
Abwarten. 5 bis 10 Minuten sollen Kräutertees ziehen. Kochendes Wasser löst Aromen am besten und tötet Keime ab. © Fotolia / constantinos
Pfefferminze, Fenchel, Kamille oder bunte Mischungen – diese Kräutertees trinken die Bundesbürger am meisten. Wir haben insgesamt 64 Tees der vier Sorten auf Schadstoffe geprüft, zum Beispiel auf Pestizide und Gifte aus Wildkräutern. Gut die Hälfte der Produkte überzeugt, einige sind aber kritisch belastet. Vor allem bei den Fencheltees gibt es viele sehr gute Produkte. Ein Tee ist mangelhaft: Anbieter Kusmi Tea nahm seinen Kamillentee nach Bekanntwerden der Testergebnisse vom Markt.
Testergebnisse für 64 Kräutertees 04/2017
Liste der 64 getesteten Produkte
Arznei-Kamillentee enthält viel ätherisches Öl
- [Update 9.12.20]
- Wer auf möglichst viel Kamillenöl Wert legt, sollte Arzneitee kaufen, wie ein Test des Vereins für Konsumenteninformation, Wien, zeigt. Unser Partner hat 16 Kamillentees aus Apotheke, Drogerie und Supermarkt geprüft. Alle vier getesteten Arzneitees halten die Vorgaben für den Gehalt an ätherischem Öl ein: 4 Milliliter Öl pro Kilo Blüten.
Bester Arzneitee ist Dr. Kottas Kamillenblüte aus Österreich, der etwa online bestellbar ist. Für Tee, der als Lebensmittel verkauft wird, reicht die halbe Menge ätherisches Öl. Fünf Produkte erfüllten selbst diese Anforderung nicht, darunter Tees von Alnatura, Pukka und Teekanne. Die Tester suchten auch nach Schadstoffen. Sie wiesen Pyrrolizidinalkaloide in 5 der 16 Tees nach, Pestizide in 12 Produkten. Biotee war tendenziell weniger belastet. Zu den Guten, auch bei uns erhältlichen gehört der Kamillenteedm Bio. [Ende Update]
Gifte aus Wildkräutern
Versehentlich mitgeerntete Wildkräuter können Kräutertees mit besonders kritischen Schadstoffen belasten – mit Pyrrolizidinalkaloiden, kurz PA. In der Natur schützen sich Pflanzen damit vor Fraßfeinden, in Lebensmitteln sind sie aber unerwünscht: Bei Tieren erwiesen sich die Substanzen als krebserregend und Experten gehen davon aus, dass PA auch beim Menschen kanzerogen wirken können. Eine leberschädigende Wirkung ist belegt. Das PA-Problem in Tee ist noch nicht lange bekannt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hatte es 2013 entdeckt und die Anbieter aufgefordert, das Problem soweit wie möglich zu beheben. Die Tester wollten wissen, was sich inzwischen getan hat. Sie schickten 64 Kräutertees der Sorten Pfefferminz, Fenchel, Kamille sowie Kräutermischungen zum Schadstoff-Check ins Labor. Die Prüfungen konzentrierten sich nicht nur auf PA, sondern auch auf weitere Substanzen wie Pestizide, Nikotin und Anthrachinon – letzteres kann über Verbrennungsprozesse in Tees geraten.
Pestizide sind nicht die kritischsten Schadstoffe
Der Test zeigt, dass in Kräutertees durchaus Pestizidrückstände vorkommen. Die PA-Befunde aber gaben mehr Anlass zur Sorge. Noch existiert kein Grenzwert, um sie zu einzuordnen. Daher orientieren sich die Tester an der Tagesmenge, die das BfR als wenig bedenklich ansieht. Die PA-Gehalte der Tees im Test stellen demnach kein akutes Risiko dar. Doch der geprüfte Kamillentee von Kusmi Tea war so extrem belastet, das bei regelmäßigem Konsum ein Risiko für die Leber nicht auszuschließen ist: Ein Beutel enthielt das 380-Fache der wenig bedenklichen Tagesmenge. Aufgrund der besorgniserregenden Befunde haben wir die Öffentlichkeit bereits Mitte Januar vorab informiert und davor gewarnt, den betroffenen Tee zu trinken. Der Anbieter rief Produkte der Charge daraufhin vom Markt zurück (siehe Meldung Kamillentee von Kusmi: Extrem mit Schadstoffen belastet).
In Kamillentee besonders hohe PA-Gehalte
Die Tester fanden in Kamillentees und Kräuterteemischungen häufiger PA als in anderen Sorten. Das kann botanische Gründe haben. So ähneln sich etwa die Blütenköpfe von Kamille und Greiskraut, einem PA-haltigen Wildkraut. Es kommt vor, dass es zwischen Teepflanzen auf einem Feld wächst und am Ende mitgeerntet wird. Anbieter gehen eigenen Angaben zufolge schon seit der BfR-Warnung 2013 gegen die kritischen Wildkräuter aus den Familien der Korbblütler, Borretschgewächse und Hülsenfrüchtler vor. Die Maßnahmen reichen – je nach Sorte – etwa vom regelmäßigen Absuchen der Felder über die Schulung der Erntehelfer bis hin zu genauen Sortierungen nach der Ernte.
Bio-, Baby- und Arzneitees
Einige Kräutertees im Test tragen besondere Siegel oder Auslobungen. So sind vier Fencheltees für Säuglinge aufgemacht, weshalb die Tester sie extra auf Nitrat prüften – eine Substanz, die im Extremfall Blausucht bei Babys verursachen kann. 16 Produkte tragen das EU-Ökosiegel, das Teebauern etwa den Einsatz von synthetischen Pestiziden verbietet. Und vier Tees heißen Arzneitees, was ihre Anbieter nach dem Europäischen Arzneibuch zu besonderen Reinheits- und Identitätsprüfungen verpflichtet. Außerdem müssen Arzneitees höhere Gehalte an ätherischen Ölen aufweisen als herkömmliche Tees aus Supermärkten und von Discountern. Ob diese besonderen Tees besser abgeschnitten haben als „gewöhnliche“ Kräutertees, erfahren Sie, wenn Sie den Testbericht freischalten.
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Kommentar vom Autor gelöscht.
@Ex-Kd: Bei Lebensmitteltests handelt es sich immer um eine Momentaufnahme. Ob noch getestete Chargen im Handel erhältlich sind, ist uns nicht bekannt. Der Test gibt aber einen guten Überblick welche Teesorten wenig bis nicht belastet sind. So sind Fencheltees frei von Pestiziden und PA aus Wildkräutern. Das gilt auch für die meisten Pfefferminztees. Während Kamille z.B. bei der Ernte leicht mit Wildkräutern verwechselt werden kann und die Tees daher vermehrt PA enthalten können. (bp)
@Stiftung_Warentest
Da Sie empfehlen Ihren Test als Entscheidungsgrundlage zu nehmen, was denken Sie, welche der getesteten Chargen noch zu bekommen sind?
@Axel4Home: Welche Teesorten wir empfehlen, können Sie in diesem Test nachlesen. Nach dem Freischalten des Tests, können Sie die interaktive Tabelle gut dafür nutzen, um diejenigen Tees anzeigen zu lassen, die hinsichtlich der Schadstoffbelastung mit sehr gut und gut bewertet wurden. (PF)
Den aktuellen Meldungen zufolge scheinen mir die Hersteller die Schadstoffe nicht im Griff zu haben. Gibt es noch Teesorten, die z.B. bedingt durch die Herkunft oder die Anbauweise, unbedenklich sind?