
In vielen Alltagsgegenständen haben die Prüfer der Stiftung Warentest PAK gefunden. © Pablo Castagnola
Ihnen vollständig auszuweichen, ist kaum möglich, denn sie können fast überall vorkommen, etwa in Lebensmitteln, Kosmetik oder Spielzeug: Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Selbst beim Spazierengehen sind wir ihnen über Autoabgase ausgesetzt. Da einige PAK gesundheitsschädlich sind, sogar Krebs erzeugen können, sollte die täglich aufgenommene Menge möglichst niedrig sein. Hier beantworten die Experten der Stiftung Warentest die wichtigsten Fragen zu PAK.
Alle Fragen im Überblick
- Was sind PAK – und wo kommen sie typischerweise vor?
- Wie wirken die PAK?
- In welchen Untersuchungen von Bedarfsgegenständen hat die Stiftung Warentest zuletzt PAK gefunden, wie bewertet sie solche Funde?
- In welchen Lebensmitteln hat die Stiftung Warentest in den letzten Jahren PAK gefunden und wie bewertet sie solche Funde?
- Gibt es auch bei Kosmetika Probleme mit PAK?
- Enthalten verdächtig riechende Alltagsgegenstände zu viele gesundheitsschädliche Stoffe?
- Was kann ich tun, wenn ich ein belastetes Produkt besitze?
Antworten auf die wichtigsten Fragen zu PAK
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Was sind PAK – und wo kommen sie typischerweise vor?
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Es gibt Hunderte verschiedene polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Chemisch gesehen sind diese Verbindungen aus mindestens zwei Benzolringen aufgebaut. Bekannt ist Naphthalin, früher in Mottenkugeln verwendet und für deren charakteristischen Geruch verantwortlich. PAK sind in Erdöl vorhanden, ebenso in Kohle und dort vor allem im Steinkohleteer. Sie entstehen beispielsweise, wenn Holz oder Kohle unvollständig verbrennt, beim Verbrennen von Tabak und beim Grillen. Auch Autoreifen können PAK enthalten. Diese gelangen über Weichmacheröle dort hinein oder über Ruß, der zum Färben benutzt wird.
Auch in Lebensmitteln spielen PAK eine Rolle; in Speiseöl etwa können sie durch die unsachgemäße Trocknung der Ölsaat gelangen, aber auch während der Lagerung über Umweltbelastungen wie Autoabgase. Auch Tee etwa kann im Trocknungsprozess belastet werden. Hohe PAK-Gehalte in Salami oder rohem Schinken sind möglich, wenn falsch geräuchert wird. Selbst in Kosmetika finden sich PAK, etwa wenn sie über rußhaltige Pigmente dort hinein gelangen. Weiter unten gehen wir detaillierter darauf ein, welche PAK die Stiftung Warentest konkret bei ihren jüngsten Untersuchungen gefunden hat.
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Wie wirken die PAK?
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PAK können gesundheitsschädigend wirken, einige gelten als krebserzeugend, zum Teil können sie auch das Erbgut verändern oder die Fortpflanzung gefährden. Kommt ein PAK-haltiger Stoff länger mit menschlicher Haut in Berührung, werden die PAK in der Regel auch vom Körper aufgenommen. Ebenso beim Einatmen belasteter Luft. Bislang sind acht PAK-Verbindungen von der EU als krebserzeugend eingestuft worden:
1. Benzo(a)anthracen (BaA)
2. Benzo(a)pyren (BaP)
3. Benzo(e)pyren (BeP)
4. Benzo(b)fluoranthen (BbFA)
5. Benzo(j)fluoranthen (BjFA)
6. Benzo(k)fluoranthen (BkFA)
7. Chrysen (CHR)
8. Dibenzo(a,h)anthracen (DBahA)Benzo(a)pyren und Chrysen gelten zusätzlich als erbgutverändernd, Benzo(a)pyren zudem als fortpflanzungsgefährdend.
Für weitere Verbindungen (etwa Dibenzopyrene) gibt es Hinweise, dass diese eine wesentlich höhere kanzerogene Potenz als Benzo(a)pyren besitzen. Nicht alle PAK sind abschließend untersucht und bewertet. Benzo(a)pyren ist deshalb so gut untersucht, weil es schon sehr lange im Fokus der Medizin steht: Anhand dieses Stoffes wurde erstmals klar, dass Krebs von einem bestimmten Stoff ausgelöst werden kann. So fand man heraus, dass der charakteristische Hodenkrebs von Schornsteinfegern im Großbritannien des 18. Jahrhunderts durch den PAK-haltigen Ruß der Kamine ausgelöst wurde. Auch das Lungenkrebsrisiko beim Zigarettenrauchen wird zum Teil auf das Benzo(a)pyren zurückgeführt.
Der wissenschaftliche EU-Lebensmittelausschuss bewertet sogar 15 der rund 250 bekannten PAK als krebserregend. Für einige ausgewählte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe gelten Höchstgehalte in Lebensmitteln – nämlich für Benzo(a)pyren und die Summe der sogenannten PAK 4, die als Markersubstanzen festgelegt sind. Beispiel: Die Belastung mit krebserregendem Benzo(a)pyren darf maximal 2 Mikrogramm je Kilogramm Speiseöl betragen. Der erlaubte Höchstgehalt für vier kritische Substanzen in Summe (PAK 4) beträgt 10 Mikrogramm pro Kilogramm Öl.
Viele PAK gefährden zudem Umwelt und Wasserlebewesen.
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In welchen Untersuchungen von Bedarfsgegenständen hat die Stiftung Warentest zuletzt PAK gefunden, wie bewertet sie solche Funde?
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Die Bewertung hängt stark von der Produktgruppe, der Art der analysierten PAK und dem jeweiligen Risiko ab (siehe So prüft die Stiftung Warentest Schadstoffe). Eine wichtige Rolle spielt dabei natürlich, welche gesetzlichen Regelungen greifen. Ein Beispiel: Der EU-Grenzwert für Haushaltsgeräte und Werkzeug liegt für die acht nachweislich krebserregenden PAK bei 1 Milligramm pro Kilogramm Material, für Spielzeug bei 0,5 Milligramm. Wird einer der Grenzwerte in einem Produkt überschritten, darf es nicht mehr in Verkehr gebracht werden.
Das Siegel Geprüfte Sicherheit (GS-Zeichen) ist sogar noch deutlich strenger: Es schreibt für insgesamt 18 PAK einen Grenzwert vor. Bei einem Werkzeuggriff liegt die GS-Grenze für jeden einzelnen krebserzeugenden PAK zum Beispiel bei 0,5 Milligramm pro Kilogramm Material. Allerdings ist das GS-Zeichen freiwillig, jeder Hersteller entscheidet, ob er sein Produkt der GS-Prüfung unterwirft. Die Stiftung Warentest folgt hier meist dem GS-Zeichen. Sind die Grenzwerte des Siegels überschritten, folgt daraus die Note Mangelhaft beim Schadstoffurteil.
Ferngläser. Zwei Geräte aus unserem Fernglas-Test (test 8/2019) enthalten krebserregende PAK in ihren Tragegurten. Bei elf weiteren Modellen fanden wir hohe Mengen bedenklicher PAK in Gehäuse und Augenmuscheln oder in der Summe mehr PAK, als das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit erlaubt (mehr als 10 Milligramm pro Kilogramm Kunststoff).
Laufräder. PAK gelangen oft durch verunreinigte Weichmacheröle oder Rußpartikel in Kunststoffe und Gummimaterialien. Die Gummireifen von sieben Laufrädern aus unserem Laufrad-Test (test 12/2018) enthielten zu hohe Gehalte von Chrysen, Benzo(a)pyren oder anderen PAK oder in der Summe zu viel PAK. Oft fanden wir auch Naphthalin. Es steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Sieben Laufräder waren damit belastet − in Griffen oder im Sattel, drei sogar in beidem.
Kinderwagen. Wie schon bei unserem Buggy-Test (test 4/2016) fanden wir auch in unseren aktuellsten Tests von Kombi-Kinderwagen (test 8/2020 und test 8/2019) polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Die Norm für Kinderwagen legt aber generell nur für wenige Schadstoffe Grenzwerte fest. Daher setzt die Stiftung Warentest für Materialien, mit denen das Kind in Kontakt kommt, die Grenzwerte für Kleinkinderspielzeug an.
Im 2019er Test fand unser Labor in den Schiebe- und Haltegriffen für Eltern und Kindern mehr Benzo(ghi)perylen, als das GS-Zeichen erlaubt. Im aktuellsten Test 2020 wiesen wir hohe Mengen der Substanz in den Sicherheitsgurten eines Modells nach. Benzo(ghi)perylen wirkte im Tierversuch erbgutverändernd. Bei der Bewertung gehen wir nach dem Prinzip des vorsorgenden Gesundheitsschutzes vor: Schadstoffgehalte sollten so niedrig wie möglich sein.
Tipp: Bei schadstoffbelasteten Kinderwagen raten wir besorgten Eltern, die belasteten Teile austauschen zu lassen oder zu überziehen.Kopfhörer. In unseren Tests von Kopfhörern untersuchen wir Kopf- und Ohrpolster oder Ohrstöpsel von In-Ear-Kopfhörern auf Schadstoffe – denn mit ihnen besteht bei jeder Nutzung Hautkontakt. In unserem Test von Kopfhörern finden sich einige Modelle, bei wir denen so hohe Mengen kritischer PAK nachgewiesen haben, dass sie insgesamt ausreichend oder gar mangelhaft abschneiden. Unser Labor fand unter anderem zu viel Naphthalin oder Benzo(ghi)perylen.
Spielzeug. Der EU-Grenzwert für die acht als krebserzeugend eingestuften PAK liegt für Spielwaren bei einer Konzentration von 0,5 Milligramm. In älteren Tests konnten wir immer wieder PAK in Kinderspielzeug nachweisen. Beim jüngsten Test von Babyspielzeug aus Holz und Plastik (12/2017) fanden wir keine PAK. Wegen anderer Funde gab es dennoch zweimal ein Mangelhaft im Prüfpunkt Schadstoffe. Bei früheren Tests von Holzspielzeug fanden sich Schadstoffe wie PAK vor allem im Lack. Beim Test von Kuscheltieren 12/2015) stießen wir bei vielen Produkten auf PAK, hauptsächlich im Plüsch und Kunststoff, teilweise in Klettverschlüssen und andere textilen Bestandteilen.
Badelatschen, Gummistiefel & Co. 20 „Grabbeltisch“-Produkte von Discountern, Sportläden, Drogerie- und Baumärkten haben wir bei unserem Test Schadstoffe in Alltagsgegenständen (7/2017) unter die Lupe genommen. Darunter Badelatschen, Gummistiefel, Hämmer, Fahrradgriffe und ein Springseil. In jedem zweiten Billigprodukt fanden wir so hohe Schadstoffkonzentrationen, dass wir es mit der Note Mangelhaft bewerten mussten.
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In welchen Lebensmitteln hat die Stiftung Warentest in den letzten Jahren PAK gefunden und wie bewertet sie solche Funde?
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Olivenöle. Im Test von Olivenöl (2/2018) und im Olivenöltest 2020 fanden wir keine besorgniserregenden PAK-Gehalte, auch im 2017er Test war kein Öl nennenswert belastet. Bei der Untersuchung vom Februar 2016 wiesen die Tester zwar in sämtlichen Olivenölen PAK 4 nach, die zulässigen Höchstgehalte wurden aber nicht überschritten.
Gourmet-Öle. Beim Test von Gourmet-Ölen (9/2015) ermittelten wir PAK in 23 der 25 getesteten Öle; zwei Leinöle waren wegen zu hoher Gehalte sogar nicht verkehrsfähig, sie hätten nicht verkauft werden dürfen. Beide überschritten die EU-weit geltenden Höchstwerte jeweils um etwa die Hälfte.
In Öl eingelegte Tomaten. Beim Test von getrockneten Tomaten (6/2017) waren zwei Produkte deutlich belastet, sie hielten aber die gesetzlichen Höchstgehalte für PAK in Öl ein.
Grüner und schwarzer Tee. Bei unseren letzten Tests von Grünem Tee (10/2015) und Schwarzem Tee (11/2014) waren stets alle Tees belastet; einen vorgeschriebenen gesetzlichen Höchstgehalt für PAK in Tee gibt es nicht. Gravierende Folgen für das Schadstoffurteil hatten die Funde nicht: Denn die PAK, die stets im getrockneten Tee analysiert werden, sind schlecht wasserlöslich und gehen praktisch nicht in den Teeaufguss über, wie unsere Laborprüfungen zeigten. Anders sieht es beim Matcha-Tee aus, der nicht aufgebrüht, sondern aus Grüntee-Pulver mit Wasser angerührt wird. Die PAK werden hier vollständig mitgetrunken, weshalb beide im Test in dem Prüfpunkt strenger beurteilt wurden – so dass einer hier lediglich ausreichend war.
Interessant: Bei unseren jüngsten Tests von Salami, Räucherlachs und rohem Schinken waren PAK kein Problem – obwohl in allen Fällen das Räuchern bei der Herstellung eine entscheidende Rolle spielt.
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Gibt es auch bei Kosmetika Probleme mit PAK?
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Im Test von Fanschminke (7/2016) wiesen wir in acht Produkten das verbotene PAK Naphthalin nach; PAK können etwa über schwarze Farbstoffe in die Produkte kommen. Auch einige Körperöle im Test (3/2015) waren gering mit PAK verunreinigt.
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Enthalten verdächtig riechende Alltagsgegenstände zu viele gesundheitsschädliche Stoffe?
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Oft trifft das leider zu, wie unser Test Schadstoffe in Alltagsgegenständen zeigt: In jedem zweiten Produkt, das verdächtig roch, fanden wir zu viele Schadstoffe. Doch nicht immer konnte man es vorher schon riechen. Dass etwas bedenklich riecht, beweist zwar noch nicht, dass das Produkt bedenkliche Stoffe enthält, ist aber das einzige Kriterium, das Kunden im Laden zur Verfügung steht. Nutzen Sie daher beim Kauf Ihre Nase: Viele PAK riechen verbrannt, gummiartig-ölig („pyrolytisch“). Doch nicht alle stark riechenden Dinge enthalten PAK. Und die Höhe des PAK-Gehalts lässt sich nur in speziell dafür ausgestatteten Laboren bestimmen. Für Kosmetika und Lebensmittel eignet sich der Geruchs-Check allerdings nicht, um eventuell enthaltene PAK-Belastungen ausfindig zu machen; hier lassen sich Gehalte ohnehin ausschließlich im Labor bestimmen.
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Was kann ich tun, wenn ich ein belastetes Produkt besitze?
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Kanzerogene Stoffe – und darum handelt es sich bei vielen PAK-Verbindungen – stellen insofern eine Besonderheit dar, als nach heutigem wissenschaftlichen Kenntnisstand keine Dosis angegeben werden kann, die ohne Wirkung ist. Risikobewerter fordern für diese Substanzen deshalb das ALARA-Prinzip (As Low As Reasonably Achievable): Das heißt, der Verbraucher soll mit diesen Stoffen so wenig wie möglich in Berührung kommen – idealerweise gar nicht.
Verbraucherrechtlich gesehen liegt allerdings erst bei einer Schadstoffbelastung über einem festgelegten Grenzwert ein Produktmangel vor. Dann haben Kunden das Recht auf Umtausch oder eine Beseitigung des Mangels. Für viele Produkte und Schadstoffe fehlen jedoch entsprechende Festlegungen in den zugehörigen Normen. Wenn ein gekaufter Gegenstand sehr unangenehm riecht, können Sie zwar einen Umtausch fordern, sind jedoch auf die Kulanz des Händlers angewiesen.
Verbraucher können Hersteller oder Händler auch fragen, ob ein Erzeugnis besorgniserregende Stoffe enthält. Das gebietet die EU-Chemikalienverordnung 1907/2006 (REACH-Verordnung). REACH steht für Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals, also für die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien. Dafür hat das Umweltbundesamt (UBA) eine App namens Scan4Chem herausgebracht. Sie vereinfacht das Verfahren: Nutzer können einfach mit der Handy-Kamera den Barcode des fraglichen Produktes scannen und ans UBA senden. Innerhalb von 45 Tagen muss eine Antwort kommen.
Sollte ein Lebensmittel wegen eines Schadstofffundes vom Hersteller oder Händler oder den Behörden zurückgerufen werden, können Käufer das betreffende Produkt zurückgeben.
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