Gold Wo gibt es „saubere“ Barren und Münzen?

Gold­abbau ist ein schmutziges Geschäft. Wer saubere Barren oder Münzen kaufen will, kann sich auf gängige Zertifizierungen nicht verlassen. Das zeigt unsere Umfrage unter Kredit­instituten und Händ­lern.

Gold - Wo gibt es „saubere“ Barren und Münzen?

© Stiftung Warentest

Filme über Gold­förderung sind oft kaum zu ertragen: Schürfer rühren mit bloßen Händen in einer Brühe mit Queck­silber herum, um Gold­teilchen zu lösen. In anderen Szenen wuchten Kinder Gestein durch die Gegend. Tote Fische treiben in Flüssen, nachdem giftiges Cyanid-Abwasser ausgetreten ist.

Wurde das Gold für die Barren und Münzen im eigenen Bank­schließ­fach auch unter solch schreck­lichen Umständen gefördert? Der Gedanke ist unangenehm. Bei künftigen Gold­käufen liegt es daher nahe, sich zu erkundigen, woher das Gold kommt. Der World Gold Council, die Lobby­organisation der Gold­konzerne, ist über­zeugt davon, dass Verbraucher dazu beitragen können, die Praktiken in der Branche zu verbessern. Er regt sie an, bei den Händ­lern nach­zufragen, welche Stan­dards sie einhalten, und bei Unternehmen zu kaufen, die sich verantwortungs­bewusst verhalten.

Tipp: Eine neuere Erhebung zu nach­haltigem Gold vom April 2025 finden Sie in unserem Test In Gold investieren.

Woher kommt das Gold?

Klingt sinn­voll. In der Praxis lässt sich der Vorschlag aber gar nicht so einfach umsetzen. Verbraucher kaufen ihr Gold in der Regel bei Banken und Sparkassen oder Gold­händ­lern. Finanztest hat bei 17 großen Kredit­instituten, die Gold anbieten, und 13 Händ­lern im deutsch­sprachigen Raum gefragt, welche Wege das Gold genommen hat. Nur zehn Kredit­institute und sieben Gold­händler gaben über­haupt Auskunft.

Die Gold­verkäufer beziehen ihre Ware in der Regel von Zwischenhänd­lern wie der BayernLB oder der Deutschen Bank. Alle verwiesen auf Zertifizierungen. Das ist kein Wunder: Bei raffiniertem Fein­gold ist es unmöglich, anhand von Analysen die Herkunft fest­zustellen. Sowohl die Händler, die Privatkunden Gold anbieten, als auch ihre Kunden haben somit gar keine andere Wahl, als auf Angaben ihrer Bezugs­quellen zu vertrauen. Das ist leichter, wenn wenigs­tens Dritte die Angaben über­prüfen und Zertifizierungen vergeben haben, als wenn nur Selbst­verpflichtungen vorliegen.

Doch was hinter den Siegeln steht und wie „sauber“ das Gold tatsäch­lich ist, stellten viele Gold­anbieter selbst auf Nach­fragen nicht klar dar.

Privatkunden haben erst recht Mühe, heraus­zufinden, was im Detail hinter den einzelnen Siegeln und Zertifizierungen steckt, die ihnen auf der Suche nach Gold­barren und -münzen begegnen.

LBMA-Stan­dard bei Barren verbreitet

Die Stadt­sparkasse Ober­hausen etwa führt auf ihrer Internetseite zum Thema Edel­metalle unter „Nach­haltig­keit“ aus, dass alle Barren dem Stan­dard „London good deli­very“ der Handels­organisation London Bullion Market Association (LBMA) entsprächen (Gold - Die wichtigsten Begriffe erklärt): „Zum Handel sind nur Barren mit konflikt­freier Herkunft zugelassen.“ Ihr Vertriebs­partner BayernLB halte die LBMA-Stan­dards konzern­weit ein. Das Gold dürfe nicht aus Quellen stammen, die mit Geld­wäsche, Terrorismus-Finanzierung oder der Miss­achtung von Menschen­rechten zu tun haben.

„Konflikt­frei“ erfasst nur Teil­aspekt

Die Beschreibung zeigt, dass der Stan­dard vor allem ökologische Fragen nicht umfasst. Die BayernLB teilte auf Nach­frage mit, sie gehe davon aus, dass in sämtlichen Gold­produkten, die sie verkaufe, kein mithilfe von Cyanid oder Queck­silber extrahiertes Gold enthalten sei.

Die Scheide­anstalt Heraeus, die die Bank als eine Lieferantin nennt, führte dagegen aus: „Der Einsatz von Cyaniden beziehungs­weise Queck­silber ist bei der Gewinnung von Gold nicht zu vermeiden.“

„Konflikt­frei“ bezieht sich zudem nur auf eine Region: Gemeint sind kriegerische Auseinander­setzungen und terroristische Aktivitäten in der Demokratischen Republik Kongo und ihren Nach­barstaaten in Afrika. Über­spitzt formuliert: Hätte das Gold etwa dazu beigetragen, Guerillakriege in Südamerika zu finanzieren, könnte es als „konflikt­frei“ gelten.

Nicht nur die LBMA hat die „Konflikt­freiheit“ für sich entdeckt. Auch eine Initiative der Elektronik­industrie, die Conflict-Free Sourcing Initiative (cfsi) zertifiziert Gold­aufbereiter als „konflikt­frei“, zum Beispiel die Pforz­heimer Scheide­anstalt Heimerle + Meule.

Branche reagiert auf US-Gesetz

Dass sich die Branche so intensiv mit dem Kongo befasst, liegt an dem Gesetz „Dodd-Frank-Act“, das im Jahr 2010 in den USA verabschiedet wurde. Es verpflichtet Unternehmen, die dort an einer Börse notiert sind, offen­zulegen, ob Gold aus dem Kongo in ihrer Lieferkette auftaucht. Daher spielt „Konflikt­freiheit“ auch bei ihren Zulieferern welt­weit eine Rolle.

In umkämpften Gebieten im Kongo wird aber weiter Gold gefördert und außer Landes geschmuggelt. Irgendwie muss dieses sogenannte Blut­gold in den Markt einge­schleust werden. Die Organisation für wirt­schaftliche Zusammen­arbeit und Entwick­lung (OECD) befürchtet, dass es zum Beispiel einge­schmolzen und als Recycling­gold deklariert wird.

Angesichts der Gräueltaten im Kongo ist es besser als nichts, wenn die Branche sich bemüht, schmutzigen Geschäften in der Region aus dem Weg zu gehen. Ein Nach­weis für „sauberes Gold“ ist das Erfüllen der Konflikt­freiheit aber ganz offensicht­lich nicht.

Viele Gold­anbieter machten gegen­über Finanztest zwar Angaben, dass auch soziale und Umwelt­aspekte in der Gold­förderung berück­sichtigt werden. Zum Teil verwiesen sie auf Selbst­verpflichtungen, zum Teil auf ihre Lieferanten. Entsprechende, von Dritten über­prüfte Zertifizierungen nannten die meisten aber nicht, so dass eine Über­prüfung schwer möglich ist.

Schmuck­industrie geht weiter

Der Gold­händler Philoro und die Deutsche Bank geben an, sogenanntes Green Gold von der Schweizer Scheide­anstalt Valcambi zu vertreiben. Philoro listet Kriterien dafür auf: Neben dem umwelt­verträglichen Rück­bau von Gold­minen werde zum Beispiel das Eineinhalb­fache des Mindest­lohns gezahlt. Valcambi äußerte sich gegen­über Finanztest dazu nicht. Daher bleibt offen, wie sicher­gestellt wird, dass die Kriterien einge­halten werden.

Der Responsible Jewel­lery Council (Gold – Die wichtigsten Begriffe erklärt, RJC) hat aber die gesamte Lieferkette einer Produktions­linie von Valcambi zertifiziert. Diese Zertifizierung wird „Chain of Custody“ genannt und extern über­prüft. Sie geht über Konflikt­freiheit hinaus; es werden auch Umwelt- und Sozial­aspekte berück­sichtigt. Die Schweizer Scheide­anstalt Argor-Heraeus befolgt den RJC „Code of Practices“ zumindest für das eigene Unternehmen Goldmünze „Wiener Philharmoniker“.

Es ist kein Zufall, dass der etwas umfassendere, wenn auch nicht voll­ends über­zeugende RJC-Stan­dard „Chain of Custody“ aus der Schmuck­branche stammt. Bei Ketten oder Ringen reagieren die Kunden viel sensibler, wenn es um problematische Produktions­bedingungen geht. Daher verwenden Juweliere und Gold­schmiede beim Schmuck weitere Begriffe und Zertifizierungen wie „ökofaires Gold“, die bei Barren und Münzen zur Geld­anlage bislang keine Rolle spielen Die Schmuckindustrie.

Beim Thema Geschäfts­praktiken ist die Scheide­anstalt Argor-Heraeus sensibilisiert, denn ihr wurde vorgeworfen, in den Jahren 2004 und 2005 Blut­gold aus dem Kongo verwendet zu haben. Das Unternehmen wies das stets von sich. Die Bundes­anwalt­schaft in der Schweiz stellte 2015 ein Ermitt­lungs­verfahren in dem Fall ein. Auch andere Scheide­anstalten standen in den vergangenen Jahren in der Kritik, weil sie Edel­metall aus dubiosen Quellen im Haus gehabt haben sollen.

Recycling-Gold als Alternative

Bei altem Gold lässt sich nicht immer nach­voll­ziehen, welchen Weg es genommen hat. Für Gold, das vor 2012 verarbeitet wurde, muss nach einem OECD-Leitfaden keine lückenlose Lieferkette nachgewiesen werden.

Beim Recycling­gold ist daher auch nicht ausgeschlossen, dass es dubiose Praktiken bei seiner Förderung oder dem Handel damit gab. Wer Barren und Münzen aus Recycling­gold kauft, hat zumindest mit den aktuellen Problemen im Berg­bau nichts zu tun.

Der Händler Exchange AG Deutsch­land hat Barren aus der Produktion von C. Hafner im Sortiment. Diese Scheide­anstalt verwendet nach eigenen Angaben ausschließ­lich recyceltes Material, „das vorher in Produkten wie Schmuck, Münzen und Medizin­produkten verarbeitet wurde“.

Zumindest bei Münzen ist es verhält­nismäßig einfach, frisch geschürftes Gold zu umgehen: Sie sind jeweils mit dem Präge­jahr versehen, einige Händler geben Kunden die Wahl, ob sie den neuesten Jahr­gang oder einen älteren haben wollen.

Der Königsweg zu sauberem Gold ist nach wie vor nicht in Sicht. Bis dahin bleibt Verbrauchern nur der Weg, bei ihren Händ­lern hohe Stan­dards einzufordern, damit die Bilder von unwürdigen Förderbedingungen und Umwelt­schäden irgend­wann der Vergangenheit angehören.

Gold­gewinnung im Über­blick

Schwierige Arbeits­bedingungen

Die Arbeit ist anstrengend, etwa in dieser Gold­mine in Südafrika. Dennoch verdienen die Arbeiter oft wenig. Noch schlechter ergeht es Kleinschürfern. Sie arbeiten auf eigene Faust, finden kaum ein Auskommen und sehen ihre Familien manchmal lange nicht.

Kinder­arbeit

Ein Mädchen wäscht im Juli 2012 Gold in einer illegalen Mine in Burkina Faso. Tausende Kinder schuften welt­weit in der Gold­förderung, zum Teil in Stollen unter Tage. Sie sind bei gefähr­lichen Spreng­arbeiten vor Ort oder gehen mit hoch­giftigen Stoffen wie Queck­silber um.

Kriminalität

Kämpfer kontrollieren den Zugang zu einer Gold­mine in der Zentral­afrikanischen Republik. Über den Abbau von Gold werden kriegerische Auseinander­setzungen finanziert. Schmuggel, Land­raub und Gewalt­taten gehen ebenfalls in vielen Fällen einher mit der Gold­förderung.

Gesund­heits­probleme

Schädliche Dämpfe nehmen Arbeite­rinnen in Mgusu in Tansania den Atem. Gold­schürfer sind großen Gesund­heits­gefahren ausgesetzt, etwa beim Umgang mit den hoch­giftigen Stoffen Queck­silber und Cyanid. Viele Arbeiter sterben, wenn Schächte einstürzen.

Umwelt­schäden

Fischer bergen im Juli 2000 in Ungarn vergiftete Fische. Zuvor war ein Damm in Rumänien gebrochen und giftige Abwasser einer Gold­erz-Aufbereitungs­anlage ausgetreten, die mit Cyanid arbeitet. Solche Unfälle kommen immer wieder in den Minen­gebieten vor.

Zerstörte Land­schaften

Wenn eine Mine ausgebeutet ist, bleiben Kraterland­schaften oder Ödnisse zurück, wie in dem Beispiel aus Paracale auf den Philippinen. Die Minen­konzerne im Tage- und Berg­bau bauen täglich hundert­tausende Tonnen Gestein ab und zermahlen sie.

Glossar

Conflict-Free Sourcing Initiative

Gold - Wo gibt es „saubere“ Barren und Münzen?

Aus der Elektronik­industrie stammt die Conflict-Free Sourcing Initiative (cfsi). Sie zertifiziert Lieferketten, also den Weg, den Rohstoffe nehmen, bis sie in einem Endprodukt landen. Als „konflikt­frei“ gilt ein Rohstoff, wenn er nicht der Finanzierung von kriegerischen Auseinander­setzungen und terroristischen Aktivitäten in der Demokratischen Republik Kongo oder seinen Nach­barstaaten diente.

Dodd-Frank-Act

In den Vereinigten Staaten wurde 2010 das Gesetz „Dodd–Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Act“ erlassen. An US-Börsen notierte Unternehmen müssen unter anderem offenlegen, ob sie Gold aus der Demokratischen Republik Kongo oder Nach­barstaaten verwenden. Falls ja, müssen sie nach­weisen, dass dadurch keine Rebellen­gruppen finanziert wurden.

Fairmined, Fair Trade, Fairtrade

Gold - Wo gibt es „saubere“ Barren und Münzen?

Die Siegel Fairmined und Fairtrade spielen eher in der Schmuck­industrie eine Rolle. Fairmined ist für kleinere Minengesell­schaften gedacht, die Umwelt- und Sozialstan­dards für verantwort­lichen Berg­bau einhalten. Der Begriff Fair Trade (fairer Handel) bezieht sich auf soziale Stan­dards wie die Entlohnung. Fairtrade ist der Name eines Siegels mit diesem Schwer­punkt.

LBMA Responsible Gold Guidance

Gold - Wo gibt es „saubere“ Barren und Münzen?

Die Edel­metall-Handels­organisation London Bullion Market Association (LBMA) hat Richt­linien für den verantwortungs­vollen Gold­handel erlassen (LBMA Responsible Gold Guidance). LBMA zertifiziert die Hersteller von Gold­barren. Das Gold muss „konflikt­frei“ im Sinne des US-Gesetzes Dodd-Frank-Act sein. Es geht wie dort nur um Konflikte im Kongo. Umwelt- und Sozialstan­dards bleiben außen vor. Auf Gold­münzen nimmt die LBMA nicht ausdrück­lich Bezug.

Responsible Jewel­lery Council

Gold - Wo gibt es „saubere“ Barren und Münzen?

Der Gold- und Juwelier­verband Responsible Jewel­lery Council (RJC) zertifiziert Unternehmen, wenn sie die Stan­dards des RJC einhalten (Code of Practices) oder auch die Lieferkette (Chain of Custody) von der Mine bis zum Endprodukt. Die Stan­dards umfassen auch Umwelt- und Arbeits­bedingungen sowie Menschen­rechte.

Mehr zum Thema

13 Kommentare Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.

Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 06.04.2020 um 15:32 Uhr
    Nicht LBMA zertifiziert

    @re-ba-hu: Der Wert eines Goldbarrens, der nicht von einem LBMA zertifiziert Händler stammt, ist nicht weniger wert oder qualitativ schlechter als der Barren vom zertifizierten Händler. Beim Verkauf wird jeder Barren auf Echtheit geprüft. (maa)

  • re-ba-hu am 05.04.2020 um 18:15 Uhr
    LBMA zertifiziert

    Frage: Ich habe 2011 einen Gold-Barren bei einem renommierten Verkaufer gekauft, der nicht LBMA zertifiziert ist. Es wurde mir gesagt, dass vor 2010 es noch keine LBMA-Zertifizierung gab. Ist das richtig und mit welchen Nachteilen mus ich rechnen beim Verkauf?

  • finanztest_rb am 08.11.2016 um 12:09 Uhr
    Neuer Artikel in der SZ / Natur

    Ein lesenswerter Bericht über eine von Finanztest bislang nicht angesprochene Fördermethode, dem Tauchen nach goldhaltigem Schlamm, ist jetzt im Internetauftritt der Süddeutschen Zeitung unter dem Titel "Tödliche Gier nach Gold" erschienen. Es handelt sich um einen Artikel aus der Zeitschrift natur. (rb)

  • finanztest_rb am 07.06.2016 um 12:23 Uhr
    Dossier von Brot für alle

    Die Schweizer Initiative "Brot für alle" hat ein Dossier zum Thema herausgegeben. Sie finden es unter dem Titel "Gold glänzt nicht für alle gleich". (rb)

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 09.10.2015 um 16:30 Uhr
    Münzen vom Bundesamt

    @moine Das Bundesfinanzministerium teilte uns dazu mit, dass der Abbau des Goldes nicht überwacht wird. Erst wenn der Bund das Gold von der Deutschen Bundesbank erwirbt, überwacht das Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen den weiteren Weg des Goldes, das zur Herstellung der deutschen Euro-Sammlermünzen benötigt wird. Die ursprüngliche Herkunft bleibt also auch bei diesem Gold im Dunklen. (maa)