
Richtig gut liegen. Für erholsamen Schlaf braucht man längst nicht alles, was beim Bettenkauf angepriesen wird. © Adobe Stock
Ob im Laden oder Internet, wer Matratze oder Lattenrost kaufen will, bekommt verkaufsfördernde Argumente aufgetischt. Wir liefern Expertenwissen für den Faktencheck.
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Testergebnisse für 10 Lattenroste1. Ein abgestimmtes System ist besser
Die Behauptung: Nur zusammen mit einem passenden Lattenrost hole man das Beste aus einer teuren Matratze heraus. Hersteller und Verkäufer bewerben teure Lattenroste damit, dass sie wesentlich zum besseren Liegen beitragen würden.
Unsere Tests zeigen: In vielen Fällen bietet eine gute Matratze auf der Spanplatte sogar etwas bessere Liegeeigenschaften als auf dem geprüften Lattenrost desselben Anbieters. Teils verschlechtern teure Unterfederungen das Liegen sogar – das gilt insbesondere für Rückenschläfer. Für sie ist ein gutes Modell aus unserem Matratzen-Test in Kombination mit einem starren Lattenrost die bessere Wahl. Wir erklären, wie Sie den starren Rost einfach selbst bauen.
2. Heilsame Effekte für den Rücken
Die Behauptung: Einige Anbieter versprechen, ihre Matratzen und Lattenroste würden zu einem gesunden Rücken verhelfen. Zu typischen Versprechen gehört, dass die richtige Unterfederung Hohlkreuz und Rundrücken ausgleichen könne, dass die Wirbelsäule mobilisiert werde oder dass man morgens größer aufwache.
Experten widersprechen: „Abends sind wir etwas kleiner als frühmorgens. Das hat nichts mit der Matratze zu tun“, sagte uns Bernd Kladny. Er ist Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. Die Bandscheiben quellen im Liegen auf und nehmen Flüssigkeit und Nährstoffe auf. „Die Gesundheitsversprechen der Hersteller müssen kritisch hinterfragt werden, weil wissenschaftlich abgesicherte Studien fehlen. Eine gute Matratze kann den Rücken abstützen, aber nicht heilen.“
3. Nach zehn Jahren ist der Rost durchgelegen
Die Behauptung: Nach etwa zehn Jahren seien Lattenroste durchgelegen oder weniger biegsam. Zur Matratze solle so auch eine neue Unterfederung verkauft werden. Einige Hersteller schränken mitunter sogar die Garantie auf ihre Matratzen ein, wenn kein neuer Rost verwendet wird.
Unsere Tests zeigen: Tatsächlich ist es selten notwendig, zur Matratze auch einen neuen Lattenrost zu kaufen. Alle geprüften Roste erweisen sich als äußerst haltbar. Sie überstehen es, 60 000 Mal mit einer 140-Kilo-Walze überrollt zu werden. Lattenroste überleben Matratzen bei weitem, oft werden sie viel zu früh ausgemustert. Erst wenn die Leisten durchgebogen oder beschädigt sind, wird es Zeit für einen neuen Rost.
4. Eine gute Matratze ist teuer
Die Behauptung: „Aus hochwertigen Komponenten gefertigt“ und „beste Materialien zusammengefügt.“ So preisen manche Hersteller ihre teuren Matratzen an. Die Kaltschaummodelle in unserem Matratzen-Test kosten knapp 180 bis über 1 000 Euro.
Unsere Tests zeigen: Ein Indiz für Qualität ist ein hoher Preis jedoch nicht. Das belegen unsere Testergebnisse. Schaummatratzen mit guten Liegeeigenschaften in unseren Tests gibt es ab rund 250 Euro.
5. Jeder Zentimeter Matratze zählt
Die Behauptung: Dickere Matratzen werden nicht selten als überlegen angepriesen – nach dem Motto „jeder Zentimeter zählt“. Viele Matratzen sind 20 Zentimeter und mehr hoch.
Unsere Tests zeigen: Hohe Matratzen sind häufig deutlich teurer. Die zusätzlichen Zentimeter erzielen sie oft mit Auflagen oder Schaumschichten, denen Hersteller besondere Qualitäten zusprechen. Notwendig für gute Liegeeigenschaften sind sie jedoch nicht. Matratzen brauchen eine Mindesthöhe, damit die Schulter tief genug einsinken kann. Auf den getesteten, zum Teil sehr weichen Matratzen sanken die Schultern allerdings selten mehr als 13 Zentimeter ein. Selbst bei schweren Personen, die auf einer weichen Matratze schlafen möchten, empfehlen wir 16 bis 18 Zentimeter Gesamthöhe. Das reicht für gute Liegeeigenschaften in der Regel aus.
6. Der Aufpreis für eine harte Matratze lohnt sich
Die Behauptung: Fest, H3 oder hart steht auf vielen Matratzen. Mitunter kosten harte Matratzen etwas mehr als die weicheren Varianten eines Modells.
Unsere Tests zeigen: Auf die Härteangaben ist oft kein Verlass. Die Matratzen sind oft weicher oder sogar deutlich weicher als gekennzeichnet. Der Fachverband Matratzen-Industrie weist darauf hin, dass die Norm lediglich eine Skala mit Härtekennzahlen von 1 bis 10 vorgibt. Sie regele nicht, ab welcher Zahl eine Matratze weich oder sehr weich ist. Bei unseren Tests bestimmen wir die Härte nach einheitlichen Maßstäben. Bis zu einer einheitlichen Kennzeichnung bleibt nichts anderes übrig, als unsere Tests zu lesen oder Probe zu liegen. In unseren Tests fanden wir etliche mittelfeste oder gar weiche Matratzen, auf denen sogar schwere und große Menschen gut liegen.
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Testergebnisse für 10 Lattenroste7. Ein Schoner verhindert die Abnutzung
Die Behauptung: Zur Matratze werden oft Matratzenschoner und -auflagen empfohlen. Ein Schoner liegt zwischen dem Lattenrost und der Matratze und sorgt angeblich dafür, dass sich die Matratze langsamer durch Reibung auf dem Lattenrost abnutzt. Auflagen sollen verhindern, dass Feuchtigkeit in den Matratzenkern gelangt.
Unsere Experten widersprechen: Schoner können die oberflächliche Abnutzung der Matratze verhindern. Die Extralagen können aber auch schaden: Zwischen Schoner und Auflage kann die Matratze aufgenommene Feuchtigkeit schlecht abgeben, schlimmstenfalls schimmelt sie. Und wir stellen in unseren Tests immer wieder fest, dass sich Wärme und Feuchtigkeit negativ auf die Haltbarkeit der Matratze auswirken können. Dickere Auflagen verändern zudem die Liegeeigenschaften – zum Beispiel können Schulter- und Beckenzone ihre Wirkung verlieren.
Auflagen sind nur für Menschen mit Inkontinenz notwendig. Für alle anderen genügt es, den Bezug regelmäßig zu waschen.
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Habe (aufgrund Zeitmangel für's Selberbauen) für mein Bett (220 x 140 cm) einen "Lattenrost starr" bei bett1.de erstanden. Der weist 32 Buchenholz-Latten (37 x 11 mm) auf, die zueinander einen Abstand von 25 und 30 mm haben und an ihren Enden in Kautschukkappen um ihre Längsachse drehbar gelagert sind. Er ist bis 120 kg (Matratze + Person) belastbar.
Das dieser Lattenrost alles andere als "starr" ist, habe ich bemerkt, als ich beim Umdrehen im Hüftbereich leichten Kontakt zwischen einer Latte im Hüftbereich und dem darunter liegenden Querholm des Rosts durch die Matratze spürte. Nachgemessen habe ich dann dort einen lichten Abstand von 38 mm, der schon beim normalen Liegen in Seitschläferposition (ich wiege 105 kg) auf fast 0 mm schrumpfte (mit Tiefenmessstab eines Messschiebers ermittelt).
Der als "starr" bezeichnte Lattenrost lässt also bei einer Belastung von 8 - 9 kg auf einer Latte (mit Federwaage ermittelt) eine max. mittige Durchbiegung von ca. 35(!) mm zu.
@schudibu: Die Antwort der Redaktion ist ausgesprochen nichtssagend ...
Ich vermute aufgrund meiner vorstehenden rechnerischen Betrachtungen Folgendes:
Der einzelne Lattenrost im 140-cm-Bett wird auch in Stellung "hart" wahrscheinlich eher auf 1 Person ausgelegt sein. Für eine gleich erscheinende Härte (Durchbiegung!) wie bei einem 100-cm-Lattenrost müsste er deutlich dickere Latten aufweisen (siehe Berechnungen!), die er aber wahrscheinlich nicht hat.
Wenn er dann mit zwei Personen belastet wird, erscheint er deutlich weicher als ein 100-cm-Rost im Doppelbett, der ja i. d. R. nur von einer Person belegt wird. Offenbar behagt Ihnen kein auf "hart" eingestellter Rost - und damit sicher auch kein starrer Lattenrost, wie z. B. der aus dem Selbstbauvorschlag.
Der Bauvorschlag für einen starren Lattenrost für eine 900 mm breite Matratze führt also bei der angenommenen Maximallast von 15 kg auf die Mitte einer Latte (Fichtenholz mit Querschnitt 80 x 18 mm) bei dieser Latte zu einer mittigen Durchbiegung von 3,3 mm. Da kann man wirklich von starr reden.
Bei einer 1.400 mm breiten Matratze würde der genau so gebaute, einteilige "starre" Lattenrost in der Mitte immerhin schon 15 mm nachgeben!
Baut man zusätzlich in Bettmitte eine Längsunterstützung ein (als Längstrebe im Lattenrostrahmen UND mit 1 - 2 Füßen als Abstützung zum Boden hin), was man auch mit 2 einzelnen Lattenrosten zu je ca. 700 mm Breite realisieren könnte, kann man auf jeden Fall wieder von starr (Durchbiegung wahrscheinlich kleiner als 1 mm) reden.
Und man vermeidet so auch die Bruchgefahr.
Habe mir hier alle Kommentare bis 2016 durchgelesen, da ich auch einen starren Lattenrost für eine Bettbreite von 140 cm bauen möchte.
Abgesehen von der Bruchgefahr der längeren Latten hat mich die Frage nach der maximalen Durchbiegung beschäftigt und ich habe zwecks Vergleichs einige Berechnungen angestellt. Dazu habe ich die Geometrie- und Material-Werte in die Formeln der Statik eingesetzt.
Grundannahme: Eine der Latten im Format ist im Abstand Rostbreite - 2 x Rahmenbreite 54 mm frei drehbar (also nur aufliegend) gelagert. Latte aus Fichtenholz (E-Modul 11.000 N/mm²) mit 80 mm x 18 mm. Mit einer angenommenen Maximallast auf EINE Latte von 15 kg in der Mitte ergibt sich für verschiedene Breiten folgende Durchbiegung in der Mitte:
- bei 900 mm: 3,3 mm
- bei 1.000 mm: 5 mm
- bei 1.400 mm: 15 mm
Um die letzte Zahl auf in meinen Augen noch tolerable 7 mm zu bringen ist eine Lattendicke von 25 mm oder eine Hartholzlatte (Jatoba mit E = 15.650 N/mm²) von z. B. 70 x 21 mm notwendig.
Beim Matratzenkauf im Laden vor Ort empfahl uns die Verkäuferin auch neue Lattenroste. Nach Recherche bei test.de bestellten wir zunächst starre Lattenroste online. Diese gaben wir jedoch wieder zurück, da diese sich viel extremer durchbogen als unsere alten federnden Roste. Die Lösung: stabile Rollroste auf die Rahmen der alten Lattenroste gelegt - die alten Leisten waren dort mit Plastikkappen befestigt, die sich einfach entfernen ließen.