Die Fahrradanhänger im Test enthalten Fluorcarbone (PFAS). Wichtige Verbraucher-Fragen dazu beantwortet Holger Brackemann, Bereichsleiter Untersuchungen der Stiftung Warentest.
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Testergebnisse für 10 Fahrradanhänger
Dr. Holger Brackemann ist Chemiker und leitet den Bereich Untersuchungen der Stiftung Warentest. © Max Lautenschläger
Herr Brackemann, was ist das Problem an per- und polyfluorierten Substanzen (PFAS)?
Die Stoffe in dieser Gruppe sind chemisch ausgesprochen stabil. Sie werden in der Umwelt nicht abgebaut und verteilen sich weiträumig bis in die Arktis und Antarktis. Sie können sich auch in Lebewesen anreichern.
Geht ein Gesundheitsrisiko von den Stoffen aus?
Die Gruppe der PFAS umfasst viele Tausend Chemikalien. Nicht alle sind abschließend bewertet. Was man sagen kann: Viele kurzkettige PFAS bringen ein Gesundheitsrisiko mit sich. Das können etwa Leberschäden oder verringerte Reaktionen auf Impfungen sein. Es gibt PFAS, die Polymere sind, also Kunststoffe. Bei diesen sehr langkettigen Molekülen ist die gesundheitliche Gefährdung geringer.
Besteht ein Gesundheitsrisiko für Kinder im Fahrradanhänger?
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Testergebnisse für 10 FahrradanhängerDie von uns nachgewiesenen Stoffe sind Bestandteile von Fluorcarbonharzen. Diese Polymere werden zum Beispiel auf Sitzbezüge aufgebracht, um sie schmutz- und wasserabweisend zu machen. Als Teil dieser Beschichtung sind die PFAS so gebunden, dass sie gesundheitlich nicht bedenklich sind.
Sie bleiben aber ein Umweltproblem?
Während der Nutzung wird die Beschichtung allmählich abgetragen. Irgendwann wird der Anhänger entsorgt. In unserer Analytik haben wir die Polymere aufgespalten und konnten so die PFAS nachweisen. Diese Aufspaltung passiert auch in der Umwelt. Die PFAS können sich verbreiten und zum Beispiel über Lebensmittel zum Menschen zurückkommen.
PFAS sind nicht zu erkennen. Was können Verbraucher tun?
Sie können sich an unseren Tests und an Angaben wie „frei von PFAS“ und „frei von Fluorverbindungen“ orientieren. Die Angaben PFOA- und PFOS-frei reichen nicht. Die verbotenen Fluorcarbone können durch andere ersetzt sein.
Sollte die EU die Stoffgruppe verbieten?
Seit März 2023 existiert der weitreichende Vorschlag, in der EU alle Fluorcarbone außer für essenzielle Verwendungen zu verbieten. Das ist der richtige Ansatz, alles andere ein Hase-und-Igel-Spiel: Fluorcarbone werden verwendet, dann untersucht, verboten und durch andere ersetzt. Die Stoffe sind problematisch, weil sie sich in der Umwelt nicht abbauen und anreichern. Ich würde ein umfassendes Verbot begrüßen.
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Testergebnisse für 10 Fahrradanhänger-
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Als Vater von zwei kleinen Kindern macht mich dieser Test fassungslos. Zehn Anhänger – zehnmal „mangelhaft“. Und das, obwohl laut Stiftung Warentest keine akute Gesundheitsgefahr für Kinder besteht. Die Belastung durch PFAS ist ein Umweltproblem – wichtig, keine Frage. Aber Sicherheit darf nicht zur Nebensache werden. Beispiel: Ein Modell erzielt in allen sicherheitsrelevanten Kategorien gute bis sehr gute Noten, Durchschnitt 2,46 – Gesamtnote: 4,6, exakt die Schadstoffnote. Die Sicherheit wird faktisch mit 0 % gewichtet.
Warum trennt man nicht zwischen Produktsicherheit und Umweltaspekten – mit zwei Bewertungen? So wie jetzt ist das Ergebnis weder hilfreich noch differenziert. Eltern suchen Orientierung – keine reißerischen Urteile, die verunsichern statt helfen. Für diesen unbrauchbaren „Test“ habe ich sogar bezahlt – weil ich das Beste für meine Kinder wollte. Bekommen habe ich Verwirrung und ein fragwürdiges Urteil.
@JohnSteed2099: Viele Weichmacher und einige PFAS sind flüchtig, die meisten der genannten Schadstoffe werden aber auch über die Haut (direkter Kontakt) oder aus dem Abrieb aufgenommen.
Bei flüchtigen Schadstoffen ist es schwer zu sagen, wann sie vollständig verdampft sind, diese Antwort kann nur über eine chemische Analyse gegeben werden. Daher kann man auch bei älteren Produkten nicht sicher sagen, wie hoch hier die Schadstoffbelastung ist.
Informationen zu PFAS finden Sie in unserem Spezial "Ewigkeitschemikalien - Das Wichtigste zu PFAS" https://www.test.de/Das-Wichtigste-ueber-PFAS-6192055-0/#question-1749547096-2
Sehr geehrtes Test Team,
wird die Belastung an PAK und PFAS über die Zeit weniger (Stichwort gebrauchte Anhänger) oder durch Abrieb mehr?
Vielen Danke
Liebes Test-Team,
wie verhalten sich denn die Schadstoffe PAK, PFAS, Weichmacher etc. über eine längere Nutzung? Ist die Belastung bei gebrauchten Anhängern geringer, da diese über die Zeit "verfliegen" oder werden diese durch Abnutzung (scheint ja bei PFAS der Fall zu sein?! ) instabiler und problematischer? Bin durch die Tests sehr verunsichert, möchte weder unsere Kids mit karzinogenen Stoffen noch die Umwelt weiter belasten. Vielen Dank
@mytest2013: Vielen Dank für Ihr Interesse an unseren Untersuchungen. Wie schnell ein neuer Test der Fahrradanhänger durchgeführt wird, können wir derzeit nicht genau sagen, aber wir bleiben auf jeden Fall an dem Thema dran.