Digitalkameras im Test

Kamera-System­familien – wer hat die meisten Objektive?

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Digitalkameras im Test Testergebnisse für 416 Digitalkameras

Die Entscheidung für eine Systemkamera ist stets auch die Entscheidung für ein System. In der Systemfamilie des Anbieters haben alle Kamera­gehäuse und Objektive denselben Bajonett-Anschluss. Er verbindet Kamera­gehäuse und Objektiv. Ein späterer Wechsel in eine andere Systemfamilie wird teuer: Objektive und Zubehör müssten neu gekauft werden. Damit Sie sofort die richtige Wahl treffen und Ihren Testsieger finden, haben unsere Kamera-Experten alle namhaften Kamera-Familien miteinander verglichen.

Wir haben die Stärken und Schwächen der einzelnen System­familien zusammen­getragen. Welche Systemfamilie bietet die meisten Objektive? Wo gibt es besonders starke Zoom­objektive? Welche Systemfamilie bietet auch licht­starke Fest­brenn­weiten?

Tipp: Wenn Sie die Geräte einer Kamera-Systemfamilie in unseren Kamera-Tests auf einen Blick sehen wollen, sollten sie den Filter „Bajonett­anschluss“ in der Rubrik „Basis­daten“ der Filter­leiste nutzen.

Canon EF, EF-S, EF-M und RF

Digitalkameras im Test - Die beste Kamera für Ihre Zwecke

© Stiftung Warentest

Markt­führer. Canon verkauft die meisten Systemkameras. Dabei stehen derzeit vier System­familien zur Wahl: Die beiden älteren Canon Bajonette EF und EF-S für Spie­gelre­flexkameras, das Canon EF-M-Bajonett für spiegellose Systemkameras im APS-C-Format und das neue Canon RF-Bajonett für spiegellose Systemkameras mit Voll­format- oder APS-C-Bild­sensor.

Bild­sensoren. Canon verwendet Bild­sensoren im Voll­format oder APS-C-Format. Voll­format für das EF-Bajonett, APS-C für das EF-S-Bajonett und APS-C für spiegellose Kameras mit EF-M-Bajonett.
Das neue Canon RF-Bajonett für spiegellose Kameras bildet eine eigene Systemfamilie. Dazu gehören Kameras mit Voll­format Bild­sensor und Modelle im APS-C-Format.
RF-Objektive für das Voll­format können auch auf RF-APS-C-Kameras verwendet werden. Zum Glück: Reine APS-C-Objektive mit RF-Bajonett gibt es nämlich derzeit nur zwei. Sie sind mit RF-S bezeichnet und sind kleiner als Voll­format­objektive.
Nachteil der Voll­fomat-Objektive auf der APS-C-Kamera: Sie machen die Kamera unhand­lich und schwer. Die größeren Objektive sind für den kleineren Bild­sensor einfach über­dimensioniert. Ein Teil der optischen Auflösung geht über­dies verloren, weil die großen Objektive auf den größeren Voll­format­bild­sensor ausgelegt sind.
Umge­kehrt ergibt der Objektiv­wechsel noch weniger Sinn: Kleinere APS-C-Objektive (RF-S/EF-S) passen nicht zur RF-Kamera mit Voll­format­bild­sensor, auch wenn das Bajonett die Verbindung zulässt. Die kleineren Objektive belichten nicht den ganzen Voll­formatsensor. Die Folge: Bild­informationen gingen verloren und die Auflösung wäre mehr als halbiert. Fazit: Kleinere für das APS-C-Format gerechnete Objektive machen auf einer Voll­format-Kamera keinen Sinn. Obwohl das RF-Bajonett dies zulässt.

Objektiv­angebot. EF-M klein, EF-S mittel, RF groß: derzeit mehr als zwei Dutzend Voll­format­objektive, aber nur zwei reine APS-C-Objektive (RF-S).

Fujifilm X

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Heraus­forderer. Ein kleinerer Anbieter, der vieles richtig gemacht hat. Fujifilm steht für Qualität und schöne Retro-Kameras. Die Preise sind hoch, die Leistung ist es auch.

Bild­sensor. APS-C, der Klassiker. Dieser Bild­sensor ist größer als Micro Four Thirds, aber längst nicht so groß wie ein Voll­format-Bild­sensor. Vorteil: APS-C-Objektive sind ebenfalls kleiner und leichter als Voll­format-Objektive. Das macht sie oft preisgüns­tiger.

Objektiv­angebot. Groß (mehr als 30). Fujifilm hat viele Fest­brenn­weiten im Programm, aber auch licht­starke Zooms.

Leica L

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Voll­formater. Leica, Panasonic und Sigma nutzen für Voll­format­objektive das L-Bajonett von Leica, auch L-Mount genannt.

Bild­sensor. Voll­format oder APS-C. Leica und Sigma haben auch einige Kamera­gehäuse und Objektive für APS-C im Programm. Die Voll­format­objektive sind auch auf APS-C-Kameras nutz­bar.

Nachteil: Für die kleinere APS-C-Kamera sind die großen Voll­format-Objektive ungewöhnlich groß und schwer. Ein Teil der Objektiv­auflösung geht verloren, weil nicht alles Licht auf dem kleineren Bild­sensor landet.
Außerdem sind die großen Voll­format-Objektive oft teurer als vergleich­bare APS-C-Objektive, die auf den kleineren Bild­sensor ausgelegt sind.
Noch sinn­freier ist der Wechsel in die andere Richtung: APS-C-Objektive passen nicht zu einem Voll­format-Bild­sensor. Die kleineren Objektive würden nicht den ganzen Bild­sensor belichten. Außerdem liefern sie deutlich weniger Auflösung als Voll­format-Objektive.

Objektiv­angebot. Sehr groß (mehr als 50). Panasonic bietet 13 L-Objektive, Leica 10, Sigma 30. Alle passen an L-Bajonett-Voll­format-Kameras.

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Micro Four Thirds MFT

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Klein und leicht. Ein Gemein­schafts­projekt unter anderem von Panasonic, Olympus (OM System) und Leica. Sie teilen Bild­sensorgröße und Bajonett.

Bild­sensor. Micro Four Thirds (MFT) ist der kleinste Bild­sensor bei Systemkameras. Seine Technik hat sich als ebenbürtig erwiesen. Große Vorteile hat das kleinere System in Preis und Leistung sowie im praktischen Nutzen. MFT ist kompakter und trag­barer als die größeren Systeme.

Objektiv­angebot. Sehr groß (mehr als 50). Da bleiben keine Wünsche offen. Objektive lassen sich zwischen den MFT-Anbietern austauschen.

Nikon F und Z

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Neuer Anlauf. Wie Canon ein namhafter Anbieter aus Spie­gelre­flex­zeiten. Das F-Bajonett ist der Klassiker für die Spie­gelre­flexkameras von Nikon. Das neuere Z-Bajonett ist Nikons zweiter Versuch, in die Welt der Spiegellosen einzusteigen (nach dem inzwischen einge­stellten Nikon-1-Bajonett).

Bild­sensoren. Voll­format (Nikon nennt das FX-Format) und APS-C (Nikon nennt das DX-Format). Voll­format­objektive mit Nikon Z-Bajonett können – wie bei Canon – auf Nikon APS-C-Kameras mit Z-Bajonett verwendet werden.

Gut so: Reine APS-C-Objektive mit Z-Bajonett gibt es nämlich derzeit nur drei. Sie sind mit DX bezeichnet und kleiner als Voll­format­objektive (FX).
Nachteil der Voll­format-Objektive auf der kleineren Nikon APS-C-Kamera: sie machen die Kamera unhand­lich und schwer. Die größeren Objektive sind für den kleineren Bild­sensor einfach über­dimensioniert.
Ein Teil der optischen Auflösung geht über­dies verloren, weil die großen Objektive auf den größeren FX-Voll­format­bild­sensor ausgelegt sind.
Umge­kehrt ergibt der Objektivtausch bei Nikon Z-Kameras noch weniger Sinn: Kleinere APS-C-Objektive (DX) passen nicht zu Nikon Z-Kameras mit FX-Voll­format­bild­sensor, auch wenn das Z-Bajonett diese Verbindung zulässt. Die kleineren Objektive belichten nicht den ganzen FX-Voll­formatsensor.
Die Folge: Bild­informationen gingen verloren und die Auflösung wäre mehr als halbiert. Fazit: Kleinere, für das APS-C-Format gerechnete Objektive, machen auf einer Nikon Z-Kamera mit FX-Voll­format-Bild­sensor keinen Sinn.

Objektiv­angebot. Sehr klein für Nikon Z-Bajonett-Kameras mit APS-C-Bild­sensor: derzeit nur 3 APS-C-Objektive. Groß für Nikon Voll­formatkameras mit Z-Bajonett: mehr als 20 DX-Objektive. Hinreichend groß ist das Objektiv­angebot für Nikon Spie­gelre­flexkameras mit F-Bajonett und APS-C-Bild­sensor (DX): 15 DX-Objektive. Sehr groß ist das Angebot an Nikon FX-Objektiven für Spie­gelre­flexkameras mit Voll­format-Bild­sensor: 46 FX-Objektive.

Pentax K

Lange Tradition. Renommierte Marke mit langer Tradition: Steht und stand vor allem für Spie­gelre­flexkameras. Pentax gehört heute zu Ricoh Imaging. Das Angebot an Kameras ist über­sicht­lich: in erster Linie Spie­gelre­flexkameras und wasser­dichte Outdoorkameras.

Bild­sensor. Voll­format oder APS-C.

Objektiv­angebot. Groß für APS-C: 28 Objektive, eher klein für Voll­format: 15 Objektive.

Sony E

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Für Voll­format und APS-C. Sony startete sein E-Bajonett für APS-C-Kameras, setzt inzwischen aber auch auf Voll­format-Systemkameras mit E-Bajonett.

Bild­sensoren. APS-C oder Voll­format. Sony E-Mount Voll­format­objektive können auch auf Sony E-Mount APS-C-Kameras verwendet werden.
Nachteil: Für die kleinere APS-C-Kamera sind die großen Voll­format-Objektive ungewöhnlich groß und schwer.

Ein Teil der Objektiv­auflösung geht verloren, weil nicht alles Licht auf dem kleineren Bild­sensor landet. Außerdem sind die großen Voll­format-Objektive oft teurer als vergleich­bare APS-C-Objektive, die auf den kleineren Bild­sensor ausgelegt sind.
Noch sinn­freier ist der Objektivtausch in die andere Richtung: APS-C-Objektive passen nicht zu einem Voll­format-Bild­sensor, obwohl das Sony E-Mount diese Verbindung ermöglicht. Das kleinere APS-C-Objektiv belichtet nicht den gesamten Voll­formatsensor.
Die Folge: Bild­informationen gehen verloren. Die Auflösung wäre mehr als halbiert. Fazit: Kleinere für das APS-C-Format gerechnete Objektive machen auf einer Sony E-Mount-Kamera mit Voll­format-Bild­sensor keinen Sinn.

Objektiv­angebot. Für Voll­format groß (über 40). Für APS-C gibt es derzeit 19 Objektive.

Digitalkameras im Test Testergebnisse für 416 Digitalkameras

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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

Ex-Kd am 22.05.2023 um 08:02 Uhr
Eigene Qualitätskontrolle?

Vielen Dank für ihre Antwort.
Wie sinnvoll es ist, sie auf Fehler hinzuweisen, haben sie eindrücklich mit ihrem Kommentar vom 09.05.2023 um 16:57 Uhr gezeigt: „Unsere Angaben zur Ausstattung sind richtig“.
Davon abgesehen, lässt ihre Antwort, für mich nur zwei Schlüsse zu.
Entweder wurde die Gebrauchsanleitung nicht gelesen oder ihre Tester haben den Inhalt nicht verstanden. Wie sie in beiden Fällen die Gebrauchsanleitung hätten beurteilen wollen, erschließt sich mir nicht, aber das können sie bestimmt erklären.
Im Übrigen ist die Bezeichnung Depth Compositing nicht neu, auch wenn sie das suggerieren wollen.

Profilbild Stiftung_Warentest am 17.05.2023 um 15:36 Uhr
Eigene Qualitätskontrolle?

@Ex-Kd: Wir haben nicht nur eine Qualitätskontrolle und wir beschäftigen eine Reihe von Verifizierern, die einen schwierigen Job gut machen. Wie unten erläutert werden hier verschiedene Begriffe parallel gebraucht. Der Begriff Focus Stacking, den auch wir verwenden, ist gut etabliert. Ein Anbieter, der lieber eigene Begriffe kreiert, hat die Chance, auf unsere Anbietervorinformation zu reagieren, bevor wir die Ergebnisse veröffentlichen.

Ex-Kd am 16.05.2023 um 12:05 Uhr
Eigene Qualitätskontrolle?

"Leider hat Canon nicht die Möglichkeit genutzt, uns über das Vorhandensein der Funktion zu unterrichten..."
Wieso sollte Canon Ihnen die Arbeit abnehmen Ihre Artikel auf Richtigkeit zu kontrollieren?
Andere Publikationen haben hierfür eine eigene Verifikationsabteilung.

Profilbild Stiftung_Warentest am 12.05.2023 um 15:13 Uhr
Focus Stacking bei der Canon EOS R6 II

@Etlon: Vielen Dank für Ihren Hinweis. Nach Prüfung der Funktion Depth Compositing (laut Handbuch) können wir bestätigen, dass es sich bei dieser um Focus Stacking handelt. Entsprechend korrigieren wir die Ausstattungstabelle für die EOS R6 II-Kameras. Canon bezeichnet die Funktion auf der R6 II-Produktseite als „Fokus-Bracketing einschließlich Bildkomposition“, aber auch der Begriff Focus Stacking wird von Canon benutzt, siehe die Story unter: https://www.canon.de/pro/stories/macro-focus-stacking/. In diesem allgemeinen Beitrag wird allerdings nur auf kamera-externe Nachbearbeitung verwiesen.
Leider hat Canon nicht die Möglichkeit genutzt, uns über das Vorhandensein der Funktion zu unterrichten, nachdem wir Canon im Rahmen der obligatorischen Anbietervorinformation über die Testergebnisse (nicht die Bewertung) informiert hatten.

Etlon am 10.05.2023 um 13:39 Uhr
Focus Stacking bei der Canon EOS R6 II

Vielen Dank für Ihren Kommentar vom 09.05.2023 um 16:57 Uhr.
Da ist vielleicht ein Widerspruch im Handbuch von Canon. Auf Seite 308 wird zwar auf Software verwiesen, worauf Sie sich in Ihrem Kommentar beziehen.
Aber:
Auf Seite 310 steht:
"Wählen Sie Aktivieren für Depth Compositioning in der Kamera."
Und auf Seite 312 (ganz unten) steht:
"Beim Depth Compositioning werden die optimalen Bilder aus den Aufnahmedaten ausgewählt und von der Kamera kombiniert."
Das klingt für mich eindeutig nach kamerainterner Zusammensetzung der Einzelbilder - nur das Canon im Handbuch es statt als "Focus Stacking" als "Depth Compositioning" bezeichnet.
Oder wie ist das zu verstehen?