
Schon knapp Dreijährige pesen mit ihrem Laufrad um die Ecken, halten die Balance, springen auf und wieder ab. Die Stiftung Warentest hat im Laufrad-Test 15 kleine Flitzer auf die Prüfstrecke geschickt – darunter Modelle von Early Rider, Hudora, Kokua und Puky. Sie kosten zwischen 35 und 209 Euro. Fazit: Oft bremsen Schadstoffe in Griffen, Sätteln oder Reifen den Fahrspaß. Nur drei Kinderlaufräder kommen mit einem guten Qualitätsurteil ins Ziel, elf sind mangelhaft.
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Sichere Flitzer und unsichere Gefährten
Kinderlaufräder sollten stabil, sicher und frei von Schadstoffen sein. 15 Modelle hat die Stiftung Warentest ins Rennen um das beste Qualitätsurteil geschickt − elf Laufräder aus Metall, drei aus Holz sowie ein Laufrad aus Kunststoff. Das Ergebnis ist bedenklich: 11 der 15 Laufräder im Test sind mangelhaft: Sie enthalten zu viele Schadstoffe. Ein Laufrad ist befriedigend, drei sind gut.
Das bietet der Kinderlaufrad-Test der Stiftung Warentest
Testergebnisse. Unsere Tabelle enthält Bewertungen für 15 Laufräder, unter anderem von Puky, Hudora und Kokua. Die Testnote setzt sich zusammen aus den Prüfpunkten Fahren, Sicherheit und Haltbarkeit, Handhabung und Schadstoffe. Drei Laufräder sind gut, eins befriedigend und elf mangelhaft – sie enthalten zu viele Schadstoffe.
Kaufberatung, Hintergrund und Tipps. Wir gebenTipps für den Einkauf von Laufrädern und für sicheres Fahren. Wir erklären, ab wann Kinder Laufrad fahren können und worauf Eltern bei Sitz und Lenker achten sollten. Außerdem sagen wir, wohin sich Kunden wenden können, die eines der mangelhaften Räder gekauft haben.
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Kinderlaufräder ohne Bremsen
Die ausgewählten Modelle kommen ohne Bremsen aus. Bremsen bieten nicht mehr sondern – im Gegenteil – oft weniger Sicherheit. Grund: Kleinkinder sind oft noch nicht alt genug, um zu erkennen, wann und wie sie bremsen müssen. Sie können die Bremskraft oft nicht sicher dosieren, so dass das Rad blockieren kann. Oder sie haben nicht genügend Kraft, sie richtig einzusetzen. In einem zehn Jahre zurückliegenden Test zeigte sich zudem: Bei Laufrädern ohne Lenkeranschlag kann sich der Bremszug um den Lenker wickeln. Auch das ist gefährlich. Eltern sollten deshalb die Bremse eher entfernen und Ihr Kind mit den Füßen bremsen lassen (Tipps).
Video: Kinderlaufräder im Test
Selbst teure Räder namhafter Anbieter schneiden mangelhaft ab.
PAK sind die größten Spielverderber
Die elf mangelhaften Laufräder enthalten kritische Mengen an Schadstoffen in Griffen, Sätteln oder Gummimänteln der Luftreifen − einige Modelle sogar in all diesen Teilen. Meist handelt es sich um polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK. Einige können krebserzeugend, fruchtschädigend oder erbgutverändernd wirken. Im Sattelbezug eines Kinderlaufrads fand die Stiftung Warentest zudem das bedenkliche Flammschutzmittel TCPP (siehe Kasten unten).
Schadstoffe besonders kritisch in Griffen und Sätteln
Akut giftig sind die gefundenen Mengen nicht. Die Substanzen können aber langfristig im Organismus wirken, wenn die Kleinen sie über die Haut aufnehmen. Das gilt vor allem für die acht Laufräder mit Schadstoffen in Griffen oder Sätteln. Kurven die Kinder mit den Rädern herum, umschließen sie die Griffe über längere Zeit. Ist es draußen warm, berühren ihre Körper mit bloßer Haut oft auch den Sattel.
Fast alle Gummireifen mangelhaft
Mit den Reifen kommen Kinder meist weniger in Kontakt, doch manche drehen zum Beispiel gern an ihnen mit den Händen. Das berücksichtigt auch die Europäische Chemikalienagentur. Sie zählt das komplette Laufrad zu Kinderspielzeug, das auf bestimmte PAK geprüft werden sollte − einschließlich der Bereifung. Die Stiftung Warentest hat sie analysiert. Sieben der acht Laufräder, die luftgefüllte Gummireifen haben, enthielten so viel PAK, dass sie die Note Mangelhaft erhielten. Besser schnitt hier nur ein Laufrad ab. Das schlechte Abschneiden der Luftreifen ist auch deshalb schade, weil sie meist mehr Grip haben als Kunststoffreifen, oft auch besser federn und auf unbefestigten Wegen fahren. In den Kunststoffreifen der anderen Räder wiesen die Tester keine oder nur geringe PAK-Gehalte nach.
Vom Labor in die Kita
Um die Fahreigenschaften der Laufräder im Test zu prüfen, hat eine Kitagruppe rund Drei- bis Vierjähriger jedes Laufrad im Auftrag der Stiftung Warentest ausprobiert. Mit sichtlichem Spaß und ausgerüstet mit Fahrradhelmen fuhren die Jungen und Mädchen auf Wegen, kurvten um aufgestellte Hütchen herum, pflügten durch Sand, holperten über Rasen und einen Hügel hinunter. Die Prüfer haben die Kinder aufmerksam beobachtet, ihre Fahrmanöver, Vorlieben und Probleme protokolliert.
Trittbretter kommen gut an
Es fiel auf: Bei freier Auswahl stürzten sich die Kleinen bevorzugt auf die poppig bunten Flitzer. Sie zogen liegende Laufräder am Lenker hoch, schwangen das Bein über den Sattel oder stiegen über den Rahmen auf. Am einfachsten gelang das bei den Modellen, die einen sehr niedrigen Einstieg haben. Auch Trittbretter kamen gut an − insgesamt sieben Laufräder im Test sind damit ausgestattet. „Ohne Trittbrett finde ich doof“, sagte ein Kitakind. „Wenn ich schnell fahre, muss ich dann die Füße hochhalten.“
Besonders wendig ohne Lenkanschlag
Bei Slalomfahrten um Verkehrskegel erwiesen sich Räder ohne Lenkanschlag als besonders wendig. Bei ihnen lässt sich der Lenker um 360 Grad drehen. Eine enge Einschlagsbegrenzung kann unsicheren Kindern zwar Halt geben, erschwert aber das Kurvenfahren. So stellten sich die Kinder zum Beispiel mit einem Laufrad, dass eine besonders enge Lenkereinschlagsbegrenzung hat, oft auf die Füße und hoben das Vorderrad einfach um die Kegel herum. An Seitenständern können Kinder sich die Finger klemmen. Und wirklich notwendig sind sie nicht. Meist legen die Kleinen ihre Laufräder einfach ab.
Diese Schadstoffe vermiesen den Fahrspaß
Vor allem das PAK-Problem bekommen die Anbieter nicht in den Griff beziehungsweise aus Griffen, Sätteln und Gummireifen heraus.
Eine eigene Norm für Kinderlaufräder gibt es nicht. Da bereits kleine Kinder mit ihnen fahren und spielen, setzt die Stiftung Warentest für die untersuchten Griffe, Reifen und Sättel Grenzwerte an, die für Kinderspielzeug gelten. Bei der Bewertung der gefundenen PAK ist die Stiftung Warentest strenger als das Europäische Chemikalienrecht. Die Tester orientieren sich am freiwilligen GS-Zeichen für Geprüfte Sicherheit, für das Flammschutzmittel TCPP ziehen sie die Spielzeugrichtlinie heran. Aus Gründen der Vorsorge sollten kritische Substanzen so niedrig wie möglich oder − wenn technisch vermeidbar − gar nicht vorhanden sein. Vier Laufräder im Test beweisen , dass es ohne Schadstoffprobleme geht. Selbst Gummireifen lassen sich mit geringerer PAK-Belastung herstellen.
Folgende Schadstoffe hat die Stiftung Warentest gefunden:
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Sie sind ein Gemisch aus hunderten Einzelstoffen. Sie gelangen oft durch verunreinigte Weichmacheröle oder Rußpartikel in Kunststoffe und Gummimaterialien. Einige der gefundenen PAK wie etwa Chrysen können Krebs erzeugen, Benzo[a]pyren zum Beispiel auch fruchtschädigend und erbgutverändernd wirken. Die Gummireifen von sieben Laufrädern enthielten zu hohe Gehalte derart bedenklicher oder anderer PAK oder in der Summe zu viel PAK. Oft fand sich auch Naphthalin. Es steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Sieben Laufräder waren damit belastet − in Griffen oder im Sattel, drei sogar in beidem.
Flammschutzmittel. Sie sollen Brände verhindern beziehungsweise verlangsamen. Im Sattelbezug des Bikestar wiesen die Analysen sehr hohe Mengen an TCPP – Tris-2-chlorisopropylphosphat – nach. Der Gehalt überschreitet den EU-Grenzwert für TCPP in Kleinkinderspielzeug um ein Vielfaches. Für diese Substanz bestehen Bedenken hinsichtlich seines krebserzeugenden Potenzials.
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