
Reinbeißen und genießen. Dazu verleiten kross gebratene Schenkel. Die Tester hatten aber einiges zu bemängeln – auch was Tierwohl und Produktionsbedingungen angeht. © Getty Images
Wie steht es um die Qualität von frischen Hähnchenschenkeln? Wie werden die Hühner gehalten? Das hat die Stiftung Warentest für 17 Hähnchenschenkel-Produkte untersucht.
Hähnchenschenkel im Test
- Testergebnisse für 17 Hähnchenschenkel 04/2021
- Alle Testergebnisse für Unternehmensverantwortung (CSR) bei Hähnchenfleisch 04/2021
Liste der 34 getesteten Produkte
Fleischqualität und Tierwohl im Test
Hähnchenschenkel, Gockelhaxen, Bollen, Keulen, Schlegel – die deutsche Sprache kennt viele Worte für die Hühnerbeine. Auch Kochrezepte gibt es ohne Ende (Perfektion Fleisch). Doch Bilder von Hühnern dicht an dicht, Berichte von zu viel Antibiotika in der Mast und Keimfunde im Fleisch können den Appetit verderben. Die Stiftung Warentest hat 17 frische Hähnchenschenkel-Produkte untersucht: Sowohl die Qualität des Fleischs als auch das Engagement der Anbieter für Tiere, Arbeiter und Umwelt – sprich: die Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR). Am Ende überzeugt nur ein Produkt in beiden Tests gleichermaßen.
Das bietet der Hähnchenschenkel-Test der Stiftung Warentest
- Testergebnisse. Eine Tabelle zeigt Bewertungen für die Fleischqualität von 17 Hähnchenschenkeln und -keulen, fünf davon sind Bio-Produkte (Kilopreise: 2,72 bis 14,90 Euro). Im Test: Handelsmarken, etwa von Lidl (Landjunker), Aldi (Meine Metzgerei), Edeka (Gut & Günstig) und Rewe (Wilhelm Brandenburg) sowie Biomarken aus dem Supermarkt und ein Produkt des Branchenriesen Wiesenhof. Eine zweite Tabelle zeigt, wie es um die Produktionsbedingungen steht, vor allem um das Tierwohl in den Ställen und die Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen.
- Tipps und Hintergrund. Wir sagen, wie man sich vor Infektionen mit Krankheitserregern in Hühnerfleisch schützen kann, wie die Geflügelbranche arbeitet, was Logos im Supermarkt über Haltungsbedingungen aussagen – und ob sich die Situation in Schlachtbetrieben verändert hat.
- Heftartikel. Wenn Sie das Thema freischalten, erhalten Sie Zugriff auf ein PDF mit den beiden Testberichten aus test 4/2021.
Hähnchenschenkel im Test
- Testergebnisse für 17 Hähnchenschenkel 04/2021
- Alle Testergebnisse für Unternehmensverantwortung (CSR) bei Hähnchenfleisch 04/2021
Aromatische, aber auch verdorbene Hähnchenschenkel
Wir haben die Hähnchenkeulen intensiv geprüft: unter anderem auf Rückstände von Antibiotika, Krankheitserreger und weitere Keime. Außerdem verkosteten wir die Produkte. Jedes zweite bestand diese sensorische Prüfung ohne Tadel, zwei Bioprodukte ragten heraus: Sie rochen und schmeckten aromatisch, kräftig nach Hähnchenfleisch und waren zart bis sehr zart. Andere Schenkel dagegen rochen roh nicht frisch oder sogar faulig. Richtig verdorben und deshalb mangelhaft waren die Biokeulen eines Anbieters. Wir wiesen darin viele Keime nach.
Krankmachende Salmonellen und Campylobacter im Fleisch
Vier Produkte sind nur ausreichend – alles konventionell erzeugtes Fleisch und Eigenmarken von Handelsketten. Zweimal wiesen wir krankmachende Salmonellen nach, zweimal eine zu hohe Gesamtkeimzahl. Außerdem enthielten viele Hähnchenschenkel den Durchfallerreger Campylobacter und antibiotikaresistente Keime. Nur wer sie sorgfältig und hygienisch zubereitet, kann das Fleisch sicher genießen.
Nicht immer kämpft Hähnchenfleisch mit Keimen. Im Test von Chicken-Nuggets spielten Schadstoffe eine größere Rolle.
Video: Hähnchenfleisch im Test
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Bei zehn Hähnchen-Produkten im Test fand die Stiftung Warentest antibiotikaresistente Keime.
Masthühner werden kaum älter als 40 Tage
Hähnchenfleisch stammt überwiegend aus Massentierhaltung. Nicht selten werden bis zu 50 000 Tiere in einem Stall gehalten und in knapp 40 Tagen zum schlachtreifen Tier aufgezogen. Im Supermarkt trägt solches Fleisch das Logo „Haltungsform Stufe 2“ (Diese Siegel sollen beim Kauf von Fleisch helfen). Wir haben geprüft, welche Tierhaltung die 13 Anbieter der Keulen von ihren Lieferanten fordern. Und ob in Schlachthöfen immer noch Arbeiter aus Subunternehmen angeheuert werden. Seit 1.1.2021 ist das gesetzlich verboten. Wie die Branche damit umgeht, haben wir auch in einem Interview mit einem Gewerkschafter hinterfragt.
Von Aldi bis Wiesenhof überprüft
Insgesamt überprüften wir 30 Mast- und Schlachtbetriebe – einige vor Ort, einige aufgrund der Pandemie per Video-Schalte. Alle Anbieter – von Aldi bis Wiesenhof – machten mit. Die Noten für das Unternehmensengagement reichen von Gut bis Ausreichend. Ein Anbieter erzielte im Tierwohl die Note Sehr gut, die Mehrzahl aber war davon weit entfernt. Der Test zeigt klar: Händler und Landwirte können das Leben der Tiere noch stärker verbessern. Verbraucher können das aktiv unterstützen, indem sie Fleisch aus anspruchsvollen Tierwohlprogrammen kaufen.

Artgerechte Haltung. Sie umfasst Zugang zu Frischluft und genügend Beschäftigungsmöglichkeiten. Stufe 3 (links) und 4 (rechts) erfüllen das. © Manfred Horvarth, Michael Claushallmann, Stiftung Warentest (M)
Haltungsformen bei Geflügelfleisch
Stufe 1. Erfüllt den gesetzlichen Mindeststandard. Die Besatzdichte im Stall darf bis zu 39 Kilogramm pro Quadratmeter betragen. Viele Händler haben diese Stufe hinter sich gelassen und bieten nur noch Geflügelfleisch an, das mindestens Kriterien der Stufe 2 erfüllt. Sie war deshalb im Test nicht vertreten.
Stufe 2. Die Besatzdichte darf 35 Kilo pro Quadratmeter nicht überschreiten, das sind zirka 17 bis 23 Tiere. Ein Teil wird vorzeitig geschlachtet, um Platz zu schaffen. Unsere Bewertung: Tierwohl ausreichend.
Stufe 3. Sie bietet Zugang zu Frischluft. Mit Wintergarten, auch Kaltscharrraum genannt, sind 29 Kilo auf den Quadratmeter erlaubt. Genverändertes Futter ist tabu. Unsere Bewertung: Tierwohl befriedigend.
Stufe 4. Entspricht Bio. Es gibt ein Freigelände und Unterschlupf-Möglichkeiten, im Stall Einstreu wie Stroh oder Sand. Auf den Quadratmeter kommen maximal 21 Kilo. Unsere Bewertung: Tierwohl gut bis sehr gut.
Nutzerkommentare, die vor dem 24. März 2021 gepostet wurden, beziehen sich auf eine frühere Untersuchung zum Thema Hähnchenfleisch.
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@StiWa: Grundsätzlich ist Ihre Argumentation nachvollziehbar. Allerdings steht für jedes (Marken-)Produkt der Hersteller. Ich habe eher den Eindruck, dass das Ergebnis ganz wesentlich vom Einzelhändler und seinen Lieferketten abhängt. Der individuelle Händler wird aber nicht genannt (nur pauschal Rewe, Lidl, Aldi etc.). Insofern ist "schwankende Qualität" auch nicht dem Hersteller anzulasten, sondern es findet sich eine schwankende Qualität der Händler bzw. Filialen.
@dekabenz,@Herty: Dass unsere Tests Stichprobencharakter haben, streiten wir nicht ab. Eine kontinuierliche Qualitätskontrolle über einen längeren Zeitraum sehen wir jedoch als Aufgabe der Hersteller und Händler. Dies können wir mit unseren Tests nicht leisten. Vor vielen Jahren hatten wir bei einzelnen Tests tatsächlich Produkte ein zweites Mal eingekauft und getestet. Dabei bekamen wir zum Teil ganz unterschiedliche Ergebnisse. Damals hatten wir dann auf die Vergabe eines test-Qualitätsurteils verzichtet und das Urteil lediglich "schwankende Qualität" genannt, was allerdings auch niemanden wirklich zufrieden gestellt hatte. Deshalb kaufen wir inzwischen grundsätzlich bei Lebensmitteln Produkte mit jeweils einheitlichem Mindesthaltbarkeits- (oder Verbrauchs-)datum ein, nennen dieses in unserer Veröffentlichung und sorgen auch dafür, dass es in der Werbung mit Testergebnissen jeweils mitgenannt wird. Die Chancen sind hierbei für alle Produkte gleich, da vorher nicht bekannt ist, was und wo wir einkaufen. Soweit es in unserer Macht steht, achten wir beim Einkauf darauf, dass die Ware ordnungsgemäß gekühlt ist und wir transportieren sie auch gekühlt weiter. Im Vergleich zu dem, was die Verbraucherinnen und Verbraucher im Durchschnitt im Handel einkaufen, nach Hause transportieren und dort bis zum Verzehr zwischenlagern, ist zu erwarten, dass unsere Ergebnisse tendenziell eher ein wenig zu positiv ausfallen. (sw/bp)
Ich habe letzte Woche bei meinem Bio-Supermarkt die besagten Hähnchenschenkel gekauft und gegessen. Sie waren durchaus verzehrfähig. Den Test habe ich allerdings erst danach gelesen. Ich habe ausführlich mit dem Chef des Ladens gesprochen. Er meinte, da sei wahrscheinlich irgendwo die Kühlkette unterbrochen gewesen. In seinem Laden sei jedenfalls alles (seit Jahrzehnten) in Ordnung. @StiWa: Wurde denn der gleiche Artikel nochmal in einem anderen Geschäft gekauft? Speziell in so einem extremen Fall sollte das gemacht werden, um nicht durch einen einzelnen Ausreißer einen Hersteller in Misskredit zu bringen.
Ihr Argument ist lächerlich. Dann dürfte die Stiftung Warentest keine Lebensmittel mehr testen oder am besten gar nichts mehr. Kein Hersteller weiß wann ein Test kommt. Wenn also z.B. Rewe Bio eine gute Qualitätskontrolle hat, dann schneiden die gut im Test ab, egal wann der Test kommt...
Hallo Stiftung Warentest, ich kaufe regelmäßig die Schenkel von den Freiland Puten. Ich hatte noch nie Probleme. Wo die Kühlkette unterbrochen wurde, kann man schwer nachvollziehen. Haben Sie denn das Produkt noch mal bei einem anderen Händler gekauft und getestet? Wenn nein, finde ich eine derartige Bewertung total unfair und nicht im Verbraucherinteresse, da nicht neutral. Viele Grüße