
Haltlos. Ein schwacher Beckenboden fördert bei Frauen oft Inkontinenz. © iStock
Blasenschwäche ist vielen peinlich. Oft sprechen Betroffene nicht mit ihrem Arzt darüber – nicht nur aus Scham, sondern auch aus Unwissenheit. Dabei lässt sich Inkontinenz oft erfolgreich behandeln. Wir nennen die wichtigsten Medikamente und deren Bewertung durch die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest. Und wir sagen, wie Betroffene ihre Blasenschwäche durch Beckenboden- und Blasentraining überwinden können.
Harninkontinenz: Urin geht unfreiwillig ab ...
Das Thema ist ein Tabu, die Zahl der Betroffenen ist groß: Mehrere Millionen Menschen in Deutschland leiden laut Schätzungen an Blasenschwäche, fachsprachlich Harninkontinenz. Meist handelt es sich entweder um eine „Belastungs-“ oder eine „Dranginkontinenz“ oder eine Mischung aus beidem. Bei der Belastungsinkontinenz geht unfreiwillig Urin ab, sobald der Bauchraum unter Druck gerät, etwa beim Heben, Husten, Niesen, Lachen.
... oder der Harndrang kommt überfallartig
Bei Dranginkontinenz ist die Blase hingegen überaktiv: Bereits bei geringer Füllung entsteht plötzlich ein heftiger Drang, zur Toilette zu müssen – und nicht alle erreichen das rettende Örtchen rechtzeitig.
Mittel gegen Blasenschwäche – das bietet der Test
Medikamentenbewertungen. Die Tabelle zeigt Bewertungen für verschiedene rezeptpflichtige Mittel gegen Harninkontinenz: Anticholinergika sowie Mittel mit Duloxetin, die Ärzte bei Belastungsinkontinenz verordnen.
Behandlungsmöglichkeiten. Wir stellen drei Stufen der Behandlung von Blasenschwäche vor – vom Training über die Medikamenteneinnahme bis hin zur Operation. Außerdem erklärt eine Expertin im Interview, was beim Beckenboden- und Blasentraining passiert, warum dafür professionelle Anleitung nötig ist – und wo man diese findet.
Heftartikel. Wenn Sie das Thema freischalten, erhalten Sie Zugriff auf das PDF zum Testbericht aus test 10/2019.
Blasen- und Beckenbodentraining können helfen
Das Risiko für Harninkontinenz steigt mit dem Alter. Außerdem sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Viele sprechen nie mit ihrem Arzt darüber – aus Scham oder weil sie glauben, da lasse sich ohnehin nichts machen. Dabei gibt es Therapien mit hohen Erfolgsraten, wie zum Beispiel Blasen- und Beckenbodentraining. Das bestätigte kürzlich eine große Auswertung von 84 Studien durch Forscher von Universitäten in den US-Bundesstaaten New Mexico und Rhode Island.
Was taugen Medikamente gegen Blasenschwäche?
Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest haben sich auch gängige Medikamente gegen Blasenschwäche angesehen. Unser Test verrät, wie sie im Einzelnen wirken. Helfen weder Training noch Tabletten und Co ausreichend – auch nicht in Kombination –, bleibt häufig nur eine Operation. Das Spektrum der Therapien eröffnet sich allerdings nur dem, der sich zum Arzt traut.
Inkontinenz-Windeln bieten Sicherheit – die Kasse zahlt
Vorlagen oder Windelslips können Inkontinenzgeplagten das Leben erleichtern. Verordnet sie ein Arzt, zahlen Krankenkassen dafür – ein Grund mehr fürs offene Gespräch. Patienten müssen sich meist an Vertragspartner ihrer Kasse wenden. Gute Beratung bei Inkontinenz ist allerdings schwer zu finden, wie eine Untersuchung der Stiftung Warentest ergab. Erfreulicherweise gibt es aber gute Vorlagen, Windelslips und Einmalhosen (Pants), das zeigte unser Test von Inkontinenzprodukten.
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Leider kam sehr plötzlich ein hochgradiger Prostatakrebs infolge dessen viel heraus operiert wurde. Die Inkontinenz ist schlimm danach, Das einzige was half war Duloxetin wenn man die Nebenwirkungen akzeptiert.
Ich stele mir vor, dass das unglaublich unangenehm seinn muss, an Inkontinenz zu leiden. Auf jeden Fall werde ich die Tipps dieses Artikel weiterempfehlen, wenn es sich anbietet.
Beckenbodentraining ist mühsam zu erlernen und hilft bei überaktiver Blase nicht viel.Dankbar bin ich für die modernen Inkontinenzeinlagen mit denen ich mich sicher fühlen kann. Keiner, auch kein Arzt, konnte mir erklären wann ich was falsch gemacht habe in meinem Leben, zumal ich schon seit 30 Jahren mit dem Problem umgehen muß und keine Kinder geboren habe. Im Laufe des zunehmenden Alters (ich bin jetzt 80) hat sich nichts gebessert. Ich fing mit kleinen Einlagen an, bin jetzt bei "Extra".
Medikamentös fing ich mit Spasmex oder Spasmolyt an und nehme jetzt Vesikur.
Manchmal helfen die Tabletten, dass ich wenigstens die Toilette gut erreiche...aber leider nicht immer. Sehr hilft mir kontrolliertes trinken, also nicht so viel wie üblich angeraten wird. Ab 17 Uhr wird nicht mehr getrunken.
Das Wort "Windel" oder "windeln" für die Tätigkeit war früher in der Alten- und Krankenpflege sehr verbreitet. Damit wurde der Erwachsene mit einem Wort ins Babyalter zurück "gewindelt", zum Kleinkind degradiert und meist auch so behandelt.
Ich war selber dreißig Jahre in der Pflege und habe immer den Namen des Inkontinenzproduktes benannt und dokumentiert.
Stiftung Warentest sollte es mir nachtun, denn wir alle werden alt und möchten mit 80 nicht "gewindelt" werden.
@arthur.t: Mit speziellen, das Beckenbodentraining unterstützende, Hilfsmitteln haben wir uns bisher nicht befasst, so dass wir keine Empfehlungen geben können. Fragen Sie Ihren behandelnden Physiotherapeuten, welche Hilfsmittel er oder sie für das Training zu Hause empfiehlt. (bp)