
Lange steril. Neue Systemflaschen machen Konservierungsmittel in Augentropfen verzichtbar, im Bild sind Beispielprodukte zu sehen. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Konservierungsmittel in Augentropfen waren lange ein Problem, denn sie können ihrerseits die Augen schädigen. Inzwischen gibt es alternative Systeme – ein Überblick.
Ob Bindehautentzündung oder Augen-OP – Medikamente für kranke Augen müssen beim Gebrauch keimfrei sein, sonst wird die Heilung gefährdet. Lange waren deshalb problematische Konservierungsmittel nötig. Für viele ältere Patienten war die Alternative – so genannte Einmalflaschen – schwer zu bedienen. Nun lösen moderne Applikatoren das Problem und sorgen dafür, dass beim Tropfen keine Bakterien zurück in die Flasche gelangen. Wir erklären, worauf Betroffene achten sollten – auch bei Mitteln, die der Arzt verschreibt.
Warum manche Augentropfen Konservierungsmittel enthalten
Arzneimittel für die Augen werden keimfrei hergestellt, etwa indem sie sterilisiert werden. Bei Tropfflaschen bestand aber lange das Problem, dass beim Gebrauch unvermeidlich Keime hinein gelangen und sich dort vermehren konnten – wenn das Mittel nicht einen antibakteriellen Wirkstoff enthielt.
Augenzubereitungen wie Augentropfen und -gelen, die länger als 24 Stunden benutzt werden, wurden deshalb Konservierungsmittel zugesetzt. Bei etlichen Mitteln ist dies auch nach wie vor der Fall. Die Konzentration ist so bemessen, dass seine keimtötende Wirkung etwa vier Wochen lang gewährleistet ist.
Konservierungsstoffe bergen Risiken
Die Kehrseite: Konservierungsmittel können die Augen schädigen. „Personen mit dem Syndrom des trockenen Auges reagieren oft empfindlich darauf“, sagt Professor Hagen Thieme, Direktor der Augenklinik am Universitätsklinikum Magdeburg und Experte für Konservierungsstoffe. „Besonders kritisch ist es bei der Glaukombehandlung, wenn die Mittel lange Zeit und an erkrankten Augen angewendet werden.“
Vor allem der am meisten genutzte Konservierungsstoff Benzalkoniumchlorid birgt zahlreiche Risiken wie Hornhaut- und Nervenschädigung oder verschlechterte Wundheilung, wie eine aktuelle Übersichtsstudie zeigt. Nach Operationen des Auges wegen Grünem Star waren die Resultate tendenziell schlechter, wenn Patienten zuvor lange oder in hohen Dosen Augentropfen mit Benzalkoniumchlorid angewendet hatten.
Tipp: Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest raten: Mittel ganz ohne Konservierungsstoffe sind die erste Wahl, besonders bei langfristiger Anwendung.
Neue Tropfsysteme verhindern, dass Keime in die Flasche eindringen
Eine Alternative sind unkonservierte Augentropfen in Ein-Tages-Portionen, die in kleinen Pipetten abgefüllt sind. Diese sollen 24 Stunden nach Anbruch weggeworfen werden – übertriebene Sparsamkeit kann die Augengesundheit gefährden. „Insbesondere ältere Patienten haben aber oft Schwierigkeiten, diese kleinen Pipetten zu öffnen und richtig anzuwenden“, weiß Thieme. Zudem haben die Pipetten manchmal scharfe Kanten. „Da ist es auch schon zu Verletzungen am Auge gekommen.“
In den letzten Jahren haben die Hersteller deshalb nachgebessert – und Systeme auf den Markt gebracht, mit denen Tropfen aus der Flasche heraus-, aber keine Keime hineinkommen können. „Mittlerweile sind diese Systeme auch bequem in der Bedienung, so dass sie fast jeder verwenden kann“, sagt Thieme, „es gibt daher eigentlich keinen Grund mehr, Augenmittel mit Konservierungsstoffen zu nehmen.“ Ein Nachteil ist allerdings für Selbstzahler der Preis: Die neuen Flaschen sind oft teurer als etwa Einmal-Pipetten.
Tipp: Auch die Nutzungsdauer der neuen Systemflaschen ist begrenzt. Um sie nicht zu überschreiten, ist es hilfreich, das Öffnungsdatum auf der Packung zu notieren. Wir geben Tipps, wie Sie Augentropfen richtig anwenden.
Vorsicht mit künstlichen Nägeln
Als Infektionsauslöser am Auge ist besonders die Bakterienart Pseudomonas aeruginosa gefürchtet. Er lässt sich nur schlecht mit den zur Verfügung stehenden Antibiotika bekämpfen. Aber auch andere Bakterien können Infektionen auslösen. Kontaktlinsenträger sollten mit künstlichen Nägeln vorsichtig sein – darunter können sich Keime ansammeln, die dann beim Einsetzen der Kontaktlinsen ins Auge gelangen.
Auch bei Rezepten nachfragen
Nach wie vor gibt es auf dem Markt auch etliche Augentropfen mit Konservierungsmitteln. Neben Benzalkoniumchlorid sind dies etwa Polyquad, Thiomersal, Phenoxyethanol oder Purite. Alle haben Vor- und Nachteile. Verteufeln sollte man Konservierungsmittel auch nicht, sagt Thieme: „Wenn Sie mit so einem Mittel seit Jahren gut zurechtkommen, können sie es auch weiter nehmen.“ Neue Augenpatienten sollten aber besser mit einem konservierungsfreien Mittel starten.
Das hat sich allerdings noch nicht bei allen Ärzten herumgesprochen – manche verschreiben noch Augentropfen mit Konservierungsmitteln. „Patienten sollten daher auch bei Rezepten nachfragen, ob das verschriebene Mittel Konservierungsstoffe enthält“, rät Thieme.
Fazit
Augenmittel ohne Konservierungsstoffe sind die erste Wahl. Bei rezeptfreien und auch bei rezeptpflichtigen Mitteln sollten Sie in der Apotheke oder beim Arzt aktiv danach fragen. Die gängigen Konservierungsmittel haben alle Nachteile und bergen – vor allem bei längerer Anwendung – Risiken. Wegen neuer Flaschensysteme, die eine Verkeimung verhindern, sind Konservierungsmittel in Augentropfen nicht mehr notwendig. Wer solche Präparate dennoch anwendet, sollte seine Augen regelmäßig vom Arzt kontrollieren lassen.
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