
Die Augen jucken, die Nase schwillt zu, das Atmen fällt schwer – etwa jeder Siebte bekommt im Laufe seines Lebens Heuschnupfen.
Blütenpollen kommen immer früher und fliegen immer länger – wohl eine Folge des Klimawandels, die Heuschnupfen befördert. Die Heuschnupfen-Saison beginnt bereits im Winter, wenn Pollen von Hasel und Erle unterwegs sind, und reicht bis tief hinein in den Herbst. Wir sagen, welche Heuschnupfen-Mittel die Symptome lindern, und nennen die von den Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest am besten bewerteten und günstigsten Medikamente.
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Heuschnupfenmittel – geprüft von der Stiftung Warentest
Mittel gegen Heuschnupfen im Test: Sie haben die Wahl
Wir haben unsere Medikamentenbewertungen (siehe auch So bewertet die Stiftung Warentest Medikamente) in zwei Varianten für Sie aufbereitet.
Schneller Überblick. Sie sind vor allem an einem schnellen Überblick über die Heuschnupfenmittel interessiert, die von unseren Arzneimittelexperten am besten bewertet wurden? Dann können Sie hier für 1,50 Euro unsere vier Tabellen freischalten. Sie zeigen die besten und preisgünstigsten Arzneien in den Kategorien Augentropfen, Nasensprays, Kombipackungen für Augen und Nase, sowie Tabletten, Saft und Sirup. Wir nennen die jeweiligen Wirkstoffe und sagen, was die Medikamente kosten.
Vertiefte Infos. Sie wollen es ganz genau wissen? Vertiefte Infos bietet unsere Datenbank Medikamente im Test. Als Flatrate-Nutzer oder im Einzelabruf für 3,50 Euro können Sie die Bewertungen der Stiftung Warentest zu mehr als 9 000 Medikamenten für 132 Krankheiten lesen. Die Experten der Stiftung Warentest erklären detailliert, welche Medikamente gegen typische Heuschnupfen-Beschwerden wie allergischen Schnupfen oder allergische Bindehautentzündung helfen und wie Sie beim Medikamentenkauf Geld sparen können. Außerdem finden Sie Informationen zur Anwendung der Mittel bei Kindern oder in der Schwangerschaft. Die Arzneimittelpreise in unserer Datenbank sind stets aktuell.
Heuschnupfen: Auslöser und Behandlung
Der Klimawandel ist in der Nase angekommen. In den Augen auch. Die Umweltmedizinerin Professorin Claudia Traidl-Hoffmann untersucht das Aufkommen von Pollen in Europa in den letzten 50 Jahren. Sie sagt: „Wir sehen deutlich, dass die Pollen immer früher fliegen.“ Sie würden zudem mehr, vielfältiger und aggressiver. Im Interview mit test.de erklärt die Expertin, wie die globale Erwärmung Heuschnupfen befördert.
Heuschnupfen: Die häufigste allergische Erkrankung
Die Folge: Niesen, juckende Augen, Atemnot – Millionen von Menschen hierzulande leiden an Heuschnupfen, der mittlerweile die häufigste allergische Erkrankung ist. Laut Angaben des Robert-Koch-Instituts bekommen ihn etwa 15 Prozent aller Deutschen im Laufe ihres Lebens. Oft treten die Beschwerden bereits im Kindes- oder Jugendalter auf: Jedes Jahr bekommen in Deutschland etwa 9 Prozent der unter 18-Jährigen die Diagnose Heuschnupfen.
Histamin verursacht die typischen Symptome
Bei Heuschnupfen reagiert der Körper überempfindlich auf Pollen: Das Immunsystem interpretiert den an sich vollkommen harmlosen Blütenstaub als Bedrohung und versucht, dagegen anzugehen – unter anderem, indem es das Gewebshormon Histamin freisetzt. Das verursacht die typischen Symptome.
Allergie-Auslöser beim Arzt testen lassen
Wer unsicher ist, ob wirklich Heuschnupfen die Beschwerden verursacht, sollte das ärztlich abklären lassen. Gute Ansprechpartner sind Allergologen. Sie können mithilfe von speziellen Tests ermitteln, auf welche Allergene genau der Körper reagiert. Neben Pollen kommen dafür auch Tierallergene, Schimmelpilze oder Hausstaubmilben infrage.
Tipp: Wenn nicht nur die Nase verstopft ist, sondern auch Kopf und Stirn schmerzen, vor allem beim Bücken, spricht viel dafür, dass es sich nicht um allergischen Schnupfen handelt, sondern um eine Sinusitis: eine Entzündung der Nasennebenhöhlen.
Viel Auswahl bei rezeptfreien Heuschnupfen-Mitteln
Steht die Diagnose Heuschnupfen, empfehlen Ärzte oft neben allgemeinen Schutzmaßnahmen (Tipps für Pollenallergiker) zunächst rezeptfreie Medikamente. Die Auswahl an Präparaten, die laut Bewertung unserer Arzneimittelexperten geeignet sind, ist groß. Wer nur Beschwerden an Augen oder Nase hat, kann zuerst einmal lokal wirkende Sprays oder Tropfen probieren. Manche dieser Präparate enthalten Cromoglicinsäure und wirken vorbeugend. Das bedeutet: Allergiker müssen sie bereits ab etwa zwei Wochen vor Start des Pollenflugs bis zu dessen Ende anwenden.
Sprays und Tropfen mit Antihistaminika helfen hingegen direkt nach der Anwendung. Für den Fall, dass sowohl Nase als auch Augen von der Allergie betroffen sind, oder wenn abzusehen ist, dass die Beschwerden über längere Zeit bestehen bleiben, gibt es Mittel mit akut wirkenden Antihistaminika zum Einnehmen. Dazu gehört neben Cetirizin, Levocetirizin und Loratadin nun auch der Wirkstoff Desloratadin, der bis vor kurzem rezeptpflichtig war. Diese Mittel entfalten ihre Effekte im ganzen Körper. Mit ihnen bessert sich nicht nur allergisch bedingtes Hautjucken, sondern auch eine verstopfte Nase sowie tränende und juckende Augen.
Übrigens: Die Stiftung Warentest hat auch Luftreiniger getestet. Im Test sind Geräte, die auch Pollen gut und schnell in Räumen beseitigen.
Cortison-Sprays bei starken Beschwerden
Nur einmal pro Tag. Seit einigen Jahren sind auch Nasensprays mit Cortison zur Behandlung von Heuschnupfen rezeptfrei erhältlich, etwa solche mit Beclometason, Mometason oder Fluticason. Diese dürfen aber nur bei Erwachsenen eingesetzt werden. Außerdem sollte ein Arzt eindeutig Heuschnupfen diagnostiziert haben. Es genügt, sie einmal pro Tag anzuwenden. Es dauert allerdings einige Tage, bis sich die volle Wirkung entfaltet. Bis dahin können – falls erforderlich – zusätzlich noch Nasenmittel mit akut wirkenden Antihistaminika zum Einsatz kommen. Cortison-Nasenspray lindert die Beschwerden besser als Cromoglicinsäure und Antihistaminika. Betroffene sollten es daher vor allem dann einsetzen, wenn diese Mittel bei stark ausgeprägten Beschwerden nicht ausreichend helfen.
Nur kurzfristig auf eigene Faust. Zwar gehen die in der Nase angewendeten cortisonhaltigen Mittel kaum in den Blutkreislauf über, sie wirken überwiegend in der Nasenschleimhaut. Aber es ist unklar, ob eine langfristige Anwendung unbedenklich ist. In so einem Fall ist daher eine ärztliche Kontrolle ratsam.
Welche Mittel Kindern mit Heuschnupfen helfen
Mit dem Kinderarzt besprechen. Tritt erstmalig eine Allergie bei Ihrem Kind auf, lassen Sie diese von einem Arzt untersuchen. Eine Selbstbehandlung ist nur dann zu empfehlen, wenn Heuschnupfen als Ursache bereits bekannt ist und Eltern die Behandlung mit Medikamenten schon einmal mit dem Arzt besprochen haben. Vorbeugende Tropfen und Sprays mit Cromoglicinsäure können schon kleine Kinder bekommen. Auch akut wirkende Levocabastin-Nasensprays und -Augentropfen dürfen Eltern bereits bei Kindern ab einem Jahr anwenden.
Antihistaminika in flüssiger Form. Wenn die Kleinen sich ungern etwas in die Nase sprühen lassen und es schwierig ist, die Mittel korrekt zu dosieren, kommen auch Antihistaminika in flüssiger Form infrage: Cetirizin-Saft beispielsweise können Kinder ab zwei Jahre bekommen. Andere Wirkstoffe sind erst für ältere Kinder geeignet.
Tipp: Welche Wirkstoffe ab welchem Alter möglich sind und welche Dosierungen Eltern anwenden sollten, steht auch in unserem Buch Medikamente für Kinder. Der Ratgeber der Stiftung Warentest enthält Bewertungen zu 1 000 Kindermedikamenten für mehr als 50 Anwendungsgebiete.
Hyposensibilisierung auf Rezept
Immunsystem abhärten. Sollten frei verkäufliche Mittel keine ausreichende Linderung verschaffen, können Ärzte rezeptpflichtige Medikamente verschreiben. Vielleicht kommt sogar eine Hyposensibilisierung infrage. Dabei werden dem Körper gezielt in ansteigenden Mengen und über einen längeren Zeitraum Allergene zugeführt, um das Immunsystem daran zu gewöhnen. Dies geschieht in Form von Spritzen, Tropfen oder Sublingualtabletten, die sich im Mund auflösen.
„Hypo“ wirkt. Eine Reihe von Studien zeigt, dass eine „Hypo“ bei Heuschnupfen wirksam ist: Die Beschwerden bessern sich, der Medikamentengebrauch zur Pollenzeit sinkt. Womöglich verhindert die Hyposensibilisierung auch die Entstehung weiterer Allergien und dass aus Heuschnupfen Asthma entsteht.
Risiko bedenken. Unsere Arzneimittelexperten empfehlen die Hyposensibilisierung aber erst, wenn antiallergisch wirkende Mittel nicht ausreichend helfen. Die Behandlung kann mit schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen bis hin zu lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen (anaphylaktischer Schock) einhergehen. Solche Nebenwirkungen sind zwar sehr selten, das Risiko sollten Allergiker aber bedenken. Außerdem muss die Hyposensibilisierung über viele Monate konsequent durchgeführt werden, um einen therapeutischen Effekt zu erreichen. Oft läuft sie über mehrere Jahre.
Atemnot in der Nacht
„Etagenwechsel“ vorbeugen. Insgesamt ist es wichtig, Heuschnupfen fachgerecht zu behandeln beziehungsweise Allergene nach Möglichkeit zu meiden. Ansonsten kann es sein, dass die entzündliche allergische Reaktion auch die Bronchien erfasst und Atembeschwerden oder sogar Asthmaanfälle auslöst. Das Problem bezeichnen Ärzte als „Etagenwechsel“.
Asthma behandeln. Typisches Kennzeichen für allergisches Asthma ist anfallsweise einsetzende Atemnot, oft nachts und in den frühen Morgenstunden. Treten solche Symptome auf, sollten Betroffene sich auf jeden Fall an einen Arzt wenden. Behandelt wird allergisches Asthma mit ähnlichen Medikamenten wie nicht-allergisches Asthma, darunter Beta-2-Sympathomimetika wie Salbutamol oder kortisonhaltige Medikamente zum Inhalieren – alles rezeptpflichtige Mittel.
Heuschnupfen oder Covid-19? So unterscheiden Sie die Symptome
Allergisch oder nicht? Manche Menschen, die sich krank fühlen, wenn die Pollen fliegen, machen sich Sorgen, dass sie sich mit dem Coronavirus angesteckt haben. Einige der Symptome einer Covid-19-Erkrankung ähneln denen von allergischen Beschwerden, etwa Müdigkeit, Husten, Schnupfen oder Kurzatmigkeit. Die häufigsten Beschwerden unterscheiden sich aber deutlich.
Niesen, Augenjucken? Bei Heuschnupfen leiden Betroffene nicht nur unter allergischem Schnupfen, also einer laufenden Nase. Sie müssen auch oft niesen und die Augen jucken – beides ist nicht typisch für Covid-19.
Fieber, Geruchsstörung? Covid-19-Erkrankte haben neben Husten häufig Fieber. Auch der Geruchs- und Geschmackssinn kann gestört sein, Gliederschmerzen treten manchmal auf. Das alles spricht nicht für eine saisonale Allergie. Welche weiteren Symptome das Coronavirus verursacht, steht in unserem Special Corona – Gesundheit, Schutzmaßnahmen. Wer den Verdacht hat, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben, sollte sich freiwillig isolieren und beim Hausarzt oder ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der bundesweit einheitlichen Nummer 116 117 anrufen.
Tipp: Eine übersichtliche Grafik zu den unterschiedlichen Symptomen von Heuschnupfen, Covid-19 sowie Erkältung und Grippe ist beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen zu finden.
Kurz und knapp – Tipps für Pollenallergiker
Vorhersagen lesen. Pollenflugkalender zeigen, wann im Jahresverlauf die Belastung mit verschiedenen Pollen hoch ist. Tagesaktuelle Vorhersagen für die einzelnen Regionen stehen beispielsweise auf der Seite des Deutschen Wetterdienstes; bei der Stiftung Deutsche Polleninformationsdienst finden Sie auch Wochenvorhersagen. So sind Sie vorgewarnt, wann „Ihre“ Pollen unterwegs sind.
Geschützt schlafen. Waschen Sie in der Pollenzeit abends die Haare, verbannen Sie draußen getragene Kleidung aus dem Schlafzimmer.
Belastung abwenden. Meiden Sie bei Warnungen vor starkem Pollenflug oder warmem, windigem Wetter körperliche Aktivitäten draußen. Sehr pollenrein ist die Luft oft nach dem Regen.
Nase duschen. Wer zu Pollenflugzeiten täglich 0,9-prozentige Salzlösung durch die Nase spült, befreit sie von Allergenen.
Räume von Pollen befreien. Saugen und wischen Sie oft. Mit Pollenschutzgittern, etwa aus dem Baumarkt, können Fenster auch mal offen stehen.
Luft reinigen. Für Allergiker, die ihre Wohnung von Pollen befreien wollen, haben wir Luftreiniger getestet. Im Test sind Geräte, die auch Pollen in Räumen gut und schnell beseitigen.
Kreuzallergien beachten. Manche Heuschnupfenpatienten vertragen auch bestimmte Nahrungsmittel nicht. Diese enthalten ähnlich gebaute Eiweiße wie die Pollen, lösen also ebenfalls Allergien aus. Teils sind nur spezielle Sorten zu meiden, etwa bei Äpfeln. Zudem macht Schälen oder Erhitzen so manches Obst und Gemüse verträglicher, etwa im Kompott oder Kuchen. Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Forschung zu Kreuzallergien haben wir in unserer Meldung Wenn Erdbeeren, Äpfel und Tomaten zu Juckreiz führen zusammengefasst.
Dieses Special wird regelmäßig aktualisiert. Neuestes Update: 4. Februar 2021.
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