
Selbst gemacht. Wenn Kinder an der Zubereitung ihres Pausensnacks mitwirken − und sei es nur, dass sie die Gurkenscheiben aufs Brot legen−, wertet das für sie das Essen auf. © Adobe Stock
Wie macht man Kindern gesunde Ernährung schmackhaft? Der Ernährungspsychologe Thomas Ellrott verrät Tipps und Tricks, die besser wirken als gut gemeinte Argumente.
Snacks für die Schulpause sollten ausgewogen und gesund sein. Aber was tun, wenn der Nachwuchs die liebevoll gepackte Brotdose nicht anrührt? Wir haben Dr. Thomas Ellrott befragt. Er ist Leiter des Instituts für Ernährungspsychologie der Universität Göttingen, und rät zunächst zu Gelassenheit.
Argumente bringen nichts
Grundsätzlich sei es selten zielführend, beim Thema Ernährung auf die Kinder einzureden − selbst mit Engelszungen nicht, so Ellrott. Mit sachlichen Argumenten komme man meist nicht weit:. „Sätze wie ‚Ich habe Dir viel Gesundes eingepackt‘ töten jede Snackbox“.
Der Hinweis, dass man etwas essen soll, weil es gesund ist, werde von Kindern eher als Zwang und Bevormundung verstanden. Bei vielen Kindern negativ besetzt seien auch Begriffe wie „Vollkorn“ oder „Pausenbrot“. Hilfreicher sei es, von einem Sandwich zu sprechen, so der Ernährungspsychologe.
Kinder mit anpacken lassen
Ein Schlüssel zum Erfolg kann sein, die Kinder stärker mit einzubinden, sie etwa ihre Sandwiches selbst schmieren zu lassen. „Wenn Kinder ihr Essen selbst zubereiten, wird es für sie enorm aufgewertet“, sagt Thomas Ellrott. Das gebe den Kindern ein Gefühl von Selbstwirksamkeit.
Wenn es morgens stressig ist, lässt sich das oft schwer umsetzen, aber: „Es reichen schon Kleinigkeiten, etwa wenn die Kinder die Gurkenscheiben selbst aufs Brot zu legen.“ Viele Zutaten für einen leckeren und gesunden Snackbox-Inhalt könne man auch am Abend vorbereiten.
Etwas Naschen ist in Ordnung
„Am besten fragt man das Kind schon abends: Was darf ich Dir denn morgen in die Snackbox tun?“ so Thomas Ellrott. Die Wünsche müssen dann allerdings auch in gewisser Weise respektiert werden. Darf es also auch etwas Süßes sein? „Ja“, sagt der Experte. Wichtig sei aber, die Menge zu begrenzen. Schokoriegel zum Beispiel gibt es auch in Portionsgrößen von 20 bis 30 Gramm. „Wenn so eine kleine Süßigkeit mal mitgegeben wird, ist das okay.“
Wichtig ist, die Ernährung möglichst gut aufzulockern − mit gerösteten Nüssen etwa, Trockenobst oder mal einem Wrap statt des belegten Brotes. Auch beim Belag und dem Obst oder Gemüse sollte man möglichst oft variieren. „Sonst tritt das ein, was wir spezifisch sensorische Sättigung nennen“, so Thomas Ellrott. Damit ist gemeint, dass die Lust auf ein bestimmtes Lebensmittel abnimmt, wenn man es allzu regelmäßig isst.
Bekommen wir immer wieder das Gleiche vorgesetzt, wird es schnell langweilig.
Ernährungspsychologe Thomas Ellrott
Nicht zum Frühstücken zwingen
Idealerweise frühstücken Kinder morgens zu Hause. Vielen bleibt dafür aber keine Zeit, oder sie haben so früh noch keinen Appetit. „Dann sollte man die Kinder auch nicht zwingen, lieber die Snackbox etwas gehaltvoller packen.“ Das Ungünstigste sei laut dem Experten, den Kindern einfach Essensgeld mitzugeben.
Und was tun, wenn die Kinder ihre Snackbox nach der Schule unberührt wieder mit nach Hause bringen? Sollte man sie ihnen abends noch einmal vorsetzen? „Das wäre wieder so eine Zwangssituation, die zu Ablehnung führt“, sagt Ellrott. Stattdessen empfiehlt er Eltern, selbst beherzt zuzugreifen und den Kindern damit zu zeigen, wie lecker der Pausensnack ist. Kinder lernen (auch) am Modell: Wenn sie sehen, dass ihre Eltern authentisch gern Gemüse essen, werden sie das wahrscheinlich auch tun.
Was Experten zufolge in die Snackbox gehört
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat ihre Empfehlungen für die Zwischenverpflegung im Schulalltag im Oktober 2024 aktualisiert:
- Immer sollten frisches Obst und Gemüse dazugehören – und zwar klein geschnippelt und nicht etwa als Quetschie.
- Ergänzt wird es mit Vollkornbrot oder -brötchen oder ungesüßtem Müsli.
- Letzteres lässt sich zum Beispiel mit Naturjoghurt oder Skyr anmischen.
- Als Getränk eignen sich Wasser und ungesüßte Kräutertees oder Früchtetees.
- Eistee, Saft und Nektar oder Limonade sind keine kindgerechten Getränke − auch nicht in der Light- oder Zero-Variante.
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Sorry, aber bei derartigen banalen Tipps frage ich mich, für wie hilflos die Autorinnen die Leserschaft halten. Wie schon meine Oma wusste: Wer stets helfen will macht gerne hilflos.