaubwürdigen Erkenntnisse für die 2023 im Markt befindlichen Mittel mit Brennnesselwurzelextrakt.
Positive Effekte durch Sägepalmenfruchtextrakt sind ebenfalls nicht ausreichend nachgewiesen. Im Verlauf der Forschung schienen Studienergebnisse zunächst auf eine positive Wirksamkeit hinzudeuten. Das änderte sich, als eine Gruppe von Wissenschaftlern 30 Studien, an denen insgesamt mehr als 5 000 Männer teilgenommen hatten, gemeinsam auswerteten. Dabei wurde klar, dass die Einnahme von Sägepalmenfruchtextrakt nicht besser wirkt als eine Scheinbehandlung. Effekte in kleineren Studien, z. B. die Verringerung der Zahl nächtlicher Toilettengänge, die zunächst Hoffnung machten, ließen sich in größeren Studien von besserer Qualität nicht bestätigen.
@Michael-432: Wir kümmern uns um Ihre Anfrage und bitten Sie um etwas Geduld.
Guten Tag,
Vielen Dank für Ihre umfangreiche Zusammenstellung.
Aus weiteren Quellen frage ich mich, ob der genannte Stand weiterhin Ihrer Meinung nach aktuell ist.
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/prostataprobleme-evidenzbasiert-behandeln-124516/
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/im-fruehen-stadium-phytopharmaka-126868/
https://doi.org/10.3389/fphar.2024.1379456: "The efficacy and safety of WS ® 1541 has
been demonstrated in randomized, double-blind controlled trials
comparing it to placebo (Metzker et al., 1996; Lopatkin et al., 2005),
to finasteride (Sökeland and Albrecht, 1997), and to tamsulosin
(Engelmann et al., 2006). One of the placebo-controlled trials has
also reported on 96-month follow-up data that confirmed the
findings from the prior 24-week observation period (Lopatkin
et al., 2007). A pooled analysis of the four controlled trials has
reported a 69% responder rate to PRO 160/120 (WS® 1541)
improving nocturnal voiding frequency (Oelke et al., 2014)."
Grüße
Zahlen für einen Test der 2 Jahre alt ist???? Geldvergeudung. Abzocke.
@wk5000: „Der Test liefert Qualitätsurteile für 83 Arzneimittel bei gutartiger Prostatavergrößerung (BPH). Darunter befinden sich Mittel für leichtere Beschwerden, die Sie ohne Rezept in der Apotheke kaufen können, ebenso wie rezeptpflichtige Medikamente. 56 Mittel sind geeignet, um Beschwerden bei einer gutartig vergrößerten Prostata zu verringern.
Hintergrund und Tipps: Wir erklären, was Sie zusätzlich tun können, um die Symptome einer vergrößerten Prostata zu lindern – und wie beispielsweise Trinkmenge oder Alkoholika Ihre Beschwerden beeinflussen.
Das beste Prostata-Medikament für Sie: Nicht alle getesteten Arzneimittel sind gleichermaßen wirksam. In unserem Test erfahren Sie, warum einige Mittel nur wenig geeignet sind und welche Medikamente einen nachgewiesenen Nutzen haben.
Ratgeber: Sie erfahren, bei welchen Nebenwirkungen Sie umgehend ärztlichen Rat einholen sollten. Außerdem geben wir nützliche Hinweise zur Medikamenteneinnahme, klären über wichtige Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auf und sagen, wann Sie die Mittel nicht einnehmen dürfen.“