Vertikutierer Wunderschöner grüner Rasen

Sie gehen Rasenfilz und Moos an den Kragen. Doch nur jeder dritte Vertikutierer im Test schneidet gut ab. Zwei sind sogar mangelhaft.

Vertikutierer Testergebnisse für 18 Elektro-Vertikutierer 04/2012 freischalten

Gegen den Filz ist kein Kraut gewachsen, aber eine Maschine gebaut: der Vertikutierer. Haben Mährück­stände und abge­storbene Pflanzen­teile eine Filz­schicht im Rasen gebildet, steht eine Früh­jahrs­kur an. Der Rasenfilz saugt Feuchtig­keit auf und behindert die Versorgung der Gräser mit Wasser, Luft und Nähr­stoffen. Das Gras wird geschwächt und anfäl­lig für Krankheiten. Das ebnet Unkraut und Moos den Boden (siehe „Unkraut und Moos“).

Gegen den Filz gehen Rasenlieb­haber mit einem Vertikutierer vor. Sein Name leitet sich vom eng­lischen „vertical cut“ ab, vertikaler Schnitt. Eine rotierende Messerwalze arbeitet quer zur Grasnarbe. Die Messer sind allerdings nicht so scharf wie beim Rasenmäher. Sie kämmen den Rasen eher, zerkleinern Filz und Moos und holen es zwischen den Grashalmen heraus. Lohn der Mühe ist dichtes Gras, saftig grün und duftend frisch.

Güde vertikutiert am schlechtesten

Beim Vertikutieren kommt es vor allem darauf an, den Rasenfilz und das Moos zuentfernen, die Grasnarbe aber möglichst unbe­schadet zu lassen. Das Gerät sollte zudem nicht verstopfen. Die 18 Elektrovertikutierer im Test unterscheiden sich beträcht­lich: Von gut bis mangelhaft ist alles dabei. Erstaunlich: Der güns­tigste Vertikutierer für 80 Euro ist fast genauso gut wie der teuerste für stolze 450 Euro. Manche Geräte jedoch funk­tionieren nicht richtig, andere gehen schnell kaputt. Den schlechtesten Eindruck beim Vertikutieren hinterlässt Güde: Er entfernt weder Filz noch Moos richtig, beschädigt dafür die Grasnarbe erheblich und verstopft schnell. Für ihn heißt es am Ende: mangelhaft (siehe Tabelle und Kommentare).

Ausgerechnet der schlappe Güde arbeitet am leisesten. Ansonsten ist etwa jedes zweite Gerät im Test unangenehm laut. Das ist für Hobby­gärtner allerdings nicht ganz so schlimm, weil sie eher selten vertikutieren.

Bei einigen Geräten lässt sich die Messerwalze gegen eine Belüfterwalze mit dünnen Federkrallen tauschen. Die reicht bei geringer Verfilzung und schont den Rasen. Das Belüften haben wir aber nicht getestet.

April ist die Zeit für den Quer­schnitt

Ist der Rasen nach dem Winter wenig verfilzt, muss nicht unbe­dingt vertikutiert werden. Es regt aber das Wachs­tum an, der Rasen wird dichter. Die beste Zeit für den Quer­schnitt ist April.

Tipp: Bringen Sie 14 Tage vor dem Vertikutieren Dünger aus, damit das Gras dann besser nach­wächst. Mähen Sie den Rasen auf zwei bis drei Zenti­meter herunter und vertikutieren Sie dann. Der Boden sollte erdfeucht sein. Sehr verwilderter Rasen benötigt mitunter zwei Durch­läufe, einmal längs und einmal quer im Abstand von ein bis zwei Wochen. Bei Bedarf empfiehlt sich eine zweite Runde ab September.

Brill gibt früh­zeitig den Geist auf

Vertikutierer kommen zwar nur selten zum Einsatz, müssen dann aber einiges aushalten. Wir haben jedes Modell 50 Stunden auf dem Prüf­stand im Labor gefahren, was bei je zwei­einhalb Stunden im Früh­jahr und im Herbst etwa zehn Jahre Nutzung simuliert. Drei Geräte hatten damit Schwierig­keiten. Al-Ko und Bauhaus/Gardol zeigten starken Verschleiß an der Vierkant­aufnahme der Messerwalze. Beide bestanden den Dauer­test knapp. Beim Brill war die Aufnahme der Messerwalze schnell verschlissen und der Motor beschädigt. Das Gerät fiel früh­zeitig aus – mangelhaft. Das ist umso ärgerlicher, als sowohl Brill wie auch Al-Ko und Bauhaus beim Vertikutieren gut abschneiden.

Elektrovertikutierer eignen sich für Rasen bis etwa 500 Quadrat­meter. Für größere Flächen bieten sich eher Vertikutierer mit Benzin­motor an – nicht im Test vertreten. Sie arbeiten ohne störendes Kabel und sind meist kräftiger. Ihr Nachteil: Sie produzieren Abgase, sind aufwendiger zu pflegen und oft auch teurer. Bei Flächen bis zu 100 Quadrat­meter genügt auch ein Hand­gerät (siehe „Besonderheit“).

Tipp: Wenn Sie nur selten vertikutieren, können Sie auch einen Vertikutierer im Baumarkt für etwa 30 Euro pro Tag mieten. Oder Sie kaufen zusammen mit Ihren Nach­barn ein Gemein­schafts­gerät.

Mit oder ohne Fang­korb ist eine Frage, die sich beim Kauf stellt. Der Fang­korb ist beim Vertikutieren oft schnell voll, muss also häufig geleert werden. Viele Gärtner arbeiten deshalb lieber ohne Korb und harken das Vertikutier­gut nachher ab. Sie können den Rasen anschließend auch mähen. Rasenmäher erzeugen einen Sog, der das Mähgut im Fang­korb besser verdichtet und so mehr aufsammelt. Einige Vertikutierer werden gleich ohne Korb geliefert.

Einstellen und bedienen, fahren und wenden – was das angeht, hatten unsere Prüfer an den meisten Modellen etwas auszusetzen. Nur vier Geräte im Test lassen sich gut hand­haben: Gardena, Viking, Sabo und Wolf-Garten Campus. Mitentscheidend für den Erfolg beim Vertikutieren ist das Einstellen der Messertiefe. Ein Hebel oben am Holm oder unten am Gerät ist praktisch. Bei einigen muss der Gärtner die Schnitt­tiefe aber direkt am Rad der Vorder­achse justieren. Das ist mitunter mühsam.

Tipp: Stellen Sie Vertikutierer nicht zu tief ein, sonst werden die Graswurzeln beschädigt. Die Messer sollten genau bis zur Boden­oberfläche reichen und den Boden nur leicht anritzen. Hier gilt es auszupro­bieren, da die Geräte meist nicht fein justiert werden können. Der Boden sollte nur feine Rillen zeigen, keine tiefen Furchen. Nach dem Vertikutieren sieht der Rasen oft lädiert aus. Gesundes Gras erholt sich schnell wieder. Säen Sie aber größere Lücken nach.

Woran Testgärtner verzweifeln

Beim Fahren und Wenden ist es einmal mehr der Güde, der unsere Testgärtner verzweifeln lässt. Das Gerät ist schwer zu schieben, da es mit einer Kunst­stoff­leiste auf dem Boden schleift. Auch bei anderen ist das Fahr­verhalten nicht optimal, da zum Beispiel das Kabel schlecht geführt ist.

Für unebenes Gelände eignen sich vor allem Vertikutierer, bei denen die Messerwelle auf der Vorder­achse sitzt. Eine Messerwelle zwischen den Achsen hängt dagegen über einer Kuhle in der Luft. Kleine, wendige Geräte sind bei engen und dicht bepflanzten Gärten vorteilhaft.

Tipp: Fahren Sie einen Vertikutierer auf keinen Fall rück­wärts oder in Kurven. Durch diese Aktionen können größere Schäden an der Grasnarbe entstehen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Leu am 17.04.2023 um 08:08 Uhr
    Ein aktueller Test ...

    wäre doch etwas feines :-)

  • det1234 am 12.05.2022 um 19:38 Uhr
    Haltbarkeit & Ersatzteilpreise berücksichtigen

    Seit einigen Jahren betreibe ich für ca. 3 h im Jahr einen Gardena EVC 1000. Schon nach ca. 12-15 Betriebsstunden verschlechterte sich das Vertikutierergebnis erheblich. Grund: Die Abnutzung der Messer. Da diese nicht gehärtet sind, reduziert sich der Durchmesser der Messerwelle relativ schnell, wodurch die Messer nicht mehr tief genug in den Boden eindringen. Eine neue Messerwelle kostet ca. 120 €, ein neues Gerät 160 €. Dieses Missverhältnis macht das Gerät fast zum Totalschaden.
    Ein weiterer Mangel ist die Lagerung der Räder: Kunststoffräder auf billigen Kunststoffbuchsen. Kugellager? Fehlanzeige. Schnelles Ausleiern garantiert (wie auch beim gut getesteten Rasenmäher Bosch Rotak 37 Li).
    Solche Konstruktionsmängel und Ersatzteilpreise für Verschleißteile sollten viel stärker in die Bewertung eingehen. Damit könnten ihre Testergebnisse die Hersteller nötigen, mehr auf Qualität und Nachhaltigkeit zu setzen.

  • www.Schwipp.de am 17.04.2018 um 22:10 Uhr
    Ungeeignet für Naturgarten, da ohne Rutschkupplung

    Gardena: EVC 1000
    Ich habe ein Vorläufer-Gerät dieses Typs, bei dem aber ein entscheidendes Teil dasselbe ist wie in diesem Gerät (laut Explosionszeichnung).
    Denn: Was nicht getestet wurde ist: was passiert, wenn man dieses Gerät in einem Naturgarten benutzt, in dem auch schon mal eine Baumwurzel an die Rasen-Oberfläche tritt oder in dem irgendwo mal ein harter Tannenzapfen liegt?
    Antwort:
    Das Gerät geht kaputt. Man muss eine neue Torsionsfeder für rund 10 € kaufen, weil die eingebaute Feder verdrillt und die Motorkraft nicht mehr auf die Vertikutierwalze überträgt.
    Diese Torsionsfeder besteht aus einem 25,5 cm langen Stück Stahlblech 2 mm stark und 10 mm breit, man bekommt so etwas in jedem Baumarkt als Meterware für vielleicht 3 €. Daraus kann man dann drei solcher “Torsionsfedern” selber herstellen durch Absägen eines entsprechend langen Stücks.
    Ich hätte mir ein Vertikutiergerät mit Rutschkupplung gewünscht. So wie das jetzt gelöst ist, ist das nix gescheites.

  • andreas-andrew am 22.02.2016 um 08:39 Uhr

    Kommentar vom Autor gelöscht.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 03.03.2014 um 10:15 Uhr
    Freischaltung Testartikel

    @Doris.Arldt: Der Testartikel ist ab sofort für Sie frei geschaltet und steht Ihnen über Ihr Mein test.de Konto (siehe "Bezahlte Inhalte" ) 4 Wochen lang zur Verfügung. (MK)