Alternative Investmentfonds (AIF)

Gesamt­kostenquote: Wann sie welche Kosten enthält

Wer wissen will, wie viel sein Anteil wert ist, muss die Gesamt­kostenquote kennen. Auch diese müssen Alternative Investmentfonds im Jahres­bericht ausweisen. Die Quote drückt aus, wie hoch die Kosten im Verhältnis zum durch­schnitt­lichen Nettoinventar­wert in einem Jahr waren. Anleger verstehen damit leichter, was ihnen pro Jahr abge­zogen wird, auch wenn die Quote oft nicht alle Kosten enthält.

Im Schnitt 2 Prozent pro Jahr

Unsere Analyse von 173 Jahres­abschlüssen zeigt: Recht üppig sind die Kosten dennoch. Im Schnitt errechneten wir in unserer Analyse der Abschlüsse für 2019 um die 2 Prozent pro Jahr (siehe Grafik). In den Vorjahren waren die Quoten im Schnitt sogar noch etwas höher.

Und das, obwohl wir nur Jahre im Normal­betrieb einbezogen haben. Außen vor ließen wir Jahre, in denen die Gesell­schaften Kapital einsammelten. Denn in dieser Phase sind die Kosten oft sehr hoch, weil Provisionen für den Vertrieb oder Kauf­neben­kosten für den Erwerb der Investitions­objekte abgehen.

Alternative Investmentfonds (AIF) - So schätzen Sie den Wert von Beteiligungen ein

Zwei Segmente besonders teuer. Rechnen Sie pro Jahr mit mindestens etwa 2 Prozent Gesamt­kosten. Vor allem bei Misch- und Private-Equity-Fonds kann es mehr sein. © Stiftung Warentest / René Reichelt

Private Equity am teuersten

Beteiligungs­modelle, die in andere Unternehmen investieren (Private Equity), waren im Schnitt am teuersten. Das über­rascht, denn in der Regel investieren Fonds­gesell­schaften dabei nur in weitere Fonds, deren Manager die Investments in Unternehmen aussuchen und über­wachen. Die Gesamt­kostenquoten erfassen bei solchen mehr­stöckigen Strukturen üblicher­weise nur die Ebene der eigenen Gesell­schaft, nicht die darunter.

Misch­fonds, die Investments aus verschiedenen Branchen auswählen, fielen ebenfalls auf. Das Segment enthält Ansparfonds, denen die vereinbarte Zeichnungs­summe nicht auf einmal zufließt, sondern in Raten über einen längeren Zeitraum, häufig Jahre. Da viele Kosten unabhängig von der Höhe des Kapitals anfallen, wirkt sich das unvor­teilhaft aus, wie Beispiele im Folgenden zeigen.

Initialkosten

Bei einigen Anbietern tauchen die hohen anfäng­lichen Kosten in der Gesamt­kostenquote für die jeweiligen Jahre nicht auf.

Beispiel Verifort Capital XII. Dieses Angebot, das bei Auflage als Alocava Real Estate Fund XII firmierte, wies für 2016 eine Gesamt­kostenquote von 3,62 Prozent aus. Dabei wurden laufende Kosten von gut 100 000 Euro einge­rechnet. Nicht berück­sichtigt blieben hingegen Emissions­kosten in Höhe von 750 000 Euro. Wären diese einbezogen worden, hätte die Kostenquote bei knapp 30 Prozent gelegen.

Tipp: Die Gesamt­kostenquote in Anfangs­jahren ist nied­rig, liegt zum Beispiel deutlich unter 10 Prozent? Prüfen Sie, ob sie die hohen Initialkosten enthält.

Mehr­stöckige Fonds­struktur

Viele geschlossene Investmentgesell­schaften halten ihre Investments nicht selbst, sondern über weitere Gesell­schaften. Oft tauchen aber nur die Kosten auf Ebene der eigenen Gesell­schaft auf, obwohl weitere Aufwendungen bei den anderen Gesell­schaften anfallen.

Beispiel Patrizia Grund­invest Campus Aachen. Die Immobiliengesell­schaft nennt im Jahres­abschluss 2016 auch die Kosten ihrer Objektgesell­schaft, die die Immobilie hält. Das ist positiv, denn das gewährt eine Vorstellung, was eigentlich auf dieser Ebene passiert. In die Gesamt­kostenquote rechnet die Gesell­schaft Patrizia diese allerdings nicht ein, ebenso wenig wie die Initial-, Trans­aktions- und Bewirt­schaftungs­kosten. Würde die Gesamt­kostenquote auch sie umfassen, wäre sie höher als die ausgewiesenen 0,27 Prozent.

Tipp: Halten Sie im Jahres­bericht gezielt Ausschau nach Hinweisen auf die Kosten, die bei Dachfonds oder mehr­stöckigen Strukturen auf den unteren Ebenen anfallen.

Trans­aktions­kosten

Bei einigen Anbietern tauchen Kosten nicht in der Gesamt­kostenquote auf, die beim Kauf und Verkauf der Investments anfallen.

Beispiel CFB Flugzeug­investment 1. Die Fonds­gesell­schaft bezifferte die Gesamt­kostenquote für 2015 auf 2,9 Prozent. Darin berück­sichtigte sie weder die Initialkosten noch die Trans­aktions­kosten für den Kauf eines Flug­zeugs. Letztere allein betrugen in dem Jahr stolze 5,2 Millionen Euro. Im Jahres­abschluss 2016 rechnete die Fonds­gesell­schaft zuvor weggelassene Kosten doch ein, denn sie wies nun für 2015 eine höhere Gesamt­kostenquote von 25,64 Prozent aus.

Tipp: Manchmal ist erwähnt, dass Trans­aktions­kosten nicht einbezogen sind, doch die Höhe wird nicht genannt. Fragen Sie nach.

Anparfonds und Ratenzahlung

Wenn vorgesehen ist, die Beteiligungs­summe in Raten einzuzahlen, steht der Fonds­gesell­schaft das gesamte Kapital erst nach Jahren für Investments zur Verfügung. Viele Kosten fallen aber in voller Höhe an, unabhängig vom schon einge­zahlten Stand. Die Gesamt­kostenquoten zeigen, wie heftig dies zu Buche schlagen kann.

Beispiel Aquila Private Equity Invest I. Der Private-Equity-Fonds wies sehr üppige Gesamt­kostenquoten aus, für das Jahr 2016 zum Beispiel 28 Prozent des Nettoinventar­werts. Die Gesell­schaft durfte das Kapital der Anleger nach Bedarf abrufen. Erst ein Teil war daher einge­zahlt. Selbst bezogen auf das gesamte Beteiligungs­kapital machten die Kosten stolze 7,5 Prozent aus.

Tipp: Falls Sie noch nicht investiert sind: Meiden Sie Ansparfonds.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • loddl am 30.07.2021 um 18:10 Uhr
    IE0031772803: Nachfrage

    Das hatte ich übersehen. - Trotzdem unklar. 1) Sind AIF-Fonds ganzgrundsätzlich, oder nur in Ausnahmen entsprechend nochmals zu untergliedern?: in für Privatanleger zugelassene ("Publikums-AIF) und nicht-zugelassene? 2) Was ist der Unterschied aus Sicht des Privatanlegers bzw. wann kann dieser als "Semiprofessioneller" auftreten? - 3) Ein Test in einem privaten Sparkassen-Brokerage-Konto hatte übrigens o. g. ISIN weitgehend als "normale" Transaktion gegenüber der Fondsgesellschaft erlaubt (wobei kurz vor dem Kaufauftrag abgebrochen wurde). 4) In Ihrem aktuellen Testbericht "Gold" führen Sie ja keine aktiven Fondsinvestments auf (nur ETF bzw. ETP). Weshalb ist der Markt für indirkete Goldinvestments so beschränkt? - Danke!

  • Profilbild test_de-Projektleiter_Krueger am 09.07.2021 um 18:43 Uhr
    IE0031772803

    @loddl: In unserer Fondsdatenbank (www.test.de/fonds) haben wir alle in Deutschland zum Vertrieb an Privatanleger zugelassenen Fonds. Im Verkaufsprospekt des von Ihnen genannten Fonds finden Sie gleich zu Beginn folgenden Hinweis: "The Aureus Fund (Ireland) plc. is not authorised for public distribution in Germany...".

  • loddl am 05.07.2021 um 17:49 Uhr
    IE0031772803

    In der Fondssuche kann ich o. g. Fonds nicht finden. Er dürfte alle Voraussetzungen erfüllen und der Status als AIF sollte auch kein Ausschlusskriterium sein. Suche ich evtl. falsch? Danke und Gruß.