Fotobücher im Test Ärgerliche Sicher­heits­lücken

Fotobücher im Test - Ärgerliche Sicher­heits­lücken

Fotos in Gefahr. Das Abfischen privater Bilder wäre bei sechs* Foto­buch-Anbietern recht einfach gewesen. © Adobe Stock / Getty Images / Westend61 (M)

Sieben* von zwölf Anbietern hatten Sicher­heits­lücken: Sie schickten uns Fotos fremder Kunden oder machten es Hackern relativ leicht, private Bilder zu klauen. Erst nach unserem Eingreifen stärkten einige ihren Diebstahl­schutz.

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[12. August 2020]: Korrektur-Hinweis

Bei der Prüfung des Anbieters dm-Drogerie Markt ist uns ein Fehler unter­laufen: Wir wählten die falsche mobile App aus. Deshalb haben wir alle Noten und Angaben korrigiert, die sich ganz oder teil­weise auf die App beziehen. Das Qualitäts­urteil lautet nun „Nicht vergeben“ statt „Mangelhaft“ (siehe korrigierte Tabelle). Ein vergleich­barer Nachtest ist leider nicht möglich, da die App inzwischen auf einem anderen Stand ist als im Prüf­zeitraum. Wir bedauern den Fehler und entschuldigen uns bei dm sowie unseren Lese­rinnen und Lesern.

Wir hätten Ihnen gern folgende Geschichte erzählt: Die Bild­qualität von Fotobüchern ist bei acht der zwölf Anbieter im Test durchweg gut. Auch in den Gestaltungs- und Bestell­prozessen fanden wir kaum Probleme. Und das Beste: Mit Lidl liegt einer der güns­tigsten Anbieter vorn.

Das alles stimmt. Doch leider gibt es eine noch wichtigere Botschaft: Sechs* der zwölf Anbieter hatten Sicher­heits­lücken, die Hackern und Stalkern das Hand­werk erleichtern. Cewe, FotoInsight, Myposter, Pixum, Post­erXXL und Tchibo kassierten deshalb die Note Mangelhaft*. Wir informierten die genannten Firmen vorab über die Lücken, damit sie diese stopfen und ihre Nutzer besser schützen können.

Einen anderen Fehl­tritt leisteten sich Fujifilm und Myposter: Beide schickten uns in je einem Fall Fotos fremder Kunden. Ein Versehen – keine Frage. Aber eben eines, das nicht passieren darf und das wir deshalb ebenfalls mit Mangelhaft bewerteten. Mit einer Recherche auf Google, Facebook oder Instagram wäre es unter Umständen möglich gewesen, Name, Wohn­ort und weitere Infos über die Kunden zu ermitteln.

Doch es gibt auch gute Nach­richten: Fuji hat laut eigenen Angaben inzwischen Versand­prozesse auto­matisiert, die zuvor manuell abliefen – das soll menschliche Fehler vermeiden. Auch die sechs* anderen mangelhaften Dienste reagierten positiv auf unsere Hinweise und versprachen, ihre Sicher­heits­maßnahmen rasch zu stärken. Unsere Nachtests ergaben, dass Cewe, FotoInsight, Pixum und Post­erXXL bereits nachgebessert haben.*

Myposter und Tchibo arbeiteten zu Redak­tions­schluss noch daran.

Unser Rat

Den Testsieg holt Lidl (14,90 Euro, Stan­dard-Buch) knapp vor Aldi (14,95 Euro) und Saal (34,99 Euro, nur Premium-Buch erhältlich). Insgesamt noch etwas bessere Bild­qualität liefern Pixum, Cewe und FotoInsight – wegen Sicher­heits­lücken bewerteten wir die drei aber mit Mangelhaft. Inzwischen haben sie ihren Schutz verbessert, Nutzer können ihnen wieder ruhigen Gewissens private Fotos anver­trauen.

Zu kurze Pass­wörter

Fotos können persönliche Daten und sehr intime Momente enthalten: seien es nackt planschende Kinder, Hoch­zeiten oder Beerdigungen. Da die Bilder nach der Bestellung oft noch mehrere Wochen auf den Servern des Foto­buch-Anbieters lagern, sollten sie gut vor dem Zugriff Fremder geschützt sein. Entscheidend dafür ist unter anderem ein starkes Pass­wort.

Das Bundes­amt für Sicherheit in der Informations­technik definiert eine Mindest­länge von acht Zeichen als aktuellen Stan­dard. Im Test­zeitraum war es aber in der Wind­ows-Software von Cewe, FotoInsight und Post­erXXL möglich, Pass­wörter mit nur einem Zeichen zu vergeben. Profi-Hacker knacken so etwas in Sekunden. Tchibo erlaubte drei Zeichen, bei Pixum waren es sechs und bei Myposter sieben Zeichen.*

Gute Pass­wörter: Lang und sinn­frei

Nutzen Sie für jedes Konto ein anderes Pass­wort mit mindestens acht Zeichen. Meiden Sie Trivial-Kenn­wörter wie „12345678“ oder „Pass­wort“ und leicht ermittel­bare Daten wie Geburts­tage. Gut sind lange, sinn­freie Kombinationen aus Buch­staben, Ziffern und Sonderzeichen: etwa „mURm3l-tiEr_L@KriTz3“, eine veränderte Schreib­weise der Wort­schöpfung „Murmeltier-Lakritze“.

Sie können auch einen Satz bilden, zum Beispiel „Unser erstes Kind Alex wohnt in Hamburg“. Nehmen Sie von jedem Wort den ersten Buch­staben, aus „erstes“ machen Sie „1.“ Ihr Pass­wort wäre dann „U1.KAwiH“.

Noch sicherer ist es, sich – falls möglich – per Finger­abdruck statt per Pass­wort einzuloggen oder die Zwei-Faktor-Authentifizierung zu verwenden, bei der zum Pass­wort etwa ein Pin-Code hinzukommt, den Sie auf Ihrem Handy empfangen. Sehr praktisch ist alternativ auch ein Pass­wort­manager. In unserem Passwort-Manager-Test finden Sie die besten Angebote.

Kein Schutz gegen Angriffe

Das Zulassen schwacher Pass­wörter allein hätte noch kein Mangelhaft bedeutet. Doch wir stießen auf ein weiteres Manko: Mit Ausnahme von dm setzte kein Anbieter im Test auf allen Zugangs­wegen einen Schutz gegen häufige Anmelde­versuche ein.* Das wäre aber wichtig, da Hacker bei sogenannten Brute-Force-Angriffen (Eng­lisch für „rohe Gewalt“) auto­matisiert Tausende mögliche Pass­wörter ausprobieren.

Anbieter können Kunden schützen, indem sie etwa nach fünf falschen Kenn­wörtern weitere Eingaben verzögern oder den Nutzer per E-Mail auffordern, ein neues Pass­wort einzurichten. Solche Schutz­maßnahmen verwendeten die meisten geprüften Dienste aber nur auf einzelnen Zugangs­wegen – zum Beispiel im Browser, aber nicht in der Wind­ows-Software.*

Auch dieses Defizit hätte allein nicht zum Qualitäts­urteil Mangelhaft geführt. Doch die Kombination aus schwachen Pass­wort-Anforderungen und fehlendem Schutz gegen Angriffe bringt private Daten in Gefahr: seien es die hoch­geladenen Fotos oder im Nutzer­konto gespeicherte Angaben wie Klar­name und Adresse des Kunden. Zahlungs­daten waren in den Konten zum Glück nicht einsehbar.

Künftig über­all acht Zeichen

Wir informierten die von den Sicher­heits­lücken betroffenen Anbieter rund sieben Wochen vor unserer Veröffent­lichung. Alle sagten zu, künftig mindestens acht Zeichen als Pass­wort zu fordern. Bis auf Myposter und Tchibo setzten das alle inner­halb von 32 Tagen um, sodass Nutzer ihre Fotos wieder ruhigen Gewissens an zehn der zwölf Firmen über­tragen können.

Beste Bild­qualität bei Pixum

Ohne Mängel bei der Pass­wort­länge hätte die Tabelle anders ausgesehen: Cewe, FotoInsight und Pixum – das die insgesamt beste Bild­qualität liefert – hätten sich qualitativ zum Sieger-Trio um Lidl, Aldi und Saal gesellt. Dass Cewe, FotoInsight und Pixum bis in Einzel­urteile hinein sehr nah beieinander­liegen, hat damit zu tun, dass die Produktion der Bücher bei allen dreien über Cewe läuft.

Größere Patzer bei der Bild­qualität leisteten sich nur Myposter und Post­erXXL: Im Stan­dard-Buch von Myposter waren öfter Streifen und Farb­stiche zu sehen. Die Bilder im Premium-Buch von Post­erXXL wirkten häufig flau und zu dunkel – und bei einem Babyfoto behob die akti­vierte Bild­optimierung den Rote-Augen-Effekt nicht.

Optimierung gegen den Nutzerwillen

Eine solche auto­matische Bild­optimierung ermöglichen alle geprüften Dienste. Meist ist die Funk­tion voreinge­stellt – sie soll etwa dafür sorgen, dass zu dunkle Fotos aufgehellt und Unschärfen nachgeschärft werden. An sich ein guter Service, doch künst­lerisch ambitionierte Fotografen dürften sich ärgern, wenn absicht­lich einge­setzte Stil­mittel unterdrückt oder verfälscht werden. Wichtig ist deshalb, dass Kunden die Funk­tion deaktivieren können – und der Anbieter sich auch an diese Vorgabe hält. Myposter, dm und Post­erXXL ignorierten den Nutzer­wunsch im Test.

Von Leder bis Lay-Flat

Fotobücher im Test - Ärgerliche Sicher­heits­lücken

Große Auswahl. Wir bestellten Bücher im A4-Hoch­format. Kunden können aber zum Beispiel auch kleinere, breitere oder quadratische Formate ordern. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser

Mit der besten Angebots­vielfalt punkteten Cewe, FotoInsight und Pixum. Deren Kunden haben etwa eine große Auswahl an Formaten und Materialien. A4-, Breitwand- und Quadrat-Formate sowie sechs verschiedene Papier­arten gehören zu den Optionen. Das Cover lässt sich unter anderem mit Gold oder einer Lederhülle veredeln.

Wir bestellten je vier Stan­dard-Bücher – in der Regel Digital­druck auf dünnerem Papier – und vier Premium-Varianten, meist mit Ausbelichtung auf dickerem Papier und der sogenannten Lay-Flat-Bindung, die sich dank ihrer flachen Form vor allem für doppelseitige Panorama-Bilder eignet. Saal bietet ausschließ­lich Premium-Bücher.

Premium kostete 3 bis 10 Euro mehr als Stan­dard und war – außer im Fall von Post­erXXL – stets besser. Bei Cewe, FotoInsight und Pixum fielen die Unterschiede aber so gering aus, dass Kunden sich die Mehr­ausgaben auch sparen und beim Stan­dard-Buch bleiben können. Nur bei der Pass­wort­länge sollten sie keinesfalls sparen. Da gilt: Viel hilft viel.

Korrigiert am 12. August 2020

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 19.12.2022 um 13:57 Uhr
    Neu Bewertung nach Schließung Sicherheitslücken?

    @King0007: Eine Neubewertung wäre nur bei einem ganz neuen Test möglich. Die Testergebnisse zeigen immer den Stand zu einem Stichtag, der für alle Anbieter gleichermaßen gilt. Das ist unerlässlich für die Gleichbehandlung aller Anbieter.

  • King0007 am 18.12.2022 um 17:47 Uhr
    Neu Bewertung nach Schließung Sicherheitslücken?

    Hallo liebes Stiftung Warentest Team, ich finde es sehr gut, dass Sie die Unternehmen bzgl. den Sicherheitslücken informiert haben und dass die Unternehmen entsprechend die Lücken geschlossen haben, aber ist es denn nun nicht angebracht die Bewertung nun zu aktualisieren? Sind wir den immer noch bei 7 x Mangelhaft? Welche Unternehmen haben hier reagiert? Dass man hier die Kommentare durchlesen muss, um festzustellen, dass Cewe reagiert hat, finde ich suboptimal. Die Ergebnistabelle zu aktualisieren, fände ich besser.

  • garfieldm am 26.11.2021 um 17:12 Uhr
    Und Tschüss Aldi

    Leider hat Aldi einen anderen Anbieter, die Software bietet nicht mehr die umfangreiche Funktionalität des alten Anbieters.
    Vorsichtig gesagt gibt es beim Kalender zwei Layouts, die fix sind. Beim alten konnte man beispielsweise die Datums-Leiste je Kalenderblatt zu den Bildern anpassen, Schriftfarbe, dicke Größe etc.
    Jetzt: Schwarz oder weiß, immer irgendwie mittig im Bild. Dünne Schrift, für ältere Menschen kaum lesbar.
    Daher kurz installiert, ausprobiert, gelöscht. Jetzt schaue ich mir mal Fotobuch.de an. Die Webpage ist grauslig, aber vielleicht ist die Software gut...

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 02.07.2021 um 10:00 Uhr
    Cewe

    @jvoertzen2: Wir können nur diese Seite finden, die den Sachverhalt transparent darstellt: www.cewe.de/cewe-fotobuch/stiftung-warentest.html
    (DB)

  • jvoertzen2 am 01.07.2021 um 21:25 Uhr
    cewe sieht sich als Testsieger

    Mit Google-Suche "fotobuch test" treffe ich auf eine Anzeige von cewe, die so darstellst, als sie cewe der Testsieger:
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    (aufgerufen am 01.07.2021, Standort BaWü)