
Amazon Prime. Lkw mit Prime-Werbung sind allgegenwärtig. 2022 erhöhte Amazon die Preise - laut einem neuen Urteil war das rechtswidrig. © picture alliance / dpa / Matthias Balk
Amazon Prime-Kunden, die bis Herbst 2022 eingestiegen sind, können Geld zurückbekommen. Das sagt ein neues Urteil. Wir zeigen, wie Sie Ihr Geld unkompliziert einfordern.
Preiserhöhung ohne Zustimmung der Kunden
Für Kunden, die von der Preiserhöhung bei Amazon Prime im Herbst 2022 betroffen sind, hat das Landgericht Düsseldorf ein wichtiges Urteil gesprochen. Das sind viele Verbraucherinnen und Verbraucher, denn wer Amazon Prime abonniert, muss bei Bestellungen über das Onlineportal nicht für den Versand der Ware zahlen und bekommt viele Produkte schneller zugestellt. Hinzu kommt die Zugriffsmöglichkeit auf einen gewaltigen Musik- und Filmvorrat.
Wie viele andere Unternehmen auch behielt sich Amazon vor, den Preis fürs Prime-Abo unter bestimmten Voraussetzungen zu erhöhen. Wann Amazon die Preise wie erhöht, blieb aber weitgehend unklar.* Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zog vor Gericht. Das Landgericht urteilte jetzt: Die Bedingungen sind unwirksam.
Landgericht Düsseldorf, Urteil vom 15.01.2025
Aktenzeichen: 12 O 293/22
Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Es entspricht aber den Ansagen des Bundesgerichtshofs und vieler anderer Gerichte. Sollte Amazon Berufung einlegen, ist diese nach Ansicht unserer Juristen und Juristinnen aussichtslos.
Immerhin: Amazon verpflichtet sich in den Prime-Abo-Bedingungen, die Preise zu senken, sollten die Kosten sinken. In den Geschäftsbedingungen anderer Unternehmen fehlt eine solche Regelung oft.
Recht auf Erstattung
Die Folge des Urteils: Amazon ist und war nicht berechtigt, seine Preise einseitig zu erhöhen. Nur mit Zustimmung der Kunden sind Preiserhöhungen rechtmäßig. Mitte September 2022 erhöhte Amazon den Preis fürs Prime-Abo von 7,99 auf 8,99 Euro pro Monat oder von 69 auf 89,90 Euro pro Jahr. Prime-Abonnenten, die das Abo noch zum alten Preis abgeschlossen und der Preiserhöhung nicht zugestimmt haben, können damit Stand Ende Januar 2025 bei Monatsabos 29 und bei Jahresabos je nach Zahlungszeitpunkt bis zu 62,70 Euro Erstattung von Amazon fordern. „Herausgabe wegen ungerechtfertigter Bereicherung“, nennen Juristen das.
Aufgepasst: Eine Zustimmung zu den neuen Preisen liegt nach Ansicht unserer Juristinnen und Juristen auch vor, wenn Prime-Abonnenten nach Ansage der neuen Preise vom Jahres- aufs Monats-Abo oder umgekehrt gewechselt sind. Der Wechsel von Geräten für den Abruf von Musik oder Videos dagegen wird sich in der Regel nicht als vertragliche Bestätigung der zu diesem Zeitpunkt gültigen Preise verstehen lassen.
Durchsetzung per Sammelklage
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat schon angekündigt: Sie wird eine Sammelklage erheben, um das Recht auf Erstattung durchzusetzen. Die erfreuliche Folge für betroffene Prime-Kunden ist, dass sie sich ihr Recht auf Erstattung dann bequem und mit nur wenigen Minuten Aufwand sichern können, indem sie ihre Rechte online anmelden. Das wird in einigen Monaten möglich sein. Wir werden berichten. Auch die Verbraucherzentrale informiert auf verbraucherzentrale.nrw über die Amazon-Prime-Klage.
Mit unserer Hilfe Chance auf Verzugszinsen
Wer etwas mehr Zeit investiert, kann sich zusätzlich zur Erstattung auch das Recht auf Verzugszinsen sichern. Wir denken: Das lohnt sich. Amazon hat uns gegenüber erklärt: Es hält die Preiserhöhung weiter für wirksam und wird womöglich in Berufung gehen. Bis rechtskräftige Urteile vorliegen, können Jahre vergehen. Der Verzugszinssatz liegt aktuell bei 7,27 Prozent. Wenn er nicht noch steigt und Amazon Ende Januar in Verzug gerät, stehen Monats-Abonnenten am 1.1.2027 Zinsen in Höhe von 5,57 Euro zu und am 1.1.2028 wären es 9,75 Euro, wenn Amazon weiterhin nicht zahlt. Jahresabonnenten mit einer Zahlung ihrer Gebühren immer am 1. Oktober erhalten zusätzlich zur Erstattung am 1.1.2027 Zinsen in Höhe von 11,02 Euro. Per 1.1.2028 wären dann 17,73 Euro fällig.
Tipp: Um sich das Recht auf Verzugszinsen zu sichern, müssen Sie Amazon ultimativ zur Zahlung auffordern. Dabei hilft unser Musterbrief mit ausführlichen Hinweisen zur Benutzung.
Weiteres Verfahren zur Werbung auf Amazon Prime Video
Schon länger bekannt: Alt-Prime-Abonnenten steht auch wegen der rechtswidrigen Einführung von Werbung in die meisten Prime-Videos Geld zu. Die Einzelheiten dazu erklären wir unter Amazon Prime Video: Wie Sie 2,99 Euro pro Monat Erstattung fordern.
* Passage am 3.2.25 korrigiert. Wir hatten fälschlicherweise geschrieben, in den Prime-Bedingungen fehle eine Verpflichtung zur Preissenkung bei sinkenden Kosten, doch sie ist enthalten.
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