Der historische Test (04/1966) Stabmixer mit schlappen Motoren

Der historische Test (04/1966) - Stabmixer mit schlappen Motoren

Die historische Bebilderung ist wider­sprüchlich. Anders, als die zwei strahlenden Gesichter vermuten lassen, kamen die Stabmixer im Test 1966 gar nicht gut weg. © Stiftung Warentest

1966 besaßen schon 8 Millionen deutsche Haushalte einen Stabmixer. Zehn Modelle untersuchte die Stiftung Warentest seiner­zeit – und war nicht zufrieden.

Im Jahr 1966 gewinnt Udo Jürgens mit dem Titel „Merci Chérie“ den Eurovision Song Contest, Bundes­kanzler Ludwig Erhard tritt zurück und England wird Fußball-Welt­meister. In deutschen Küchen hält mit dem Pürier­stab immer mehr Technik Einzug.

Erste Vorläufer des „Zauber­stabs“ gab es bereits vor dem Ersten Welt­krieg. Der Stabmixer der sechziger Jahre kam aus der Schweiz und wurde vom deutschen Unternehmen ESGE bekannt gemacht.

Unter Hoch­spannung versagen alle Mixer

Der historische Test (04/1966) - Stabmixer mit schlappen Motoren

Die ganze Vielfalt im Test: Der Hand­mixer de Luxe mit einfalls­reicher Daumenhalterung, der Super Robot mit einem etwas unhand­lichen Griff und der ESGE Zauber­stab mit vorbild­lich ergono­mischer Hand­habung. © Stiftung Warentest

Schon damals trieben die Tester in den Prüf­laboren erheblichen Aufwand: Fast 1 000 Stunden lang wurden die zehn Stabmixer der Testreihe ein- und ausgeschaltet. Nach drei Minuten Lauf­zeit gab es eine Pause zum Abkühlen. Bis auf drei Mixer – Kitty, ACEC und SuperRobot – kamen alle Geräte über die Halt­barkeits-Marathon­distanz.

Anschließend wurden die Mixer dann unter Hoch­spannung gesetzt. Hält die Isolation im Motor auch bei Bean­spruchung 1 500 Volt aus? Das traurige Fazit: Alle Geräte blieben auf der Strecke (hier gibt es das PDF des historischen Testberichts).

1966: „Gesamt­eindruck“ statt Qualitäts­urteil

Qualitäts­urteile vergaben die Tester damals übrigens noch nicht. Für alle getesteten Geräte formulierten sie aber einen „Gesamt­eindruck“. Für den Küchenmaxl etwa lautete er: „Einige tech­nische Mängel. Hand­lich – weniger für Links­händer, Reinigung nicht ganz einfach. Ausreichende Arbeits­ergeb­nisse.“ Und was den ganz konkreten Einsatz in der Küche anging, so wurde der Testbe­richt sehr konkret: „„Einwand­frei bei allen wurden nur Mayonnaise, Bananen­milch und Apfelmus. Der Biskuitteig war brauch­bar, das Gebäck genügte jedoch nur geringen Ansprüchen.“

Mayo machen die 2021 getesteten Stabmixer übrigens auch alle prima – und können zumeist auch Smoothies. Erstaunlich: Der aktuelle Zauber­stab des Mixer-Pioniers ESGE enttäuschte im jüngsten Test.

Unsere Tests von Küchengeräten

Geräte für die Küche sind natürlich auch heute noch regel­mäßig im Test-Programm der Stiftung Warentest. Tests von Stabmixern machen wir natürlich immer noch – und heute fallen die Urteile in der Regel freundlicher aus. Auf test.de finden Sie zudem auch Untersuchungen von Handmixern, von denen sich manche zum Stabmixer aufrüsten lassen. Noch mehr Komfort versprechen klassische Küchenmaschinen und Küchenmaschinen mit Kochfunktion.

O-Ton 1966: Der Einstieg in den historischen Testbe­richt

„Acht Millionen Hausfrauen haben den Koch­löffel aus der Hand gelegt und auf elektrisch umge­schaltet. Fast in jedem zweiten Haushalt steht heute ein elektrisches Küchengerät. Die Küchen­maschine ist kein Kind der Nach­kriegs­zeit. Bereits 1911 konstruierten findige Ingenieure einen »Haus­halts­motor«, mit dem die Hausfrau sogar buttern konnte. Der Nachteil dieser Küchenhelfer: sie waren schwer und unhand­lich. Aber auch moderne Maschinen sind noch umständlich auf- und abzu­bauen und schwierig zu reinigen. Die württem­bergische Firma ESGE brachte deshalb ein vereinfachtes Gerät auf den Markt: den Zauber­stab.

Stäbe ersetzen zwar keine Küchen­maschinen, erleichtern aber die Arbeit. Der Stabmixer machte Karriere. Bis heute produzierte ESGE in fünf europäischen Werken mehr als eineinhalb Millionen Stabmixer. 21 deutsche Hersteller bauten nach. Einige über­nahmen die Idee des Stabmixers, andere, unter ihnen Siemens, Bosch, Philips, AEG und Krups, ließen sich etwas Neues einfallen. Ihre neuen Geräte – die sogenannten Rühr­werke – waren ein Kompromiß zwischen den schweren Küchen­maschinen und den einfachen Stäben: hand­lich und doch vielseitig verwend­bar.

Inzwischen haben viele Hersteller das Rennen wieder aufgegeben. Trotzdem ist das Angebot für die Verbraucher immer noch verwirrend: Rund 10 Stabmixer, 30 Rühr­werke und etwa 15 Kombinationen (Rühr­werk mit Mixstab). Es fehlt jedoch an Aufklärung, was mit welchem Gerät gemacht werden kann, wie sich Mixstäbe von Rühr­werken und Kombinationen unterscheiden.“

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Checker33 am 24.06.2021 um 17:37 Uhr
    Den ESGE Zauberstab gibt es immer noch ...

    Wir schreiben das Jahr 2021, den ESGE Zauberstab gibt es immer noch und auch die Stiftung Warentest. Diese testet den Zauberstab, vor 55 Jahren Testsieger, gegen neumodische Konkurrenten, die teilweise weniger kosten als der Zauberstab 1966 und dabei mehr Leistung bieten. Jedenfalls auf dem Papier. Leider werden nur noch "Softskills" geprüft. Ob die Nennleistung erreicht und über die Kurzbetriebszeit gehalten wird, zählt nicht mehr. Auch der Dauerlauf bis zum Ausfall des Geräts wird nicht mehr geprüft. Am Ende verliert der Klassiker weil drei Testerinnen (sic !) die Bedienungsanleitung nicht beachten.

  • Frohmund_Wiedmann am 14.12.2017 um 15:45 Uhr
    Retest

    u nun stellt, wie so häufig, natürlich die frage, von wann ist der neuste test?
    u da die teile heute keine jahrzehnte mehr halten, mal vom ersatzteildienst ganz abgesehen, sondern geplante obsoleszenz allenthalben vorherrst u die sachen sehr oft nur noch 2 jahre und ein paar tage halten,
    sollten oder müssten gar diese stabmixer jedes jahr, spätestens jedes zweite jahr getestet werden und dabei müsste auch auf die reparaturfähigkeit und den teiledienst abgehoben werden.
    als umweltminister würde ich dafür sorgen, dass firmen, die lebenslangen ersatzteildienst anbieten und dauerfestigkeit von mindestens 5 jahren, steuerermäßigungen oder gar steuerbefreiung erhalten müssten, entlang ihrer produktlinien.
    auch 48haustausch sollte gefordert werden. überhaupt erwarte ich mir von stiftungwarentest-ingenieuren ud -redakteuren mehr zukunftsgerichteten input im sinne von kundenforderungen u gnadenlose abwertungskriterien, wenn keine ED 100 vorhanden ist oder das gehäuse nicht aufgeht...

  • Jonas1966 am 08.10.2016 um 15:49 Uhr

    Kommentar vom Autor gelöscht.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 28.11.2014 um 08:38 Uhr
    Testergebnis bestätigt

    Vielen Dank für Ihre Rückmeldung! Es freut uns, dass unsere Testergebnisse auch nach fast 50 Jahren noch stimmen ;-) (aci)

  • hans-hellmuth.merg am 27.11.2014 um 17:49 Uhr
    Testergebnis bestätigt

    Ich habe den historischen Test noch einmal nachgelesen. Mein Vater hat den ESGE Stabmixer 1966 meiner Mutter geschenkt und er wurde damals sehr intensiv genutzt. Inzwischen befindet er sich in meinem Haushalt und ich benutze ihn recht häufig. Er arbeitet immer noch zu meiner vollsten Zufriedenheit.