Der Klimawandel ist in der Nase angekommen. In den Augen auch. Die Umweltmedizin untersucht, ob sich das Aufkommen von Pollen in Europa in den letzten 50 Jahren verändert hat. Eine Vertreterin dieser Fachrichtung, Professorin Claudia Traidl-Hoffmann, sagt: „Wir sehen deutlich, dass die Pollen immer früher fliegen.“ Sie würden zudem mehr, vielfältiger und aggressiver. Im Interview mit test.de erklärt die Expertin, wie die globale Erwärmung Heuschnupfen befördert.
Heuschnupfen: Die häufigste allergische Erkrankung
Die Folge: Niesen, juckende Augen, Atemnot – Millionen von Menschen hierzulande leiden an Heuschnupfen, der mittlerweile die häufigste allergische Erkrankung ist. Laut Angaben des Robert-Koch-Instituts bekommen ihn etwa 15 Prozent aller Deutschen im Laufe ihres Lebens. Oft treten die Beschwerden bereits im Kindes- oder Jugendalter auf: Jedes Jahr bekommen in Deutschland etwa 9 Prozent der unter 18-Jährigen die Diagnose Heuschnupfen.
Histamin verursacht die typischen Symptome
Bei Heuschnupfen reagiert der Körper überempfindlich auf Pollen: Das Immunsystem interpretiert den an sich vollkommen harmlosen Blütenstaub als Bedrohung und versucht, dagegen anzugehen – unter anderem, indem es das Gewebshormon Histamin freisetzt. Das verursacht die typischen Symptome.
Allergie-Auslöser beim Arzt testen lassen
Wer unsicher ist, ob wirklich Heuschnupfen die Beschwerden verursacht, sollte das ärztlich abklären lassen. Gute Ansprechpartner sind Allergologen. Sie können mithilfe von speziellen Tests ermitteln, auf welche Allergene genau der Körper reagiert. Neben Pollen kommen dafür auch Tierallergene, Schimmelpilze oder Hausstaubmilben infrage.
Tipp: Wenn nicht nur die Nase verstopft ist, sondern auch Kopf und Stirn schmerzen, vor allem beim Bücken, spricht viel dafür, dass es sich nicht um allergischen Schnupfen handelt, sondern um eine Sinusitis: eine Entzündung der Nasennebenhöhlen.
Viel Auswahl bei rezeptfreien Heuschnupfen-Mitteln
Steht die Diagnose Heuschnupfen, empfehlen Ärzte oft neben allgemeinen Schutzmaßnahmen (Tipps für Pollenallergiker) zunächst rezeptfreie Medikamente. Die Auswahl an Präparaten, die laut Bewertung unserer Arzneimittelexperten geeignet sind, ist groß. Wer nur Beschwerden an Augen oder Nase hat, kann zuerst einmal lokal wirkende Sprays oder Tropfen probieren. Manche dieser Präparate enthalten Cromoglicinsäure und wirken vorbeugend. Das bedeutet: Allergiker müssen sie bereits etwa zwei Wochen vor Start des Pollenflugs bis zu dessen Ende anwenden.
Sprays und Tropfen mit Antihistaminika helfen hingegen direkt nach der Anwendung. Für den Fall, dass sowohl Nase als auch Augen von der Allergie betroffen sind, oder wenn abzusehen ist, dass die Beschwerden über längere Zeit bestehen bleiben, gibt es Mittel mit akut wirkenden Antihistaminika zum Einnehmen. Dazu gehört neben Cetirizin, Levocetirizin und Loratadin nun auch der Wirkstoff Desloratadin, der bis vor kurzem rezeptpflichtig war. Diese Mittel entfalten ihre Effekte im ganzen Körper. Mit ihnen bessert sich nicht nur allergisch bedingtes Hautjucken, sondern auch eine verstopfte Nase sowie tränende und juckende Augen.
Übrigens: Die Stiftung Warentest hat Luftreiniger getestet. Im Test sind Geräte, die auch Pollen gut und schnell in Räumen beseitigen.
Cortison-Sprays bei starken Beschwerden
Nur einmal pro Tag. Seit einigen Jahren sind auch Nasensprays mit Cortison zur Behandlung von Heuschnupfen rezeptfrei erhältlich, etwa solche mit Beclometason, Mometason oder Fluticason. Diese dürfen aber nur bei Erwachsenen eingesetzt werden. Außerdem sollte ein Arzt eindeutig Heuschnupfen diagnostiziert haben. Es genügt, sie einmal pro Tag anzuwenden. Es dauert allerdings einige Tage, bis sich die volle Wirkung entfaltet. Bis dahin können – falls erforderlich – zusätzlich noch Nasenmittel mit akut wirkenden Antihistaminika zum Einsatz kommen. Cortison-Nasenspray lindert die Beschwerden besser als Cromoglicinsäure und Antihistaminika. Betroffene sollten es daher vor allem dann einsetzen, wenn diese Mittel bei stark ausgeprägten Beschwerden nicht ausreichend helfen.
Nur kurzfristig auf eigene Faust. Zwar gehen die in der Nase angewendeten cortisonhaltigen Mittel kaum in den Blutkreislauf über, sie wirken überwiegend in der Nasenschleimhaut. Aber es ist unklar, ob eine langfristige Anwendung unbedenklich ist. In so einem Fall ist daher eine ärztliche Kontrolle ratsam.
Welche Mittel Kindern mit Heuschnupfen helfen
Mit dem Kinderarzt besprechen. Tritt erstmalig eine Allergie bei Ihrem Kind auf, lassen Sie diese von einem Arzt untersuchen. Eine Selbstbehandlung ist nur dann zu empfehlen, wenn Heuschnupfen als Ursache bereits bekannt ist und Eltern die Behandlung mit Medikamenten schon einmal mit dem Arzt besprochen haben. Vorbeugende Tropfen und Sprays mit Cromoglicinsäure können schon kleine Kinder bekommen. Auch akut wirkende Levocabastin-Nasensprays und -Augentropfen dürfen Eltern bereits bei Kindern ab einem Jahr anwenden.
Antihistaminika in flüssiger Form. Wenn die Kleinen sich ungern etwas in die Nase sprühen lassen und es schwierig ist, die Mittel korrekt zu dosieren, kommen auch Antihistaminika in flüssiger Form infrage: Cetirizin-Saft beispielsweise können Kinder ab zwei Jahre bekommen. Andere Wirkstoffe sind erst für ältere Kinder geeignet.
Tipp: Welche Wirkstoffe ab welchem Alter möglich sind und welche Dosierungen Eltern anwenden sollten, steht auch in unserem Buch Medikamente für Kinder. Der Ratgeber der Stiftung Warentest enthält Bewertungen zu 1 000 Kindermedikamenten für mehr als 50 Anwendungsgebiete.
Hyposensibilisierung auf Rezept
Immunsystem abhärten. Sollten frei verkäufliche Mittel keine ausreichende Linderung verschaffen, können Ärzte rezeptpflichtige Medikamente verschreiben. Vielleicht kommt sogar eine Hyposensibilisierung infrage. Dabei werden dem Körper gezielt in ansteigenden Mengen und über einen längeren Zeitraum Allergene zugeführt, um das Immunsystem daran zu gewöhnen. Dies geschieht in Form von Spritzen, Tropfen oder Sublingualtabletten, die sich im Mund auflösen.
„Hypo“ wirkt. Eine Reihe von Studien zeigt, dass eine „Hypo“ bei Heuschnupfen wirksam ist: Die Beschwerden bessern sich, der Medikamentengebrauch zur Pollenzeit sinkt. Womöglich verhindert die Hyposensibilisierung auch die Entstehung weiterer Allergien und dass aus Heuschnupfen Asthma entsteht. Häufig verordnete Präparate bewertet. Unsere Arzneimittelexperten haben 21 Allergenpräparate zur Hyposensibilisierung bewertet. Dazu gehören Mittel gegen Allergien auf Baumpollen, Gräser- und Getreidepollen sowie Hausstaubmilben. Das Fazit: Die Mittel sind durchweg „mit Einschränkung geeignet“.
Risiko bedenken. Unsere Arzneimittelexperten empfehlen die Hyposensibilisierung aber erst, wenn antiallergisch wirkende Mittel nicht ausreichend helfen. Die Behandlung kann mit schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen bis hin zu lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen (anaphylaktischer Schock) einhergehen. Solche Nebenwirkungen sind zwar sehr selten, das Risiko sollten Allergiker aber bedenken. Außerdem muss die Hyposensibilisierung über viele Monate konsequent durchgeführt werden, um einen therapeutischen Effekt zu erreichen. Oft läuft sie über mehrere Jahre.
Atemnot in der Nacht
„Etagenwechsel“ vorbeugen. Es ist wichtig, Heuschnupfen fachgerecht zu behandeln beziehungsweise Allergene nach Möglichkeit zu meiden. Ansonsten kann es sein, dass die entzündliche allergische Reaktion auch die Bronchien erfasst und Atembeschwerden oder sogar Asthmaanfälle auslöst. Das Problem bezeichnen Ärzte als „Etagenwechsel“.
Asthma behandeln. Typisches Kennzeichen für allergisches Asthma ist anfallsweise einsetzende Atemnot, oft nachts und in den frühen Morgenstunden. Treten solche Symptome auf, sollten Betroffene sich auf jeden Fall an einen Arzt wenden. Behandelt wird allergisches Asthma mit ähnlichen Medikamenten wie nicht-allergisches Asthma, darunter Beta-2-Sympathomimetika wie Salbutamol oder kortisonhaltige Medikamente zum Inhalieren – alles rezeptpflichtige Mittel.
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Ich habe den Artikel erworben, um, mich über die Tabletten zu informieren. Die Tabellen sind meiner Ansicht nach nutzlos, was das kostet kläre ich vor Ort in der Apotheke.
Zu den weiterführenden Informationen gibt es frei zugängliche Seiten, die mehr Information in meinen Augen bieten. Mir hat ein Artikel der Volksversand Apotheke sehr geholfen.
In meinen Augen war es unnötig hierfür 3,5€ auszugeben
@elslein: Wir recherchieren auf der Grundlage von wissenschaftlichen Methoden und auf Basis aktueller wissenschaftlicher Studien, arbeiten unabhängig und berichten objektiv. Unseren Bewertungen können Sie Vertrauen. Ausführliche Informationen zu Vitamin D finden Sie unter nachfolgendem Link: https://www.test.de/FAQ-Vitamin-D-4677625-0/#question-14
wenn sie der meinung sind, daß warentest der pharmaindustrie beistehen muß, dann erübrigen sich ja die medizinisch erforderlichen studien zur wirksamkeit von medikamenten! was bekommen sie von der pharmaindustrie für diese medikamentenwerbung? wenn sie hier ratschläge geben wollen, geben sie konkrete hinweise wie die menschen ihr immunsystem 100%ig auf trab bringen können. statt dessen, werden symptombekämpfende chemiesubstanzen als mittel zur krankheitsüberwindung gepriesen, deren wirkung durchaus fragwürdig sind.
das ist volksverdummung!
jeder gesundheitsinteressierte ist gut beraten, sich zur vitamin d-therapie zu informieren. sie ist 8fach besser als jede grippeimpfung!
@Olife: In Ihrem Kommentar beziehen Sie sich auf die Azedil Augentropfen. Doch bei diesen geben wir in der Tabelle an, dass Sie mit Benzalkoniumchlorid konserviert sind. Vermutlich meinten Sie das Azedil-Nasenspray, das in der Tabelle als „nicht konserviert“ aufgeführt ist und Dinatrium edetat-2-Wasser enthält. Dieses Dinatriumsalz der Edetinsäure wird in der Arzneimittelindustrie in erster Linie als Stabilisator eingesetzt. In Augen- und Nasentropfen wirkt es in niedriger Konzentration als Puffer zur Gewährleistung eines bestimmten ph-Wertes, um die Verträglichkeit zu verbessern. Aufgrund seiner chemischen Struktur kann Dinatrium edetat-2-Wasser zudem zweiwertige Metallionen binden, die für bakterielle Enzyme essentiell sind. Über diesen Wirkmechanismus kann der Hilfsstoff indirekt auch konservierend wirken. Er wirkt aber nicht direkt antibakteriell, wie etwa Benzalkoniumchlorid und andere Antiseptika, die bei Daueranwendung zellschädigend sein können. Solche unerwünschten Wirkungen sind für Dinatrium edetat-2-Wasser nicht belegt. (sw/cr)
@Olife: Wir kümmern uns um Ihre Anfrage, bitte haben Sie noch ein wenig Geduld. (cr)