KI und Verbraucherrechte

„Die Frage ist nicht, ob KI im Alltag wirkt, sondern wo sie es nicht tut“

Datum:
  • Text: Eugénie Zobel-Varga
  • Faktencheck: Dr. Claudia Behrens
KI und Verbraucherrechte - Wie Algorithmen über unser Leben entscheiden

Psycho­login Dr. Marisa Tschopp erforscht unser Verhalten gegen­über intelligenten Systemen. © Scip ag

Marisa Tschopp erforscht unser Verhalten gegen­über intelligenten Systemen. Im Interview mit test.de erklärt sie, wie wir mit der KI umgehen sollten.

Netflix, Tinder, Online-Shops – über­all ist KI im Einsatz

Wo begegnen wir heute im Alltag bereits auto­matisierten oder KI-basierten Entscheidungen?

Die Frage ist ja heut­zutage eher: wo nicht mehr? Beim Online-Shopping, wenn Preise individuell angepasst werden. Bei Netflix oder Online-Dating, wenn Vorschläge von Algorithmen erstellt werden. Auch Bewerbungen werden oft durch Software vorsortiert, bevor ein Mensch sie sieht. Merkt man nicht direkt, hat aber reale Folgen. Auch in Medizin, Bildung oder Waffen­systemen sind solche Systeme im Einsatz. Vielleicht noch nicht im Toaster, aber das kommt vielleicht auch bald.

Wie schnell und wie stark wird KI in Zukunft unseren Alltag beein­flussen?

Je nach Gebiet gibt es natürlich Unterschiede. Grund­sätzlich ist das Tempo schon enorm. Man denke nur an Anwendungen wie ChatGPT, einen Chatbot, der selbst­ständig formulieren kann. Aber auch andere Bereiche geraten unter Druck, zum Beispiel Verwaltung, Banken oder Medizin. Es wird versprochen, dass der Alltag effizienter wird und mehr Menschen etwa im Gesund­heits­bereich erreicht werden können.

Aber klar ist: Alles wird auch undurch­sichtiger – wir müssen lernen, damit umzu­gehen, bevor wir die Kontrolle verlieren. Oder etwas pessi­mistischer gesagt: Akzeptieren, dass wir eigentlich schon viel mehr Kontrolle abge­geben haben, als uns bewusst ist. Wenn es „zu spät“ ist, müssen wir eben lang­sam anfangen, Widerstand zu leisten.

Verbraucher sollten kritisch bleiben

Warum ist Vertrauen in Entscheidungen durch KI wichtig?

Vertrauen ist zentral – aber nicht alles. Entscheidend ist das richtige Maß. Die tatsäch­liche Zuver­lässig­keit eines Systems, etwa bei Daten­schutz oder Fairness, muss mit dem Gefühl der Nutzer zusammenpassen. Doch oft ist das nicht der Fall. Vertrauen entsteht auch aus irra­tionalen Gründen, etwa weil Freunde ein System nutzen. Oder Miss­trauen, wenn man negative Assoziationen hat.

Ein System kann objektiv fair sein, aber wenn ich es nicht verstehe, wirkt es ungerecht. Umge­kehrt kann ein freundlicher Chatbot Vertrauen wecken, obwohl er tech­nisch fehler­haft ist. Beides – zu viel oder zu wenig Vertrauen – kann problematisch sein.

Wo liegen die Risiken, wenn KI über Geld, Verträge und Preise bestimmt?

Die größte Gefahr ist stille Diskriminierung. Menschen in bestimmten Stadt­teilen bekommen schlechtere Konditionen – ohne dass das nach­voll­zieh­bar ist. Wenn nicht einmal Entwickler wissen, wie eine Entscheidung zustande kommt, bleibt Betroffenen nur Ohnmacht. Das ist sehr problematisch.

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  • sworm am 21.08.2025 um 22:24 Uhr
    Amazon Visa/Zinia Ablehnung Erhöhung Kreditrahmen

    Vielen Dank für den Artikel. Ich werde jetzt noch mal einen Versuch unternehmen herauszufinden warum mir nicht mal die minimalste Erhöhung des Kreditrahmens gewährt wird.
    Bei der alten Amazon-Visa der LBB hatte ich jahrelang hohe Beträge monatlich umgesetzt und auch entsprechend hohen Kreditrahmen.
    Bei der neuen Karte von Zinia/Santander werden alle meine Bemühungen abgelehnt den Kreditrahmen auch nur minimal zu erhöhen. (Schufa-Score ist sehr gut.)
    Meine bereits erfolgte Nachfrage nach den Gründen wurde mit allgemeinen Sätzen und Verweis auf die Datenschutz-Seite quasi nicht beantwortet.
    Mal sehen, ob ihr Muster da hilft.