Weihnachts­gebäck im Test Wie viel Schad­stoff ist im Gebäck?

Datum:
  • Text: Ina Bock­holt
  • Testleitung: Janine Schlenker
  • Produkt­auswahl: Michaela Back­hus
  • Faktencheck: Dr. Claudia Behrens
Weihnachts­gebäck im Test - Wie viel Schad­stoff ist im Gebäck?

Weihnachts­gebäck unter der Lupe. Der gesund­heits­kritische Schad­stoff Acryl­amid lässt sich nicht schme­cken – da bleibt nur die Analyse im Labor. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser

Beim Backen entsteht häufig potenziell krebs­er­regendes Acryl­amid. Dieser Test zeigt, wie viel davon in Lebkuchen, Spekulatius und Vanillekipferln steckt.

Weihnachts­gebäck im Test Alle Testergebnisse für Acrylamid in Weihnachtsgebäck freischalten

Es passiert im Ofen: Wenn Teig aus kohlenhydratreichen Zutaten wie Weizenmehl und Zucker bei Temperaturen von mehr als 120 Grad Celsius backt und bräunt, bildet sich praktisch immer Acryl­amid. Der Schad­stoff gilt als möglicher­weise krebs­er­regend für den Menschen. Die Stiftung Warentest hat über­prüft, wie hoch Lebkuchen, Spekulatius und Vanillekipferl aus Supermärkten und Discountern aktuell belastet sind.

Warum sich der Acryl­amid-Check von Weihnachts­gebäck für Sie lohnt

Test­ergeb­nisse

49 Produkte − Lebkuchen, Spekulatius und Vanillekipferl − hat die Stiftung Warentest auf Acryl­amid geprüft. 13 davon tragen das Bio-Siegel, 5 sind als glutenfrei deklariert. Im Check vertreten sind bekannte Marken wie Bahlsen, Lambertz, Lebkuchen Schmidt sowie viele Handels­marken. Die Acryl­amidbelastungen der Produkte reichen von „sehr gering“ bis „stark“.

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Hintergrund

Sie erfahren, warum Acryl­amid ein gesundheitliches Risiko birgt, worauf Sie beim Einkaufen achten können und wie Sie den Schad­stoff beim Backen zu Hause ausbremsen.

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Von sehr gering bis stark belastet

Acryl­amid ist in Weihnachts­gebäck aus Weizenmehl und Zucker nicht völlig zu vermeiden. Doch wie unser Test zeigt, gelingt es den Anbietern von industriell hergestellten Lebkuchen, Spekulatius und Vanillekipferln oftmals, die Gehalte nied­rig zu halten. Große Unterschiede fanden wir trotzdem: Viele Produkte sind sehr gering belastet, wir stellten aber auch mehr­mals deutliche Belastungen fest. Und ein Produkt reißt sogar den Richt­wert für Acryl­amid. Was zudem auffiel: Ein hoher Preis ist kein Garant für nied­rige Acryl­amid­gehalte.

Wie Acryl­amid entsteht

Die Voraus­setzung für die Entstehung von Acryl­amid sind ein relativ hoher Anteil an Kohlenhydraten und an der Aminosäure Asparagin, die in vielen pflanzlichen Lebens­mitteln wie Getreide, Kartoffeln und Nüssen vorkommt. Wenn diese Lebens­mittel etwa beim Backen, Braten, Frittieren, Rösten oder Grillen hoch erhitzt werden und bräunen, kann sich viel von der bedenk­lichen Substanz bilden.

Potenziell krebs­er­regende Substanz

Im Tier­versuch schädigte Acryl­amid das Erbgut, erzeugte Krebs, beein­trächtigte das Nerven­system, die männ­liche Fort­pflan­zung und die Embryonal­entwick­lung. Die Europäische Behörde für Lebens­mittel­sicherheit (Efsa) stufte Acryl­amid 2015 daher als potenziell krebs­er­regend für den Menschen ein. Eine unbe­denk­liche Aufnahme­menge für Acryl­amid gibt es nicht. Das heißt: Je weniger man davon aufnimmt, umso besser.

EU nimmt Anbieter in die Pflicht

Dass zahlreiche Lebens­mittel Acryl­amid enthalten, ist seit 2002 bekannt. Kurz nach der Entdeckung des Schad­stoffs in Lebens­mitteln starteten Politik und Industrie Maßnahmen, um die Gehalte zu senken. 2017 veröffent­lichte die EU eine Verordnung, die Herstel­lern verschiedener Lebens­mittel­gruppen Methoden zur Vermeidung des Schad­stoffs empfiehlt sowie verpflichtende Richt­werte vorgibt: Falls ein Produkt diese Richt­werte über­schreitet, muss der Anbieter Gegen­maßnahmen treffen.

Acryl­amid in weiteren Lebens­mitteln

Wir haben alle 49 Lebkuchen, Spekulatius und Vanillekipferl ins Labor geschickt und dort ihre Gehalte an Acryl­amid bestimmt; je nachdem, wie viel vom Richt­wert für das Gebäck dieser gemessene Acryl­amid­gehalt ausschöpft, haben wir die Produkte als „Sehr gering belastet“, „Gering belastet“, „Deutlich belastet“ oder „Stark belastet“ bewertet. Übrigens: In unseren Lebens­mittel-Unter­suchungen prüfen wir regel­mäßig auf Acryl­amid, zum Beispiel im Test von Filterkaffee, Pommes frites und Kartoffelchips. Hin und wieder fielen dabei hohe Gehalte auf.

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12 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Adamantan am 25.12.2024 um 19:39 Uhr
    Relationen des Risikos

    Können mal verschiedene Risiken in Relation setzen? Zum Beispiel das gesundheitliche Risiko, wenn ich mir zu Weihnachten so richtig einen reinlöte im Vergleich zu 100 g Spekulatius?

  • Gelöschter Nutzer am 24.12.2024 um 08:30 Uhr
    Kein schlechtes Gewissen machen lassen

    Hirschhornsalz und natürlich geröstete Mandeln sind traditioneller Bestandteil von etlichen in der Weihnachtszeit erhältlich Gebäcksorten. Dass nun zunehmend auf diese Zutaten verzichtet wird, ist ein Verlust für die Backkultur. Denn man darf ja nicht vergessen, der Acrylamidgehalt ist für einen Menschen mit einer normalen Ernährung vollkommen irrelevant. Lebkuchen, Spekulatius und ähnliche Gebäcksorten werden allenfalls in der Adventszeit und zu Weihnachten gegessen. Auch isst ein normaler Mensch nicht Kilogramm Weise davon. Oder anders gesagt, wer sich normal ernährt und Weihnachtsgebäck als solches behandelt und genießt, muss ich über Acrylamid im Gebäck nicht die geringsten Sorgen machen und keinen Gedanken auf so etwas verschwenden. In meinen Augen wird die Problematik künstlich aufgebauscht. Wie bei so vielen anderen Dingen. Also genießen wir alle unser traditionelles Weihnachtsgebäck, so wie wir es schon immer getan haben. Ohne schlechtes Gewissen.

  • KanarenSachse am 07.09.2023 um 03:09 Uhr
    Interessanter Artikel!

    Bemängeln möchte ich Angaben wie:
    "Die Acrylamid­gehalte (bei Heißluftfritteusen) machten uns keine Sorgen." Was soll man mit so einer Angabe anfangen? Dann doch bitte die genauen Daten nennen. In neueren Artikel steht auch mal "Gehalt lag unter gesetzlichen Wert", ja was soll das heissen? 5mg drunter oder 495mg drunter? Genauere Angaben wären echt hilfreich.
    Dann gibts die hilfreiche Tabelle, die ich echt gut fand. Aber da vergleich man dann 100g Chips mit 10g Butterkekse. Wer isst nur 10g Butterkekse? Es sieht so aus, als hätten Chips viel (und steht auch immer überal), aber wenn man die 10g auf 100g hochrechnet wie die Chips, dann haben Butterkekese 4x so viel Acrylamid! Warum steht das nirgends? Oder ist die Angabe falsch?

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 22.11.2022 um 14:13 Uhr
    Acrylamid in "normalem" Brot?

    @MichaelSchmidberger :Im Prinzip ist nicht auszuschließen, dass auch in selbstgebackenem Brot Acrylamid zu finden ist. Eine lange Teigführung, die beim Selberbacken mit Sauerteigen durchaus üblich ist, kann den Acrylamidgehalt reduzieren. Prinzipiell ist der Bräunungsgrad schon ein Hinweis auf den Acrylamidgehalt. So kann eine dunkle Brotkruste durch starkes Rösten und Backen entstehen, aber auch durch die spezifische Zusammensetzung oder die Art des Brots (wie etwa dunkler Teig) bedingt sein. Eine dunkle Kruste bedeutet also nicht immer zwangsläufig, dass hohe Acrylamidgehalte darin zu finden sind.

  • MichaelSchmidberger am 21.11.2022 um 22:53 Uhr
    Acrylamid in "normalem" Brot?

    Sie weisen auf Acrylamid in Knäckebrot hin, aber wie steht es eigentlich mit normalem Brot? Wenn ich ein Roggenvollkornbrot nach Rezept zubereite muss dass zunächst für 10 min bei 275 Grad Celsius in den Backofen und bäckt dann noch 45 min bei 200 Grad Celsius weiter.
    Ist Brot also auch belastet?