Illegal geschlagenes Holz ist ein großes Problem. Wir haben eine Forstökonomin gefragt, wie kritisch das ist. Und die Lattenrost-Anbieter, woher das Holz kommt.
Testergebnisse für 10 Lattenroste
Lattenroste: Federleisten aus Birke, Rahmen aus Buche
Die Rahmen der Lattenroste im Test bestehen bei fast allen aus Buche oder Birken-Schichtholz, die federnden Leisten fast immer aus Birke. Wir haben alle Anbieter gefragt, aus welchen Ländern Sie das Holz beziehen und ob sich das bald ändert. Denn oftmals kommt in Deutschland verkauftes Birkenholz aus Russland – das darf aufgrund des Kriegs in der Ukraine nicht mehr in die EU importiert werden.
Anbieter |
Birke: Holzherkunft laut Anbieter (Verwendung) |
Buche: Holzherkunft laut Anbieter (Verwendung) |
Badenia |
Bisher Russland, künftig Litauen (Federleisten und Schichtholz) |
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Beco |
Baltikum, China, bis April 2022 zum Teil aus Russland (Federleisten) |
primär Bosnien, Deutschland und Baltikum (Außenrahmen) |
Breckle Weida |
Widersprüchliche Angaben |
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f.a.n. |
Frankreich, Spanien, Rumänien, Balkan, Baltikum sowie sehr geringe Mengen aus Asien (Längsholm und Federleisten) |
Deutschland und Balkan (Querstrebe) |
Ikea |
Kein Herkunftsland genannt |
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Jysk |
Litauen (Längslatten, Rahmen, Federleisten) |
Serbien, Kroatien (Kanteln, Querleisten) |
Matratzen Concord |
Baltikum, China und bis April 2022 auch Russland (Federleisten), Baltikum, Deutschland und bis April 2022 Russland (Außenholme), Bosnien und Deutschland (Außenholme) |
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MFO |
Kein Herkunftsland genannt |
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Schlaraffia |
Russland (Außenholme und Federleisten) |
Deutschland (Querholme und Mittelholm) |
Sun Garden |
Litauen (Längslatten, Rahmen, Federleisten) |
Serbien, Kroatien (Kanteln, Querleisten) |
Angaben laut Anbieterbefragung im Juli und August 2022. Reihenfolge nach Alphabet.
Wenig transparent bis widersprüchlich
Russland ist einer der größten Holzexporteure der Welt. Deshalb wirbelt der Ukraine-Krieg auch diese Lieferketten durcheinander. Einige Anbieter erhielten bisher Holz aus Russland und beziehen nun Holz aus anderen Quellen (siehe Tabelle), andere machen gar keine konkreten Angaben.
MFO etwa teilte uns mit, dass „Zulieferer aufgrund der sehr angespannten Lage auf dem Beschaffungsmarkt keine konkreten Angaben zu einzelnen Herkunftsländern machen wollten“. Die Hauptmengen kamen laut MFO vor dem Krieg in der Ukraine aus Russland, nun aus Osteuropa und dem Baltikum. Künftig seien auch andere Beschaffungsländer möglich.
Auch Ikea verblieb wenig konkret: „Wir können keine Angaben zur Herkunft des Materials bestimmter Produkte machen, da diese je nach Zeit und Verfügbarkeit variieren können.“ Breckle Weida machte widersprüchliche Angaben. Das Unternehmen nannte uns zunächst Russland, China und Ungarn, bei weiterem Nachfragen mit „Polen, dem Baltikum und den Balkanstaaten“ aber komplett andere Herkunftsländer.
Interview: „In Konfliktregionen finden keine Kontrollen statt“
Je nach Baumart und Herkunft kann Holz für Lattenroste ein kritischer Rohstoff sein. Wir haben die Forstökonomin Carola Paul dazu befragt, welchen ökologischen und wirtschaftlichen Schaden illegaler Einschlag anrichten kann und wie kritisch die Herkunftsregionen des Holzes der Lattenroste im Test einzuordnen sind.

Prof. Dr. Carola Paul von der Georg-August-Universität Göttingen erforscht, wie sich Wälder global nachhaltig und dennoch wirtschaftlich nutzen lassen. © Universität Göttingen / Christoph Mischke
Carola Paul, wie sieht nachhaltige Waldwirtschaft aus?
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, Wälder nachhaltig zu nutzen. Ein zentrales Werkzeug sind langfristige Wald-Managementpläne, in Deutschland sagen wir Forstplanung. Darin wird für zehn Jahre festgelegt, wie viel Holz geschlagen werden kann, ohne das Ökosystem zu destabilisieren. Das wird in Deutschland heute flächendeckend gemacht, ist aber teuer. Denn natürlich wäre es wirtschaftlicher, gleich mehr und nicht nur punktuell Holz zu schlagen, wenn man schon mal mit der Maschine oder der Motorsäge im Wald ist.
Tatsächlich stammen laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft schätzungsweise 7 bis 17 Prozent des Holzes weltweit aus illegalen Quellen, in Deutschland 2 bis 5 Prozent. Was bedeutet „illegal“ in diesem Kontext?
Illegal ist Holzschlag immer dann, wenn es keinen Managementplan gibt und auch keine staatlichen Kontrollen, die sicherstellen, dass nicht mehr geschlagen wird als nachwachsen kann und wenn dadurch das Ökosystem umgewandelt oder gestört wird. Außerdem auch dann, wenn Eigentumsrechte missachtet, zum Beispiel des Staates in Schutzgebieten oder insbesondere auch indigener Völker.
Als besonders problematisch gilt in dieser Hinsicht Tropenholz. Warum ist das so?
Für die Tropen gibt es durchaus auch Managementpläne. Die Umsetzung ist dort aber deutlich komplizierter. Ein Grund dafür ist, dass die „Inventur“ aufgrund der riesigen Artenvielfalt schwierig ist. Dafür werden die Wälder beispielsweise mit Helikoptern oder Drohnen überflogen, um wertvolle Bäume überhaupt zu finden. Am Ende dürfen pro Hektar und Jahrzehnt vielleicht drei bis vier Bäume entnommen werden. Das ist extrem aufwendig. Hinzu kommt, dass in Tropenregionen viele Staaten liegen, in denen sich strenge staatliche Kontrollen kaum umsetzen lassen.
Die Lattenroste im Test sind nicht aus Tropenholz, sondern aus Birke und Buche hergestellt. Die Buche kommt laut Anbietern aus verschiedenen Regionen in Mittel-, Ost- und Südost-Europas, die Birke vor allem aus Russland. Wie kritisch ist das?
Diese Baumarten stammen grundsätzlich seltener aus problematischen Quellen als Tropenhölzer. Auch hier kommt es aber auch stark auf die Herkunftsregionen an. In Rumänien zum Beispiel kann der Bucheneinschlag kritisch sein. Dort und im tieferen Kaukasus gibt es die letzten Urwälder Europas. Da hat der Einschlag ein anderes ökologisches Gewicht als in den Buchenwäldern in Deutschland, die von Menschen gemacht wurden.
Im Blick auf Russland ist die Entwaldung der Permafrostböden problematisch. Durch die Bewirtschaftung werden sie stärker befahren, es brechen immer wieder Brände aus und das Ökosystem wird gestört – so taut der Permafrostboden noch schneller auf als ohnehin schon. Dadurch werden enorme Mengen an Kohlenstoff und Methan frei und verstärken den Klimawandel weiter. Wie es dort um die Arbeitsbedingungen und politischen Raubbau steht, ist von außen aber kaum einzuschätzen.
Russland ist einer der größten Holzexporteure weltweit. Woran liegt das?
Zum einen ist es ein riesiges Land mit riesigen Wäldern. Hinzu kommt, dass die sibirischen Baumarten extrem beliebt sind: Dort wachsen die Bäume sehr langsam, dadurch ist die Festigkeit des Holzes sehr hoch.
Seit März 2022 wird Holz aus Belarus und Russland ohnehin als „Konfliktholz“ eingestuft. Was heißt das?
Das bedeutet, dass das Holz keine Zertifizierung bekommt. In Regionen mit bewaffneten Konflikten oder mafiösen Strukturen ist es für Zertifizierer nicht möglich oder zu gefährlich, nachhaltige Bewirtschaftung zu kontrollieren. Nun kann das auch in Russland nicht mehr sichergestellt werden. Laut EU-Zollbestimmungen darf Konfliktholz nicht importiert werden.
Zwei Anbieter der Lattenroste haben uns mitgeteilt, Birke fortan aus China zu beziehen. Zwischen China und Russland besteht ein reger Holzhandel – birgt das nicht die Gefahr, dass russisches Holz künftig einfach über China in die Welt gelangt?
Ich bin mir persönlich relativ sicher, dass genau das passieren wird. Dass Holz nach China geschippert oder direkt von chinesischen Unternehmen in Russland geschlagen wird, dann Chinas Stempel bekommt und Beschränkungen umgangen werden. In genetischen Analysen würde sich das zweifelsfrei feststellen lassen, die leisten sich aber die wenigsten.
Bei welchen Herkunftsländern muss ich mir als Verbraucherin keine Sorgen machen?
Ich würde da eine Abstufung machen. Bei deutschem Holz kann man sich sicher sein, dass es nachhaltig produziert wurde. Auch alle anderen EU-Länder und Kandidaten halte ich für recht unkritisch. Sie alle haben Forstministerien, die Managementpläne verlangen und prüfen, und auch einen Schutzstatus für bestimmte Gebiete. Kritisch sind hingegen sämtlich Produkte, die aus den Tropen, China oder Konfliktregionen kommen und keine Zertifizierung tragen. Oder solche, bei denen Anbieter gar keine Herkunft angeben. Denn wenn Holz aus Deutschland oder verantwortungsvollen Quellen kommt, kann man sich fast sicher sein, dass es draufsteht – das ist nämlich richtig teuer.
Tatsächlich ist die Herkunft oft nicht angegeben, auch bei den Lattenrosten nicht. Eine Kennzeichnung ist nicht verpflichtend. Was kann Orientierung geben?
Nur Siegel für nachhaltige Waldwirtschaft. Das FSC-Siegel mit zertifizierter Lieferkette kontrolliert den Weg vom Einschlag des Holzes über das Sägewerk streng. Zu erkennen ist es am FSC-Siegel plus Kürzel „CoC“ – für „Chain of Custody“. Es ist aber selten zu finden. Weniger streng, dafür vor allem in Deutschland häufiger ist das PEFC-Siegel, das für Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft steht.
Wenn ich kein solches Siegel finde: Sollte ich lieber ganz auf die Holzprodukte verzichten?
Holz zu verteufeln, halte ich für falsch. Denn anders als Metall oder Kunststoff ist Holz immer ein nachwachsender Rohstoff und damit nachhaltiger. Insbesondere natürlich, wenn er aus verantwortungsvoller Bewirtschaftung stammt.
Welche Lattenroste Siegel tragen
Wir haben die Herkunft des Holzes bei den Anbietern abgefragt. Verbraucherinnen und Verbraucher suchen nach diesen Informationen aber vergeblich. Immerhin zwei Produkte tragen ein Siegel des Forest Stewardship Council (FSC) – noch.
- Beco. Für das Holz des geprüften Lattenrosts liegt ein FSC-Siegel vor. Die Massivhölzer tragen das Siegel „FSC 100%“, die Federleisten und übrigen Teile der Außenholme „FSC Mix“. Das bedeutet laut FSC, dass „Materialien aus FSC-zertifizierten Wäldern und/oder Recyclingmaterial als auch Material aus kontrollierten Quellen verwendet“ werden. Beco teilte uns auf Anfrage aber mit, dass sie auf das „FSC-Mix“-Siegel verzichten werden, sobald die Rohmaterial-Lagerbestände aufgebraucht sind. Grund seien „Mengeneinschränkungen aufgrund der Sanktionen gegen Russland, auch von Seiten des FSC“.
- Sun Garden. Auch für diesen geprüften Lattenrost liegen die FSC-Zertifikate „FSC Mix“ und „FSC 100%“ vor – doch auch Sun Garden teilte uns mit, „seit dem 1.5.2022 kein FSC zertifiziertes Holz mehr (zu) verarbeiten.“
- Ikea. Das Unternehmen gab an, von allen Lieferanten zu verlangen, dass das Holz Anforderungen an nachhaltige Holzbeschaffung entspreche. „Dabei handelt es sich um FSC-zertifiziertes oder recyceltes Holz.“ 2021 waren laut Ikea 99,5 Prozent des verwendeten Holzes entweder FSC-zertifiziert oder recycelt. Wir fanden auf dem Lattenrost aber keine entsprechenden Hinweise oder Siegel.
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@ziehel: Wir nutzen Tellerroste, bei denen die Teller sich in jede Richtung bewegen können und auch deren Härtegrad spürbar durch ein Stecksystem verändert werden kann.
Ganz ehrlich: Wenn man eine nicht passende Matratze hat, kann das vielleicht etwas helfen. Aber was soll das? Besser ist es, sich eine passende Matratze zu kaufen. Nachdem das Matratzenkartell durchbrochen werden konnte, gibt es gute passende Matratzen für unter 200 Euro und 100 Tage Probeliegen. Was will man mehr? Ich zumindest muss mit den Tellerrahmen auch ausgiebig lüften, sonst hatte ich ein Schimmelproblem an dem Rost bekommen.
Meine Erfahrung ist daher: Gar nicht erst kaufen und die beiden Tellerroste waren teuer.
@ziehel: Da wir keine aktuellen Testergebnisse zu Tellerrosten haben, können wir Ihnen dazu keine untersuchungsgestützte Einschätzung geben. Ihre Nachfrage nehmen wir gerne als Testwunsch auf.
Generell braucht eine gute Matratze nicht unbedingt eine federnde Unterlage – es genügt auch ein einfacher Rollrost oder ein selbst gezimmerter Lattenrost.
In unserem aktuellen Matratzen-Lattenroste-Kombinationstest haben wir das Zusammenspiel zwischen Matratzen und Lattenrosten unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse finden Sie online hier bzw. in der test-Ausgabe 10/2022.
Guten Tag,
was halten Sie von Tellerrosten? Ich habe noch nie einen Termin Test gesehen, bin aber sehr zufrieden.
Mit freundlichen Grüßen
Susa Richter
Liebes Stiftung Warentest
ich war sehr dankbar für Ihren Rat. Glücklicherweise habe ich einen Handwerker gefunden, die für mich Latten eingebaut hat. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten als Selbstbau, wenn man nicht handwerklich begabt ist. Entweder einen guten Rollrost (mit entsprechende Befestigung) oder ein Futon-Lattenrost, die auch starr sind. Futon Online hat nämlich sowas (ohne jegliche Federung!) Ich hoffe, eine Linkung ist erlaubt:
https://www.futononline.de/betten/lattenroste/starre-lattenroste/235/lattenrost-mit-starren-latten?c=104
Bzw. Königbetten bittet auch die Möglichkeit an, einen starren Lattenrost in Ihrem Holzbetten einzubauen.
Ich habe auch für mich festgestellt, dass eine guten Taschenfederkern-Matratze eine gute Kombination mit einem starren Lattenrost ist. Und zwar in H3 oder H4 (je nach Eigengewicht) Dafür sind die Test.de Testen sehr nützlich !
@BiBaButzemann: Zwischen den einzelnen Latten sollte ein Abstand von 6 cm liegen, damit die Durchlässigkeit der Feuchtigkeit möglich ist.
Den Dauerwalzversuch führten wir mit einer 15 cm dicken Kaltschaummatratze, nicht mit einer Taschenfederkernmatratze, durch. Wir können daher keine Beurteilung geben.
Sie können sich zur Matratzenschonung eine Lattenrostauflage zwischen Lattenrost und Matratze legen.