
Keine Glanzleistung. Viele Nagellacke für Kinder enthalten kritische Stoffe und verderben so die Lust auf farbenfrohe Fingernägel. © Depositphoto / Andrey Popov
Bunt lackierte Fingernägel machen Kindern Spaß. Doch eine Untersuchung von 75 Kinder-Nagellacken zeigt: Viele enthalten verbotene, gesundheitskritische Stoffe.
Rot, gelb, blau, grün – viele Kinder lieben es, wenn ihre Finger- und Fußnägel in allen möglichen Farben glänzen. Eltern erlauben diesen Spaß oft nur, wenn die Kleinen dafür spezielle Kinder-Nagellacke benutzen. Dahinter dürfte auch die Hoffnung stecken, dass die Farben für Heranwachsende mit besonderer Sorgfalt hergestellt werden und keine kritischen Stoffe enthalten. Oft ist das ein Trugschluss.
Viele Nagellacke hätten nicht verkauft werden dürfen
Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Karlsruhe hat insgesamt 75 solcher Nagellacke für Kinder untersucht. Das Ergebnis ist erschreckend: Bei 33 von 75 Lacken lautet das Urteil des CVUA „nicht verkehrsfähig“. Mindestens einen der folgenden Mängel stellte das CVUA an ihnen fest:
- Acht Lacke enthielten nicht zugelassene Farbstoffe – darunter ein Azofarbstoff. Azofarbstoffe stehen in Verdacht, Krebs auszulösen.
- Sieben Lacke enthielten Benzisothiazolinon. Der Stoff kann zu allergischen Hautreaktionen führen und ist in Kosmetikprodukten als Konservierungsstoff nicht zugelassen.
- In sechs Proben wies das CVUA verbotene Stoffe nach – darunter Nitrosamine, die ebenfalls als krebsauslösend gelten.
- 21 Lacke hatten Kennzeichnungsmängel. So waren etwa Angaben zu den verwendeten Inhaltsstoffen unvollständig oder fehlten.
Besser Markenware aus Europa kaufen
Glitzernd und bunt verpackt, mit kindlichen Motiven verziert – mitunter kommen Nagellacke für den Nachwuchs eher als Spielzeug daher. Es handelt sich aber um Kosmetikprodukte. In der EU bestehen für Kinderkosmetika die gleichen Vorgaben wie für Erwachsenenprodukte: Es gilt die EU-Kosmetikverordnung. Sie stellt strenge Sicherheitsanforderungen, schreibt für Kinderprodukte aber keine besonderen Inhaltsstoffe oder Produktionsweisen vor.
Laut den Angaben auf den Verpackungen wurden die meisten der untersuchten Lacke in China hergestellt. Nur wenige kommen aus Europa, aus Frankreich und Spanien. Auch Anbieter aus Fernost müssen sich an die EU-Kosmetikverordnung halten, wenn ihre Produkte in Deutschland erhältlich sind. Dennoch rät das CVUA dazu, beim Kauf von Kinder-Nagellacken auf das Herstellungsland achten und europäische Markenprodukte zu wählen. In Europa hergestellte Nagellacke halten die geltenden Vorgaben offenbar eher ein als in Fernost produzierte.
Kindern beim Lackieren zur Hand gehen
Etwa vom Kita- bis zum mittleren Grundschulalter üben die bunten Fläschchen auf viele Kinder eine besondere Faszination aus. Was können Eltern sonst noch beachten, wenn sich der Nachwuchs bunte Nägel wünscht?
Beim Lackieren helfen. Auch wenn Kinder gerne alles selbst machen wollen, sollten sie beim Lackieren der Nägel unterstützt werden. Achten Sie darauf, dass der Lack möglichst nur auf die Nagelplatte gelangt und nicht auf die umliegende Nagelhaut.
Farben auf Wasserbasis haben Vorteile. Nagellacke auf Wasserbasis haben einen klaren Vorteil: Nagellackentferner ist bei ihnen verzichtbar – sie werden einfach wie ein Sticker abgezogen oder mit etwas Rubbeln, Wasser und Seife abgewaschen. Bedenken sollten Sie allerdings auch: Bei Kindern, die die Finger noch häufig in den Mund stecken, können sich die Lacke auf Wasserbasis etwa auch im Speichel lösen. Zudem halten wasserbasierte Lacke in der Regel nicht all zu lange auf den Nägeln. Übrigens: Nagellackentferner sollten ohne Aufsicht niemals in Kinderhände gelangen. Sie können die Nagelplatte und die Nagelhaut strapazieren.
Bunte Nägel sind etwas Besonderes. Am Geburtstag, zu Fasching oder Weihnachten – erklären Sie Kindern, dass zu besonderen Anlässen auch die Nägel besonders aussehen dürfen. Einen alltäglichen Schmuck für Hände und Füße sollten bunte Lacke dagegen nicht darstellen.
Was für kleine Kinder gilt, gilt auch für große. Unser Test von 20 roten Nagellacken hat gezeigt, dass es auch bei Produkten für Erwachsene neben vielen guten auch solche gibt, die kleine oder größere Schwächen haben. Grundsätzlich sollten auch ältere Kinder und Teenager nicht an lackierten Nägeln knabbern und die Farben nur auf die Nagelplatte auftragen.
Tipp: weitere interessante Tests finden Sie auf unserer Themenseite Kosmetik und Schminke.
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- Die Preisunterschiede in unserem Nagellack-Test sind riesig, verraten aber wenig über die Qualität. Gutes Knallrot gibt es schon für weniger als 2 Euro.
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- Nagelinfektionen gehen nur selten von selbst weg. Wir haben 56 Mittel gegen Nagelpilz bewertet. 14 davon sind geeignet, ihn wirksam zu bekämpfen.
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- So macht Haarewaschen auch den Kleinsten Spaß: Die meisten der 13 Kindershampoos im Test der Stiftung Warentest pflegen die Haare gut und brennen nicht in den Augen.
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Kommentarliste
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@babybauchblog: Vielen Dank für Ihre Anfrage. Die Untersuchung wurde vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe durchgeführt. Untersuchungsämter nennen grundsätzlich keine konkreten Produkte, die sie kontrolliert haben. Die Untersuchungen geben einen Überblick, wie es um bestimmte Produktgruppen bestellt ist.
Ich finde das einen ganz wichtigen Test! Aber warum werden nicht die Namen der gefährlichen/ungefährlichen gennant? So hilft das doch niemandem bei der Entscheidung!