
Dasselbe in Grün? Neben den Zutaten unterscheiden sich tierische Markenprodukte (jeweils rechts) oft auch im Preis von ihren pflanzlichen Pendants (jeweils links). © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Majo ohne Ei, Joghurt ohne Milch: Für viele tierische Lebensmittel gibt es pflanzliche Alternativen. Oft sind sie deutlich teurer, wie unsere Stichprobe zeigt. Warum eigentlich?
Veggie boomt. Der Umsatz mit Veganem stieg dem Marktforschungsunternehmen Yougov zufolge 2024 um 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Viele dieser Lebensmittel sind Alternativen zu bekannten Produkten, deren tierische Zutaten durch pflanzliche ersetzt sind, etwa veganer Joghurt, Veggie-Hack oder Veggie-Nuggets. Oft sind solche Varianten erheblich teurer als die Originale, das ergab unsere Stichprobe im Handel im März 2025. Wir fanden aber auch Veggie-Alternativen, die günstiger sind – vor allem von Handelsmarken.
Pro Kilo bis zu fünf Euro teurer
Bei unserem Streifzug durch den Handel fanden wir acht Produktpaare der jeweils selben Marke, deren vegane Variante teurer war, etwa Süßwaren, Majo oder Fertigprodukte wie Fischstäbchen. Aufs Kilo gerechnet kosteten sie rund 1,80 Euro bis 5 Euro mehr als die Originale mit Fleisch, Fisch, Ei oder Milch. Alle sind Markenprodukte:

© Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
- Nutella Plant-Based kostet 11,40 Euro pro Kilo – herkömmliche Nutella nur 7,76 Euro. Auf den ersten Blick ist ein Glas der veganen Variante, bei der Kichererbsen und Reissirup das Magermilchpulver ersetzen, gar nicht so viel teurer: 3,99 Euro statt 3,49 Euro. Wer genau hinsieht, erkennt aber, dass das Glas der Veggie-Nutella nur 350 Gramm enthält, das Glas mit der herkömmlichen Nutella hingegen 450 Gramm. Der Preisaufschlag pro Kilo beträgt satte 47 Prozent.

© Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
- Veganer Fleischfreisalat von Popp Feinkost mit Wurstersatz auf Basis von Rapsöl und Sonnenblumenmehl kostet pro Kilogramm 13,27 Euro. Popps Feinster Fleischsalat ist mit 8,95 Euro deutlich günstiger. Auch hier enthält die vegane Packung weniger als das Original: 150 Gramm statt 200 Gramm. Dadurch ist der Preisunterschied von 48 Prozent pro Kilo nicht so offensichtlich.

© Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
- Für Miracel Whip Vegan – ohne Ei, dafür mit Erbsenprotein – haben wir umgerechnet 10,60 pro Liter gezahlt, für Miracel Whip Original nur knapp 8 Euro. Die vegane Variante ist damit 33 Prozent teurer.
- Heinz Mayo Classic vegan für 13,59 Euro pro Liter ist 31 Prozent teurer als Heinz Mayonnaise Das Original. Die kostet nur 10,41 Euro pro Liter.
- Die Schokolade Ritter Sport Crunchy Voll-Nuss vegan ist mit 2,69 Euro pro 100-Gramm-Tafel 23 Prozent teurer als Ritter Sport Dunkle Voll-Nuss für 2,19 Euro pro 100 Gramm.
- Die Joghurt-Alternative Zott Pure Joy Kirsche vegan kostet 7,92 Euro pro Kilogramm und ist damit 34 Prozent teurer als Zott Sahnejoghurt Amarena-Kirsch für 5,93 Euro pro Kilogramm.
- Der Kaubonbon Fritt vegan Erdbeer Himbeer für 15,89 Euro pro Kilogramm ist 25 Prozent teurer als Fritt Kaubonbon Erdbeere für 12,71 Euro pro Kilogramm.
- Die tiefgekühlten Frosta Veggie Stäbchen kosten 10,64 Euro pro Kilogramm und damit 20 Prozent mehr als die Frosta Fischstäbchen für 8,87 Euro pro Kilogramm.
Tipp: Weniger Inhalt in einer weitgehend ähnlichen Packung ist eine beliebte Masche für versteckte Preiserhöhungen. Wie Sie sie aufspüren, erklären wir in unseren Beiträgen zu Shrinkflation und Preisfallen im Supermarkt.
Andere Rohstoffe erklären nicht allein höhere Preise
Die teils kräftigen Preisaufschläge für manche Veggie-Alternativen überraschen. Kichererbsen und Reissirup statt Magermilchpulver, Wurstersatz statt Wurst, Erbsenprotein statt Ei: Rechtfertigt der Ersatz der Rohstoffe Veggie-Zuschläge von bis zu 48 Prozent? Julia Schwietering, Lebensmittelchemikerin bei der Stiftung Warentest, hat Zweifel: „Tierische durch pflanzliche Zutaten zu ersetzen, dürfte die deutlich höheren Preise in vielen Fällen nicht allein erklären. Vielfach dürften auch die Kosten für die Forschung und Entwicklung veganer Alternativen eine Rolle spielen.“ Manche Anbieter argumentierten auch mit Anschaffungskosten für Anlagen, die für die meist aufwendige Herstellung der Alternativen nötig seien.
Tierische durch pflanzliche Zutaten zu ersetzen, dürfte die deutlich höheren Preise in vielen Fällen nicht allein erklären.
Julia Schwietering, Projektleiterin für Lebensmitteltests bei der Stiftung Warentest
Veganes wird zum Teil höher besteuert
Die Mehrwertsteuer hat ebenfalls einen Einfluss auf die Preise: Für einige Grundnahrungsmittel − darunter neben Obst und Gemüse auch Fleisch, Milch und Milcherzeugnisse − gilt in Deutschland ein reduzierter Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent. Auf Milchalternativen oder Fleischersatz müssen Verbraucherinnen und Verbraucher aber den regulären Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent berappen.
Wer also beispielsweise Haferdrink zum Anrühren statt Kuhmilch kauft, zahlt 12 Prozentpunkte mehr Mehrwertsteuer. Um eine nachhaltige Ernährung zu fördern, plädieren einige Wissenschaftler etwa vom Thünen-Institut für eine geringere Besteuerung pflanzlicher Produkte sowie erhöhte Mehrwertsteuern auf tierische Lebensmittel.
Was die Anbieter zu den Preisaufschlägen sagen
Wir haben bei den Anbietern der drei oben abgebildeten Beispiele nachgefragt: Wie begründen sie die Preisunterschiede? Die Antworten waren, wenn überhaupt, sehr allgemein. Eine Sprecherin von Mondelez, Anbieter von Miracel Whip, schrieb uns, die Preishoheit liege in der alleinigen Entscheidung des Handels. Popp Feinkost machte keine Angaben zum Fleischfreisalat.
Ferrero erklärte, der Preis von Nutella Plant-Based hänge von einer Reihe von Faktoren ab, unter anderem von den Kosten der verwendeten Zutaten. „Darüber hinaus handelt es sich um ein neues Produkt auf dem Markt, das noch nicht die Mengenvorteile von Nutella Classic hat.“ Folgt man der Argumentation, kommt es zu höheren Stückpreisen, da von dem pflanzenbasierten Nuss-Aufstrich nur relativ kleine Mengen produziert und verkauft werden.
Mit Veggie-Eigenmarken sparen
Interessant ist, dass der Veggie-Zuschlag kein Automatismus ist. Unser exemplarischer Preisvergleich zeigt, dass manche veganen Produkte zu einem ähnlichen oder sogar etwas günstigeren Preis als das jeweilige Original erhältlich sind – vier der von uns gefundenen fünf Beispiele sind Handelsmarken, eines ist ein Markenprodukt.
- Wer die Lidl Vemondo Nuss-Creme Plant-Based kauft, zahlt genauso viel wie für die klassische Eigenmarke Lidl Choco Nussa Nuss-Nougat-Creme: 4,98 Euro pro Kilo.
- Die Kaufland Take it Veggie Vegane Steinofenpizza mit herzhaftem Aufschnitt kostet 3,40 Euro pro Kilogramm – und damit 11 Prozent weniger als ihr herkömmliches Pendant K-Classic Pizza aus dem Steinofen Edel-Salami für 3,80 Euro pro Kilo. In unserem Tiefkühlpizza-Test schnitt die vegane Variante übrigens minimal besser ab als die mit Salami.
- Aldi My Vay Vegane Nuggets mit Dip sind mit 7,63 Euro pro Kilo immerhin 8 Prozent günstiger als Aldi Jacks‘s Farm Chicken Nuggets mit Sweet Chili Dip für 8,30 Euro pro Kilogramm.
- Um 7 Prozent günstiger als das fleischhaltige Produkt ist die Leberwurst-Alternative Rügenwalder Mühle Vegane Pommersche fein. Sie kostet 19,92 Euro pro Kilo, die Pommersche Feine Gutsleberwurst von Rügenwalder Mühle 21,52 Euro pro Kilo.
- Rewe Beste Wahl Hauchzarter Aufschnitt Typ Hähnchen Klassik vegan ist mit 12,90 Euro pro Kilogramm 3 Prozent günstiger als Rewe Ja! Hauchzartes Hähnchenbrustfilet für 13,27 Euro pro Kilogramm.
Tipp: In unserer Testbilanz von Ersatzprodukten lesen Sie, wie gut die Alternativen für Fleisch, Wurst, Fisch und Milch wirklich sind.
Einige Händler haben Preise angeglichen
Dass vor allem Veggie-Produkte der Handelsketten im Preisvergleich punkten, ist kein Zufall. Beispielsweise Lidl, Aldi und Kaufland haben schon 2023 das Preisniveau ihrer veganen und herkömmlichen Eigenmarken angeglichen. Lidl zufolge stieg seitdem der Absatz der verkauften veganen Artikel bei dem Discounter um über 30 Prozent.
Dass sich über den Preis die Entscheidung für pflanzliche Produkte beeinflussen lässt, zeigt auch eine kürzlich veröffentlichte Studie zu Fleischalternativen von Forschenden an den Unis Göttingen, Halle-Wittenberg und der Humboldt-Universität Berlin. Sie kamen zu dem Ergebnis: Hersteller könnten die Umsätze von vegetarischen oder veganen Alternativen steigern, wenn sie diese zu niedrigeren Preisen als die Fleischoptionen anbieten.
Tipp: Warum es fürs Klima günstig ist, mehr Pflanzenkost in den Speiseplan aufzunehmen, lesen Sie in unserem Beitrag Klimafreundlich essen.
Der Preisabstand sinkt
Insgesamt scheint der Preisabstand zwischen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln zu sinken. Die Organisation ProVeg, die sich für pflanzliche Ernährung einsetzt, untersucht regelmäßig die Preisunterschiede zwischen zwei Muster-Warenkörben mit je zwölf tierischen und pflanzlichen Nahrungsmitteln bei verschiedenen Händlern. In der ProVeg-Preisstudie 2024 war der Warenkorb mit den pflanzlichen Alternativen im Schnitt 16 Prozent teurer. 2023 hatte der Preisunterschied noch 25 Prozent betragen, 2022 sogar 53 Prozent.
-
- Lebensmittel bleiben teuer. Die Stiftung Warentest sagt, welche am stärksten betroffen sind, nennt Alternativen und gibt Tipps fürs Einkaufen.
-
- Kaum ein Lebensmittel hat sich im Jahr 2024 so verteuert wie Olivenöl. Nach zwei schlechten Ernten sind die Aussichten nun positiv. Erfreuliche Folge: Die Preise sinken.
-
- Die Preise für Kaffee sind in den letzten Jahren kräftig gestiegen. Bei Segafredo ist der Anstieg am höchsten. Zwei Filterkaffees sind nicht teurer geworden.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Guten Morgen,
zugegeben, die angesprochenen Punkte sind relevante Faktoren bei der Preisbildung, aber Sie eiern gehörig um den Elefanten im Raum herum. Dem Konsumenten wird das Geld aus den Taschen geleiert, wie bei JEDEM Hype.
Seit ich vor 2-3 Jahren unsere Ernährung umgestellt hatte, fand ich zahlreiche Belege dafür, dass der Verbraucher sowohl für Hype, als auch für Faulheit (körperlicher, wie geistiger) zur Kasse gebeten wird.
Letztes Beispiel:
Der Seniorenteller Linsen und Spätzle von chef select (Lidl), ist nichts Schlechtes, aber:
Eine Portion à 400g kostet 2,99 €, wir haben 3 Portionen benötigt, also 8,97 € für 1,2 KG, nennen wir es Nahrung ;)
Habe ich nachgekocht mit einer Dose veganem Linseneintopf (800g) für 1,89 €, 500g "Bio"-Spätzle für 1,45 € und 3 Wiener Würstchen (270g) vom "Metzger" für 4,17 €.
Macht 7,48€/KG für die Variante von Lidl und 4,78€/KG für meine Variante mit "echter Wurst" vom Metzger und "BIO"-Spätzle. Ohne Wurst kämen wir auf 2,57€/KG.
Es ist Abzocke.