Kameras im Test

Kamera-System­familien – wer hat die meisten Objektive?

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Die Entscheidung für eine Systemkamera ist stets auch die Entscheidung für ein System. In der Systemfamilie des Anbieters haben alle Kamera­gehäuse und Objektive denselben Bajonett-Anschluss. Er verbindet Kamera­gehäuse und Objektiv. Es gibt auch herstel­ler­über­greifende Bajonett-Anschlüsse: Micro Four Thirds wird zum Beispiel von Panasonic und OM System (ehemals Olympus) genutzt, L-Mount wird von Panasonic, Sigma, Leica und weiteren verwendet.

Ein späterer Wechsel in eine andere Systemfamilie wird teuer: Kamera­gehäuse, Objektive und Zubehör müssen neu gekauft werden. Damit Sie sofort die richtige Wahl treffen und Ihren Testsieger finden, haben unsere Kamera-Experten alle namhaften Kamera-System­familien miteinander verglichen.

Auto­fokus-Objektive von Dritt­anbietern

Neben den Anbietern von Kamera­gehäusen wie Sony, Canon und Nikon bieten auch die beiden Dritt­hersteller Sigma und Tamron Objektive mit Auto­fokus für verschiedene Bajonett­anschlüsse an. Wir haben diese in den Angaben zur Anzahl verfügbarer Objektive unten berück­sichtigt. Objektive, mit denen man nur manuell fokussieren kann, gibt es von vielen weiteren Dritt­anbietern. Sie erfordern aber mehr Erfahrung als Auto­fokus-Objektive und sind insbesondere in Alltags­situationen weniger komfortabel.

Objektive für Voll­format- oder kleinere Bild­sensoren

Inner­halb vieler System­familien wie Sony E, Canon RF und Nikon Z gibt es Kamera­gehäuse mit unterschiedlich großen Bild­sensoren, die aber den gleichen Bajonett­anschluss verwenden. Um die großen Voll­format-Sensoren ausleuchten zu können, sind entsprechende Objektive in der Regel größer und schwerer als Objektive für die kleineren APS-C-Sensoren.

Kameras im Test - Richtig gute Bilder machen – mit System!

Größen­vergleich. Oft wird der gleiche Bajonett-Anschluss – hier Sony E-Mount – für unterschiedlich große Bild­sensorgrößen genutzt. Ein Voll­formatsensor (links) erfordert jedoch andere Objektive als ein APS-C-Sensor (rechts). © Jonas Schönfelder

Man kann Voll­format-Objektive auch an APS-C-Kameras nutzen. Das kann sinn­voll sein, wenn man bereits eine Objektiv­samm­lung besitzt und von einem Kamera­gehäuse mit Voll­formatsensor auf eines mit kleinerem Sensor wechselt. Das hat jedoch den Nachteil, dass dadurch die Kamera insgesamt unnötig groß und schwer wird. Die größeren und schwereren Objektive sind für den kleineren Bild­sensor einfach über­dimensioniert. Ein Teil der optischen Auflösung geht über­dies verloren, weil die großen Objektive auf den größeren Voll­format­bild­sensor ausgelegt sind.

Umge­kehrt ist es tech­nisch ebenfalls möglich, für kleine APS-C-Sensoren optimierte Objektive an Kamera­gehäusen mit Voll­formatsensoren zu nutzen. Sinn­voll ist das jedoch nicht, denn die kleineren Objektive belichten nicht den ganzen Voll­formatsensor. Die Folge: Bild­informationen gehen verloren und die Auflösung wird mehr als halbiert. Fazit: Kleinere, für das APS-C-Format gerechnete Objektive ergeben auf einer Voll­format-Kamera keinen Sinn, auch wenn die Anschlüsse zueinander passen.

Tipp: Um alle Kamera­gehäuse einer Systemfamilie in unserem Kamera-Test auf einen Blick zu sehen, nutzen Sie den Filter „Bajonett­anschluss“ in der Rubrik „Basis­daten“ der Filter­leiste.

Canon RF und EF

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© Stiftung Warentest

Markt­führer. Canon verkauft die meisten Systemkameras. Dabei stehen derzeit zwei System­familien zur Wahl:

  • Bei einem Neukauf ist vor allem das Canon RF-Bajonett für spiegellose Systemkameras mit Voll­format-Bild­sensor relevant. Objektive für APS-C-Sensoren haben die Bezeichnung Canon RF-S.
  • Für Spie­gelre­flexkameras gibt es das ältere Canon EF-Bajonett für Kameras mit Voll­formatsensor und die Variante Canon EF-S für APS-C-Kameras. Neue Produkte entwickelt Canon dafür nicht mehr, es gibt aber noch entsprechende Objektive und Kamera­gehäuse als Neuware zu kaufen.
  • Bevor Canon das RF-Bajonett entwickelte, brachte das Unternehmen das Canon EF-M-Bajonett für spiegellose Systemkameras mit APS-C-Sensoren auf den Markt. Canon hat den Verkauf der Produkte jedoch einge­stellt.

Objektiv­angebot:

  • Canon RF: groß. Es gibt mehr als 30 Voll­format­objektive, aber nur 5 reine APS-C-Objektive (RF-S).
  • Canon EF: groß, EF-S: mittel.

Fujifilm X

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Heraus­forderer. Ein kleinerer Anbieter, der vieles richtig gemacht hat. Fujifilm steht für Qualität und schöne Retro-Kameras. Die Preise sind hoch, die Leistung ist es auch. Fujifilm verwendet sein Fujifilm X-Bajonett nur für Kamera­gehäuse mit APS-C-Sensor. Dieser Bild­sensor ist größer als Micro Four Thirds, aber längst nicht so groß wie ein Voll­format-Bild­sensor. Vorteil: APS-C-Objektive sind kleiner und leichter als Voll­format-Objektive. Das macht sie oft preisgüns­tiger.

Objektiv­angebot: groß (mehr als 40). Fujifilm hat viele Fest­brenn­weiten im Programm, aber auch licht­starke Zooms. Dritt­hersteller Tamron bietet 4 Objektive für Fujifilm X an.

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L-Mount

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Voll­formater. Leica, Panasonic und Sigma nutzen für Voll­format­objektive den Bajonett­anschluss L-Mount von Leica. Panasonic setzt in seinen Kamera­gehäusen mit kleinerem Bild­sensor hingegen auf den anderen Anschluss Micro Four Thirds (siehe unten).

Objektiv­angebot: sehr groß (mehr als 60). Panasonic bietet 17 L-Objektive, Leica 16, Sigma 34. Alle passen an L-Mount-Voll­format-Kameras.

Micro Four Thirds (MFT)

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Klein und leicht. Ein Gemein­schafts­projekt unter anderem von Panasonic, OM System (ehemals Olympus) und Leica. Sie teilen Bild­sensorgröße und Bajonett­anschluss. Micro Four Thirds (MFT) ist der kleinste Bild­sensor bei Systemkameras. Seine Technik hat sich als ebenbürtig erwiesen. Große Vorteile hat das kleinere System in Preis und Leistung sowie bei der Hand­lich­keit.

Objektiv­angebot: sehr groß (mehr als 60). OM System bietet 30 MFT-Objektive an, Panasonic ebenfalls 30 und Sigma 3. Alle Objektive lassen sich zwischen den MFT-Anbietern austauschen.

Nikon Z und F

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Neuer Anlauf. Wie Canon ein namhafter Anbieter aus Spie­gelre­flex­zeiten. Nikon bietet aktuell zwei System­familien an:

  • Nikon Z heißt der aktuelle Bajonett­anschluss für spiegellose Systemkameras. Die Variante für Voll­formatsensoren trägt bei Nikon den Zusatz FX, die Variante für APS-C den Zusatz DX.
  • Für Spie­gelre­flexkameras gibt es das ältere Nikon F-Bajonett für Kameras mit Voll­formatsensor (FX) und APS-C-Sensor (DX). Neue Produkte entwickelt Nikon dafür nicht mehr, es gibt aber noch entsprechende Objektive und Kamera­gehäuse als Neuware zu kaufen.
  • Nikons erster Objektiv­anschluss für spiegellose Systemkameras war das Nikon 1-Bajonett. Es wurde inzwischen einge­stellt.

Objektiv­angebot:

  • Nikon Z: groß (mehr als 45). Es gibt 40 Voll­format­objektive (FX), aber nur 8 reine APS-C-Objektive (DX). Objektive der Dritt­anbieter Sigma und Tamron sind mitgezählt.
  • Nikon F: groß. Es gibt mehr als 40 FX-Objektive und 15 DX-Objektive.

Pentax K

Lange Tradition. Renommierte Marke mit langer Tradition: Steht vor allem für Spie­gelre­flexkameras. Pentax gehört heute zu Ricoh Imaging. Das Angebot an Kameras mit Voll­format- oder APS-C-Sensor ist über­sicht­lich.

Objektiv­angebot: groß für APS-C: 28 Objektive, eher klein für Voll­format: 18 Objektive.

Sony E

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Für Voll­format und APS-C. Das japa­nische Unternehmen startete sein Sony E-Bajonett für APS-C-Kameras, setzt inzwischen aber auch auf Voll­format-Systemkameras mit E-Bajonett.

Objektiv­angebot: sehr groß. Insgesamt gibt es mehr als 130 Objektive mit Sony E-Mount. 103 davon sind für das Voll­format entwickelt, weitere 29 für APS-C. Rund die Hälfte der genannten Objektive stammt von den Dritt­anbietern Sigma und Tamron.

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409 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 30.01.2025 um 14:52 Uhr
    Canon R6

    @K.A.K: Vielen Dank für den richtigen Hinweis – das Objektiv 24-105 mm F4-7,1 IS STM ist nicht spritzwassergeschützt. Auch wenn sich teilweise gegenteilige Aussagen finden lassen bei Canon und anderen Anbietern. Wir werden schnellstmöglich korrigieren.

  • Mellon217 am 27.01.2025 um 20:19 Uhr
    Canon R6

    Sind sie sich sicher, dass das Objektiv (24-105 IS STM) Staub-/Spritzwassergeschützt ist? Canon wirbt anscheinend nicht direkt damit.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 20.11.2024 um 16:49 Uhr
    Eine Kamera ist ein Fotoapparat

    @Anna_C: Wir schrieben: "Ein Gehäuse lässt sich allein nicht testen, weil es mit dem Objektiv „spricht“: Die Leistungen beider (gemeint sind Gehäuse und Objektiv) hängen von der Kommunikation untereinander ab (z.B. Fehlerkorrekturen). Deshalb sind Zoomfaktor und Blendenzahlen Eigenschaften der Kamera, und deshalb testen wir Kameras."
    Das soll heißen:
    Eine Kamera ist ein Fotoapparat, und der besteht aus dem Gehäuse und dem Objektiv. So benennen wir die Kamera auch: Gehäusebezeichnung plus Objektivbezeichnung. Und diese Kombination testen wir im Test der Kameras.

  • Anna_C am 19.11.2024 um 00:59 Uhr
    Zoomfaktor und Blende

    "Deshalb sind Zoomfaktor und Blendenzahlen Eigenschaften der Kamera, und deshalb testen wir Kameras."
    Diese Aussage ist, mit Verlaub, schlicht falsch. Bei der Canon EOS R7 beispielsweise geben Sie als Zoomfaktor beachtliche 7,9 an. Bei der Canon R50 dagegen sind es nur 2,4. Bei ersterer haben Sie ein Objektiv mit 18-150mm Brennweite angeschlossen, bei letzterer eins mit 18-45mm. Was, wenn ich die Objektive austausche? Wenn - wie Sie sagen - der Zoomfaktor eine Eigenschaft der Kamera ist, müsste dieser ja unabhängig vom Objektiv bestehenbleiben. Ist das der Fall?
    Bei der Angabe der größten Blende haben Sie - um bei denselben Beispielen zu bleiben - 3,5/6,3 bzw. 4,5/6,3 angegeben. Diese Zahlen beziehen sich ganz offensichtlich auf das verwendete Objektiv; mit dem Body haben sie nichts zu tun. Oder würden diese Zahlen etwa auch bestehenbleiben, wenn ich eine 50mm-Festbrennweite mit max. Blende 1,7 anschließe? Sie wollen doch sicher nicht sagen, dass das Gehäuse keine Blende 1,7 kann?

  • Anna_C am 19.11.2024 um 00:29 Uhr
    Re: Gefangen im System

    Vielen Dank für Ihre Antwort.
    "Auch wenn man sich bereits für ein System entschieden hat, geben unsere Testergebnisse wertvolle Hinweise zu den Nachfolgeprodukten." - 90% des Tests betrifft für mich uninteressante Systeme. Und die fehlende Vergleichbarkeit bleibt:
    "Kameragehäuse und Objektiv bilden gemeinsam die Kamera." - Wenn ich Canon-Body A + Objektiv X vergleiche mit Sony-Body B + Objektiv Y, weiß ich nicht, ob das Testergebnis eine Aussage über das Objektiv, die Kamera oder das Zusammenspiel zwischen beiden macht. Ein ernsthafter Vergleich wäre nur möglich, wenn ich 1 Body mit verschiedenen Objektiven oder 1 Objektiv mit verschiedenen Bodys teste.
    "Tatsächlich sind in unserem Test die Urteile für das „Bild mit automatischen Einstellungen“ vergleichbar für Systemkameras und Kompaktkameras." - Systemkameras spielen ihre Stärke erst aus, wenn ich die Automatik ausschalte. Wenn ich mit automatischen Einstellungen fotografieren will, ist eine Systemkamera rausgeworfenes Geld.